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Erstes Capitel.

Die über den Fetischismus bisher aufgestellten

Ansichten.

Mit einem witzigen Spott, wie ihn Juvenal über die Aegypter in Hinblick auf die bei ihnen heimische Verehrung der Zwiebel und des Knoblauchs ausgiesst:

O sanctas gentes, quibus haec nascuntur in hortis
Numina.

Es müssen

lässt sich der Fetischismus nicht abfertigen. die Gründe gefunden werden, durch die uns begreiflich wird, wie die Menschen zu einer religiösen Verehrung sinnlich wahrnehmbarer Gegenstände denn das ist im Allgemeinen der Begriff des Fetischismus - kommen können. So viel ich sehe, lassen sich die geschichtlich aufgetretenen Erklärungsversuche in zwei Hauptklassen theilen: der Erklärungsgrund kann gesucht werden entweder ausserhalb der empirischen Welt des Menschen, oder innerhalb derselben im Bereiche des empirisch erfassbaren Bewusstseins des Menschen. Jene erste Erklärungsweise wollen wir die transscendente, diese zweite die psychologische oder die empirische nennen. Der letztere Standpunkt ist der unsrige.

Fritz Schultze, Der Fetischismus.

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I.

Die transscendenten Erklärungsversuche.

Das Wesentliche jener ersten Hauptklasse ist, dass der Erklärungsgrund ein nicht empirisch aufweisbarer ist. Darum muss hierher, freilich als die roheste und äusserlichste Form, die Art gerechnet werden, wie das christliche Mittelalter den Fetischismus betrachtete, den es im europäischen Heidenthum vorfand. Ihm war es einfach der Teufel mit seinen Schaaren, der die Menschen verführte und belehrte, Elemente und Gestirne anzubeten, Steine, Bäume und andere Naturgegenstände zu verehren. Und zwar war es dem Mittelalter wirklich Ernst mit dieser Erklärung, denn die Realität des Diabolus stand ihm fest. Diese Anschauung findet sich in den Decreten, welche die Kirche gegen die heidnischen Religionsgebräuche erliess, vielfach ausgedrückt. So heisst es u. a. in einem Decrete (des Conciles zu Nantes im Jahre 895): Auch die Steine, welche sie, vom Blendwerk der Teufel bestrickt, in Ruinen und Wäldern verehren, wo sie auch feierliche Gelübde thun, sollen ausgegraben und hingeworfen werden, wo sie von ihren Verehrern nicht mehr verehrt werden können1). Von den Ueberlieferungen der Heiden in Betreff der Verehrung der Elemente, der Sonne und des Mondes · u. s. w. wird gesagt: dass sie gewissermassen im Wege des Erbrechts unter Beihülfe des Teufels bis heute den Söhnen von den Vätern hinterlassen seien2). Die Lie

1) Burchard von Worms (†1024), Sammlung der Decrete. Colon. 1548. cap. 10, 10. Lapides quoque quos in ruinosis locis et silvestribus, daemonum ludificationibus decepti, venerantur, ubi et vota vovent et deferunt, funditus effodiantur, atque in tali loco projiciantur, ubi nunquam a cultoribus suis venerari possint (e concilio nannetensi cap. 8.).

2) Ebenda cap. 19, 5. pag. 193 b: Si observasti traditiones Paganorum, quas quasi hereditario jure diabolo subministrante usque in hos dies semper patres filiis reliquerunt, id est, ut elementa coleres, id est lunam aut solem, aut stellarum cursum etc.

der und Tänze von heidnisch-religiöser Bedeutung bei Leichenbegängnissen haben die Heiden erfunden, indem der Teufel sie unterrichtete1).

Da der Fetischismus viele religiöse Elemente enthält, so liegt es nahe, ihn aus den Gründen zu begreifen, aus denen überhaupt die Religion begriffen wird. Der Erklärungsgrund der Religion sei zuerst ein transscendenter: er soll Gott selbst sein. Unter diesem Gesichtspunkt stellt Schelling in seiner „Einleitung in die Philosophie der Mythologie" folgende Theorie auf: Er geht aus von einer ursprünglichen Einheit des Menschengeschlechts, die er annimmt. „Für jetzt genügt es auszusprechen, dass wir nicht etwa blos zu Gunsten der Ueberlieferung oder im Interesse irgend eines sittlichen Gefühls, sondern in Folge rein wissenschaftlicher Erwägung, an der Einheit der Abstammung, welcher ohnedies die noch immer nicht ganz umgestossene Thatsache, dass die Nachkommen auch von Individuen verschiedener Racen selbst wieder zeugungsfähig sind, zur Seite steht, so lange festhalten müssen, als nicht die Unmöglichkeit dargethan ist, unter dieser Voraussetzung die natürlichen und geschichtlichen Unterschiede des Menschengeschlechts zu begreifen"). Hier erheben sich nun zwei Fragen, einmal: Wodurch wurde denn die Menschheit in ihrer ursprünglichen, ungetrennten Einheit zusammengehalten? und zweitens: Wodurch wurde eine Trennung herbeigeführt? „Fragen wir aber, welche geistige Macht allein stark genug war, die Menschheit in dieser Unbeweglichkeit zu erhalten, so ist unmittelbar einzusehen, dass es ein Princip, und zwar Ein Princip, sein

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1) Ebenda cap. 10, 34. Laici, qui excubias funeris observant, cum timore et tremore et reverentia hoc faciant. Nullus ibi praesumat diabolica carmina cantare, non joca et saltationes facere, quae Pagani diabolo docente adinvenerunt.

2) F. W. J. von Schelling's sämmtliche Werke. Stuttgart und Augsburg 1856. Erster Band. Einleitung in die Philosophie der Mythologie. S. 98.

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musste, von dem das Bewusstsein der Menschen ausschliesslich eingenommen nnd beherrscht war; denn sowie zwei Principien sich in diese Herrschaft theilten, mussten Differenzen in der Menschheit entstehen, weil diese unvermeidlich sich zwischen den beiden Principien theilte. Aber ferner, ein solches Princip, das keinem andern im Bewusstsein Raum gab, kein anderes ausser sich zuliess, konnte selbst nur ein unendliches, nur ein Gott sein, ein Gott, der das Bewusstsein ganz erfüllte, der der ganzen Menschheit gemeinschaftlich war, ein Gott, der sie gleichsam in seine eigene Einheit hineinzog, ihr jede Bewegung, jede Abweichung, es sei zur Rechten oder zur Linken, wie das Alte Testament öfter sich ausdrückt, versagte; nur ein solcher konnte jener absoluten Unbeweglichkeit, jenem Stillstand aller Entwicklung eine Dauer geben" 1). In dieser Zeit wurde also das Bewusstsein des Menschen ganz von Gott erfüllt; der ursprüngliche Mensch war an sich schon Bewusstsein von Gott, da konnte nichts zwischen dem Menschen und Gott sein, wodurch der Mensch von Gott getrennt und entfernt gehalten ist“ 2). „Gleichwie nun aber die Menschheit nicht entschiedener zusammen und in unbeweglicher Ruhe erhalten werden konnte als durch die unbedingte Einheit des Gottes, von dem sie beherrscht wurde, so lässt sich von der andern Seite keine mächtigere und tiefere Erschütterung denken, als die erfolgen musste, sowie der bis dahin unbeweglich Eine selbst beweglich wurde, und dies war unvermeidlich, sobald ein anderer oder mehrere andere Götter im Bewusstsein sich einfanden oder hervorthaten" 3). Wie konnte aber dieser eine Gott sich in viele umsetzen, wie konnte aus dem Monotheismus der Polytheismus entstehen? Schelling fasst diesen ur

1) Ebenda S. 104.
2) Ebenda S. 141.
3) Ebenda S. 104.

sprünglichen Monotheismus in einer besondern Weise: er unterscheidet zwischen absolutem und relativem Monotheismus. Der absolute Monotheismus ist die Herrschaft

eines Gottes, neben dem überall keine anderen Götter existiren können; der relative Monotheismus ist die Herrschaft eines Gottes, neben dem nur noch nicht auch andere Götter existiren 1). Jener ursprüngliche Monotheismus war aber ein relativer 2). Durch einen eigenthümlichen,,in Ansehung des Bewusstseins nothwendigen Process" treten nun im Bewusstsein des Menschen die anderen Götter hervor, und so entsteht der Polytheismus 3). Aus diesem entwickelt sich dann der absolute Monotheismus.

Wenn nun der ursprüngliche Zustand der Menschheit jener relative Monotheismus gewesen, wie soll man dann einen Zustand begreifen, wo die Vorstellung weder dieses einen Gottes noch vieler Götter im Bewusstsein des Menschen liegt, wo der Mensch dahin gekommen ist, sinnfällige Gegenstände zu verehren: wie soll man den Fetischismus begreifen? Schelling zieht die nothwendigen Folgerungen seiner Theorie in Bezug auf den Fetischismus nicht selbst, wohl aber finde ich eine Hindeutung darauf. Er kann, wenn das Bewusstsein des Menschen an sich ein Gottesbewusstsein ist, in dem Mangel der Gottesvorstellung nur eine Depravation, eine Entfremdung von dem ursprünglichen Zustande sehen. Er sagt von den Wilden 1): „Wir sehen einen, und zwar den grösseren Theil (des Menschengeschlechtes) ausgeschlossen von allen gemeinsamen Ueberlieferungen des Geschlechts, ausgestossen von der Geschichte, in fortwährender, seit dem Anfang der Geschichte

1) Ebenda S. 127.

Der absolut Eine Gott ist der, welcher auch nicht die Möglichkeit anderer Götter ausser sich zulässt, der blos relativ einzige der, welcher nur wirklich keinen andern vor, neben oder nach sich hat.

2) Ebenda S. 137.

3) Ebenda S. 193 a. a. O.

4) Ebenda S. 500 ff.

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