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Handgemenge ein, woraus die Schlacht von Marignano erfolgte, in welcher sie am ersten Tage mit ungeheurem Verluste das Schlachtfeld behaupteten, am folgenden Tage aber von den Franzosen mit verstärkter Macht angegriffen, nach verzweiflungsvoller Gegenwehr geschlagen und nach Mailand zurück zu weichen genöthigt wurden. Zwingli hatte sich in der Schlacht nach Berichten von Augenzeugen durch Wort und That männlich und tapfer gehalten. Sein unerschrockenes ernstes Benehmen, sowie seine von Wahrheit und Vaterlandsliebe durchdrungenen Predigten. hatten die Herzen aller besseren Eidsgenossen für den kräftigen und geistvollen Prediger von Glarus gewonnen. Aber während er im Feldlager für die entartete päpstliche Kirche kämpfte, ging in seiner eigenen Seele ein Kampf vor sich, der zum Heile Zwinglis und der durch Christo Blut gereinigten, unsichtbaren Kirche sich entschied.

Immer eifriger studirte Zwingli das Wort Gottes, vorzüglich nachdem er im Jahre 1513 griechisch zu lernen angefangen und es ohne Lehrer in kurzer Zeit dahin gebracht, daß er nicht nur das neue Testament, sondern jeden griechischen Schriftsteller mit Leichtigkeit lesen und verstehen konnte. Um in den Sinn der heiligen Schrift um so besser einzudringen, las er die Kirchenväter und andere Ausleger des Wortes Gottes. „Ich lese die Doctoren, schreibt er, wie man einen Freund frägt, wie er es meine." Da er aber einsah, daß nur der heilige Geist das Verständniß des Sinnes der heiligen Schrift vermitteln könne, blickte er, wie Myconius schreibt, zum Himmel hinauf und suchte den heiligen Geist als Lehrer, und indem er Gott darum in ernsten Gebeten anflehte, ward ihm immer mehr verliehen, in den Sinn der heiligen Schrift einzudringen. Damit er nicht unter dem Scheine des Geistes Falsches annehme, verglich er die Schriftstellen mit einander und erklärte die dunkleren durch die helleren, so daß Jedermann einsah, daß nicht der Mensch, sondern der Geist Lehrer sei, wo er die Schrift erklärte. Mit welchem Ernste er das Wort Gottes namentlich im neuen Testament studirte, zeigt der Umstand, daß er die Briefe Pauli in griechischer Sprache eigenhändig abschrieb, um sie in einem kleinen Bändchen stets nachtragen und auswendig lernen zu können. So ward er, wie BulTinger schreibt, mit der heiligen Schrift ganz vertraut. Im Lichte des Wortes Gottes gingen ihm auch die Augen immer mehr auf über das Verderben der Kirche und des Vaterlandes. Die römische Kirche will sich in ihrem glanzvollen Gottesdienste und in allen ihren Einrichtungen als eine göttliche Offenbarung geltend machen, die ewig unveränderlich bleiben müsse. Nun entdeckte Zwingli geschichtliche Spuren, die deutlich gegen diese Vorstellung sprachen und zeugten. Eines Tages befand er sich im Pfarrhause zu Mollis beim Pfarrer Adam; auch der Pfarrer von Wesen, sein früherer Lehrer in Basel, Georg Binzli und

