ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

I.

NEUSEELAND.

Neuseeland ist verhältnissmässig am besten bekannt unter den polynesischen Inselgruppen, da infolge der geregelten und zahlreichen Colonisation auf seinem, eine solche des gemässigten Klimas wegen gestattenden, Boden dieser vertrauter und vielfach beschrieben ist. Die Literatur Neuseelands soll (nach Trollope) sich bereits auf einige tausend Bände belaufen; aber obwol so Buch auf Buch geschrieben wurde, ist der speculative Inhalt der Glaubenslehre bis dahin ein verschlossenes Buch geblieben. Mythen freilich erzählt fast jeder; hier und da bei einem schärfern oder durch lebenslangen Verkehr mit den Maori vertrauten Beobachter, wie Taylor, Shortland, Nicholas, Swainson u. s. w., stösst man gelegentlich auf eine überraschende, aber gewöhnlich dem Gewährsmann selbst nur halbverständliche Bemerkung, und bei Grey vor allem ist eine Zahl werthvoller Ueberlieferungen aus dem Munde der Häuptlinge mitgetheilt, aber ein tieferer Eindruck in die Weltanschauung ist nirgends gewährt. Wenn es mir möglich ist, einen solchen hier zu gewähren, obwol ich mich kaum einen Monat im Lande befand und ausserdem noch mehr als die Hälfte dieser Zeit auf allerlei Reisetouren zu verwenden hatte, so verdanke ich dies der Begünstigung durch ein glückliches Geschick, das mich gerade mit den richtigen Persönlichkeiten zusammenführte

BASTIAN.

2

und diese zu freundlichsten und freigebigsten Mittheilungen stimmte. Die Schätze, welche sie so rückhaltslos gespendet, werden deshalb auch in ihrem Namen übergeben, abgesehen von meinen eigenen Zuthaten, wofür ich selbst die Verantwortung zu übernehmen haben werde.

Ich habe hier vor allen zu nennen Herrn John White (gegenwärtig in Wellington), Herrn Locke in Napier, Herrn Manning in Auckland, Herrn Davis in Ohinemuta, dann Herrn Travers in Wellington (wo Dr. Hector leider abwesend war), Herrn Stannard in Wanganui, u. a. m. Jeder, der Neuseeland und seine Bewohner eingehender kennt, wird mir bezeugen, dass (neben einigen andern Namen, die mir genannt wurden) bessere Autoritäten nicht hätten gefunden werden können. Der Nestor der genannten Pioniere ist Judge Manning, den es genügt als den Verfasser des „,Pakeha Maori" aufzuführen. Herr Davis ist den Besuchern der pittoresken Seeregionen wohl bekannt und Herr Locke über seinen Wohnsitz hinaus. Herr White hat von Kind auf mit den Maori gelebt und längst schon einen bedeutenden Einfluss über dieselben erworben, weil als ein in die Geheimnisse der Priesterorden Eingeweihter betrachtet; er fungirte zugleich als Secretär und Uebersetzer bei Gouverneur Sir George Grey, als derselbe sein wohlbekanntes Werk abfasste, das zuerst die Tiefe und den Reichthum polynesischer Mythologie erahnen liess, obwol mehr die romantische Seite berücksichtigend. Seitdem hat Herr White seine Studien ununterbrochen fortgesetzt und ist jetzt von der Regierung Neuseelands mit der Herausgabe seiner Forschungsergebnisse beauftragt. Dieser verständige Beschluss ist freudigst zu begrüssen und wird die dadurch dem Studium der ursprünglichen Landeskinder zugewandte Protection hoffentlich eine dauernde sein.

Herr White war gerade von Tauranga nach Welling

ton herübergekommen, und als ich seine Bekanntschaft machte, traf ich ihn im Regierungshause damit beschäftigt, sich ein Arbeitszimmer herzustellen. Es war an dem für meine Abreise bestimmten Tage, aber schon die ersten Worte, die wir wechselten, überzeugten mich, dass vorläufig an keine Abreise zu denken war, und die vier Tage, die ich im Verkehr mit ihm, soweit es seine durch die Neueinrichtung beanspruchte Zeit erlaubte, verbringen konnte, gehören zu den genussreichsten meines dortigen Aufenthalts. Was ich im Folgenden gebe, bezieht sich auf eine Art Prospect, der als Vorausläufer des in der Herausgabe begriffenen Werkes gedruckt wurde. Wenn dieses erscheint, wird sich, wie ich nicht zweifle, ein neues Licht über unsere Kenntniss von Polynesien verbreiten, und dann werden die vorläufig hier ausgestreuten Lichtfünkchen von selbst wieder erbleichen, mögen aber in der Zwischenzeit ihre Dienste thun, soviel sie es vermögen.

