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V.

Das Fetischpriesterthum.

Aus kleinen Anfängen heraus mächtig fortwuchernd, dehnt sich der Fetischismus allmählich über das ganze Leben der Wilden aus, alle Verhältnisse mit seinen Ranken umspinnend. Es giebt endlich eine Unmasse von Fetischen und damit verknüpften Gebräuchen, die alle zu kennen und zu verstehen es eines wirklichen Lernens und Eingeweihtwerdens, es eines förmlichen Studiums bedarf. Der gemeine Mann unter den Wilden ist nicht im Stande, das vielverwickelte Gewebe zu handhaben, ohne sich darin zu verstricken. Nur Wissende vermögen das. Wer aber all' die Fetische und ihren Dienst kennt, wer mit allen vertraut ist, der scheidet sich dadurch von selbst aus der profanen, unwissenden Menge aus; der wird ein angesehener und gefürchteter Mann, weil ihm die geheimen Künste so vieler Fetische zu Gebote stehen, welche Andere nicht besitzen. So ist es denn schon in diesen rohen Zuständen der Menschheit ganz natürlich, dass sich einzelne besonders mit den Fetischen Vertraute als Priester, Zauberer, Medicinmänner u. s. w., was im Grunde alles dasselbe heisst, kurz als Fetischmänner herausheben. Aus dem Wesen und der Bedeutung der Fetische ergiebt sich von selbst die Bedeutung und Stellung der Fetischmänner.

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Die Fetizeros sind die Wissenden. Sie kennen die Fetische und ihre Zubereitung, ihre Wirkungskraft und Namen. An sie also wendet man sich, um für diesen oder jenen Fall den passenden und wirksamen Fetisch zu erhalten. So sind es denn in Amerika die Jongleurs 1), in Sibirien die Schamanen 2), in Afrika die Gangas 3) (ver

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schiedene Benennungen für die Fetischmänner), aus deren Händen eine Menge Fetische herrühren 1). „Wird (in Afrika) der Priester um die Verleihung eines Fetisches angegangen, so placirt er den Applicanten in die Mitte zwischen alle Sorten von Gegenständen, unter denen Antilopenhufe und Widderhörner selten fehlen, und giebt ihm einen Spiegel in die Hand, darauf zu blasen. Er selbst trommelt sich durch die mit einem Fell überzogene Calebasse in den Grad der Aufregung, der für die richtige Wahl des verlangten Zaubers nöthig ist. Meistens sind diese ertheilten Fetische rohe Naturproducte, einfach von Tüchern umhüllt, während zuweilen die wirkliche Essenz, wie ein Pulver, Harz u. dgl. m., in den hohlen Theil eines Holzbildes eingefügt wird, ähnlich wie man in katholischen Ländern Reliquien in kostbaren Ostensarien aufbewahrt, da der Glanz des Goldes beiträgt, blendend auf den Besucher zu wirken“ 2).

Wie einträglich dieser Handel mit Fetischen sein muss, kann man daraus sehen, dass in jedem Indianerdorfe sich zwanzig und mehr Fetischmänner und - Weiber davon ernähren. Auch in Afrika werden sie gut bezahlt 3).

Den Fetischmännern sind auch genau die Ceremonien bekannt, welche anzuwenden sind, damit der Fetisch seine Kraft ausgiebig entfalte. Sie kennen die zur Weihe der Elemente kräftigen Benedictionsformeln" 4). Es ist also für den Erfolg das Sicherste, dass sie selbst den Fetisch zur Wirkung bringen. So verschieden nun als die Kraft und Wirksamkeit der Fetische ist, nach so verschiedenen Seiten hin geht also auch die Thätigkeit des Fetischpriesters. Insofern er die gegen Krankheiten wirksamen Fetische

1) Vergl. Waitz, Anthrop. II. 199. III. 213. u. a. m.

2) Bastian, S. Salv. S. 84.

3) Waitz, Anthrop. III. 213. II. 196.

4) Bastian, S. Salv. S. 85.

ertheilt und sie dem Kranken applicirt, ist er Arzt oder Medicinmann. Insofern er, gestützt auf die Kraft seiner Fetische, die Diebe oder die Winde oder die Wolken oder die Geister oder irgend etwas Anderes zwingt, dies oder jenes zu thun, d. h. insofern er zaubert - ist er Zauberer. Endlich insofern er speciell den Cultushandlungen vorsteht, wie dem Opfer und anderen Ceremonien, und auf diesem Wege mit den Fetischen in Verkehr tritt, ist er Priester im engeren Sinn. Doch ist die Grundbedeutung all' dieser Formen dieselbe: sie alle sind Fetischmänner. Der Unterschied und die Grenze zwischen einem Fetischpriester ist also, wie auch Bastian bemerkt 1), nur ein relativer; die Functionen des Zauberers und des Fetischpriesters sind nur verschiedene Seiten des Verhältnisses des Fetizero zu den Fetischen. In sehr engen Daseinsverhältnissen, wie bei den kleinen Stämmen der Eskimos, vereinigt daher auch der eine Priester die sämmtlichen Seiten des Fetizero in sich: er ist Arzt, Zauberer, Priester u. s. w. in einer Person; während in weiteren Verhältnissen, wie bei den Negern, auch hier schon eine Arbeitstheilung je nach Neigung und Geschick eintritt: der eine wendet sich den Medicinfetischen zu, er wird Arzt; der andere legt sich auf's Regenmachen oder irgend eine andere Art der Zauberei; der dritte endlich handhabt hauptsächlich die Cultusverrichtungen. Daher ist die Grenze zwischen Zauberer und Fetischpriester eine fliessende. Im nördlichen Amerika fand Charlevoix, dass zwar die Jongleurs sagten, wie man die Fetische versöhnen oder gewinnen sollte, doch nicht selbst opferten. Vielmehr opferten im Namen des Volkes die Häuptlinge desselben, und im Namen der Familie die Hausväter oder als deren Stellvertreter der Angesehenste der Hütte 2). So war es auch unter den Tscheremissen

1) Bastian, S. Salv. S. 85.

2) Charlevoix Journ. Hist. d'un Voy. de l'Am. Sept. p. 364.

und anderen tatarischen Völkern 1). Unter vielen Sibiriern2), unter den Kirgisen 3) und vielen Negern 1) befahlen umgekehrt nicht blos die Zauberer zu opfern, sondern besorgten auch selbst das Opfern. Unter den Calmycken 5) und manchen Negern 6) fand zwischen Zauberern und Priestern eine Trennung statt; unter anderen Völkern Afrikas und Amerikas) eigneten sich entweder die Zauberer alle Verrichtungen von Priestern zu, oder die Priester erhoben sich über ihre Brüder und rissen die Geschäfte der Zauberer und Beschwörer an sich. Und selbst da, wo die Priester zugleich Zauberer waren, konnten sie es nicht verhindern, dass nicht Andere, welche keine Priester waren, neben ihnen bald öffentlich bald insgeheim Zauberei, Beschwörung und Wahrsagekunst getrieben hätten 8).

Die eigentlichen Priester geniessen gewöhnlich das meiste Ansehen unter den Fetischmännern. „Bei den Jagas fungirten die Gangas als eine über den Scingilli oder Regenmachern stehende Klasse, und es war ihr Geschäft, vor einem Kriegsauszuge den auf die Begeisterung des Mokisso wartenden Grossjaga unter dem Schalle des Gongs roth und weiss zu bemalen und ihm, nach dem Genusse des Kindopfers, die Schlachtaxt zu reichen. Nach dem Siege empfingen die Gangas oder Evangas die Trophäen der Erschlagenen; welche die noch jetzt in Abyssinien üblichen waren. Am Neumonde schlachteten sie die fünfzähligen Opfer, die, nachdem das Feuer mit dem Blut be

1) Rytschkow S. 92. 93.

2) Gmelin, Reise durch Sibirien in den Jahren 1733-37. Göttingen, 1751. II. 359. 360.

3) Pallas, Reisen durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches. Petersburg 1771. I. 393. 394.

4) Oldendorp I. 339.

5) Pallas, Reisen I. 359.

Oldendorp I. 339.

7) Acosta V. c. 26. 248 Cavazzi I, 253. ff.

*) Ebenda.

sprengt war, von dem ganzen Stamme bei lärmenden Gelagen genossen wurden, die Knochen für ihre Bezauberungen (wie die Tohungas in Neuseeland) sorgfältig aufbewahrend. Auch hatten sie die Reinhaltung der Quilumbos, in deren innere Abtheilungen keine Frauen zugelassen wurden, zu überwachen und die neugeborenen Kinder in den Wäldern auszusetzen, da sich das Heer nur durch jugendliche Sclaven recrutiren durfte, wie die Mamelucken“1). Cavazzi, dessen vierzehnjähriger Aufenthalt in den Gebieten von Angola und Congo ihn befähigte, die besten Nachrichten über die damaligen Gebräuche der Neger zu sammeln, führt eine Menge verschiedener Klassen von Fetischmännern mit verschiedenen Functionen an: Die Kinder eines vom Donner Erschlagenen wandten sich an den Ganga Amaloco, um selbst dagegen geschützt zu sein. Der Mutinu-a-maja (Herr des Wassers) wahrsagte aus einer in den Fluss geworfenen Calebasse. Der Molong a prognosticirte den Ausgang einer Krankheit aus kochendem Wasser, der Neoni aus den Mittheilungen seines Götzen durch den Mund des Nzazi. Trafen Prophezeiungen nicht ein, so entschuldigte sich der Priester mit der Unzuverlässigkeit seines spiritus familiaris und schaffte sich auch wohl einen neuen an. Der Ngodi besprach die Stummen, um ihnen die Sprache wieder zu geben. Der Amabundu besass die Fähigkeit, das gesäete Korn in der Erde vor Schädlichkeiten zu wahren. Der Ganga Mnene musste um Hülfe angesprochen werden, damit die bösen Geister nicht das geerntete Getreide aus den Hülsen, in welchen es aufbewahrt wurde, aufässen. Der Ganga Embugula vermochte durch Pfeifen sich seiner Feinde zu bemächtigen. Der Npungu, Ca

banzo und Issa en bildeten eine Gesellschaft, um die Soldaten vor Verwundungen zu schützen, und ersetzten sich

1) Bastian, S. Salv. S. 95,

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