ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

war, alle einschlägigen Fragen eifrig diskutiert und die unvermeidlichen Differenzen unserer Anschauungen auszugleichen versucht; wo eine Einigung nicht zu erreichen war, haben wir uns indessen nicht gescheut, sie bestehen zu lassen. Jeder Autor trägt für seinen Anteil allein die Verantwortung; dem Leser wird es nur willkommen sein, wenn er gelegentlich in die Diskussion eingeführt und ihm verschiedene Auffassungen vorgetragen werden, zwischen denen die Entscheidung ihm selbst überlassen bleibt.

Auch in meinen eigenen Aufsätzen sind, infolge ihrer sukzessiven Entstehung 1), gelegentlich Unebenheiten und Widersprüche stehen geblieben, die ich zu spät bemerkt habe. Ich mufs deshalb um freundliche Nachsicht bitten; was mir der Art aufgefallen ist, ist in den Nachträgen berichtigt.

Wenn in LUTHERS Aufsätzen die literargeschichtlichen Probleme und die Erfassung der Eigenart der Schriftsteller im Vordergrund stehen, so sind für mich die quellenkritischen Untersuchungen, so breiten Raum sie einnehmen, doch immer nur Mittel zum Zweck gewesen. Dadurch sind mehrere der angedeuteten Differenzen hervorgerufen; und ich gebe ohne weiteres zu, dass LUTHER z. B. beim Jahwisten die literarische Persönlichkeit schärfer gefafst hat, während ich nicht immer geschieden habe, was echter Jahwist (J) ist, was lediglich eine alte Überlieferung, die aber zu seinen Tendenzen nicht stimmt.

Es wäre mit grofser Freude zu begrüfsen, wenn der Quellenkritik durch metrische Untersuchungen, wie sie SIEVERS 2) ausgeführt hat, ein neues, völlig selbständiges Hilfsmittel erschlossen würde. Ich habe über Metrik kein eigenes Urteil und werde mich in solchen Fragen immer rein rezeptiv verhalten müssen; aber den Eindruck, dafs den erzählenden Abschnitten des Hexateuchs metrisch abgefafste Texte zu Grunde liegen, habe ich allerdings vielfach gehabt. Dagegen vermag ich den Ergebnissen, die SIEVERS für die Genesis gewonnen hat, trotz vieler sehr scharfsinniger und die Analyse fördernder Einzelbemerkungen doch in

1) Den ersten Aufsatz habe ich vor mehr als zwei Jahren niedergeschrieben; einen kurzen Überblick seiner Ergebnisse habe ich in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie vom 22. Juni 1905, S. 640 ff. veröffentlicht.

2) Metrische Studien I. II, Abhandlungen der süchs. Ges. d. W. XXI. XXIII 1901. 1904.

[ocr errors]

ihrer Gesamtheit um so weniger zuzustimmen, je länger ich mich mit ihnen beschäftigt habe. Die selbständigen Unterfäden", in die er J, E und P zerlegt und die alle in verschiedenen Metren abgefafst sein sollen, können unmöglich als selbständige Werke existiert haben, da sie eben absolut keine literarischen Einheiten sind, sondern im besten Falle verschiedene Schichtungen innerhalb desselben Werks. Dafs aber Interpolatoren und Redaktoren in einen metrischen Text ihre eigenen Zusätze in einem ganz anderen Metrum eingefügt haben sollten (etwa wie wenn im Homer inmitten der auseinandergerissenen Stücke von Hexametern jambische Stücke ständen), scheint mir vollkommen undenkbar: sondern entweder haben diese Späteren den alten Text als Prosa gelesen und ihre Zusätze in Prosa gemacht dann ist aber der Nachweis des Metrums überhaupt noch nicht geführt, da ja SIEVERS eben diese Prosastücke als Verse liest oder aber die metrische Analyse ist noch nicht ans Ziel gelangt und die Verse sind wenigstens in vielen Fällen falsch rekonstruiert. Ich halte das letztere für das Wahrscheinlichere und möchte glauben, dafs SIEVERS allerdings auf dem richtigen Wege ist, dafs wir aber noch in den ersten Anfängen stehen. Dafs es dagegen neben rhythmisierten Erzählungen in volkstümlicher Form auch echte Prosa gegeben hat, und dafs die israelitische Prosaliteratur weit älter ist als J und E, scheint mir eine völlig unbestreitbare Tatsache, Die Reste der alten Geschichtswerke im Richter- und Samuelbuch können immer nur Prosa gewesen sein; sonst müfsten sie ein ganz anderes Gepräge haben und wären eben keine wirklichen Geschichtswerke, was sie doch nun einmal unzweifelhaft sind. Sollte es daher gelingen, auch diese Stücke ebensogut in Metren umzusetzen wie die Erzählungen der Genesis, so wäre damit meines Erachtens allerdings erwiesen, dafs SIEVERS' Hypothese falsch ist und dafs der anapästische Rhythmus, der der hebräischen Sprache eignet, uns den trügerischen Schein eines wirklichen Metrums und echter Verse vorgespiegelt hat. Somit erscheint für einen Laien, wie ich es bin, allen metrischen Fragen gegenüber einstweilen die vollste Zurückhaltung dringend geboten.