Die Schöpfung beginnt in Neuseeland, wie sonst in Polynesien, mit dem Po1 als Urnacht, mit cyklischen Kreisungen von Nachtperioden, Kreise in Kreisen kreisend. Das wissen wir bereits von andern Gewährsmännern (obwol bei Taylor die Nacht auf zweite Linie verschoben ist), und das Gleiche wiederholt sich auf den übrigen Inselgruppen. Im Dunkel der Nacht vollziehen sich die dem Denken unzugänglichen Schöpfungsprocesse des Werdens, und im Nachklang dieser Vorstellung erzählt dann später die Volkssage, dass die Götter bei Nacht die Inseln (der Marquesas-Gruppe) aufgebaut, dass sie aber, vom Tageslicht überrascht, die Felsen hätten unfruchtbar lassen müssen. Die Analogien sind von überall her, und auch aus nächster Umgebung des Volksaberglaubens, geläufig genug.

Die Schöpfungsgeschichte der Maori gestaltet sich nun in folgender Form: Unter dem Rollen der Urnächte oder

Po (die den Uebergang von der vergangenen Weltperiode zur künftigen deckt) manifestirt sich in der bis dahin ungetheilten Finsterniss zuerst das Kore, das Nicht oder Nichtsein, und damit scheidet sich die Nacht, Te-Po, als bestimmter Zeitraum ab. Darauf im Umlauf ungezählter Perioden erwacht als erste Ablenkung zur Bewegung te Rapunga (das Sehnen), das sich in Waia oder Fortdauer (dieser ersten Sehnsuchtsregungen) ausbreitet zur Sehnsucht, und dann macht sich Te-Kukune (Empfindung) bemerkbar, die in Te-Pupuke (Ausbreitung) erstarkt. Als Folgewirkung beginnt ein erstes Pulsiren des Lebens, Te-Hihiri oder Luftschnappen (wie das des Neugeborenen), und hieraus emanirt Te-Mahara, der Gedanke, fortentwickelt zum Te-Hinangara (Geistes wirken). Jetzt entspringt Te-Manako oder Wunsch (als der Wille zum Leben), hingerichtet zuerst auf Wananga (heiliges Geheimniss), das grosse Lebensräthsel. In verzückter Anschauung des Versenkens über die umgebenden Wunder entfaltet sich Te-Ahua, der Glanz der Glorie, und damit als schöpferischer Liebesgott Te-Atamai, die Zeugungskraft (der Liebe), in materielle Schöpfungen niedersinkend, sodass Te-Whiwhia, das Festhalten (am Dasein) oder das Kleben an der Existenz hergestellt ist, durchdrungen von Ravea oder (freudenvoller) Wollust, und somit ist dann eine bestimmte Gestaltung (der Form) gegeben in Hoputu (dem Aufrichten), belebt durch Hau-Ora (Lebensathem), und jetzt flutet Atea (das Weltall) im Raume, durch Geschlechtsdifferenz gespalten in Rangi und Papa (Himmel und Erde).

Was haben wir hier vor uns? Solche Frage wird sich beim Durchblicken dieses merkwürdigen Documents sogleich hervordrängen. Ein philosophisches Product? Doch kannibalischer Wilden? und dann orphisch-chaldäische buddhisch-vedische Anklänge auf allen Seiten. Ist ein

1

verkleideter Anaximander oder Pythagoras hierher gewandert, wenn nicht etwa Anaximenes, der Vorgänger der Spiritualisten, mit der Luft als Urstoff, in der Seele ἀερώδη? (Οἷον ἡ ψυχή, φησίν, ἡ ἡμετέρα ἀήρ οὖσα, συγκρατεῖ ἡμᾶς καὶ ὅλον τὸν κόσμον πνεῦμα καὶ ἀὴρ περιέχει.)

Die ganze Entwickelung des Schöpfungsbegriffs vom μὴ ὂν (in seiner platonischen Unterscheidungi vom οὐκ ὂν, als die Materie in valentinianischer Gnosis) an, ist hier eine rein psychologische oder (an Sanchuniathon's Pneuma, als Ruach, angeschlossen) eine pneumatische (im gnostischen Sinne), wozu man vielleicht die nächste Analogie in der Paticha-samuppada des Abhidharma finden würde.

Wir stehen hier vor einer neuen Welt (im Geisterreich), vor der Welt eines Ideenkreises, der, es sei nochmals nachdrücklich wiederholt, fast ein Viertel unsers Globus (räumlich gerechnet) umfasst, und von dem wir dennoch so gut als nichts wissen. Das Complement wird sich später aus der von mir in Hawaii aufgefundenen Kosmogonie ergeben, also am andern Ende der oceanischen Inselwelt (etwa in der Entfernung wie Rom von Capstadt zu reden).

Ich will indess zunächst, um objectivem Urtheil das unverfälschte Rohmaterial zu unterbreiten, das trockene Gerüst des Systems, wie es sich ohne meine obigen Zuthaten der Verknüpfung in White's Veröffentlichung 2 findet, dem Leser für unabhängige Bearbeitung hinstellen. Es heisst dort:

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »