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Ordnung und Harmonie, er zeigt wie die Natur, eine liebende Mutter, für alle ihre Geschöpfe sorgt, sie ernährt und erhält. Doch, was ist die Schönheit der Natur? fragt der Pessimist. Schön ist die Rose, doch in ihrem Kelche sitzt der Wurm, der ihre Schönheit zerstört. Was ist die Weisheit der Natur, da sie so viel Blinde oder Taube, verstümmelte oder missgestaltete Wesen ins Leben ruft? so viel schlechte und böse Creaturen, bei deren Schöpfung sich die Natur selbst vergriffen oder geirrt zu haben scheint? Wo ist die Liebe der Natur, da sie das eine Geschöpf angewiesen hat, das andere zu erwürgen, um sein Leben durch den Tod des andern zu erhalten? Die Natur sorgt für ihre Geschöpfe, wo sie dieselben nicht etwa verkümmern, verfrieren oder verhungern lässt. Sie sorgt für ihre Geschöpfe; wenn sie es nicht thäte, so würde das ganze Gaukelspiel, welches wir Leben nennen, aufhören müssen. Nein, eine grausame Mutter ist die Natur, welche ihre Kinder gebiert und wiederum verschlingt. Das Leben des Geschöpfes ist ein steter Kampf um das Dasein und alle Elemente bergen die Feinde des Lebens. "Die Elemente hassen das Gebild von Menschenhand," ja sie hassen den Menschen selbst und sein Leben. Das Feuer vernichtet, das Wasser verschlingt ihn. Und der Mensch selbst is der grausamste Feind der Geschöpfe, ja der Feind seines eigenen Geschlechtes. Wo die verheerenden Krankheiten, wo die wilden Thiere das Menschenleben verschonen, da verbittern es sich die Menschen selbst durch Thorheit und Leidenschaft, ja sie erwürgen sich gegen. seitig in brudermörderischen Schlachten.

Nun wohl, spricht der Optimist, das ist leider so, aber die Menschen sind doch fortgeschritten, ihre Zustände sind erfreulicher und ihr Leben ist ein besseres geworden, als es früher war. Was Fortschritt? erwidert der Pessimist; ich sehe ihn nicht, da ist nur Wechsel der Gestalt und Form. Die Weltgeschichte ist ein fortlaufendes Gemälde von Gräuelthaten, von Mord- und Schlachttagen, und noch heute setzt es sich fort. Haben wir doch erst jüngst noch erleben müssen, dass zwei der gebildetsten Völker Europas, Franzosen und Deutsche, einen schrecklichen Krieg gegeneinander führten, in welchem sich Millionen Kämpfer feindlich gegenüberstanden, sich gegenseitig verstümmelten und tödteten, ihre Städte zerstörten und die Früchte jahrelanger Arbeit vernichteten.

Die Menschen sind noch heute so schlecht wie vordem, noch heute so unmündig in Politik und Religion wie immer. Ein kluger und selbstsüchtiger Kopf, der Frevel und Gewalt nicht scheut, macht sich zum Herrn der Millionen. Und der Unterdrücker wird als Held gepriesen, denn er siegte; die Unterdrückten werden als Empörer gestraft, denn sie unterlagen.

So etwa reden sie und widersprechen sich, beide Lebensanschauungen, Optimismus und Pessimismus. Welcher sollen wir beistimmen?

Ich antworte mit dem Sprichwort: Jedes Ding hat zwei Seiten. Und je nach der Seite, von welcher wir es betrachten, erscheint es uns, und je nach unserer persönlichen Gemüthsstimmung oder unserer Lebenslage betrachten wir es und sehen die eine oder die andere Seite mehr. Aber immer, wenn wir die

Dinge nur von einer Seite betrachten, ist unser Urtheil eben ein einseitiges. Man kann sagen: Beide Richtungen haben Recht und Unrecht, in beiden zusammen liegt die Wahrheit, beide zusammen bilden des ganze, das wirkliche Leben. Das Leben ist weder ein Glück noch ein Unglück zu nennen, es ist zumeist eine Art Gleichgewicht zwischen beiden, es ist eine Gewohnheit des Daseins, an deren Ende die meisten Menschen nur ungern denken.

