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Weibes selbst begegnen wir oft genug in der Hans Sachsischen Dichtung; so in den Fastnachtspielen : ,,die alt verschlagen Kuplerin mit dem Thumbherrn"; ,,die kuplet schwieger mit dem altern Kaufmann"; in dem Schwank „der cuplerin schul"; u. s. w.1) Der Teufel mit der alten Kupplerin zusammen spielten, wie es scheint, eine Rolle in dem verlorenen Schwank: ,,Der pueler fogelhert."2) Auch der Zug, dass das alte Weib sich vor dem Teufel selbst nicht scheut, wird zu allerlei Scherzen benützt. Man vergleiche das Fastnachtspiel,,der kauffmann mit den alten Weibern", wo der Teufel vor diesen Reissaus nehmen muss, und der Kaufmann seines Paktes mit dem Teufel ledig wird.3) Sehr übel geht es ihm auch in dem Spiel: ,,der dewffel nam ain alt weib“.4) Die zu einem bestimmten Zweck erdichtete Botschaft ist dagegen ein schon in der antiken Komödie beliebtes Motiv. Aus dem Trinummus des Plautus hat es Lessing in seinen Schatz herübergenommen. (3. Auftritt.) In Lenzens Lustspielen nach Plautus, an deren Herausgabe Goethe 1773 beteiligt war, wird es in der Türkensclavin verwertet.5) Zum Schlusse mag denn noch eine Vermutung gewagt sein. Sollte nicht vielleicht zu des Mephistopheles Erzählung von Herrn Schwerdtlein, der von Malta aus auf Türken kreuzte, jener Seemann eine Veranlassung gegeben haben, dessen Profil Goethe am 26. April 1774 an Lavater mit den Worten schickte: ,,Da schick ich dir ein Profil. Der Kerl (: sagt man :) war Steuermann, hat in der Sclaverei zu Tunis viel ausgestanden, und zieht nun in der Welt herum,

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1) a. a. 0. V. N. 57. VI. N. 74. Sämtliche Fabeln und Schwänke herausgeg. von E. Goetze. I. N. 17.

2) a. a. O. N. 38.

3) a. a. O. II. N. 19.

4) VI. N. 76.

5) Ges. Schriften herausgeg. von L. Tieck. II. S. 180 ff.

Mitleiden zu erregen. Ich hab ihn nach dem Leben gezeichnet" u. s. w.1) Die Zeichnung glaubt von der Hellen in den Physiognomischen Fragmenten IV, 361. wiedergefunden zu haben. 2)

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e) Faust. Mephistopheles.

Die Bezeichnung des Ortes fehlt. Das Fragment und die Ausgabe von 1808 haben die Angabe „Strasse". Mephistopheles erstattet Bericht über den Erfolg seiner Sendung. Die höhnisch-beschimpfende Schilderung der Frau Marthe weist Faust mit dem schönen Worte zurück: „Sie ist mir lieb." 3) Denn alles, was mit der Geliebten in Berührung kömmt, ist ihm lieb. Aus ähnlichem, echt menschlichem Gefühl schreibt Goethe an Lotte über eine alte, schwatzhafte Wetzlarerin, einst Lottens Wärterin, da sie ihn in Frankfurt aufsuchte: „Du kannst dir denken, wie wert mir die Frau war, und dass ich für sie sorgen will. Wenn Beine der Heiligen, und leblose Lappen, die der Heiligen Leib berührten, Anbetung und Bewahrung und Sorge verdienen, warum nicht das Menschengeschöpf, das dich berührte, dich als Kind auf'm Arm trug, dich an der Hand führte, das Geschöpf, das du vielleicht um manches gebeten hast ?" 4)— Gegen das vom Teufel beliebte Mittel, sich bei Frau Marthe durch Ablegung eines falschen Zeugnisses einzuführen, verwahrt sich Faust jedoch auf das bestimmteste. Allein auch hier wieder weiss ihn Mephistopheles durch die Erinnerung an seine ihm nun so widerwärtige wissenschaftliche Vergangenheit zu fassen. Und will er nicht auch an Gretchen ein Lügner und

1) Bd. 2. N. 216. vom 26. April 1774. S. 156.

2) v. d. H. S. 240; das Bild des Seemanns auf S. 241. 3) Goethe scheint selbst später Fausts Erwiderung nicht mehr recht verstanden zu haben; er änderte schon im Fragment: „So recht!" (V. 3031.)

4) Br. 2. Nr. 245. vom 26.-31. August 1774. S. 191.

Meineidiger werden? Nach des Teufels Sinn und Willen soll also die Liebe zu Gretchen nur eine kurze, vorübergehende Episode der Weltfahrt Fausts werden. Doch dieser nimmt als sein Recht in Anspruch, das Gefühl, das durch keine Namen auszudrücken ist, mit den höchsten, die der Mensch kennt, zu bezeichnen. „Man hat nie recht geliebt, wenn man sie (die Liebe) endlich glaubt", sagt schon Sophie in den Mitschuldigen. 1) Allein Mephistopheles als der kalte Verstand besteht dem Gefühl gegenüber auf seinem Recht. Faust bricht den Kampf mit dem ungleichen Gegner ab; es käme ja nur auf einen Streit mit Worten hinaus. Er will ihm sogar alles zugeben; es wird zu dem kommen, was der Teufel voraussagt, und zwar, weil er muss. Von dämonischer Gewalt fühlt sich Faust getrieben; er kann nicht mehr zurück, wie er im Anfang wollte, nun muss er. 2) Er betrachtet sein Schicksal sub specie necessitatis.3) Darum eilt er jetzt, den Teufel mit sich fortziehend, selbst voran, seinem Geschick entgegen.

f) Garten.

Die Scene führt uns mitten in die Ereignisse hinein. Die Bekanntschaft zwischen Faust und Margarete ist schon gemacht. Über den Zweck des Kommens der beiden Reisenden wird kein Wort mehr gesprochen.

Dagegen gibt uns der Dichter ein Bild von dem einfachen Wesen und Leben Gretchens, die in ihrer 1) D. j. G. 1. S. 164.

2) Man vergleiche auch die Verse 1426 ff. = 3360 ff.:
Sie! Ihren Frieden musst ich untergraben,

Du Hölle wolltest dieses Opfer haben!

Hilf Teufel mir die Zeit der Angst verkürzen,

Mags schnell geschehn, was muss geschehn.

3) Das Eigentümliche seines Ichs, die prätendierte Freiheit seines Wollens, stösst mit dem notwendigen Gang des Ganzen zusammen. (D. j. G. 2. S. 42.) — S. auch Baumgart. S. 314.

Unverdorbenheit und Ursprünglichkeit auf Faust die höchste Anziehungskraft ausüben. So wie Werther im Anblick kleiner, einfacher, natürlicher Verhältnisse Beruhigung findet, so füllt sich hier bei Faust die innere Leere aus, die alle Weisheit dieser Welt nicht auszufüllen vermochte. Dabei hat auch er die Scheu zu überwinden, die den Niedrigen von dem Höheren trennt.,,Inkommodirt euch nicht!" bittet Gretchen, und Werther schreibt: „Viel Mühe hat michs gekostet, der Mutter ihre Besorgnis zu benehmen: Sie (die Kinder) möchten den Herrn inkommodirn." 1) ,,Ich habe“, schreibt Goethe am 1. Juni 1774,,,bei dieser Gelegenheit ( er hatte bei einem Brande Hilfe geleistet -) das gemeine Volk wieder näher kennen gelernt und bin aber und abermal vergewissert worden, dass das doch die besten Menschen sind." 2) Es ist ein Stück Rousseauischen Geistes, der in dem Dichter wohnt, ihn aber bei seinem gesunden Realismus die Natur nicht in längst vergangenen goldenen Zeiten oder bei den Wilden suchen lässt; mitten unter uns erblickt er sie in ursprünglicher Einfalt, so dass es uns immer noch freisteht, ihre Züge in unsre Lebensart zu verweben. Vor allem scheint ihm das Weib der Natur noch näher zu stehen.,,Poursuis, poursuis, ma soeur, ton coeur simple, ta droiture extraordinaire, ta naiveté vaincra l'étude du monde, le savoir et la critique de ton frère." So urteilt der Leipziger Goethe schon.3) In anmutiger Geschwätzigkeit gibt Gretchen, die die hohen Worte des Geliebten nicht zu fassen vermag, ein Bild ihres eingeschränkten häuslichen Lebens. Auch 1) D. j. G. 3. S. 247.

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Vergl. auch

den Brief an Frau von Stein vom 4. Dez. 1777: Wie sehr ich wieder auf diesem dunklen Zug Liebe zu der Classe von Menschen gekriegt habe! die man die niedre nennt! die aber gewiss für Gott die höchste ist." (Bd. 3. N. 651. S. 191.)

3) Bd. 1. N. 22. vom 11. Mai 1767. an Cornelie. (S. 84.)

ihres Bruders wird von ihr zum ersten Mal gedacht. An Lotte, noch mehr an das in den Frankf. Gel. Anzeigen entworfene Idealbild erinnert es, wenn Gretchen schon frühe, durch die Verhältnisse gezwungen, die zweite Mutter des Hauses hatte werden müssen. An Friederike mag man denken, wenn Goethe in seiner Lebensgeschichte erzählt, wie sich auf abendlichen Spaziergängen ihr Herz ihm in unbefangener Geschwätzigkeit eröffnete und ihm die kleine Welt, in der sie lebte, klar und ohne Empfindsamkeit schilderte.1) Häusliches Glück und häusliche Mühe, kein einseitiges Bild, entrollt Gretchen. Faust muss es dabei ähnlich zu Mute sein wie Werther. „Ich sage dir," schreibt er einmal,,,mein Schatz, wenn meine Sinnen gar nicht mehr halten wollen, so linderts all den Tumult, der Anblick eines solchen Geschöpfs, das in der glücklichen Gelassenheit so den engen Kreis seines Daseins ausgeht, von einem Tag zum andern sich durchhilft, die Blätter abfallen sieht, und nichts dabei denkt, als dass der Winter kömmt." 2) Auch in Künstlers Erdenwallen (vom 17. Juli 1774.) schildert der Dichter in kurzen Strichen häusliche Müh und Not, aber hier im Gegensatz zum Künstlerdasein. Dem Unwilligen gibt indes die Muse ähnlichen Trost, wie ihn Gretchen selbst in ihrer Thätigkeit gefunden:

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Wenn man muss eine Zeitlang hacken und graben,

Wird man die Ruh erst willkommen haben,

Der Himmel kann einen auch verwöhnen,
Dass man sich thut nach der Erde sehnen.
Dir schmeckt das Essen, Lieb und Schlaf
Und bist nicht reich, so bist du brav."3)
1) D. W. T. 2. B. 10. W. Bd. 27. S. 355 f.
Bd. 1. N. 46. an Friederike Oeser (S. 172.):

Vergl. auch

„Erzähltest mir, wie schön, wie kummerfrei,
Wie gut, wie süss dein selig Leben sei, u. s. w.

2) D. j. G. 3. S. 247.

3) D. j. G. 3. S. 202.

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