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Äufserungen gelegentlich anders aufgefafst hat, so hat man sie falsch verstanden. Dafs Nomadenstämme häufig auf kürzere oder längere Zeit in die Grenzmark Ägyptens Einlafs suchten und fanden, wissen wir aus ägyptischen Urkunden und ist ein durchaus natürlicher Hergang. Etwas ganz anderes aber ist es, ob diese Erzählung ursprünglich an den Israeliten (und alsdann an welchem Bestandteil der erst in Kana'an zu einer Einheit erwachsenen bne Israel) haftete oder ob sie von irgend einem anderen Stamm auf sie übertragen ist. Was wir jetzt im Alten Testament davon lesen, kann für historische Tatsachen nicht mehr beweisen, als wenn etwa bei den griechischen Historikern die Ahnen der Griechen aus Lydien und Ägypten kommen oder Pelasger gewesen sein sollen, oder wenn in den römischen Annalen die Römer aus Troja stammen. Diese Fragen müssen von einer gewissenhaften Forschung aufgeworfen werden; aber sie zu beantworten fehlt uns jedes Mittel, dazu müssten wir ein ganz anderes und viel älteres Material über hebräische Sagen besitzen als uns erhalten ist. Nur darauf sei hingewiesen, dafs wie wir bei den Griechen jetzt festen Fuls fassen können in der mykenischen Zeit weit jenseits Homers und der Genesis der griechischen Sagen, wir so auch über die Vorzeit der Israeliten in den ägyptischen Nachrichten (einschliefslich der Amarnatafeln), so dürftig sie sind, ein rein historisches Material besitzen, das weit jenseits der Genesis auch der ältesten auf uns gekommenen israelitischen Sagen liegt, und sich zu ihnen etwa verhält wie die Germania des Tacitus zum Nibelungenliede.

Einige Vermutungen über die Beziehungen der Israeliten oder vielmehr der ursprünglich nicht israelitischen Südstämme zu Ägypten werden später in anderem Zusammenhange vorgelegt werden. Im übrigen aber halte ich nach wie vor jeden Versuch, die hier aufgeworfenen Fragen zu beantworten oder gar nach beliebter Manier die israelitische Sage in Geschichte umzusetzen (gewöhnlich setzt man sogar ohne jedes Bewusstsein für die Abenteuerlichkeit des Unternehmens mit einem kühnen Sprunge über ein halbes Jahrtausend hinweg, behandelt einfach die älteste uns erreichbare Erzählung, so jung sie ist, nachdem man sie rationalistisch zugestutzt hat, als brauchbare Geschichtsüberlieferung, ja man sieht in ihr die unerschütterliche Grundlage der Nationalität und Religion Israels), für wissenschaftlich verkehrt und indiskutabel.

Um so dringender ist es geboten, jetzt, nachdem der Schutt hinweggeräumt ist, den Versuch zu machen, über die Sagengestalt des Mose und ihre ursprüngliche Bedeutung zur Klarheit zu gelangen.

Mose in Merîba (Qadeš). Die Kämpfe Moses und Jakobs mit Jahwe.

Aufser den im Pentateuch verarbeiteten sagengeschichtlichen Werken des Jahwisten und des Elohisten besitzen wir bekanntlich über Mose noch eine ganz andere und ebenso alte Überlieferung, die man allerdings in der Regel so gut wie unbeachtet hat beiseite liegen lassen. Sie ist erhalten in dem Liede über die Stämme Israels, das uns Deut. 33 als Segen Moses überliefert wird. Dafs diese Sprüche den Segen Jakobs benutzen1) und dafs sie aus nachsalomonischer Zeit und aus Israel, nicht aus Juda stammen (s. v. 7), ist allgemein anerkannt. Das Lied beginnt mit einer Anrufung Jahwes, und auch die einzelnen Sprüche sind mehrfach an diesen gerichtet. Unter den Stämmen erscheint an dritter Stelle der fiktive Priesterstamm Lewi, der hier bereits, im Gegensatz zum Segen Jakobs, anstelle des verschollenen weltlichen Stammes dieses Namens getreten ist. Der Spruch über Lewi lautet:

„Dein Tummîm und Ürîm gehören dem Manne (d. i. den Leuten) Deines Getreuen, den Du versucht hast zu Massa, mit dem Du gestritten hast an den Wassern Merîbas; der von seinem Vater und seiner Mutter sagt: ich habe sie nicht gesehen, und der seinen Bruder nicht kennt und von seinem Sohne nichts weifs; sondern Deine Gebote bewahren sie und Dein Gesetz hüten sie; sie weisen Jakob Deine Rechtssatzungen und Israel Deine Weisungen"), sie bringen Opferrauch in Deine Nase und

1) STEUERNAGEL in seinem Kommentar S. 128 bestreitet das allerdings; aber ganz abgesehen davon, dass, wie er selbst zugibt, die Benutzung bei Joseph offenkundig ist, kann der Gedanke, Sprüche über sämtliche Stämme aneinanderzureihen, nur einmal erfunden sein. Der Segen Moses will das viel ältere Lied durch neue der Gegenwart besser entsprechende Sprüche ersetzen. Daher hat er auch die Liste der Stämme geändert: die verschollenen Stämme Simeon und Lewi werden gestrichen, dafür der Priesterstamm eingefügt, Joseph in Ephraim und Manasse zerlegt und diese wie Zebulon und Išsakar paarweise zusammengefafst. So kommt auch hier die unentbehrliche Zwölfzahl heraus. 2) Statt toratka ist wohl toroteka zu lesen. S. 95.