Was der Pessimist sagt und klagt von den Uebeln der Natur, von Krankheit, Schmerz und Tod, es ist unleugbar wahr. Aber dennoch, soweit diese Uebel auf den Grundgesetzen der Natur beruhen, müssen wir mit dem Optimisten behaupten: "Wie es ist, so muss es sein." Das Gesetz der Natur, weil es ist, so muss es auch recht sein und gut. Das ist dasselbe, was der alte ergebungsvolle Glaube nur mit anderen Worten sagt: "Was Gott thut, das ist wohlgethan." Wir können nicht so vermessen sein, das Naturgesetz und die irdische Weltordnung zu verdammen, weil wir, wie ich unlängst sagte, das Ganze der Schöpfung und ihren Grundplan nicht überschauen; wir können ein Kunstwerk nicht tadeln, wenn wir die Kunst nicht verstehen. Die Natur, während sie für das Ganze allerdings mütterlich sorgt, behandelt doch das einzelne Geschöpf, sein Leben und sein Wohlsein, als ob es werthlos wäre, ein Spielwerk blinder Kräfte; sie zerdrückt mit hartem Fusstritt ein Leben, das sie eben erst geschaffen. Darüber mögen wir weinen, denn hart erscheint es uns, doch wir können nicht dawider murren, denn wir kennen nicht den Werth des Einzellebens, nicht seinen Zusammenhang mit dem Allleben.

Was der Pessimist sagt von dem Menschenleben, seinen Thorheiten und Leidenschaften, ist nicht minder wahr. Aber wenn er schildert, wie der Mensch den Menschen gequält und gemordet hat, so vergisst er, wie der Mensch dem Menschen auch wohlgethan, ihn brüderlich geliebt und ihm geholfen hat. Wenn er uns erinnert an die Gräuelthaten, an die Mord- und Schlachttage der Weltgeschichte, so vergisst er die zahllosen edlen Thaten, die Thaten der Hingebung für Menschenwohl, für Wahrheit und Recht.

Allerdings sind die Zustände des Menschenlebens in persönlichem Verkehr, in Politik und Religion noch heute vielfach zu beklagen; allein in Beziehung auf das Menschenleben und seine Zustände gilt nicht das Wort "wie es ist, so muss es sein," es heisst vielmehr: Wie es ist, so muss es nicht bleiben und wird nicht so bleiben. Wenn der Pessimist den Fortschritt der Menscheit leugnet, so irrt er und sieht durch ein getrübtes Auge. Die Menschheit ist allerdings fortgeschritten an Einsicht und Erkenntniss, und darum auch in der Herrschaft über die Natur, und darum auch in der Herrschaft über die selbstsüchtigen Triebe und Leidenschaften der menschlichen Natur. Die Erkenntniss ist fortgeschritten und die sittlichen Zustände der Menschen sind besser geworden trotz alledem; ein unbefangener Blick ins Leben bezeugt es uns. Die Uebel des Lebens, die der Pessimist beklagt, sind vorhanden, aber die natürlichen Uebel kann der Mensch mildern, die sittlichen Uebel kann er bekämpfen und überwinden, und indem er diese Uebel bekämpft, lebt er, und indem er überwindet, lebt er glücklich.

Genug, ich sage: Beide Lebensbetrachtungen, die heitere und die finstere, sind berechtigt, aber jede für sich ist einseitig und daher unwahr; nur in ihrer Verbindung, indem eine die Wahrheit der andern anerkennt, sind sie wahr. Das Leben ist kein Lustspiel, aber auch kein Trauerspiel, es ist vielmehr ein wunderbares Wechselspiel von Licht und Finsterniss, von Freud und Leid. Wie uns dieses Spiel der Naturkräfte, dieses ewige Entstehen und Vergehen auch persönlich mit Freude oder Leid berühren mag, so können wir doch nicht umhin, das Leben zu bewundern. Ergebungsvoll fügt sich der Weise den Gesetzen, die seines Lebens Bedingungen und Urheber sind; er weiss, dieselben Gesetze, die sein Leben begründet haben, dieselben sind es, die es endigen.

Jede einseitige Betrachtung ist nicht nur unrichtig, sondern auch nachtheilig. Der einseitige Optimismus, welcher die Uebel des Lebens übersieht, wird auch keine Veranlassung sehen, dieselben zu bekämpfen. Wer den Sieg errungen wähnt, wird die Waffen nicht mehr gebrauchen. Der einseitige Pessimismus aber, welcher die Uebel des Lebens für unüberwindlich hält, wird in sich nimmer den Muth finden, sie zu bekämpfen, denn wer sich für besiegt erkennt, wird die Waffen muthlos sinken lassen. Pessimismus ist Hoffnungslosigkeit, ein hoffnungsloser Mensch ist muthlos und der Muthlose thatlos. Der pessimistische Glaube ist der Ruin jeder fortschrittlichen Bestrebung.

