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schiedenen Orden und geheimen Gesellschaften bei den Indianern im höchsten Ansehen; bei ihnen sind indessen Geisterbeschwörungen durchgängig die Hauptsache. Schoolcraft führt drei solche Gesellschaften an, die Jossakeed, Meda (Meday, Midé) und Wabeno, unter denen die zweite die bekannteste ist. Zu dem Medaorden gehören Individuen verschiedener Stämme und Sprachen: sie werden in das Versammlungshaus zugelassen, wenn sie nur den Medadienst verstehen 1). Das höchste und wichtigste Fest des Ordens ist das Medawin, das jedoch von den Sioux in etwas anderer Weise begangen wird als von den Chippeway. Die dabei vorkommenden Gesänge werden durch eine Geheimschrift in symbolischen Bildern aufbewahrt; sie kann nur von den Eingeweihten gelesen werden, welche die wahre Bedeutung der Bilder kennen und die Gesänge selbst auswendig wissen, an deren Inhalt jene nur im Allgemeinen zu erinnern bestimmt sind. Die Aufnahme in diese Gesellschaft, welche selbst kleinen Kindern schon gestattet ist, geschieht in einer besonders zu diesem Zwecke erbauten Hütte. Ein Priester hält dabei eine Rede über die Güte des grossen Geistes, dann folgt ein Umgang der Bundesglieder im Kreise mit ihren Medicinsäcken, aus denen die Einzelnen, vorzüglich aber der Aspirant angeblasen wird. Durch die Macht des Zauberbeutels fällt der Angeblasene wie todt nieder, und wird eben so durch ein zweites Anblasen wieder in's Leben zurückgerufen. Darauf erhält er selbst einen solchen Medicinsack, mit diesem wird ihm die Kraft eines Meda zu Theil, und er erprobt diese sogleich, indem er Andere mit demselben berührt, die in Folge davon ebenfalls niederstürzen. Ist ein Kind aufzunehmen, so wird es den Medicinsäcken im Kreise präsentirt und man giebt ihm zu seinem eigenen Namen noch

1) Copway, the traditional history of the Ojibway nation. Lond. 1850. p. 168.

einen zweiten hinzu, den es als Glied der Gesellschaft führt. Jeder Ordensbruder giebt bei dem Feste eine Muschel von sich, das Symbol des Bösen und der Krankheit, die in ihm stecken, der Festgeber theilt Geschenke aus, besonders das Kind wird mit Amuleten und Zaubermitteln verschiedener Art versorgt, und eine Mahlzeit macht den Schluss der Feier" 1).

Die Macht dieser geheimen Bündnisse ist so unbeschränkt, dass sie, ähnlich den Vehmgerichten, eine sicher treffende, vernichtende Richter- und Strafgewalt nicht blos über ihre Mitglieder, sondern über das ganze Volk ausüben. Sie bilden eine ungesehene Polizei, die mit tausend Augen in's Verborgene sieht, vor der sich Niemand sicher fühlt. „Die Wirksamkeit der durch die Egboorden ausgeübten Polizei von Altcalabar hat zuweilen europäische Capitäne veranlasst, sich in die unteren Grade aufnehmen zu lassen 2); denn es ist Jedem, selbst Sclaven erlaubt, sich einzukaufen; diesen freilich nur in die unteren Klassen. Am grossen Festtage der Egbo laufen Maskirte, Peitschen schwingend, in den Strassen umber, holen die Schuldigen aus ihrem Verstecke hervor und bestrafen sie. Weibern ist es bei Todesstrafe verboten, an diesem Tage aus den Häusern zu gehen. Ueber die ganze Sclaven- und Goldküste soll sich die Wirksamkeit des Ordens erstrecken 3). Weithin gefürchtet war das Vehmgericht der Belli-Paaro im alten Quojareich, das nur alle fünfundzwanzig Jahre neue Mitglieder zuliess, damit die Verbindung in der kommenden Generation fortlebe. Die vor dasselbe Citirten wurden dicht verschleiert eingeführt, denn ein schrecklicher Tod würde die Folge gewesen sein, sollten ihre uneingeweihten Augen die Geister geschaut haben, von denen sie

1) Schoolcraft V. 430. ff. Kohl I. 59. II. 71. Waitz III. 215. 2) Bastian, S. Salv. S. 294.

3) Holman, I. 392.

dort umgeben waren. Wenn nach drei Jahre langen Vorbereitungen, über deren Natur die schreckbarsten Gerüchte im Volke umliefen, der Neugeborene zum ersten Male wieder aus dem dunkeln Wald zum Sonnenlichte emporstieg und sich in den symbolischen Figuren des Bellitanzes den Meistern als Bruder kund gegeben hatte, so durfte er fortan bei der „Rache des Bundes" schwören, und Niemand würde je gewagt haben, die von ihm aufgestellten Zeichen zu verletzen 1).

