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Eltern im Leben der Kinder unmittelbar wiederholende und fortsetzende. Nur auf solcher Voraussetzung und Grundlage bildet die Familie den heiligen Kreis, in welchem die physische und sittliche Entfaltung des Menschen vor sich geht und dessen Charakter für den Werth, die Stellung und das Schicksal der Völker entscheidend ist. Der Zweck, eine Familie zu gründen, verbietet die Heirath zwicshen nahen Verwandten, weil die zwischen ihnen schon bestehende sittliche Beziehung durch eine geschlechtliche Gemeinschaft nicht erst herbeigeführt, sondern im Gegentheil verneint und entweiht werden müsste. Während unter den rohen Völkern das Weib gewöhnlich eine rechtlose Sklavin, ein Gegenstand willkürlichen Besitzes, noch heutigen Tages in Asien und Afrika die Frau nicht die freie Genossin des Mannes, sondern ein zwar habsüchtig bewachtes, sonst aber willkürlicher Verfügung preisgegebenes Vermögensobject ist, wird erst unter den Culturvölkern des Abendlandes mit Einführung der Monogamie die Ehe von der rohsinnlichen Bestimmung entkleidet und in die ikrem sittlichen Wesen entsprechende Richtung gewiesen.

In Betreff der monogamischen Familie unterscheidet sich die römische Rechtsanschauung von der germanischen. Die erstere fasst die Familie als einen Vertrag zweier selbstständigen Personen mit getheiltem Besitz und gibt dem Vater über die Kinder, so lange dieselben unmündig sind, unbedingte Gewalt. Die letztere fasst die Familie als eine einzige moralische Person, welche durch ein Zusammengehen der sittlich geeinigten Willen bei gemeinsamem Besitz entspringt, und worin auch die Kinder als untergeordnete, aber in der Unterordnung bereits als frei anerkannte Personen mitbegriffen sind. Während die germanische Auffassung die sittliche Natur dieses Verhältnisses in ihrer einfachen Idealität festhält, bietet dagegen die römische durch den stärkern Schutz, welchen sie den einzelpersönlichen Rechten zusagt, mancherlei äussere Vortheile. Obgleich daher die germanische Auffassung als die sittlichere und religiösere im Allgemeinen den Sieg davongetragen hat, pflegt man sie doch in den

meisten Gesetzgebungen durch Bestimmungen aus der römischen Form zu verändern oder zu bereichern.(")

Die Familie ist der Ausgangs- und Mittelpunkt der sittlichen Gemüthsbildung. Die Pflicht zur Schliessung der Ehe ist auf gleiche Weise in dem sittlichen Bedürfniss der Selbstbildung und Gemeinschaftsbildung begründet. Die Hauptbedingung derselben ist eine gewisse Gleichmässigkeit der sittlichen und natürlichen persönlichen Bildung und, was durch diese meistens bedingt ist, eine gewisse gegenseitige natürliche Zuneigung. Wo letztere wegen Unterschieds des Alters, der Rasse oder der persönlichen Bildung nicht stattfinden kann, da ist es pflichtwidrig, zu heirathen. Nur darf man in der Anforderung persönlicher Neigung nicht ästhetisch-romantische Ideale zum Maassstab nehmen. Die Ehe soll nur geschlossen werden in der Aussicht, dass die sittlichen und natürlichen Zwecke der Ehe verwirklicht werden können: zuerst die eines sich gegenseitig ergänzenden, bildenden, beglückenden Zusammenlebens, dann die der Erzeugung und Erziehung der Kinder, welche letztere ebenfalls eine Bedingung ihres Beglückens ist. Für Jeden beginnt mit der Ehe eine neue persönliche Bildungsperiode.

Die eheliche Liebe ist daher ohne Beimischung geschlechtlicher Gefühle nicht denkbar und nur Theil jener universellen Liebe, welche darin besteht, dass der Mensch sowohl Liebe und Freundschaft im engeren Sinne, als auch die allgemeine Menschenliebe und das Wohlwollen in allen Abstufungen und Formen, wie sie die wirkliche Lebensgemeinschaft bietet, ausbildet und hierdurch das individuelle Dasein in Andern zu erhöhen strebt.

Die Freundschaft setzt daher in noch höherm Grade wie die Ehe eine gleichartige, sittliche und besonders auch intellectuelle Entwicklung voraus, denn diese bedingt vollständiges gegenseitiges Verständniss und gegenseitiges Vertrauen und ohne diese Bedingungen kann der Zweck der Freundschaft, gegenseitige persönliche Ergänzung und sittliche Erhebung, nicht erreicht werden.

ANMERKUNGEN.

(1) Alles Leben bewegt sich in Gegensätzen. Wie da draussen in der Natur Licht und Finsterniss, Wärme und Kälte, so wechseln im Menschenleben Freud und Leid, Wahrheit und Irrthum, Liebe und Hass, und wechselvoll sind die Bilder des Lebens. Hier zeigt uns das Leben seine heitere Seite: Tanz und Spiel; dort seinen Ernst: Krankheit, Schmerz und Tod.