der Pfarrer Varschon von Kerenzen waren da. Da fand Zwingli eine alte Liturgie, in welcher stand: „Man gebe das Sakrament der Eucharistie und den Kelch des Blutes dem Kinde nach der Laufe". Damals hatte man also, bemerkte Zwingli, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt gegeben; die Liturgie war ungefähr 200 Jahre alt. Auf seinen italienischen Feldzügen hatte Zwingli in Mailand entdeckt, daß das dortige Meßbuch von dem römischen abweiche. Also hatte der Bischof Ambrosius, so schloß der junge Forscher, von dem das mailändische Meßritual herstammte, sich Aenderungen an dem bestehenden erlaubt, ohne daß solches ihm verwiesen worden, oder das römische Ritual hat erst seit Ambrosius die jeßige Gestalt erhalten. In beiden Fällen ergiebt es sich, daß die Meßliturgie auch Menschenwerk und der Veränderung unterworfen sei. Ewig und unveränderlich ist nur das Wort Gottes. Eine Reise, die er im Jahre 1514 nach Basel unternahm, hatte auch großen Einfluß auf seine Bildung. Hier fand er um seinen Jugendfreund Glarean und um Erasmus einen Kreis gelehrter und geistreicher Männer, die gleiches Streben und gleiche Wahrheitsliebe mit ihm theilten. Alle bewunderten die Geistesreife und Kühnheit des Glarner Pfarrers und erhoben sich zu froher Hoffnung, daß Gott Großes durch denselben wirken werde. Auch Zwingli gewann an Sicherheit und Festigkeit der Ueberzeugung durch den Austausch der Gedanken mit diesen Männern, zu denen auch sein Herz in Freundschaft sich hinneigte. Unter den Freunden, die Zwingli bei diesem Anlasse hier gewann, die bis zum Tode ihm treu blieben, waren Beatus Rhenanus aus Schlettstadt, Nesen aus Hessen und Oswald Gaißhäusler (Myconius) aus Luzern, dessen Schicksal bald eng mit demjenigen Zwinglis sich verknüpfte. Ein Gedicht des Erasmus, den Zwingli seit diesem Besuche hoch ehrte und liebte, machte auch auf ihn großen Eindruck. „Ich will, schreibt Zwingli 1523 darüber, liebe Brüder in Christo, nicht vorenthalten, wie ich zu der Ansicht und zum festen Glauben gekommen bin, daß wir keines andern Mittlers als Chrifti bedürfen und daß Niemand als Christus allein zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln vermöge. Ich habe vor acht oder neun Jahren ein trostreiches Gedicht von Erasmus gelesen, in welchem sich Jesus gar mit schönen Worten beklagt, daß man nicht alles Gute bei ihm suche, da er doch die Quelle alles Guten sei, ein Heiland, Trost und Schuß der Seele. Hier habe ich gedacht, warum suchen wir Hülfe bei der Creatur?" Je mehr er von der Wahrheit aus Gott ergriffen wurde, desto ernster waren seine Predigten. „Er begann nun, schreibt Myconius, nach der Richtschnur Christi gegen einige sehr verderbliche Laster, die damals im Schwange gingen, zu kämpfen, vorzüglich gegen das Gabennehmen von Fürsten, und gegen die verderblichen Soldkriege; denn er

sah ein, daß die göttliche Lehre erst dann Eingang finde, wenn diese Quelle des Verderbens erschöpft und verstopft sei. Die evangelische Wahrheit verkündigte er so, daß er die römischen Irrthümer entweder gar nicht oder nur leise berührte. Er wollte die erkannte Wahrheit in den Herzen seiner Zuhörer selbst wirken lassen; denn ist das Wahre einmal erfaßt und verstanden, so erkennen wir unschwer auch das Falsche als solches." Troß dieser weisen Mäßigung entging er nicht dem Vorwurfe der Keßerei; zumal da er die Säße des Picus von Mirandola, über die dieser in Rom disputiren wollte, in mancher Beziehung billigte, troß dem, daß sie von Rom verdammt worden. In dieses Kezergeschrei stimmten auch Leute ein, die sich sonst um die Religion wenig kümmerten. Es waren dieses Leute, die sich vom König von Frankreich hatten bestechen lassen, zu einem Bunde zwischen der Schweiz und Frankreich mitzuwirken, der die Schweizerjugend in des Königs Dienste gegeben. Gegen dieses neu einreißende Verderben eiferte Zwingli mit der ganzen Kraft seiner Beredsamkeit im Dienste der Wahrheit. Die Gehässigkeit und Verläumdungen seiner Feinde ließen ihn bald nach einem andern Wirkungskreise sich sehnen. Solches vernahm der damalige Administrator des Klosters Einsiedeln und berief ihn zum Pfarrhelfer dahin. Zwingli ahm diesen Ruf an, einerseits weil die neue Stelle ihm mehr Zeit zu seinen Studien gewährte, andrerseits, weil er hoffte, an diesem berühmten Wallfahrtsorte, wohin eine so große Menge Volkes aus der Schweiz und den benachbarten Ländern hinströme, mehr für die Verbreitung der evangelischen Wahrheit wirken zu können. Große Trauer erfüllte den größern und bessern Theil seiner Gemeinde, als sie den Entschluß ihrers Pfarrers vernahmen. In der Hoffnung, er möchte wieder zu ihnen zurückkehren, ließen sie die Pfarrei durch einen Vikar versehen, und nöthigten Zwingli, Titel und Einkommen als Pfarrer beizubehalten. So verließ dieser im Sommer 1516 Glarus und ging nach Einsiedeln, seinem neuen Wirkungskreise entgegen. Bevor wir ihm dahin folgen, wollen wir noch einen Blick werfen auf den Stand seiner innern Entwickelung, wie er selbst fie schildert.

3. Blick auf die innere Entwickelung Zwingli's*) ums Jahr 1516. Folgende Ueberlegungen habe ich bei mir selbst so lange angestellt, bis der göttliche Geist das bekräftigte, was er in mir gewirkt hat. Wir sehen, daß das ganze Menschengeschlecht sein ganzes Leben hindurch nach fünftiger Seligkeit ängstlich bemüht ist, nicht sowohl aus

* Aus dem Archeteles d. h. Anfang und Ende des Streites, und Streitschrift Zwinglis.

Naturtrieb als aus Lebenstrieb, welchen Gott unser Schöpfer schon be der Erschaffung uns eingehaucht hat; und doch ist es nicht jedem klar, auf welchem Wege man sie finden könne. Denn wendet man sich zu den Philosophen, so weichen sie über diesen Gegenstand so sehr von einander ab, daß man ihrer überdrüssig wird. Wendet man sich aber zu den Christen, so stößt man bei manchen von ihnen auf noch mehr Verwirrung und Irrthümer als bei den Heiden; die Einen streben nach ihr auf dem Wege menschlicher Ueberlieferung und durch die Elemente diefer Welt (Coloff. 2, 8.) d. i. durch ihre und menschliche Meinungen; Andere, indem sie sich einzig auf Gottes Gnade und Verheißungen verlassen; beide Theile aber dringen mit höchstem Eifer darauf, daß die Trostsuchenden ihre Meinung annehmen. Auf diesem Scheidewege nun fragt fich's: Wohin soll ich mich wenden? Ist die Antwort: Zu den Menschen, so frage ich weiter: Zu welchen? Zu denen, die beim Entstehen des Christenthums für Weise gehalten wurden, oder zu denen, die kurz vor unserm Zeitalter mehr Thorheit als Weisheit an den Tag legten? Man wird zugeben: Zu den Aeltern, denen man sowohl des Alterthums als ihres frommen Wandels wegen den Vorzug giebt. Sagt man dann aber ferner: Aber auch bei diesen findet sich Manches, was den evangelischen und apostolischen Büchern fremd ist oder gar widerspricht; mit wem sollen wir's nun halten? — so wird jeder, der nicht Thier oder Thor ist, antworten: Mit dem, was Gottes Geist selbst gelehrt hat, denn was von menschlicher Weisheit kommt, kann, wie glänzend es auch aufgestugt sei, täuschen; Göttliches aber nie. Dies ist der Glaube, dessen man bedarf. Wo er fehlt, da wird man schmachten, ermatten, fallen. Indem ich dies beständig überlege und Gott bitte, daß er mir in dieser Ungewißheit den Ausgang zeige, spricht er zu mir: Thor, warum denkst du nicht: „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit!" und hältst dich an diese Wahrheit? Und Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!" Menschliches vergeht, Göttliches ist unveränderlich. Und: „Vergebens ehren sie mich, die Gebote und Vorschriften der Menschen lehren!" Als ob Gott sich nach unsern Meinungen richten würde und was uns auf den ersten Anblick schön, edel, ja sogar heilig scheint, sofort auch ihm gefallen müßte und es nicht vielmehr unsre Pflicht wäre, mit ganzem Herzen stets an ihm zu hangen und nicht an unsern Meinungen oder Erfindungen. Darum feßte ich nun Alles bei Seite und kam endlich dahin, daß ich mich auf kein Ding, auf kein Wort so fest verließ, wie auf das, was aus dem Munde des Herrn kam. Und da die armen Sterblichen sich selbst und Gottes so vergaßen, daß sie sich erkühnten, das Ihrige für Göttliches auszugeben, ja, da ich nicht Wenige sah, die alles Ernstes von den Einfältigen forderten, sie sollten

ihre Gebote den göttlichen vorziehen, auch wenn sie von diesen abwichen, oder gar im Widerspruche damit wären, so fing ich an, bei mir selbst zu überlegen, ob sich nicht durch irgend ein Mittel erkennen lasse, ob Menschliches oder Göttliches den Vorzug verdiene. Da fiel mir die Stelle bei: „Alles wird im Lichte klar!" in dem Lichte nämlich, welches spricht: „Ich bin das Licht der Welt, das jeden Menschen, der in diese Welt kommt, erleuchtet;" und wiederum die: „Glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott seien!" Indem ich den Prüfstein suche, finde ich keinen andern, als den Stein des Anstoßes und den Felsen des Aergernisses für alle, die, nach Art der Pharisäer, Gottes Gebote um ihrer Saßung willen aufheben. So fing ich denn an, jegliche Lehre an diesen Prüfstein zu halten. Sah ich, daß der Stein dieselbe Farbe wiedergab, oder vielmehr, daß die Lehre die Klarheit des Steins ertragen konnte, so nahm ich sie an; wo nicht, so verwarf ich sie. Zulezt brachte ich's dahin, daß ich aufs erste Berühren sogleich wahrnahm, wo etwas falsch und beigemischt war: und nun fonnten mich keine Gewalt und feine Drohungen dahin bringen, daß ich Menschlichem, so sehr es sich auch blähete und herrlich scheinen wollte, gleichen Glauben geschenkt hätte, wie dem Göttlichen. Ja, wenn mir Jemand seine vom Göttlichen abweichende oder gar demselben widersprechende Meinung gebieterisch aufdringen wollte, so entgegnete ich mit dem apostolischen Worte: „Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen!" So daß nun die, welche ihre eigene Meinung hoch, die Sache Christi aber nichts oder wenig schäßen, auf's Schlimmste von mir denken. Dieß ist mir aber das sicherste Merkmal, so gefalle es Gott und mir sei es heilsam. Denn nie wird Gottes Name mehr verherrlicht, als wenn unser Name von den Menschen gelästert wird; und geht der Leib zu Grunde, so wird Er die Seele mit ewigem Leben begaben."

4. Zwingli in Einsiedeln.

So hatte Zwingli aus einem ernsten Kampfe mit den Versuchungen des Fleisches und der Welt und aus einem durch Gebet geheiligten Streben nach Wahrheit sich zur felsenfesten Ueberzeugung emporgerungen: "Das Wort Gottes ist die einzige gewisse Richtschnur für Glauben und Leben“ und „Christus ist unser einiges Heil." Mit dieser Ueberzeugung, aus der das heilsame Werk der Reformation entsprungen ist, ging er im Sommer 1516 nach Einsiedeln und begann da seine reformatorische Wirksamkeit. Seine neue Um

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