In wie weit und ob der afrikanische Purra- und Semobund als religiöse Gesellschaften zu betrachten sind, lässt sich aus den Nachrichten darüber noch nicht entscheiden. Waitz schildert sie folgendermassen: „Auf eigenthümliche Weise greift bei den Mandingos, besonders bei denen in der Gegend von Scherbro, bei den Veis, Timmanis und einigen anderen Völkern der Purrabund in die Verwaltung des Rechts ein. Der Purra ist eine geheime Gesellschaft, deren Wesen noch nicht hinreichend in's Klare gesetzt ist; nur so viel steht sicher, dass er eine Art geheimer Polizei und geheimer Gerichtsbarkeit bildet, denn er bestraft Diebstahl, Zauberei und andere Verbrechen im Verborgenen, bisweilen durch maskirte Leute, und bemächtigt sich der Angeschuldigten durch nächtliche Ueberfälle. Natürlich giebt er zu vielem Unfug Veranlassung, doch wagt Niemand, sich ihm zu widersetzen. Er fordert unbedingten Gehorsam von seinen Mitgliedern und besteht aus Kriegern, die in verschiedene Rangklassen eingetheilt sind. Wer zufällig das Bundesgebiet betritt, wird unter vielen schrecklichen Ceremonien dem Bunde einverleibt und mit dem Tode bedroht, wenn er etwas ausplaudert. Zwei parallele Streifen, die auf den Leib tättowirt werden, sollen das Zeichen des Bundes sein. Der Purra ist auch als ein gemeinschaftliches Bundesgericht mehrerer Völker beschrieben

1) Bastian, S. Salv. S. 293.

worden, das, bei ausgebrochenen Feindseligkeiten als Richter oder Vermittler angerufen, selbst Partei ergreift und dadurch den Ausschlag giebt. Eine ähnliche Einrichtung und gleichen Zweck scheint die Semo-Gesellschaft bei den Susus zu haben, die eine besondere heilige Sprache besitzen soll; so ausführlich indessen auch Caillié 1) über sie gesprochen hat, so liegt das Wesen derselben doch noch ganz im Dunkeln“ 2).

VI.

Der Fetischismus bei den Nichtwilden.

Das menschliche Bewusstsein auf seinen verschiedenen Entwicklungsstufen muss die diesen congruenten Erscheinungen überall zeigen. Wo eine höhere Bewusstseinsstufe auch im Allgemeinen schon die herrschende ist, da sind trotzdem die niederen nicht völlig ausgeschlossen, weil

1) Caillié, Journal d'un voy.à Temboctou et à Jenné (1824-28). Paris 1826. I. 228. Waitz II. 135.

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2) Winterbottom p. 180 ff. Golberry, R. durch das westl. Afr. Leipz. 1803. I. S. 56. Laing p. 88 ff. Forbes, six months' service in the African Blockade. Lond. 1849. p. 60. Matthews, R. nach Sierra Leone (1785-87). Leipz. 1789. S. 84. Zur Vergleichung mit dem Fetischpriesterthum füge ich hier an, was Cäsar über die Druiden mittheilt (de bello Gall. VI. 13. 14): Fere de omnibus controversiis publicis privatisque constituunt: et si quod est admissum facinus, si caedes facta, si de hereditate, de finibus controversia est, iidem concernunt, praemia poenasque constituunt Hi certo anni tempore in finibus Carnutum, quae regio totius Galliae media habetur, considunt in loco consecrato: huc omnes undique, qui controversias habent, conveniunt, eorumque decretis judiciisque parent. Si quis aut privatus aut publicus eorum decreto non steterit, sacrificiis interdicunt. Haec poena apud eos est gravissima... Druides a bello abesse consueverunt neque tributa una cum reliquis pendunt: militiae vocationum omniumque rerum habent immunitatem. Auch sie waren Wahrsager, Aerzte, Zauberer, Beschwörer etc. cf. Tacitus, Annal. XIV. 30. Histor. IV. 54; de morib. Germ. 7. 11. Plin. Hist. Nat. XXX. 4.

nicht alle Menschen an Bewusstsein gleichmässig hoch entwickelt sind, vielmehr die verschiedenen Individuen die verschiedensten Grade der Bildung und Unbildung zeigen. Auch bei uns giebt es Buschmänner und Neger an Bewusstsein, also auch die Erscheinungen des Buschmannsund Negerbewusstseins, dem Wesen nach, wenn auch die äussere Form, in welchem sich dasselbe ausprägt, so verschieden ist, als die Welt, in der wir leben, sich von der Welt des Buschmanns unterscheidet. Der Unterschied zwischen den za ov sogenannten Fetischverehrern und den unsrigen ist allein dieser: Jene sind blos oder wenigstens hauptsächlich Fetischisten; diese sind der Hauptsache nach schon etwas Anderes und nebenbei noch Fetischisten. Dass sie nicht in dem ausgebildeten Maasse Fetischisten sind wie die specifisch sogenannten, ist nur eine Folge davon, dass sie auch schon Anderes sind, also ihre Energie nicht ganz ungetheilt auf den Fetischismus richten können. Ueber den Fetischismus unserer heidnischen Vorfahren wird das folgende Kapitel sprechen.

Wir

Einige Beispiele! Mit einer besonders hübschen Feder am Hute hat ein Jäger lange Zeit glücklich gejagt, ohne dieselbe einige Male unglücklich. Damit er also glücklich jage, steckt er in Zukunft die Feder an den Hut. haben hier ganz denselben Process der Fetischentstehung, wie wir ihn oben haben kennen lernen. Und der Jäger wird in dem Glauben an seinen Fetisch noch um so mehr bestärkt, als die blosse Vorstellung von der Gegenwart und Wirksamkeit desselben ihm ein höheres Selbstvertrauen einflösst, das ihn wirklich zur That geschickter macht nach dem Virgilischen: possunt, quia posse videntur. Man nimmt den Regenschirm mit, damit es nicht regne. Man braucht nur unsere Sammlungen von Aberglauben nachzulesen, um überall auch bei uns die fetischistische Betrachtung von Gegenständen hervorleuchten zu sehen. Auf jeder Seite z. B. des Anhangs zu Grimm's Mythologie findet man

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