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schichte der Entstehung und Ausbildung der religiösen Ideen" giebt Phil. Christ. Reinhard die folgende Entwicklung: „Die Geschichte der Menschheit, sagt er, stellt auffallende Verschiedenheiten und auffallende Aehnlichkeiten in den Handlungs- und Denkarten der Völker dar. Der Grund von jenen liegt in der äusseren Lage der Grund von diesen in den natürlichen Anlagen des Menschen. Einer derjenigen Punkte, worin die Völker überall einander ähnlich sind, ist das Dasein der religiösen Ideen. Ihr Entstehungsgrund muss demnach im Menschen selbst liegen. Sie müssen, weil sie auf jeder Stufe der menschlichen Cultur vorhanden sind, mit allen menschlichen Trieben und Seelenvermögen Zusammenhang haben. Eben darum aber kann ihr Charakter nicht anders als wandelbar und zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Völkern verschieden sein. Will man den Ursprung der religiösen Ideen in der Geschichte aufsuchen, so muss man in die Zeiten der äussersten Rohheit der alten Völker zurückgehen. Dass die Religion derselben ein Monotheismus gewesen sei, ist nicht erweislich. Auf der niedersten Stufe der Cultur findet man den Fetischismus" 1). Der Mensch befindet sich hier in der hülflosesten Abhängigkeit von der Natur. „Es lässt sich erwarten, dass während dieser traurigen Periode die Seelenkräfte nur im höchstgeringen Grad ihre Thätigkeit äussern. Als ein sinnlichverständiges Wesen schaut er die Gegenstände, von welchen Eindrücke auf seine Sinne gemacht werden, als nebeneinander und nacheinander an: doch lenkt sich seine Aufmerksamkeit, so wie bei Kindern, vornehmlich auf sichtbare oder äusserlich-anschauliche Gegenstände und auf diejenigen der hörbaren, welche zugleich ein starkes Gefühl in ihm rege

1) Phil. Christ. Reinhard, Abriss einer Geschichte der Entstehung und Ausbildung der religiösen Ideen. Jen a 1794. Plan und Einleitung.

machen. Der höchste Grad seiner Verstandesthätigkeit ist vielleicht der, dass er auf die Ursachen derjenigen Erscheinungen aufmerksam wird, welche sein Gefühlsvermögen in Bewegung setzen. Dieses Gefühlsvermögen ist dann auch um so wirksamer. So wie gebildetere Menschen sich bemühen, seine Macht zu schwächen und einer höheren Herrschaft zu unterwerfen, so ist es bei ungebildeten das herrschende und wirksamste. Gefühl ist vom Begehren unzertrennlich. Es ist in der sinnlich modificirten Natur des Menschen ein Trieb, der auf Erhaltung des Körpers abzielt, und mit dessen Befriedigung Lust — mit dessen Hinderung Unlust verbunden ist. Demnach theilt sich der sinnliche Trieb in den begehrenden und verabscheuenden: der Grad der Stärke, worin er sich äussert, wird durch den Grad der Lust oder Unlust bestimmt. Wird eine Wirkung, welche Unlust oder Schmerzen erweckt, vorausgesehen, so entsteht durch Anticipation des Gefühles Furcht, und wir streben die Wirkung zu vermeiden oder zu hemmen. Das Gefühl, mit eigner Kraft sie hemmen zu können, heisst Muth. Ist die Furcht excessiv oder die wirkende Kraft der unsrigen weit überlegen oder unerreichbar, so verliert der Schwache alles Gefühl eigner Kraft, schmeichelt, bittet, gelobt, giebt, was er geben kann. Kommt die Wirkung schnell und unbeobachtet, so erschüttert sie die Organe auf eine ihrer jetzigen Richtung entgegengesetzte Weise: daher der augenblickliche Stillstand aller Vorstellungen und der schleunig veränderte Lauf der Säfte des Körpers. Eine schnell- und starkafficirende Wirkung, die aber nicht als gefahrdrohend sich ankündigt, erregt Erstaunen. Dies sind diejenigen Gefühle, welche in der körperlichen Organisation selbst ihren Entstehungsgrund haben, und welche den Menschen in seinem robesten Zustande um so unumschränkter beherrschen, je weniger er auf der einen Seite mit der Wirkungsart der Natur bekannt, und je weniger er auf der

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andern im Stande ist; ihren Wirkungen Massregeln der Klugheit oder Grundsätze der Vernunft entgegenzustellen. Indess wirken diese Gefühle auf den Gegenstand zurück, der sie erregt hatte. Derjenige, der Schrecken und Erstaunen erregte, wird als etwas Ausserordentliches betrachtet und ausgezeichnet; derjenige, der Furcht oder Schmerzen erregte, wird entfernt; aber beide werden als Dinge mächtiger Art gefürchtet. Derjenige Gegenstand, welcher Lust erregte, wird, durch Uebertragung der Wirkung auf ihre Ursache, Gegenstand des Wohlgefallens und der Dankbarkeit, oder als Mittel die Lust zu erneuern oder die Erinnerung daran festzuhalten, Gegenstand der Zuneigung, welche, durch Gewohnheit verstärkt, Anhänglichkeit wird.

