ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

der Bibel

von

Dr. August Hermann Niemeyer.

3 weyter Theil

Neue Auflage.

Halle,

in der Gebauerschen Buchhandlung.

Vorrede.

zur ersten Auflage *

Die Schriften des alten Testaments, welche größtentheils Geschichtsbücher sind, müssen wegen des großen Zeitraums, welchen fie begreifen, nothwendig ungleich reichhaltiger für das Studium der Charakteristik seyn, als die Bücher des neuen Testaments, denen wir den ersten Theil unsrer Untersuchungen aus meh reren Gründen gewidmet haben. Diese enthielten nicht nur eine ziemlich starke Sammlung von Lehrbriefen, aus denen sich das Meiste gar nicht, oder doch nur mittelbar zu unserm Zwecke brau-/ chen ließ: sondern sie erzählten uns auch nur das Leben und die Reden einer verhältnißmäßig sehr kleinen Anzahl von Personen, welche noch dazu in mancher Rücksicht vieles mit einander gemein hatten. Jene sind mehr eigentliche Geschichte, und gewinnen,

*) Da die Vorreden zur zwegten, dritten und vierten Auflage nichts, was jegt noch interessiren könnte, enthielten, ⋅ so find sie weggelaffen.

a

[ocr errors]

wie ich dies in der voranstehenden Abhandlung ausgeführt habe, viel durch die Mannichfaltigkeit der darin vorkommenden Charak Aber eben dies macht auch eine weitläuftigere Betrachtung über das A. T. nothwendig.

tere.

Ich fange mit diesem zweyten Theile an, auch diese. merkwürdigen Denkmale des Alterthums aus dem Gesichtspunkte der_Charakteristik zu untersuchen, und da ich hier in manchen Stücken vom vorigen Plane abweichen mußte, so halte ich es für nöthig, mich im voraus noch über einiges mit meinen Lesern zu besprechen.

Vor allen Dingen erinnere ich sie noch einmal an den gleich Anfangs festgesetten Begriff von Charakteristik, wie ich wenige stens dies Wort genommen wissen will. Wenn man sich bloß Zeichnungen von Charakteren im engsten Sinne dabey denkt, wenn man es vergißt, daß ich mich auch über die aus dem Charakter hervorgehenden Handlungen, Reden und Schriften verz breiten wollte, so möchte man manche in diesem und den folgenden Theilen vorkommende Untersuchungen für zweckwidrig halten. So habe ich z. B. bey den Anmerkungen über die Abgötterey freylich nicht eigentlich von dem Charakter einzelner Personen geredet; aber ich habe doch eine Erscheinung untersucht, Die auf den Charakter vieler Tausende einen sehr wichtigen Eins Aluß gehabt hat, und in gewissen in dem Charakter sich ereignenden Veränderungen, Vorstellungsarten u. s. w. den Grund hatte. Auch die Sammlung von Anmerkungen über das äls teste Geschichtsbuch betrifft nur das, was bey dem Buche und bey der Geschichte der Menschheit überhaupt, nicht was bey Einzelnen charakteristisch war, und fast alles, was ich von dem Hiob gesagt habe, gehört nur in die Charakteristik in diesem weiten Sinne des Worts.

Was die Bearbeitung der hier vorkommenden Abhandluns gen selbst betrifft, so habe ich mich auch hier, wie bey dem N. T., so weniger Hülfsmittel als möglich bedient. Ich sage nicht, daß ich nicht sehr viel Gutes und Schlechtes bey dieser Gelegenheit gelesen hatte: aber selten ehe ich schrieb in der Regel nachher, um mich, wie dies leicht geschieht, durch die Menge vonMeinungen nicht irre machen zu lassen und die gerade Bahn des gefunden Verstandes zu verfehlen. Alles, was sich vielleicht von diesen oder jenen Personen sagen ließ, habe ich nicht gesagt, weil ich glaubte, ein gewisser kühner entscheidender Ton und geweihte Erklärung des Alterthums reiche für den selbstdenkenden Forscher

"

der Wahrheit noch lange nicht hin, ihm etwas annehmungswürz dig zu machen. Ich fand gar zu oft aus eigner Erfahrung, daß die Ausleger sagten: „Jedermann sieht, daß dies oder jenes der Sinn sey,' wo ich es gleichwohl mit aller Mühe nicht sehen konnte. Aus eben dem Grunde habe ich alles, was nicht mit klaren Worten dasteht, oder sich ganz augenscheinlich daraus herleiten läßt, vermieden, von allen typischen und allegorischen Deuz tungen geschwiegen, den deutlichen Wortverstand, der sich sogleich dem Auge darstellt, allein verfolgt, ohne dadurch den geringsten,heut zu Tage sehr Mode werdenden Despotismus über die Meinungen andrer mir anzumaßen, irgend eine der Moralität nicht schädliche Meinung zu verspotten, oder die meinige aufzu dringen.

Da mehrere Erzählungen des A. T. den Feinden der Religion zum Spott und den bescheidneren Zweiflern zum Anstoß gedient haben, so glaubte ich, es wäre hier recht eigentlich der Ort, mich darüber zu erklären, und den bekannteren und unbekannteren Einwürfen zu begegnen, da sie doch größtentheils den Charakter der biblischen Personen betrafen. Sehr oft habe ich ihrer nicht namentlich erwähnt; zuweilen that ich es nur um dem Leser zu zeigen, daß ich sie nicht schwächte, sondern, wie sich aus der Vergleichung der Quellen zeigen muß, eher stårfer vortrug, als die Gegner selbst gethan hatten. In der Lilienthal'schen guten Sache der Offenbarung und in mehreren andern Werken dieser Art wird man ohnehin dies alles viel weitläuftiger finden, als es mein ganzer Plan hier erlaubte.

Was die exegetischen Schwierigkeiten betrifft, so habe ich mich wie bey dem ersten Theile verhalten. Die Uebers sehung der Stellen ist, wie man sehen wird, neu. Wo es irz gend möglich schien, Luthers schöne Sprache beyzubehalten, da that ich es; oft aber schien mir doch der Sinn andre Ausdrücke zu fordern. Wie viel ich hiebey der neueren Uebersehung des Hrn. Michaelis schuldig sey, wird man aus der Bers gleichung derselben sehen, und ich hatte es für Pflicht, diesem um die Philologie so verdienten Manne hier öffentlich für die viele Belehrung seiner Schriften zu danken, und zu gestehen, daß, ungeachtet ich hie und da einige Zweifel gegen seine Meinung geäußert habe, ich gleichwohl in keinem Ausleger der beis. den Bücher, über welche ich schrieb, so viel wahrhaftig Brauchbares, Wahrheitsvolles und mit gleich viel Scharfsinn und Be scheidenheit Gesagtes angetroffen habe, so oft ich auch in sei

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »