22. Darum sollen alle Christenmenschen allen Fleiß darauf anwenden, Daß Christus der alleinige, ewige Oberpriester ist; daraus ersehen Christus, der sich Einmal für uns geopfert, ist ein in Ewigkeit Christus ist der einzige Mittier zwischen Gott und den Menschen werden Gott allein verzeiht die Sünde, und zwar allein durch Zesum Drittes Buch. Von dem Berufe und dem Amte des Verkündigers des göttlichen Wortes. Biertes Buch. Glaubensbekenntniß und Glaubenslehre. 1. Glaubensbekenntniß an Kaiser Carl V., auf dem Reichstage zu II. Eine furze Erklärung des christlichen Glaubens, an den aller- 1. Capitel: Von Gott und dem wahren Gottesdienste 2. 3. Bom Fegefeuer Von der Gegenwart des Leibes Christi im Abendmahle Von der Kraft und Wirkung der Sacramente Vom ewigen Leben Fünftes Buch. Erziehung und öffentliches Leben im Lichte des Reiches Gottes. 1. Wie man die Jugend in guten Sitten und christlicher Zucht erziehen und unterrichten solle. 1. Capitel: 299 2. 303 3. 308 II. Von der göttlichen und menschlichen Gerechtigkeit oder von dem 1. Capitel: Begriff der göttlichen und der menschlichen Gerechtigkeit 2. 313 Wie man sich in Bezug auf die göttliche und menschliche Gerech 328 Erster Abschnitt. Huldreich 3wingli's Jugend und Schulzeit. Ich habe dich je und je geliebet, darum habe ich dich zu mir gezogen. Jer. 31, 3. 1. Zwingli's Familie und Heimath. Am m östlichen Ende des freundlichen Thales Toggenburg liegt beinahe in Alpenhöhe das Dorf Wildhaus. Ein einfaches ländliches Gebäude, das auf grüner Wiese links vom Wege steht, ruft dem Wanderer durch dieses Bergthal das Gedächtniß eines großen Mannes in die Erinnerung zurück; denn in diesem einfachen aber freundlichen Hause stand die Wiege des Reformators Zwingli, durch den Gott das Licht seines Evangeliums in neuem Glanze über die durch Menschenwahn und Sünde verfinsterte Erde aufgehen ließ. In der lezten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts lebte hier im Kreise einer zahlreichen Kinderschaar ein ehrbares und frommes Elternpaar, Huldreich Zwingli und Margaritha geb. Meili. Das Zutrauen, welches der Vater Zwingli bei seinen Mitbürgern genoß, hatte ihn zum Haupte oder Ammann der Gemeinde erfohren, nachdem dieselbe im Fortschritte ihrer freieren Entwickelung das Recht: die Richter, den Ammann und den Pfarrer selbst zu wählen, vom Landesherrn, dem Abte von St. Gallen fich zu erringen gewußt. In kirchlicher Beziehung war die Gemeinde früher in filialer Abhängigkeit von Gams; aber auf Wunsch der Bewohner von Wildhaus ward sie zur selbstständigen Kirchgemeinde erhoben und der erste Pfarrer, den die Gemeinde in Bethätigung des freien Wahlrechts wählte, war der Bruder des Ammanns, Bartholomaus Zwingli, später von 1487 bis 1513 Pfarrer und Dekan zu Wesen am Ausfluffe des Wallensees. Auch die Mutter Zwingli's hatte einen Bruder geistlichen Standes, Johannes Meili, von 1510 bis 1523 Abt vom Kloster Fischingen im Canton Thurgau. Die Bewohner von Wildhaus waren von jeher ein heiteres, frohes und gesangliebendes Volk; die Natur des Landes bestimmte sie zum Hirtenleben. Sobald in den ersten Tagen des Mai die Berge grünen, wird das Vich unter dem Klange harmonischen Schellengeläutes auf die Trift getrieben und nun steigt ein Theil der Bewohner mit der Heerde immer höher, bis Ende Juli die höchste Alp erreicht ist. Diejenigen jungen Leute, welche des Sommers zu Hause bleiben müssen, um die häuslichen Geschäfte zu besorgen und um das Heu zur Winterfütterung für das Vieh zu sammeln, eilen des Sonntags nach den Höhen und feiern da mit ihren Gespielen, die der Heerde warten, unter frohem Gesange und dem einfachen Klange des Alphornes fröhliche Hirtenfeste. Sobald der Winter von den Eisgebirgen herunter sein Recht immer tiefer bergab geltend zu machen anfängt, treiben die Hirten die Heerden auch immer mehr thalwärts den winterlichen Ställen zu. In den langen Winterabenden erschallt es bei einem schwach glimmenden Talglichte in den Wohnungen dieses frohen Bergvolkes vom fröhlichen Gesange und Tonspiele, denn beinahe in jedem Hause versteht Jemand irgend ein Instrument. Der Ammann Zwingli von Wildhaus besaß auch Wiesen und Alpen und er und seine Familie theilten mit ihren Mitbürgern Beruf und Freuden. Den 1. Januar 1484 beschenkte ihn seine Hausfrau mit einem Sohne, der durch seinen frommen Bruder, den Pfarrer Bartholomäus die heilige Taufe und dabei den Namen des Vaters empfing. Der junge Huldreich hatte noch neun Geschwister, fieben Brüder und zwei Schwestern. Unter allen scheint er frühzeitig durch Munterkeit und Lebhaftigkeit des Geistes sich ausgezeichnet zu haben, so daß die Augen der Eltern und der beiden geistlichen Oheime mit Wohlgefallen und voll Hoffnung auf ihm ruhten. Der Gedanke lag nahe, daß der lebhafte Huldreich ein Geistlicher werden solle, wie des Vaters und der Mutter Bruder es auch waren. Die erste Nahrung empfing der Geist des Knaben im väterlichen Hause, indem der Vater in den langen Winterabenden im Kreise seiner Familie und der Hausfreunde aus der Landesgeschichte erzählte und zeigte, wie das Thal Toggenburg immer größere Freiheit erlangt und den Besiß derselben auch dadurch gesichert, daß es sich mit den tapfern Eidgenossen, welche die Heere Carls des Kühnen geschlagen, verbunden habe. Solche Erzählungen fielen wie Glutfunken in die Seele des jungen Huldreichs und loderten im männlichen Alter auf in hellen Flammen der Liebe zur Heimath und zum Vaterlande. Oft auch horchte er einer frommen Großmutter zu, die durch Erzählungen von Legenden und biblischen Geschichten den frommen Sinn des Knaben anregte. Aber wohl noch größeren Eindruck machte auf ihn die Sprache, mit der Gott zum Bewohner der erhabenen Gebirgswelt redet. „Ich habe mir in meiner Einfalt oft gedacht," schreibt sein Freund Oswald Myconius, „daß er |