Wenn ich mich bemüht habe, tiefer in die geschichtliche Entwickelung und in die Überlieferungen des israelitisch-jüdischen Volkes einzudringen und zu erkennen, auf welchem Wege sich aus den gleichartigen Verhältnissen der zahlreichen Stämme

Südsyriens seine individuelle Eigenart und die Grundlagen seiner weltgeschichtlichen Stellung herausgebildet haben, so hat mich daneben das Streben geleitet, durch Aufhellung seiner inneren Organisation und der damit aufs engste zusammenhängenden Volksreligion und Mythologie zugleich Licht zu gewinnen für die Erforschung der ältesten Zustände sowohl der übrigen Völker des Orients wie vor allem der Stämme Griechenlands und Italiens. Jede Erkenntnis, die auf dem einen Gebiet gewonnen wird, strahlt neues Licht auf die anderen aus. An der bei solchen Untersuchungen gebotenen Vorsicht hoffe ich es nicht haben fehlen zu lassen, und in der Regel habe ich mich daher auf kurze Andeutungen beschränkt; dafs aber in der Erforschung des Altertums nur eine vergleichende, universalhistorische Betrachtung weiter führen kann, dafs die künstliche Isolierung der einzelnen Forschungsgebiete überwunden werden mufs, ist zweifellos. In vielleicht noch höherem Grade gilt das von den folgenden Jahrhunderten, dem Zeitalter der Prophetie, das an dieser Stelle nur gelegentlich gestreift werden durfte: die griechische und die israelitische Forschung müssen sich gegenseitig befruchten, und für die grofsen Probleme, welche die Entwickelung Irans stellt, ist bei dem traurigen Zustand unserer Überlieferung vollends nur von hier aus eine Lösung zu erhoffen.

Eine Ergänzung der hier vorgelegten Untersuchungen würde eine gleichartige Behandlung der Phöniker bilden, des einzigen Volksstammes Syriens, von dem wir aufserdem noch wenigstens einige genauere Kunde besitzen. Ich hoffe demnächst die Zeit zu finden, die Abhandlung, welche ich vor neun Jahren darüber geschrieben habe und welche im Auszug in der Encyclopaedia Biblica erschienen ist, in vervollständigter Gestalt veröffentlichen zu können.

Ich erwarte den Vorwurf, dafs ich die moderne Literatur nicht immer genügend berücksichtigt, vielleicht auch sonst manche wichtige Notiz übersehen habe. Zur Entschuldigung mufs ich darauf verweisen, dafs in Berlin nicht nur die Arbeitszeit durch die grofsen Dimensionen der Stadt und die gewaltig sich häufenden Berufsgeschäfte aufs äufserste beschränkt ist, sondern dafs hier überdies dem Gelehrten eine Einrichtung vollständig fehlt, die ihm an jeder anderen Universität zur Verfügung steht: eine Bibliothek, die für die Bedürfnisse der wissenschaftlichen Arbeit

eingerichtet ist und in ihrer Befriedigung ihre Hauptaufgabe sieht. Soweit mir nicht die vortrefflichen Bibliotheken der Königlichen Museen und des Instituts für Altertumskunde Hilfe gewährten (und das konnte bei dem Gegenstande dieses Buchs nur in sehr geringem Umfang der Fall sein), war ich eben fast ausschliefslich auf meine eigene Bibliothek und auf die gelegentliche Aushilfe von Freunden angewiesen.

Grofs-Lichterfelde, im März 1906.

Eduard Meyer.

3 եւ.

el

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »