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Welt régierenden Gott, oder gerade das Eintreten solcher Begebenheiten, die kein menschlicher Verstand ahnen konnte, und die gleichwohl Jahrhunderte, ja Jahr. tausende zuvor mit Bestimmtheit verkündiget worden sind, beweiset es unwidersprechlich, daß nicht der Zufall die Welt regiere, sondern daß es eine Vorsehung gebe, und alles, was geschiehet, nach einer von Ewigkeit her gemachten Unordnung der menschlichen Dinge erfolge. Aber freilich! wer die Augen am lichten Tage zumachen will, der wird auch beim hellsten Sonnenschein die Sonne nicht ers blicken. - Von menschlichen Uhnungen oder Vermuthungen kann deßhalb hier nicht die Rede sein, weil sie sich mehr oder weniger auf die obwaltenden Verhältnisse gründen, und wåre es erwiesen, daß auch von anderen Menschen, als den heiligen Schriftstellern, durchaus zufällige Dinge im voraus verkündiget und wirklich erfolgt sind (bes kanntlich war die Gabe der Weissagung unter den ersten Christen sehr gewöhnlich, Apostelgesch. 11, 28. 21, 9. 10. 11. 1 Cor. 12, 10.); so würde eine solche Erfahrung den Glauben an die Möglichkeit wahrer Weissagungen nur unterstüßen können.

4.

Zu den allgemeinen philosophischen Einwendungen gegen die Glaubwürdigkeit der Weissagungen gehört endlich auch die Behauptung, daß sich die Zweckmäßig. keit derselben nicht einsehen lasse, sie seien vielmehr nicht allein Gottes unwürdig, sondern auch unnük, ja sogar schädlich. Das Erstere meint man folgen. der Maaßen beweisen zu können; sahe Gott vermöge seiner Allwissenheit vorher, daß einst die Bekanntmachung gewisser Wahrheiten nothwendig werden würde; so verlangt seine Weisheit anzunehmen, daß er den

menschlichen Geist gleich von Anfange mit der Fähig keit ausgerüstet haben werde, jene Wahrheiten durch eignes Nachdenken zu erkennen; habe er dieß nicht ge than, so müsse jede Offenbarung und mithin auch jede Weissagung als eine Gott unanständige Nachhülfe be trachtet werden, insofern durch solche der in Unordnung gerathene Weltgang habe wieder hergestellt werden sol len. Die Welt, sagt man, wird auf diese Weise zu einem Uhrwerke gemacht, neben welchem der Verfertiger, Gott, müßig stehet, und nur dann und wann, wenn nemlich das Werk einen Schaden zu nehmen drohe, gleichsam herbeieilt, um der nahenden Gefahr vorzubeugen 3). Die Richtigkeit dieser Ansicht will uns jedoch nicht vollkommen einleuchten, indem es ges rade in Folge der unendlichen Weisheit Gottes sehr gut denkbar ist, daß er sich selber die Bekanntmachung gewisser Wahrheiten auf eine gewisse Zeit vorbehalten habe, weil es ihm nicht zweckmäßig schien, die Menschen durch ihr eignes Nachdenken darauf zu leiten, und waren dieß Rathschlüsse seiner höchsten Weis. heit (Jes. 55, 8. 9.); so låsset sich nicht einmal einsehen, wie die beschränkte menschliche Vernunft durch sich selbst zur Erkenntniß derselben habe gelangen können, wenn Gott die endliche menschliche Vernunft nicht in eine unendliche, d. h. in seine eigene, håtte verwandeln wollen 32). Beschloß er nun, wie dieß in Folge seiner Allwissenheit angenommen werden muß, von Ewigkeit her, einst gewisse Geheimnisse seines unendlichen Verstandes den Menschen auf eine außerordentliche Weise mitzutheilen; so kann eine solche Mittheilung, wenn sie erfolgt, keis

31) Bretschneider Handb. der Dogm. S. 117 ff. 32) Ders. S. 118. Nach der Lehre unsrer Kirche widerlegt

neswegs als eine Gott unanständige Nachhülfe betrachtet, sondern muß vielmehr als eine Wirkung seines Vorhersehens und seiner Beständigkeit angesehen werden. Mit dieser Meinung streitet auch durchaus nicht eine andere Wahrheit, daß nemlich Gott von seiner Seite eigent lich alles unmittelbar wirke 33); wohl würde es Gott unwürdig sein und namentlich seiner Allgegenwart widersprechen, wenn man sich ihn als einen menschlichen Künstler denken wollte, der sich, nachdem er sein Werk vollendet hat, nicht mehr um dasselbe bekümmert, sondern nur von Zeit zu Zeit einmal nach dem Zustande desselben siehet. Der Unendliche und Allgegenwärtige muß nothwendig allen geschaffenen Dingen gleich nahe, und zwar unmittelbar nahe sein, aber dadurch wird der Unterschied zwischen ordentlichen und außerordentlichen Wirkungen seines Willens nicht aufgehoben; er kann und muß vermöge seiner Ullmacht auch das thun können, was seiner gewöhnlichen Handlungsweise geradezu ent gegen zu laufen scheint, und sind auch solche außerge wöhnliche Handlungen von ihm im voraus gesehen; so widerspricht er sich nicht, wenn er dergleichen vollbringt, wenn er Wunder geschehen låsset, als wozu auch die Weissagungen gehdren. Aber auch als unnük, sagt

