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Faust:

,,Da mag denn Schmerz und Genuss,
Gelingen und Verdruss

Miteinander wechseln, wie es kann:

Nur rastlos bethätigt sich der Mann."

,,Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst geniessen,

Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh' auf meinen Busen häufen

Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern, Und wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern." Diesen freien, den Eingebungen des Augenblicks folgenden, oder, wie Goethe damals schrieb 1),,,mit dem Feuerblick des Moments" entscheidenden Menschen ist Nichts ärger, als Ermahnungen, wenn auch noch so wohlgemeinte, und Anleitungen zu einem nüchternen, das Morgen heute schon bedenkenden Lebenswandel.

Allwill (J. W. I, 192): „Hochweise, hochgebietende Herren! Wir sind nicht für einander. Ich singe ein ganz anderes Lied, als wovon die Melodie auf die Walze eures heiligen, moralischen Dudeldeys genagelt ist. Auch geniessen wir ganz verschiedene Kost; können nicht an Einem Tische mit einander sitzen; mein gesunder Verstand, meine gesunden Sinne gingen mir bei eurer Krankendiät zu Schanden." Auch das lange Register seiner Vergehen und Thorheiten schreckt Allwill nicht ab. „Ja, fallen werde ich noch oft, aber auch ebenso wieder aufstehen, und glücklicher fortwandeln. Sagte dir's nicht deine Amme, dass man nur durch Fallen gehen lernt? O, ihr doppeltgegliederten, ihr Krüppel in eurem Gängelwagen!" J. W. I, 186: „Alle wagen immer von Neuem ihre Haut, um der Freuden mehr zu haschen, um die Fülle ihres Lebens zu geniessen."

1) 14. Sept. 75 an Auguste Stolberg (Br. 8.)

wird scherzhaft Clerdon als der älter und Hausvater gewordene Allwill hingestellt.

Das Resultat der Untersuchung ist also, dass Goethe zwar eine Reihe von Charakterzügen für Allwill hergeben musste, Allwill aber trotzdem als der typische Charakter für die ganze Gattung der Allwille gezeichnet ist.

Jacobi giebt richtig seinen eigenen Antheil an der Allwillfigur an in seiner schon erwähnten Antwort auf den Brief von D. R. (J. W. I, 353):,,Dass ich den Charakter Allwill's so glänzend entworfen und Alles hineingelegt habe, was sich von löblichen Dingen damit reimen liess, das ist gewiss nicht zum Nachtheil der guten Sache geschehen. Um bei dieser seltsamen Gattung von Schwärmern einiges Gehör zu finden, muss man sich bezeigen als Einen aus ihrer Mitte, als Einen, der zu Allem, was sie hochschätzen, reichlich den Zeug hat, und der auch nicht zu zärtlich ist, um sogar Ottern in die Hand zu nehmen und mit eigenen Augen zu betrachten und mit eigener Seele zu schätzen in seinem eigenen Sein ein jedes Ding."

V. Allwill als,,moralisches Genie."

In Allwill wird das Genie nicht in Bezug auf die Kunst, sondern in Bezug auf die Lebensführung und die moralische Welt dargestellt.

Gervinus sagt (4. Aufl., Bd. 4, S. 518) darüber: „Er (Jacobi) zeigte das moralische Genie, das hier in das schönste Licht gerückt war, von zwei Seiten, mit jener Unparteilichkeit, zu der ihn seine ganze Unentschiedenheit ausserordentlich befähigte, und auf die er selbst sich grosse Stücke einbildete. Als darstellendes Werk ist Allwill durchaus unbedeutend; Jacobi hat nicht einmal Anlage, sich raisonnirend verständlich zu machen, geschweige darstellend anschaulich zu werden. Ueberall sieht man zu sehr wirkliche Verhältnisse durch, und doch herrscht Reflexion vor. Als Abbild der Geniemänner aber, als eine fortlaufende Charakteristik der Fauste jener Zeiten, die Jacobi in diesem einen Individuum zeichnen will, sind diese Briefe um so interessanter, als ihm bei dieser Gestalt vielfach Goethe gesessen hat."