Diese Gegensätze, indem sie das Denken und Empfinden, die Stimmung der Seele beherrschen, offenbaren sich auch in der ganzen Weltanschauung der Menschen, in der Philosophie und Religion, in Sitten und Gebräuchen der Völker.

Bekannt ist das Lied: "O wunderschön ist Gottes Erde und werth darauf vergnügt zu sein, drum will ich, bis ich Asche werde, mich dieser shönen Erde freu'n; " dagegen sangen unsere Väter nach ihrem alten Gesangbuche: "Gottlob, es geht nunmehr zu Ende," und: "Allhier in diesem Jammerthal ist Noth und Elend überall."

Das sind solche Ausdrücke einer ganz verschiedenen Welt- und Lebensbetrachtung. Welche ist nun die richtige?

Was ist die Welt? Ist sie ein Jammerthal oder ist sie ein Freudensaal? Was ist das Leben? Ist es ein Trauerspiel oder ein Lustspiel? Wer hat Recht, der weinende oder der lachende Philosoph?

Der Optimismus, dem Wortlaute nach die Lehre von der besten Welt, betrachtet die Welt als vollkommen, als gut und gotteswürdig. Das Wort verdankt seinen Ursprung den Grübeleien der Philosophen, namentlich des Leibnitz, welche lehrten: Von allen denkbaren Gestaltungen und Einrichtungen der Welt habe die schöpferische Weisheit grade die gegenwärtige wirkliche Weltordnung ausgewählt; diese wirklich bestehende Weltordnung müsse daher die beste und vollkommenste sein. Der Optimismus sieht die unleugbaren Uebel, die Schmerzen und Leiden des Lebens nur als Ausnahmen von der Regel an. Die optimistische Gemüthsstimmung empfindet das Leben als ein Glück, hält Freude und Lebensgenuss für des Menschen höchstes Gut, für des Lebens Zweck und Ziel. Der Pessimismus, das Gegentheil jener Lehre, betrachtet die Welt als verderbt, als schlecht und gottentfremdet, er sieht die Uebel des Lebens als das Bleibende und Wesentliche, die Freude nur als vergängliche und flüchtige Ausnahme an. Die pessimistische Gemüthsstimmung empfindet das Leben nicht als ein Glück, sondern nur etwa als ein Dasein, welches man trägt, weil es einmal ist.

Dieser Gegensatz in der Lebensbetrachtung der Menschen offenbart sich auch in den Religionen der Völker.

Viele der alten heidnischen oder Naturreligionen waren ihrem Wesen nach heiter und freudig. Jene Völker verehrten ihre Götter durch fröliche Feste,

durch Tanz und Spiel. Dagegen schliessen die sog. Offenbarungsreligionen, die jüdische und christliche, alles Heitere und Fröhliche von sich aus, betrachten es als unheilig und ungöttlich, ja sie glauben der Gottheit angenehm zu werden durch Fasten, Entbehrungen, durch selbstgeschaffene Qualen, sie wähnen ihre Tempel entweiht durch Frohsinn und Heiterkeit.

Dieser Gegensatz in den Religionen der Völker bewegte die Seele unseres Volksdichters Schiller, als er die "Götter Griechenlands" besang: "Da ihr noch die schöne Welt regieret, an der Freude leichtem Gängelband, selige Geschlechter noch geführet, schöne Wesen aus dem Fabelland. Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte, wie ganz anders, anders war es da!" Dieser Gesang ist dem Dichter von unsern Glaubensfrommen sehr verargt worden. Sie können es ihm nicht verzeihen, dass er die fröhlichen Götter Griechenlands den schmerzensreichen Heiligen des Christenthums vorzog, dass ihm das menschliche, gesellige Leben der Götter und Göttinnen im Olymp lieblicher erschien, als die ewige Anbetung und das ununterbrochene Gottschauen im christlichen Himmel.

Die jüdisch-christliche Glaubenslehre ist durchaus pessimistischer Natur. Sie lehrt, die Welt sei nur im Anfange und nur einen Augenblick gut und gotteswürdig gewesen, alsbald aber sei sie durch das böse Wesen und durch Adams erste Sünde zerrüttet und verderbt worden. Nun ist das Paradies verloren, das Jammerthal geblieben. Die Welt ist dem göttlichen Fluche, die Menschheit der ewigen Verdammniss verfallen. Gott hat zwar endlich selbst sich erbarmt, seinen Sohn gesandt, um durch den schmerzensvollen Kreuzestod desselben die Menschen zu erlösen. Allein sie sind doch nicht Alle erlöst, nein, nur ein kleiner Theil derselben, die kleine Zahl der Auserwählten, der Gläubigen; die übrigen sind und bleiben der ewigen Höllenqual verfallen und harren des schrecklichen Strafgerichtes Gottes. Und darum heisst es schon in der Bibel: "Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern."

