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sein selbsteigenes Wesen, ohne die Folie eines hinter ihm und höher stehenden Gottes zum verehrungswürdigen Fetisch. ,,Der als Gottheit verehrte Bär wird als wirklicher Bär angesehen, die als Fetisch verehrte Schlange ist nicht blos eine vorübergehende Theophanie, sondern ist und bleibt eine leibhaftige Schlange" 1). Dass in höheren Entwicklungsstadien die Thierverehrung mit dem Göttercultus in Verbindung gesetzt wird, so dass dann die Thiere als den Göttern geweihte betrachtet und deshalb verehrt werden, ist klar, gehört aber nicht hierher.

Ganz wie ein höheres Wesen wird in Afrika der Elephant behandelt. Aus Achtung vor seinem Verstande essen die Kaffern nicht von seinem Fleische. Dennoch jagen sie ihn mit den Worten: „Tödte uns nicht, grosser Häuptling, tritt nicht auf uns, grosser Häuptling!" 2) In Dahomey ist er der nationale,,grosse Fetisch". Zwar darf er getödtet werden, doch müssen die Jäger sich nach seiner Erlegung umständlichen Reinigungsceremonien unterziehen 3). In Siam zeigten sich die Könige sonst auf weissen Elephanten; diese Sitte wurde abgeschafft: der Elephant sei ein eben so grosser Herr wie der König; auch in ihm wohne eine königliche Seele. Man ernannte die Elephanten selbst zu Reichswürdenträgern 4). Den Löwen verehrte man in Arabien 5); den Tiger ausser in Neu-Calabar 6) auf den ostindischen Inseln. Auf Sumatra warnt man die Tiger vor der Gefahr, wenn Europäer ihnen Schlingen gelegt haben; man spricht von Tigerstädten, in denen die Häuser mit Weiberhaaren gedeckt seien 7). In Akra, wo beinahe jedes

1) Wuttke I. 82.

2) Kay, Travels and researches in Kaffraria. Lond. 1833. p. 125. 138.

3) Forbes, p. 9. Kay, p. 341.

4) Meiners I. 221.

5) Ebenda S. 192.

6) Holman I. 371. Köler, S. 61.

1) Marsden p. 255. Hawkesworth, III. 756. 759.

Dorf ein anderes Thier zum Fetisch haben soll, gilt auch die Hyäne für heilig 1). Am Cap der guten Hoffnung wagt man nicht den Leoparden zu tödten, wenn er auch Weiber und Kinder erwürgt. In Dahomey glaubt man, dass die vom Leoparden Zerrissenen im andern Leben besonders glücklich sein würden 2). Die Neger Westafrikas verehren hauptsächlich die Wölfe. Ein Soldat aus einem dänischen Fort, der die Heiligkeit dieser Thiere nicht kannte, hatte eins derselben erschlagen. Entrüstet forderten die Neger von dem dänischen Befehlshaber des Forts eine Sühne, zu der sich derselbe auch verstehen musste, da die Neger drohten, die Gegend zu verlassen, wenn er sie ihnen nicht gewähre; denn ohne diese Genugthuung würde der Erschlagene an ihnen und ihren Kindern die furchtbarste Rache nehmen. Der Commandant liess den Wolf in Leinwand wickeln. Seinen Verehrern schenkte er Pulver und Branntwein. Als diese bei dem feierlichen Begräbniss das eine verschossen, den andern vertrunken hatten, war der Wolf befriedigt und gerächt3). Einige Neger verehren Ziegen, Schafe, Böcke 4). Das Pferd wird in Neu-Calabar verehrt; in Wadai knüpfen sich an dasselbe eine Menge wunderbarer Erzählungen und viel Aberglaube 5). Pferd, Stier und Kuh sind fast überall Objecte der Verehrung geworden. Interessant sind die religiösen Vorstellungen vieler Indianer in Betreff des Thierfetischismus:,,Am höchsten geehrt werden die Onkteri-Götter, welche die Erde und den Menschen geschaffen und den Medicintanz eingerichtet haben. Sie sind von der Gestalt sehr grosser Ochsen; der Erdgeist ist der vornehmste unter ihnen, unter diesem stehen die Schlange, die Eidechse, der Frosch, die Eule,

') Bowdich, p. 362. Monrad S. 33.

2) Forbes, p. 35.

3) Römer S. 273. f. Des Marchais I. 297.
4) Bastian, S. Salv. S. 82. 208.

5) Holman, Köler, ll. cc.

der Adler, die Geister der Todten u. a. Eine zweite Klasse mit verschiedenen Unterabtheilungen bilden die Wakinyan, welche die Onkteri befehden und hauptsächlich zerstörende Kriegsgötter sind, obwohl sie auch Schöpferkraft besitzen: der wilde Reis und eine Grasart verdanken ihnen den. Ursprung. Sie haben sämmtlich phantastische Vogelgestalten und wohnen auf einem hohen Berge im Westen; am östlichen Thore ihrer Wohnung steht ein Schmetterling Wache, am westlichen ein Bär, am nördlichen ein Rennthier, am südlichen ein Biber u. s. w." 1). Die Biberverehrung findet sich fast bei allen Nordamerikanern 2).

Unter den Vögeln ist es vorzugsweise die Eule, die zum Fetisch geworden ist 3), auch unseren deutschen Vorfahren galt sie als heilig, wie viele andere Vögel 4). Im alten Arabien galt manchen Stämmen der Adler als grosser Fetisch 5); Tauben verehrten die Syrer 6).

In Afrika, z. B. in Bonny, hauptsächlich aber auf den ostindischen Inseln, auf Sumatra, Celebes, Butong, den Philippinen geniessen die Krokodile die höchste Verehrung 7). Man feiert sie, indem man unter Gesang und Musik auf krokodilreiche Gewässer fährt und den Thieren Speisen und Taback zuwirft; man betet sie an als wirkliche Gottheiten; auf Celebes und Butong hält man sie sogar gezähmt in den Häusern 8), vielleicht weil ihre Nähe glückbringend ist, ein Grund, aus dem man in Afrika es gern sieht, wenn die verehrten Thiere sich vertraulich in der Nähe der Wohnung niederlassen 9). Auf Madagascar gilt

1) Waitz III. 190.

2) Ebenda III. 193.

3) s. S. 210 Anm. 1.

4) Grimm, D. M. 386-94.

5) Meiners I. 192.

6) Xenoph. Anab. I. 4. Vergl. unten S. 214. Anm. 8.

7) Holman, Köler, ll. cc.

8) Hawkesworth, p. 757.
9) Römer S. 273 f.

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der Kaiman, der Schutzgott von Klein-Popo, für einen alten verzauberten Häuptling 1). Hat er Beute gemacht erzählt man von ihm am Senegal so versammelt er seine Freunde und Verwandte um sich und beräth mit ihnen, wann der Festtag zur Vertheilung der Beute gefeiert werden solle. Sein liebster Freund ist ein Vogel, eine Art Stelzenläufer, der ihn bewacht, wenn er schläft; es ist verboten, den Vogel zu tödten 2).

Auf den ostindischen Inseln 3) wie in Afrika 4) an der Küste ist auch der Hai ein gewaltiger Fetisch. Auf Kusaie und den Marianen verebrt man Aale 5). Auf den Carolinen wurde der Gott Maui als Fisch gedacht 6).,,Zu Eap lebten in einem Süsswasserteiche zwei Fische, uralt, aber nur eine Spanne lang, die stets in einer Linie, den Kopf gegen einander, unbeweglich stehen. Berührt man sie und sie kreuzen sich, so entsteht Erdbeben“). Nach Xenophon verehrten auch die alten Syrer Fische "); wer einen heiligen Fisch ass, dessen Leib wurde bald darauf von Geschwüren bedeckt, seine Eingeweide schwanden, seine Gebeine wurden angenagt ").

,,Geheimnissvoll in ihrem ganzen Wesen, überraschend behend ohne alle Glieder, mächtig und gefährlich bei der einfachsten Gestalt, klein und doch der gewaltigsten Thiere mächtig durch den Angriff eines Augenblicks, meist

1) Leguével, II. 223.

2) Raffenel, p. 29. 208.

3) Marsden, Hawkesworth, 11. cc.

4) Holman, Köler, ll. cc.

') Dumont d'Urville, Voy. de l'Astrolabe. Paris 1830. V. 121. 6) Schirren, die Wandersagen der Neuseeländer und der Mauimythus. Riga 1856. S. 70.

1) Gerland b. Waitz V. 2. 137. Chamisso, Bemerk. auf einer Entdeckungsreise (1815-18). Weimar 1821. S. 132.

8) Anab. I. 4. ... ἐπὶ τὸν Χάλον ποταμὸν πλήρη δ' ιχθύων μεγάλων καὶ πραέων, οὓς οἱ Σύροι θεοὺς ἐνόμιζον καὶ ἀδικεῖν οὐκ εἴων, οὐδὲ τὰς περιστεράς.

9) Meiners 1. 193.

prächtig in ihrem Farbenschmuck, still und schweigsam den Gefährdeten plötzlich schreckend ist die Schlange dem Naturmenschen Gegenstand der Scheu und erweist sich ihm als höheres, machtvolles Wesen" 1). In Amerika, Afrika und Europa sind Schlangen Objecte der Verehrung geworden, vielfach freilich, weil man sie als den Sitz der Seelen Gestorbener ansah, doch auch als eigentliche Fetische. Die Verehrung der Klapperschlange in Nordamerika rettete dem Grafen Zinzendorf (1742) das Leben. Die Cayuga am Wyoming, bei denen er sich aufhielt, wollten ihn tödten, weil sie glaubten, er führe Böses gegen sie im Schilde. Der Graf sass Abends auf einem Bündel Holz an einem kleinen Feuer und schrieb. Ohne dass er es wusste, lag neben ihm eine Klapperschlange. Als die Indianer kamen, ihn zu tödten, und die Schlange neben ihm sahen, wichen sie zurück, in der festen Ueberzeugung, dass der Fremde göttlichen Ursprunges sei 2). In Europa verehrten die Lithauer Schlangen, hegten sie im Haus und brachten ihnen Opfer; möglicherweise aber deshalb, weil sie in ihnen die Seelen Gestorbener erblickten. Von einem Schlangencult bei den Longobarden meldet die vita sancti Barbati in den actis sanctor.3). Den ägyptischen Schlangendienst bezeugt Herodot 4). Die Beschützerin der Akropolis von Athen war eine lebende Schlange 5). Seine grösste Ausbildung hat jedoch der Schlangendienst in Whida in Afrika gefunden®). Nur der ägyptische Apis kann sich an Ansehen, Macht und Pflege mit der Wunderschlange messen, die einst den Whidanegern einen glänzenden Sieg über ihre Feinde verschaffte. Die Schlange, die nie stirbt, ist so heilig, dass

1) Wuttke I. 82.

2) Waitz III. 192.

3) Grimm, D. M. S. 395 ff.

4) II. 74.

5) Herod. VIII. 41.

6) Bosmann 458. ff. Des Marchais II. 153.

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