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darauf an die Gesinnung, welche sich in der lohnsüchtigen Frage des Petrus verrathen hat, zu strafen. Er kann daher unmöglich die Parabel so gemeint haben; sie hätte sich ja dann gar nicht auf Petrus und seine Genossen, in deren Namen er sprach, ti aoa tota uv; direkt bezogen, ja, sie hätte, von den Aposteln auf sich bezogen, sie nur in dem Wahne bestärkt, dass sie als die Letztberufenen bei dem Herrn das finden würden, was sie nach der fleischlichen Lust ihrer Herzen begehrten. Statt diese bittre Wurzel auszureuten, hätte der Herr sie eigenhändig reichlich begossen, dass sie ihr ganzes Herz umstricken musste.

2. Wenn wir diese Stunden als Weltalter auffassen, bleibt uns nichts übrig als unter dem Feierabend den grossen Sabbath zu verstehen, der nach den Werktagen dieses Lebens die endliche Ruhe und Erquickung von dem Angesichte des Herrn bringt. Nach der Parabel arbeiten nun alle, die der Herr in seinen Weinberg geschickt hat, in diesem selben Weinberg bei einander bis zum Abend: wie soll man sich das vorstellen, dass Adam, Noah, Abraham, Moses u. s. w. mit uns, die wir in der elften Stunde berufen sind, noch an diesem Werke gemeinschaftlich arbeiten? Sie sind aus diesem Leben geschieden: man könnte wohl sagen, sie arbeiten, obgleich sie aus der Erdenarbeit entnommen sind, in dem Jenseits noch fort. Der autor op. imp. würde uns dann einen Wink geben mit den Worten: opera autem nostra sunt opera iustitiae und wir könnten sagen: auch diese ersten Arbeiter schaffen in dem Weinberge Gottes weiter, sie cultiviren nämlich den Weinberg, den der Herr in ihre Herzen gepflanzt hat. Allein, wenn wir auch darauf kein Gewicht legen wollten, dass der Herr nur von einem Weinberge redet, so würden wir mit des Tages Last und Hitze in ein grosses Gedränge kommen. Mir ist unbegreiflich, wie Gregor der Gr. hiezu bemerken kann: unicuique enim pondus diei et aestus ferre est per longioris vitae tempora carnis suae calore fatigari: wie verträgt sich diese Hitze, dieser Brand in dem Fleische mit dem von Gregor angenommenen Sein dieser Erstberufenen in dem Paradiese? Legt man diesen xavowv mit dem autor op. imp. aus: aestum autem dicit vel urentem tentationem errorum, quam conflabant spiritus maligni in eos, ad aemulationem gentium eos irritantes (aut) concupiscentias seculi, quas tunc patiebantur mundo iuventute florente: so bleibt dieselbe Schwierigkeit, denn diese Arbeiter bekennen, dass sie nicht ein Mal vorübergehend diese Gluthitze haben erduldet, sondern dass sie dieselbe den ganzen Tag über, also bis an das Ende haben ausstehen müssen. Mit dieser Schwierigkeit verbindet sich sofort eine zweite: der Herr stellt es so dar, dass die Späterberufenen mit den Erstberufenen allerdings nicht gleichzeitig in seinen Dienst eintreten, aber doch auch, wenn sie nur gewollt hätten, mit ihnen in des Morgens Frühe hätten in seinen Weinberg ziehen können. Sie haben müssig gestanden den ganzen Tag. Wir müssen es uns also, wollen wir diese Auslegung halten, irgendwie vorstellig machen, dass die Menschengeschlechter späterer Jahrhunderte mit den Stammeltern des Menschengeschlechtes gleichaltrig sind. Hier konnte ein Origenes freilich keinen unlösbaren Knoten geschlungen finden: seine eigenthümliche Ansicht von der Präexistenz der menschlichen Seele kommt ihm zu Statten. Er bemerkt: die Seelen der in Christi Zeit Berufenen waren schon da, sie wurden aber nicht gerufen. Allein diese Auffassung scheitert schon an der Klippe, dass der Herr, welcher ausgeht Arbeiter in seinen Weinberg zu miethen, offenbar das Müssigstehen an dem

Markte diesen als Schuld beimisst: das aber ist bei Origenes Auslegung nicht gerecht, der Herr hätte sich selbst schelten sollen, dass er nicht eher diese Seelen aus dem Jenseits in das Diessseits herübersandte.