Gegen dieses im Ganzen das Richtige treffende Urtheil ist zweierlei einzuwenden; einmal möchte ich die auch von Gervinus anerkannte Unparteilichkeit der Jacobi'schen Darstellung nicht auf seine „Unentschiedenheit“ zurückführen. Jacobi war lebhaft gegen die schlimmen Seiten jener Geniemänner eingenommen; er erkannte diese Fehler ebenso scharf wie die Gegner des genialen Treibens, wie z. B. Lichtenberg; aber zugleich fühlte er sich diesen genialen Naturen, ihrem echten Kerne nach, verwandt, konnte sich ganz in sie hineinleben und daher

Ebenso freien Muthes ist Egmont: ,,Dass ich fröhlich bin, die Sachen leicht nehme, rasch lebe, das ist mein Glück, und ich vertausche es nicht gegen die Sicherheit eines Todtengewölbes" (G. W. VIII, 224). „Leb ich nur, um auf's Leben zu denken? Soll ich den gegenwärtigen Augenblick nicht geniessen, damit ich des folgenden gewiss sei? Und diesen wieder mit Sorgen und Grillen verzehren (das. 225)?“

Einem solchen genialen Menschen mit Ermahnungen und Sittenpredigten kommen, heisst, einen Nachtwandler beim Namen rufen. Egmont: Und wenn ich ein Nachtwandler wäre, und auf dem gefährlichen Gipfel eines Hauses spazierte, ist es freundlich, mich beim Namen zu rufen und mich zu warnen, zu wecken und zu tödten?" (Das. 225).

Mir ist auffallend, dass meines Wissens noch Niemand darauf aufmerksam gemacht hat, dass der alte väterliche Freund Egmont's, Graf Oliva, der demselben gutgemeinte Briefe voll Ermahnungen und Bedenklichkeiten schreibt, Niemand anders Klopstock ist.

als

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Egmont sagt über Oliva's Brief: Und doch berührt er immer diese Saite. Er weiss von Alters her, wie verhasst mir diese Ermahnungen sind; sie machen nur irre, sie helfen Nichts."

Nun erinnere man sich an den Brief, den Klopstock, 8. Mai 76, an Goethe nach Weimar über das dortige tolle Leben schrieb. Darauf antwortete Goethe, 21. Mai 76: „Verschonen Sie uns künftig mit solchen Briefen, lieber Klopstock! Sie helfen uns Nichts und machen uns immer ein Paar böse Stunden."

Weiter (G. W. VIII, 225): „Egmont (in den Brief sehend): Da bringt er wieder die alten Mährchen auf, was wir an einem Abend im leichten Uebermuth der Geselligkeit und des Weins getrieben und gesprochen; und was man daraus für Folgen und Beweise durch's ganze Königreich gezogen und geschleppt habe." Man erinnere sich, dass jener Brief Klopstock's unter Anderem vom vielen Trinken des jungen Herzogs handelte. Und was

das Geklatsch,,durch's ganze Königreich" betrifft, so lese man Wieland's Brief an Merck, 21. Sept. 79 (Wagner, a, 179): „Was mir leid thut, ist dies, dass jede Polissonerie, die man zu Weimar oder Ettersburg ausgehen lässt, Gott weiss, durch welche Kanäle, in die weite Welt eventirt, wie Du aus beiliegendem Originalschreiben der Mad. La Roche ein hübsch' Exempelchen ersehen wirst."

Schon die Jugendstreiche verrathen eine Allwillnatur: Unbändiger Trotz und dabei eine herzliche Naivetät.

Von Allwill heisst es (J. W. I, 28): „Sein Vater erzählte jüngst von ihm, er wäre, als Knabe, seit seinem dritten Jahre nie heil gewesen, hätte immer ein Paar Beulen am Kopfe, und Wunden überall gehabt. Man wird nicht müde, den guten Major von den seltsamen Streichen des Knaben erzählen zu hören etc."

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Ebenso spricht in Claudine von Villa Bella" der alte Sebastian von Crugantino (I. Ausg. [1776], S. 16): „Du hättest den Buben sehen sollen, wie er so heranwuchs; er war zum Fressen. Kein Tag verging, dass er uns nicht durch die lebhaftesten Streiche zu lachen machte; und wir alten Narren lachten über das, was künftig unser grösster Verdruss werden sollte. Der Vater wurde nicht satt, von seinen Streichen, seinen kindischen Heldenthaten erzählen zu hören. Immer hatt' er's mit den Hunden zu thun; keine Scheibe der Nachbarn, keine Taube war vor ihm sicher; er kletterte, wie eine Katze, auf Bäumen und in der Scheuer herum. Einmal stürzt' er herab; er war acht Jahr alt; ich vergesse das nie; er fiel sich ein grosses Loch in Kopf, ging ganz gelassen zum Entenpfuhle in Hof, wusch sich's aus, und kam mit der Hand vor der Stirn herein und sagte mit so ganz lachendem Gesicht: Papa! Papa! ich hab ein Loch in Kopf gefallen! Eben als wollt' er uns ein Glück notificiren, das ihm zugestossen wäre."

(Diese Schilderung erinnert an den jungen Carl Moor, Schillers „Räuber" Act I, Sc. 1, wo Franz von seines Bruders Jugend

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