fich der erwähnte Einwand durch die Lehre vom Sündenfall, durch welchen die Menschen das ihnen ursprünglich mitge theilte Vermögen, Gott und die Pflicht richtig zu erkennen, verloren haben. Doch davon abgesehen, so bleibt es immer eine ungeheure Anmaßung, wenn Menschen bestimmen wollen, wie Gott die Welt håtte einrichten sollen, um vollkommen weise zu handeln. Um dieses zu bestimmen, müßten wir auch allwissend und allweise sein, und die Kenntniß aller möglichen, obs gleich nicht wirklich gewordenen Dinge und Zustände besigen. 33) Vgl. eine früher von uns herausgegebene Schrift: De discrimine mediatae et immediatae dei efficaciae rectius intelligendo. Lips. 1823.

man ferner, müssen dieselben anerkannt werden, und zwar deshalb, weil das Schicksal, welches sie verkündigen, doch nicht vermieden werden könne 34). Die Untwort auf diese Einwendung liegt sehr nahe: wenn auch das, was ein wahrer Prophet als gewiß im Voraus sagt, nothwendig eintreten muß, wie z. B. das babylos nische Exil, die Stiftung eines Gottesreichs auf Erden u. s. m.; so folgt hieraus doch nicht, daß das Vorauswissen solcher zukünftigen Ereignisse für die, welche daran glauben, nicht höchst wohlthätig werden könne, indem sie dadurch in den Stand geseht werden, sich auf das, was kommen soll, gehörig vorzubereiten, und ihr ganzes Les ben darnach einzurichten. Da es der Weisheit und der Liebe Gottes durchaus widerstreiter, ein decretum absolutum anzunehmen; so folgt nothwendig, daß auch jede Weissagung in Beziehung auf das Schicksal der Einzelnen nur als bedingt angesehen werden könne. Sollten also die Bedingungen nicht eintreten, an welche die Erfüllung einer Vorhersagung geknüpft ist; so ließe es sich sogar, unbeschadet ihres wahrhaft göttlichen Ursprungs, denken, daß sie nicht in Erfüllung gehen werde,. wie wir denn in der Schrift mehrere Beispiele solcher bedingten Weissagungen finden 35). Den wahren Nuzzen der messianischen Vaticinien gedenken wir jedoch erst in dem historischen Theile unsrer Untersuchung darzuthun. Jeht nur noch ein Wort über die angeblichen schåd3) Kant Anthropol. S. 103. Alle Weissagungen, die ein unablenkbares Schicksal eines Volks vorher verkündigen, was doch von ihm selbst verschuldet, mithin durch seine freie Willkühr herbeigeführt werden soll, sind unnüş, weil man dem Schicksal doch nicht entgehen kann, und haben das Ungereimte an sich, daß in diesem unbedingten Verhängniß ein Freiheitsmechanismus gedacht wird, wovon der Begriff sich selbst widerspricht." 35) Jerem. 18, 7-10. Jon. 3, 4. 5. 10.

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lichen Wirkungen der Lehre, daß Gott den Menschen zuweilen unmittelbare oder außerordentliche Aufschlüsse über seinen Willen gebe; man sagt nemlich, daß mit der Aufstellung dieses Grundfahes aller Schwärmerei Thor und Thür geöffnet werte, indem sich alsdann jeder Fa= natiker auf solche übernatürliche Belehrungen Gottes be rufen könne. Diese Folgerung mag im Allgemeinen nicht geleugnet werden, beweiset aber, wie schon eine andere oben genannte, zuviel, und darum nichts. Wie es in der phyfischen Welt kein Gut giebt, das nicht gemiß. braucht werden könnte, so dürfte es auch in der geistigen Welt keine Wahrheit geben, die nicht einem mannig faltigen Mißbrauche ausgefeßt wåre, und eine alte Erfahrung lehrt, daß gerade die heiligsten Wahrheiten nicht selten am meisten zum Verderben der Menschen angewandt worden sind; sollte nun deßhalb der Glaube an Weissagungen aufgehoben werden, so würde aus dem selben Grunde auch der Glaube an das Dasein Got tes, ja an alle übrige Lehren der Religion aufgegeben werden müssen, weil nicht leicht eine gefunden werden möchte, mit welcher nicht irgend ein Mißbrauch getrieben werden könnte 36). Wir wollen jeht nicht davon reden, daß, we nigstens nach den Grundsäßen unserer Kirche, die messianischen Vaticinien ein abgeschlossenes Ganze bilden, und mithin auch kein Grund vorhanden ist, den neuen Verkün digungen irgend eines Schwärmers Gehör zu geben37), der überdieß immer gar leicht von einem Manne, welchen Gottes Geist wirklich beseelt, unterschieden werden kann.

36) Bretschneider Handb. der Dogm. S. 117. 37) Gal. 1, 8. 1 Joh. 4, 1.

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