3. Man wird dann vor der Behauptung nicht zurückschrecken dürfen, dass Murrende, über des Herrn Gnade Unzufriedene, Adam, Seth, Henoch, Noah u. s. w. waren. Origenes versteht ohne Weiteres unter dem angeredeten erstberufenen Arbeiter den Adam: er hat dazu volles Recht: denn sollen diese Stunden Weltalter abschatten, so darf man nicht diesen oder jenen, am Ende die namhaftesten Männer jenes Aeons ausnehmen, sondern alle sind dann ohne Ausnahme mitinbegriffen. Kann es dem Herrn in den Sinn kommen, den Stab über diese Patriarchen zu brechen, allen ohne Unterschied Neid, Eifersucht, Lieblosigkeit gegen ihre nachgeborenen Brüder und Unwillen, Verdruss über Gottes reiche Gnade auf das Haupt Schuld zu geben? Diese Ausleger alle nahmen von dem Murren Abstand: Gregor's Auslegung haben wir schon gehört und andre Kunstgriffe liessen sich noch beibringen. Chrysostomus, welcher seltsamer Weise das punctum saliens dieser Parabel darin entdeckt: προθυμοτέρους ποιῆσαι τοὺς ἐν ἐσχάτῳ γήρα μεταβαλλομένους καὶ γινομένους βελτίονας, μηδὲ ἀφεῖναι νομίζειν ἐλάττονας, sagt: διὰ δὴ τοῦτο εἰσάγει δυσχεραίνοντας ἑτέρους ἐπὶ τοῖς τούτων ἀγαθοῖς, οὐχ ἵνα δείξῃ τηκομένους καὶ δακνομένους ἐκείνους. ἄπαγε, ἀλλ ̓ ἵνα διδάξῃ τούτους τοσαύτης ἀπολαυόντας τιμῆς, ἢ καὶ φθόνον τεκεῖν ἠδύνατο. Allein das Murren der Erstberufenen lässt sich nicht todtschweigen, auch nicht durch solche Machtstreiche todtschlagen: jede Auslegung, welche diesem Murren nicht sein Recht widerfahren lässt, ist falsch: gerade der wichtigste, schneidendste Zag der Parabel wird dann als ein Nebensächliches angesehen.

Endlich zwingt diese Auffassung unter dem Denare, mit Augustinus zu reden, die vita aeterna anzunehmen denn was bleibt an dem Ende der Welt für ein Lohn übrig, wenn nicht diese felicitas resurrectionis? Dann aber müssen wir auch annehmen, dass in dem ewigen Leben noch ein Murren stattfindet; durch die Freuden - Wonne des ewigen Lebens soll diese bittre, gehässige Stimme hindurchdringen: ein scheeles Auge, was den Bruder hasst, soll den Gott der ewigen Liebe schauen? Nein so gering können wir nicht von dem ewigen Leben denken!

Die alten Väter kennen aber noch eine andre Auslegung dieses Gleichnisses: sie erkannten in den Parabeln des Herrn prächtig geschliffene Edelsteine, welche nach verschiedenen Seiten hin leuchten. Origenes versteht schon unter den Stunden Lebensstunden, Altersstufen, Augustinus, Chrysostomus, Euthymius, Gregor und Andre vertreten diese Ansicht neben jener weltgeschichtlichen. Hieronymus gibt ihr entschieden den Vorzug er sagt zu Matthäus: mihi videntur primae horae esse operarii Samuel et Hieremias et baptista Johannes, qui possunt cum psalmista dicere: ex utero matris meae Deus meus es tu. tertiae vero horae operarii sunt, qui a pubertate servire Deo coeperunt. sextae horae qui matura aetate susceperunt iugum Christi; nonae qui iam declinant ad senium. porro undecimae, qui ultima senectute et tamen omnes pariter accipiunt praemium, licet diversus labor sit.