In der That, das ist eine Lehre nicht nur des Pessimismus, sondern der Verzweiflung. Ewige Höllenqual! Hätte nicht die natürliche Liebe zum Leben dem Glauben das Gegengewicht gehalten, die Menschen wären vor Furcht und Zittern, die Christenheit wäre an diesem Glauben gestorben. Doch dieser Pessimismus des Glaubens konnte wegen seiner Uebertreibung bei den meisten Menschen niemals tief genug in das Gemüth eindringen. Viele haben diesen Glauben bekannt, Wenige haben ihn wirklich beherzigt. Und diese Wenigen sind durch jenen Glauben Einsiedler, Mönche oder Nonnen, Schwärmer geworden. Die Predigt dieses Glaubens hat noch keinen Menschen selig machen können, aber viele hat sie melancholisch und geisteskrank gemacht. Die Kirche selbst hat diesen Glauben zwar in ihren Lehren, aber in ihrem Thun hat sie denselben wenig beherzigt, sie sammelt irdische Güter und Schätze so viel sie nur kann.

Darum denn im Kampfe gegen das Kloster- und Mönchswesen, gegen diese düstere Richtung der alten Kirche, haben einige Neuere den alten Glauben völlig umgekehrt. Wie jene Entsagung, Busse, Reue und Leid predigen, so predigen diese Freude und Lebensgenuss. Wie jene sagen: "Schaffet, dass ihr selig werdet

mit Furcht und Zittern,” so sagen diese: "Freut euch des Lebens und geniesset die flüchtige Stunde." Sie machen das Streben nach Glück und Wohlsein zum Hauptgrundsatze selbst der Religion.

Was nun die Religion betrifft, so glaube ich: wie jene Leidenspredigt übertrieben und unwahr und traurig ist, so ist die Freuden predigt in der Religion nicht minder am unrechten Orte. Die Gläubigen betrachten jene Freudenpredigt als gottlos und verderblich, das ist sie nun zwar nicht, denn nie wird ein religiöser Prediger eine Freude empfehlen, welche für andere Menschen ein Leid ist, nie wird er ein Glück predigen, welches nur durch Unrecht und Sünde erlangt werden kann. Auch diese Prediger der Freude verkünden Tugend und Sittlichkeit, eben weil sie die Tugend als das rechte Mittel, als den Weg zur menschlichen Glückseligkeit ansehen. Aber entbehrlich ist die Freudenpredigt an religiöser Stätte, weil man das Trachten nach Glück und Wohlsein den Menschen nicht einzupredigen nöthig hat, das thun sie schon von selbst; sie vergessen dagegen nur zu leicht den Ernst des Lebens.

Doch Optimismus und Pessimismus, dieser Gegensatz gehört nicht nur dem religiösen Lehrgebiete an, sondern er offenbart sich in dem ganzen Leben der Menschen, in ihrer Seelenstimmung, ihrer Lebensbetrachtung, ihrer Philosophie.

Schon das Alterthum hatte seinen lachenden und seinen weinenden Philosophen, Demokrit und Heraklit; es hatte die epikuräische Philosophenschule, welche das Glück in der Befriedigung der natürlichen Triebe und Bedürfnisse des Menschen suchte, und die stoische Schule, welche jede sinnliche Regung und Leidenschaft beherrschen und unterdrücken und den Schmerz empfindungslos ertragen lehrte.

Beide Richtungen haben stets ihre Vertreter und diese ihre Gründe gehabt. Freude und Wohlsein, sagt der Optimist, ist des Menschenlebens Zweck und Ziel. Die Natur selbst gebietet dies. Sie legte den Trieb dazu in jedes Menschen Brust. Selbst der Wurm flieht den Schmerz, er meidet die erstarrende Kälte und sucht den erquickenden Sonnenstrahl. Nun, erwidert der Pessimist, wenn die Natur den Trieb zu Freude und Wohlsein euch einpflanzte, so sorgt sie doch sehr wenig für dessen Befriedigung, denn sie schafft Schmerz und Leid im Ueberfluss. Trachtet nur nach Freude und Glück, vergeblich wird es sein, tragen müsset ihr doch was das unerbittliche Geschick euch auferlegt. Jaget der Freude nach; sobald ihr meinet, ihr hättet sie erhascht, ist sie schon entflohen, ihr umarmet ein Trugbild. Verstummt ist schnell der Sirenengesang, aber bleibend das Klagelied Salomos: Es ist Alles, Alles eitel. Die Natur hätte euch zur Freude berufen? Nein, sie hat euch von der Wiege bis zum Grabe zu Schmerzen verurtheilt, sie hat euch allesammt, ob Sünder oder Fromme, zum Tode verdammt. Alles was ihr hoffet und wünschet ist ungewiss, nur was ihr fürchtet ist gewiss, gewiss ist nur der Tod. Und was ihr habet, ist nichts als ein Schein und was ihr seid ist nichts als eine handvoll Asche. Sagt doch der Dichter jenes Freudenliedes selbst, dass wir zuletzt nichts sind als "Asche."

Der Optimist beruft sich auf die Schönheit, die Weisheit der Natur, ihre

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