Ganzopfer auf Deinen Altar. Segne Jahwe seinen Wohlstand und seiner Hände Werk begnade, zerschmettere die Hüften seiner Gegner und seiner Hasser, dafs sie sich nicht erheben können!"

Der Spruch gibt uns ein deutliches Bild von der Stellung des Priesterstandes in der älteren Königszeit, etwa um 850 v. Chr. Er ist vollkommen einheitlich und in sich geschlossen: wie man einzelne Teile als spätere Zusätze hat ausscheiden können, ist mir unbegreiflich.') Die Priesterschaft bildet einen Berufsstand, der, wie so scharf wie möglich ausgesprochen ist, nicht auf Abstammung beruht, sondern auf freier Berufswahl das entspricht der Angabe, dafs David seine Söhne zu Priestern macht Sam. II, 8, 18 und Micha bei seinem Gottesbilde Jud. 17 erst v. 6 seinen Sohn als Priester anstellt und nachher v. 7 einen jungen Judäer aus Bethlehem, der den Priesterberuf erlernt hat (daher wird dieser als Lewit bezeichnet) und auf die Wanderschaft gegangen ist, um sich eine Stellung zu suchen. Sie sind losgelöst von ihrer Familie und vererben auch ihren Beruf nicht: „,seinen Sohn kennt er nicht", sagt unser Text denn sie haben keinen Grundbesitz, kein Erbgut, sondern, wie E2 (Dt. 10, 9) sagt „Jahwe ist ihr Besitz“ 2), von ihm, von den Opferabgaben, die ihnen zustehen3), bestreiten sie ihren Lebensunterhalt, und wenn das Geschäft gut geht, wenn ihr Heiligtum Ansehen gewinnt und ihre Orakel gut ausfallen, wenn „Jahwe ihr Tun gnädig anschaut", können sie zu grofsem Wohlstand gelangen. Daher fehlt es auch nicht an Neidern und Hassern, an Leuten, die von den Priestern und ihren Orakeln nicht viel halten, ungern opfern, und lieber nach eigenem Ermessen handeln als Jahwe um Rat fragen, auch nicht an solchen, die nach alter Weise als freie Hausväter sich selbst an Jahwe wenden, ihm einen Altar

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1) Der Wechsel des Numerus in v. 9b. 10 ist bei einem Kollektivum auch im Deutschen ganz unanstöfsig; für diese Verse würde der Singular (,,sondern Dein Gebot bewahrt er, er lehrt Israel Deine Rechtssatzungen") kaum mehr erträglich sein, da sie Dinge aussagen, die eben von der Gesamtheit der Priester ausgeübt werden und nur dadurch Bedeutung haben, dass ihrer viele sind, während v. 9a und 11 umgekehrt den einzelnen Priester als Individuum im Auge haben. Wie kann aber in einem Spruch über die Priester eine Aussage über ihre Tätigkeit je gefehlt haben!

2) S. ZATW. I, 119; ebenso bekanntlich das Deuteronomium 18, 1 ff. u. a. 3) Dafs der Terminus „die Hand füllen" bei der Priesterbestellung nicht auf eine Besoldung zu deuten ist, zeigt WEINEL ZATW. 18, 60 f.

von Erde oder Feldsteinen errichten (Exod. 20, 24 f.) und selbst opfern, ohne Intervention des Priesters. Auf diese wird der Fluch Jahwes herabgerufen. Die Geschichte von Datan und Abiram zeigt, wie ernsthaft das gemeint ist und wie gründlich die Priesterschaft das Hassen versteht, wo ihre materiellen Interessen auf dem Spiele stehen.

Aber so sehr allmählich das Ansehen der Priester (Lewiten) wächst, zu den Gemeindemitgliedern, den Geschlechtern der gehören sie nicht, sondern zu den abhängigen dienenden Elementen, so gut wie die Handwerker und Musiker; sie sind wie diese Schutzbefohlene, Gêrîm.1) Aber ebenso wie diese 2) schliefsen sie sich zu einer Berufsgenossenschaft zusammen, die in Zeiten, wo Geschlechtsorganisation und Blutsverband alle Lebensverhältnisse beherrschen, garnicht anders als in den Formen eines fiktiven Geschlechts oder Stammes 3) gedacht werden kann, das den realen Blutsverbänden der Grundbesitzer (ursprünglich Heerden besitzer) zur Seite tritt.

Zum Blutsverbande gehört ein eponymer Ahnherr, und der ist, seitdem für die Angehörigen des Priesterstandes der Name Lewi herrschend geworden ist, natürlich Lewi gewesen. Auch der Segen Moses hat diesen im Sinn; denn nur unter diesem Namen kann der fiktive Priesterstamm unter die realen weltlichen Stämme als ebenbürtig eingereiht werden, neben Ruben, Juda, Benjamin kann nur Lewi stehen.

Aber in dem Spruch über die Priester ist der Name Lewi nicht genannt, ebensowenig freilich ein anderer Name; dagegen wird er nach seinen Schicksalen und Leistungen scharf bezeichnet. Auch in diesem Zuge tritt sehr deutlich das allmähliche Zusammenwachsen der Priesterschaft zu einem Berufsgeschlechte hervor: sie sind Eindringlinge in den Kreis der wirklichen Stämme Israels, sie treten zwar mit grofsen Prätensionen auf, aber sie

1) Vgl. Entst. d. Judentums 182 f.

*) Vgl. ib. 139. 153. 157 über die Geschlechtsverbände der Salbenhändler und Goldschmiede in Jerusalem; und S. 152 ff. den Nachweis, dafs nur die Grundbesitzer zu den Geschlechtern gehörten.

3) Dafs das Geschlecht fiktiv ist, wufste man natürlich ebensogut wie in Athen die Angehörigen der kleisthenischen Phylen wufsten, dafs sie nicht leiblich von Aias, Leon u. s. w. abstammten. Aber den Widerspruch zwischen Fiktion und Tatsachen empfindet man nicht, sondern denkt über diese Dinge völlig naiv.

sind noch nicht allgemein anerkannt und müssen die Stellung begründen, die sie beanspruchen.

Im Eingangsverse wird der Priesterstamm als „Mann Deines Getreuen" ons bezeichnet. Es ist klar, dafs es hier genau

,איש יהודה איש ישראל in demselben Sinne gebraucht ist wie in bei Mesa) u. s. . ,,Mann) איש גדיששכר איש טוב,איש ימיני איש אפרים

ist kollektivischer Singular zur Bezeichnung der Gesamtheit der Stammesgenossen, völlig identisch mit die Söhne"; zwischen ,,der jeminitische, judäische, israelitische Mann“ und „die Söhne des Jeminiten, Judas, Israels" u. s. w. ist gar kein Unterschied.') Also die Lewiten sind die „Mannen" d. h. die Nachkommen „des Getreuen Jahwes"; anstelle des Eigennamens (der ja auch bei Jemini, Ephraim, Sakar u. s. w. in Wirklichkeit kein echter Stammname ist) ist das den Ahnen charakterisierende Appellativum getreten, das ihn als den Priester xar' é§oxýv, 7770п, To odio, den getreuen Diener Jahwes hinstellt. Von ihm heifst es, dafs Jahwe ihn versucht hat bei Massa und mit ihm gestritten2) bei Merîba. Dafs damit Mose gemeint ist, kann ernstlich nicht zweifelhaft sein. Also ist Lewi hier der „Maun", d. h. der Nachkomme Moses, natürlich nicht im buchstäblichen Sinne, sondern nur im Sinne des fingierten Geschlechtsverbandes. Das verträgt sich vollkommen damit, dafs nach der Sage umgekehrt auch Mose selbst der Sohn (oder spätere Nachkomme) Lewis ist: erst durch Mose erhält Lewi seine geistliche Bedeutung, und eben dadurch, dafs die späteren Priester die (fiktiven) Nachkommen Moses sind, werden sie zugleich zu bne Lewi, weil Mose selbst ein ben Lewi war. Eben weil „Lewit" sowohl Stammwie Berufsname ist, wird das Wort vermieden und auch nicht „der Sohn" sondern „der Mann Deines Getreuen“ gesagt.

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Nun ist kein Zweifel, dafs Merîba, oder richtiger Me Meribat Haderwasser", der Name des grofsen Quells von Qadeš gewesen ist (Num. 20, 1-13. 27, 14 Deut. 32, 51. Num. 33, 36. Ezech. 47, 1948, 28); und Massa mufs nach Exod. 17, 7, der einzigen

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1) soweit nicht im Sprachgebrauch lediglich die eine oder die andere Form durchgedrungen ist; so sagt man nur bne Ammon und Iš Sakar, Iš Tob. 2) Die mehrfach (zuerst wohl von WELLHAUSEN, Skizzen und Vorarbeiten II 79, 2) vorgeschlagene Übersetzung von für den Du strittest" scheint mir trotz der Berufung auf Jes. 1, 17 sprachlich sehr zweifelhaft und sachlich unmöglich.

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