Diese Auffassung empfiehlt sich schon mehr als die vorhergehende: sie lässt es zu, die Parabel unmittelbar auf die Apostel zu beziehen. Sie könnten unter den erstgedungenen Arbeitern verstanden werden, wenn sich nachweisen liesse, dass sie alle in jugendlichem Alter von dem Herrn in seinen Dienst aufgenommen worden sind. Dieser Nachweis ist aber nicht

beizubringen: Petrus war verheirathet und in dem Kreise der Gläubigen mochten sich auch schon solche befinden, welche viel jünger waren als die Apostel. Diese wären dann die Erstgedungenen und nicht die Apostel: das Gleichniss würde aber damit seine Spitze verlieren, welche direkt auf Petrus und seine Gesinnungsgenossen sich richtet.

Wir müssten, wenn die Parabel bestimmt das Verhältniss der in jüngeren Jahren Wiedergeborenen und der Spätgewonnenen in's Klare stellen wollte, annehmen, dass nicht vereinzelt ein in früher Jugend Bekehrter sich desshalb grosser Dinge vermässe, sondern dass dieser Wahn, desshalb einen Vorzug zu besitzen, bei allen Frühbekehrten einheimisch sei. Lässt sich aber dergleichen etwas behaupten? Wir denken an Spener, an Zinzendorf — wer wagt es diesen Gottesmännern, welche in zartester Jugend schon dem Herrn sich verlobt hatten, solche Gesinnung anzudichten?

Weiter spricht gegen diese Auffassung auch der Umstand, dass der Lebensanfang und der Lebensschluss bei allen Arbeitern im Weinberge als ein und derselbe dargestellt wird. Man kann dieses vermeiden und mit Rupprecht sagen: wir lassen für die verschiedenen Tagesstunden nur eine relative Bestimmung zu, je nach der Lebensdauer der Einzelnen. Als Anhaltspunkt dient uns dabei die elfte Stunde, welche nach der damaligen jüdischen Tageseintheilung die nächste vor der letzten Stunde, also in Beziehung auf die Lebensdauer eines Menschen die nächste Zeit vor dem Tod ist, so dass also z. B. der bekehrte Schächer am Kreuze unter die Klasse der Arbeiter gehörte, welche bis zur elften Stunde müssig an dem Markte gestanden hatten. Hieraus geht freilich hervor, dass Niemand wissen kann, auf welche Stunde der Zeiger seiner Lebensuhr weist: aber desto erwecklicher ist eben für jeden diese Gleichniss rede, da ja Niemand wissen kann, ob nicht seine elfte Stunde schon geschlagen hat." Rupprecht hat aber mit seinem Gedanken kein Glück gehabt: er ist zu gekünstelt. Endlich aber würden diese ersten Arbeiter denn doch in einem sehr eigenthümlichen Lichte erscheinen, wenn sie ihre Vorzüglichkeit vor den andern Arbeitern darauf bauen wollten, dass sie eher in die Arbeit eingetreten sind. Wie kann dieses zeitliche prius in ihnen den Wahn einer ewigen Priorität erzeugen! Es bleibt uns nichts übrig, wir müssen diese Deutungen, wie alt sie auch sein mögen, aufgeben. Bengel hat gewiss schon näher an die Wahrheit getroffen, wenn er bemerkt: dies in XII horas divisus significat non totum tempus mundi aut N. T., quod unius operarii vita nunquam exaequat: neque ut videtur vitae humanae datum singulis spatium, in quo a vocatione usque ad obitum alius diutius, alius minus diu laborat: quamquam potuit ante nos aliquis unam horam laborare et poterit posthac alius prima hora incipere: adeoque hic etiam valet illud: qualibet hora est quaelibet hora: sed spatium a vocatione prima Apostolorum ad glorificationem Christi et adventum Paracleti. Allein dieser Auslegung') steht entgegen, dass von einem Arbeiten der Apostel vor der Verherrlichung des Herrn und der Ausgiessung des Geistes gar keine Rede ist.

Wenn nun der Arbeitstag weder die Weltzeit noch die Lebenszeit noch die Rüstzeit der Apostel ist: was ist dann dieser Tag mit seinen Stunden?

1) Sie ist jedenfalls weit besser als Wetstein's Deutung: operarii Apostoli, murmurantes, illi ex Apostolis qui tum supra alios sese efferebant, quod primi vocati essent; postremi, qui post alios vocati erant, praecipue Paulus, qui solus plus quam omnes laboravit.

,,Der Stundenunterschied dient nur als Schema für den Rangunterschied", behaupten wir mit Tholuck und Stier. Die Sache liegt sehr einfach. Der Apostel hat nicht ohne lohnsüchtige Hintergedanken gefragt: wir haben Alles verlassen, was wird uns dafür? Der Lohn richtet sich nach der Arbeit und zwar je länger mir einer gearbeitet hat, desto grösseren Lohn verdient er. Die ersten Arbeiter haben vom frühen Morgen an gearbeitet, es liegt auf der flachen Hand, dass sie mehr verdienen als die letzten Arbeiter, dass sie auf einen ausgezeichneteren Lohn Anspruch haben. Sie befinden sich daher in einer ebenso vorzüglichen Lage, als Petrus sich nach seines Herzens Gedanken befand. Wir haben also an den verschiedenen Stunden nicht zu künsteln, sie wollen nichts anders als den mehr oder minder bohen Lohn, auf welchen die Arbeiter Ansprüche haben, oder zu haben vermeinen, näher bestimmen.

V. 2. Und da er mit den Arbeitern eins ward, um einen Groschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Der Herr des Weinbergs war ausgegangen Arbeiter zu miethen: Gott will nichts umsonst gethan haben, er will den geringsten, den schuldigsten Dienst den unnützen Knechten belohnen. Selbst der Becher Wasser, den du dem Durstenden reichest, soll dir noch in der Ewigkeit vergolten werden. Der reiche Hausherr findet Arbeiter; aber diese Arbeiter sind nicht gleich willig, in den Dienst einzutreten. Sie wollen sich nicht dem Hausherrn ohne Weiteres überlassen, sie sind lohnsüchtig: sie fragen mit Petrus: was wird uns dafür und accordiren. Dieser Zug darf nicht hinwegexegesirt werden: es ist ein wesentlicher Zug in dieser Parabel: diess geht daraus hervor, dass der Hausherr mit den andern Arbeitern, wie ausdrücklich erwähnt wird, nicht erst handelt, sondern sie gleich zur Arbeit willig findet und dass er sich zum Schluss den murrenden Menschen gegenüber auf den Vertrag beruft. Der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer vereinigen sich x Svagíov: die Präposition erklärt sich daher, dass die Vereinigung von diesem Denare ausging, dass der Denar der Ausgangspunkt der Verhandlungen war, welche endlich zu einem erwünschten Ziele führten. Was ist nun dieser Denar? Was ist nun das Gegenbild dieses Denars, welcher nicht bloss Tob. 5, 14, Bara Bathra, fol. 86, 2 (qui conducit operarium, ut faciat cum ipso in area denario in diem) und öfters als ein üblicher Taglohn bezeichnet wird, sondern auch die tägliche Löhnung der römischen Soldaten ausmachte? (cf.1acitus, ann. 1, 17; Plinius 33, 3)

Die alten Ausleger sind schon sehr uneinig. Hieronymus will unter ihm das Ebenbild Gottes in dem Menschen verstehen: denarius, sagt er, figuram regis habet, recepisti ergo mercedem, quam tibi promiseram: hoc est imaginem et similitudinem meam. Irenäus hatte diese Ansicht bereits 4,36 vertreten, Remigius suchte sie noch näher zu begründen: denarius enim dicitur, qui antiquitus pro decem nummis computabatur et figuram regis habet. recte ergo per denarium designatur observati decalogi praemium. Allein diese Auslegung wird durch die Bemerkung hinfällig, dass die Arbeiter nicht den Lohn im Voraus, sondern denselben erst am Feierahend empfangen. Wenn man mit den Scholastikern zwischen imago, als dem uranfänglichen Besitze des Menschen und der similitudo als dem erst durch sittliche Anstrengung zu erstrebenden Besitz unterscheidet, liesse sich der Denar allenfalls als die similitudo dei bezeichnen. Allein wie diese Arbeiter dann denken konnten, dass über diese similitudo hinaus noch ein Lohn vorhanden sei,

ist nicht einzusehen. Am weitverbreitetsten ist unter den Vätern die Meinung, dass der Groschen das ewige Leben selber sei. Origenes hatte schon gesagt: der Denar sei τὸ τῆς σωτηρίας νόμισμα: Augustins Auslegung habe ich schon beigebracht: Tertullianus, Chrysostomus, Gregor und A. sagen dasselbe.