Warum kämpfen wir für Reform und Besserung der religiösen Zustände unserer Zeit? Wir kennen die Uebel dieser Zustände und beklagen sie, aber wir kennen sie nicht nur, sondern wir glauben auch an ihre Ueberwindung; wir beklagen sie nicht nur, sondern wir bekämpfen sie. Und indem wir sie bekämpfen, leben wir. Das Leben ist ein Kampf der Gegensätze. Durch Nacht zum Licht, durch Irrthum zur Wahrheit, durch Kampf zum Siege.

Einige neuere Philosophen cultiviren den Pessimismus sehr stark. Sie behaupten auch, der Pessimismus sei das Wesen der Religion. Das ist indess nur halb wahr. Allerdings offenbart sich in der Glaubenslehre der Offenbarungsreligionen eine düstere, ja verzweiflungsvolle Betrachtung dieses Erdenlebens, allein dennoch wird ein Gläubiger niemals im Sinne der heutigen Philosophen behaupten, die Welt sei "schlecht," oder sie sei schlecht von Gott erschaffen; ein solcher Ausdruck wird einem Gläubigen als Blasphemie erscheinen. Wo die Welt schlecht ist, da ist sie es nicht durch Gott, ihren Urheber, sondern durch den Feind Gottes, den Teufel, der die gutgeschaffene Welt verderbt hat. Dem Gläubigen erscheint alles Geschehen in der Welt, soweit es von Gott kommt, als gut. "Was Gott thut, das ist wohlgethan;" dies Wort drückt eine Grundstimmung des religiösen Gefühles aus. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass diese Religionen nicht nur eine, dass sie vielmehr zwei Welten haben, diese irdische und jene überirdische Welt, das "Jammerthal" und den "Himmel." Und je schlechter die irdische, desto herrlicher ist die überirdische Welt. Darum sagt der Glaube: "Die Leiden dieser Zeit sind nicht werth der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden." Wir dürfen ferner nicht vergessen, dass der Glaube dieses Erdenleben nur für einen verschwindend kleinen Moment in der

ewigen Dauer des individuellen Daseins ansieht. Darin besteht eben der ganze Daseinszweck, dieser Religionen und ihrer Heilsanstalten oder Kirchen, dass sie den Menschen nach den Leiden dieser Zeit zur ewigen Seligkeit verhelfen wollen. Optimistisch also, trotz ihrer Dogmatik, ist das Streben und Hoffen dieser Religionen, endomonistisch ihre Moral.

Wer also diese ewige Seligkeit, diese zweite Welt des Glaubens, der modernen Weltanschauung geopfert hat und dennoch daran arbeitet, eine neue mit den Wissenschaften vertragliche Religionsgestaltung herzustellen, der muss für den verlornen Himmelsglauben in seiner Lehre irgend ein optimistisches Aequivalent schaffen oder die Arbeit aufgeben; er müsste uns denn beweisen können, dass der Mensch von Natur Schmerz und Leid lieber habe, als Freude und Wohlsein; d. h. die rein pessimistische Weltanschauung kann niemals die Grundlage der Volksreligion werden, eben so wenig wie die materialistische Philosophie mit ihrer blinden die Welt beherrschenden Nothwendigkeit. Nur eine idealistische, optimistische, tröstende und beruhigende Lehre kann Grundlage der Religion werden. Wer eine solche nicht hat oder nicht will, muss auch weiter den Verstand haben, dass er zum religiösen Reformator nicht berufen sei. Diese pessimistische Philosophie ist nicht anders, als der erneuerte alte Kirchenglaube an das "irdische Jammerthal." Dies philosophische Jammerthal ist aber um so trostloser, weil kein "Himmel," kein Rettungshafen mehr daneben steht.

Trösten kann uns dabei nur die Wahrnehmung, dass diese Philosophen während sie pessimistische Bücher schreiben, doch gleich uns, ihren Morgenkaffee mit Gemüthsruhe trinken, und gar nicht daran denken, ihre Theorie in Praxis umzusetzen, um sich sobald als möglich aus diesem Jammerthale in die Nirvana des Nichtseins zu begeben. Es kommt uns nicht in den Sinn, die Uebel in dieser Welt zu leugnen, wir haben auch unser bescheidenes Theil davon zu tragen, allein wir glauben, die Uebel gehören zum Leben, sie geben uns nicht das Recht, die Welt für schlecht im philosophischen Sinne zu erklären. Doch auch diese Philosophen, indem sie die Welt für schlecht erklären, drücken damit aus, dass sie dieselbe besser wünschen, dass ihnen also der Optimismus innerliches Bedürfniss ist.

Uebrigens ist die Frage, ob die Welt gut sei oder schlecht, eine höchst müssige. Gut oder schlecht sind relative Begriffe und können als Prädicate nur da eintreten wo wir Dinge mit einander vergleichen. Die unendliche Welt ist aber nur einmal da, und ob sie gut oder schlecht ist, wer weiss es? Entscheiden lässt sich diese Frage nicht sowohl durch den speculativen Gedanken, als vielmehr durch das individuelle Empfinden. Die Welt ist für jeden Menschen so, wie er sie sich vorstellt, wie er sie empfindet. Wem die Welt missfällt, dem ist sie schlecht, wem sie gefällt, dem ist sie gut. Was uns betrifft, wenn uns die Wahl vorläge zwischen der bestehenden Welt und einer neuen von den Philosophen construirten Welt, würden wir sagen: "Wir wollen's halt lieber beim Alten lassen;" denn wir fürchten, diese neue übellose Welt würde eben so langweilig werden, wie der kirchliche Himmel und sein ewiges Halleluja.

"Herr, erlöse uns von dem Uebel," so beteten die Christen Jahrhunderte lang, so beten sie noch heute. Vergeblich; die Weltgeschichte ging ihren Gang, kein Wunder geschah, kein Gott kam vom Himmel, um die Menschen von ihren Uebeln zu befreien. Dass sie selbst sich erlösen müssten, dass sie selbst die Kraft dazu im eignen Geist trügen, daran dachten sie nicht, nein, sie schauten gen Himmel, sie glaubten, sie hofften und beteten und blieben unerlöst und klagten, die Erde sei ein Jammerthal. In zauberhafter Art und Weise geschehend dachten sie die Erlösung und hofften auf eine überirdische höhere Macht. Nicht also wir; nein, wir erkennen die Erlösung als Selbstthat der Menschheit. Nur in dem Maasse werden die Menschen von ihren Uebeln erlöst werden, als sie sich auf sich selbst besinnen und der eigenen Kraft gedenken, als sie vom Himmel zur Erde, vom Gebete zur Arbeit, vom Glauben zur Erkenntniss kommen, als sie zu sich selbst, zur Vernunft kommen.

Die Erlösung ist Selbstthat der Menschheit. Aber, rufen die Gläubigen, ist es nicht gottlos, unfromm, solches zu glauben? Wie kann der schwache, der sündige, der sterbliche Mensch sich selbst erlösen, wenn der allmächtige Gott sich nicht erbarmt und sich der menschlichen Schwachheit annimmt? Dagegen frage ich: Warum soll es gottlos sein zu glauben, die schöpferische Allmacht habe den Menschen gleich in der Begründung der menschlichen Natur die nöthigen Kräfte und Anlagen gegeben? Warum soll es frommer sein zu glauben, Gott habe der Menschheit erst nachträglich auf zauberhafte Weise geholfen und ihr die Kraft der Erlösung auf ihren Lebensweg gleichsam nachgesendet? Hat Gott etwa seine Menschenschöpfung später erst, zur Zeit von Christi Geburt, verbessern und den Schöpfungsplan corrigiren müssen? Nein, gottlos, unfromm ist vielmehr euer Glaube, wenn ihr in Unthätigkeit und trägem Harren die Erlösung von oben her erwartet, die Gottheit mit Gebeten bestürmt und der eigenen gottverliehenen Kraft nicht gedenket, wenn ihr die eigene Vernuft, das göttliche Licht im Menschen, verachtet und verläumdet.

"Erlöse uns von dem Uebel," so beten die Gläubigen im Widerspruche mit dem Grundgedanken ihres Glaubens ? denn nach jenem Glauben ist die Erlösung nicht eine künftige, sondern eine vergangene Thatsache. Gott hat die Menschen erlöst vor zweitausend Jahren durch die Sendung seines eigenen Sohnes, durch dessen unschuldiges Leiden und Sterben. Wenn dem aber so ist, wenn die Erlösung vor zweitausend Jahren im jüdischen Lande geschehen ist, was hoffet und harret ihr noch des Weitern? Doch ihr fühlt selbst, dass sie nicht geschehen ist, dass sie noch geschehen muss. Darum sage ich: Die Erlösung ist nicht eine einmalige, eine vorübergehende Thatsache, sondern ein fortwährendes Geschehen, eine fortschreitende Selbstthat der Menschheit, nicht eine vollendete, sondern eine werdende Gestaltung des Menschenlebens. Und ferner: Die Erlösung ist nicht ein übernatürliches, sondern ein natürliches Geschehen, nicht eine geglaubte, sondern eine wirkliche Thatsache. Wir sehen sie geschehen in der Weltgeschichte, welche uns zeigt, wie die Menschen sich bisher von zahlreichen Uebeln erlöst haben, wie sie ihr Leben erleichtert und verschönert haben. Und das

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