Stier hat gegen diese Auslegung den entschiedensten Protest eingelegt. ,,Drei Gründe voran, sagt er, sind so klar, dass man sich wundern muss, wie sie nicht wirklich Allen von jeher eingeleuchtet. Erstlich wird ja das ewige Leben nicht wie in einem richterlichen Contrakt als Arbeitslohn gewiss zugesagt, was doch offenbar die Meinung des ovμpwvav V. 2 vergl. mit V. 13. Der Herr ist mit den Arbeitern und die Arbeiter mit ihm eins geworden, dieser Contrakt wird jedenfalls gehalten auch ohne Rücksicht auf die später sich zeigende Gesinnung Würdigkeit: so gehet es aber wahrlich nicht mit dem Seligwerden. Also zweitens: auch die Murrenden empfangen ja den Groschen, murren vielmehr gerade bei seinem Empfang, das Empfangene ist ihnen nicht recht und genug. Das sind aber wahrlich, wie der Schluss des Gleichnisses offen heraussagt, keine Auserwählten, die das ewige Leben ererben: sonst widerspräche das ganze Gleichniss diesem seinem Schlusse und es kämen endlich noch alle Berufene auch in's Himmelreich. Dies liegt endlich drittens deutlich in dem abweisenden, zürnenden anaye V. 14, neben welchem die Zuerkennung: nimm das Deine! nichts anders heissen kann als auf anderer Stufe wiederum, was Abraham Luk 16, 25 dem reichen Manne sagt. Was du dir ausbedungen, damit wirst du abgelohnt, aber nun damit auch fort aus meinem Dienste und fernerer Gemeinschaft." Diese Stier'schen Gründe können aber unbesehen nicht angenommen werden. Nach der Lehre der heiligen Schrift hat Gott allerdings vor Zeiten einen Contract mit dem Menschengeschlechte aufgestellt, in welchem er ihm für sein sittliches Wohlverhalten nichts Geringeres als das ewige Leben selbst zugesprochen hat. Das ganze mosaische Gesetz ruht auf dieser unerschütterlichen Basis: wer alle Worte des Gesetzes hält, der soll, so wahr Gott, der Herr, lebt, leben, und zwar in Zeit und Ewigkeit. Stier hätte dieses nicht übersehen sollen; der Herr erkennt ja diesen Gottesbund durch das Gesetz ausdrücklich an und hat dieses eben erst Kap. 19, 17 gethan. Stichhaltiger ist jedenfalls der zweite Grund: das Murren will sich nicht gut mit dem Besitze und Genusse des ewigen Lebens vertragen und dieses Murren ist ja nicht als ein momentanes Missverständniss dargestellt, sondern als der Ausfluss eines bösen Herzens, einer liebelosen Gesinnung gekennzeichnet. Es kommt uns nicht in den Sinn des Augustinus Satz: meritorum diversitate fulgebunt alius maius, alius minus: zu bestreiten, obgleich uns das Wort meritorum nicht glücklich gewählt zu sein scheint: ja diversa erit sanctorum gloria! der Herr der Herrlichkeit sammelt wohl alle Gläubigen um sich in der Absicht, dass seine Herrlichkeit nicht bloss vor ihnen leuchte mit aufgedecktem Angesichte, sondern in ihnen selbst wiederleuchte. Allein da die Empfänglichkeit der Einzelnen eine sehr verschiedene sein wird, so kann die Herrlichkeit des Herrn nicht in allen in gleicher Weise und Fülle erscheinen: wie jetzt die Lichter an dem Himmel in verschiedenem Lichte leuchten, so werden auch am Ende vor dem Throne der Herrlichkeit die Auserwählten in sehr unterschiedenem Glanze stehen. Allein diese Wahrheit, welche Dante sehr schön so dargestellt hat, dass er die Vollendeten in sich immer mehr verengernden concentrischen Kreisen vor dem Stuhle stehen lässt,

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