Aber der Mensch von ganz ungeübter Verstandeskraft bleibt natürlicherweise immer beim nächsten stehen; er weiss nichts von Verkettung der Ursache und Wirkungen, nichts von mechanischen Kräften und organisirter Materie. Er macht daher keinen Unterschied, ob der Gegenstand lebend oder leblos sei, ob er Willen oder nur Kraft habe, ihm Gutes oder Uebles zu thun; auch giebt er sich keine Mühe, jedesmal den wahren Urheber der Wirkung kennen zu lernen. Es kann also leicht geschehen, dass er statt der wahren Ursache denjenigen Gegenstand dafür anerkenne, der ihm im Augenblicke der erfolgten Wirkung gerade in's Auge fiel, oder denjenigen, den er vorher schon als Urheber seiner Lust oder Unlust erkannt hatte. so wenig ist es zu verwundern, wenn er, dessen Gedankenkreis nicht über seinen Gesichtskreis hinausreicht, und der aus Trägheit und Ungeübtheit nur bei dem verweilt, was ihm von aussen gegeben und anschaulich im Raume ist, nicht geneigt ist, unsichtbare Ursachen der wahrgenommenen Wirkungen aufzusuchen, oder unfähig, die unsichtbare Ursache anders als enthalten in einem gewissen Raume und in einem sichtbaren Dinge zu denken. Vermöge seiner Verstandesgesetze denkt er eine Ursache der Wirkung, die er empfunden hat, bannt

Eben

sie in einen sichtbaren Gegenstand, und erwartet von demselben fernere ähnliche Wirkungen. Folglich legt er diesem Gegenstande dasjenige bei, was wir nicht anders als mit den Ausdrücken Kraft, Seele, Leben bezeichnen können, und auf solche Weise ist dem Wilden, nach unserer Art zu reden, die ganze Natur beseelt, Alles voll Zauberei, und alle Erscheinungen in der Körperwelt nichts als ein Spiel verborgener Zauberkräfte. Ohne Unterschied also wird Alles, was wohl oder wehe thun kann, nicht nur das Thier, das ihn zu zerreissen droht, sondern auch der Baum, der ihn erquickt, der Fluss, der ihm Wasser und Fische reicht

ebenso jeder Gegenstand, an den die Erinnerung an einen widrigen oder angenehmen Zufall geknüpft ist, oder dessen Bild sich im Traume darstellt, oder der durch die blosse Coexistenz mit irgend einem Zufall das Ansehen, Ursache desselben zu sein, erlangt hat alles dergleichen wird liebgewonnen oder gefürchtet, und durch solche instinctmässige Zuneigung und Abscheu vor anderen ausgezeichnet" 1). Das ist also die Art und Weise, auf welche die natürlichen Objecte den Menschen zu Fetischen werden.

Obgleich die Entwicklungen Ludwig Feuerbach's unter der energischen Wucht selbstbewusster Opposition weit blendender gerathen sind, als die Reinhardischen, so enthalten sie doch im Grunde keine anderen Gedanken, als wie sie schon Reinhard gegeben. Das Abhängigkeitsgefühl als der Inbegriff all' der Affecte des Fürchtens und Hoffens, des Schmerzes und der Freude, überhaupt alles rein Menschlichen zusammengenommen, um den Kaiser'schen Ausdruck zu gebrauchen, ist nach Feuerbach der Grund der Religion, deren Verständniss aus der Anthropologie zu gewinnen ist. Der ursprüngliche Gegenstand dieses Abhängigkeitsgefühls ist aber nothwendig die Natur, die Natur ist also der erste

1) Ebenda S. 13. f.

Gegenstand der Religion 1). Da nun der einzelne Mensch nicht Mensch überhaupt, sondern dieser bestimmte, besondere Mensch ist, diese Charakterbestimmung seines Wesens aber unabsonderlich, abhängig von diesem bestimmten Boden, diesem besondern Klima ist so ist es nicht zu verwundern, dass die Menschen ursprünglich Berge, Flüsse, Thiere und zwar ihre Berge, ihre Flüsse, ihre Thiere verehrten 2). Feuerbach zeichnet diesen Process der Entstehung des Fetischismus in zu allgemeinen und deshalb weniger überzeugenden Strichen, während Reinhard den psychologischen Process detaillirter und darum einleuchtender darstellt; es möchte diesem letzteren deshalb in dieser Hinsicht auch der Vorzug gebühren. Denn es kommt, was nun speciell den Fetischismus betrifft, darauf an, nicht blos in ungefähren, abstracteren Umrissen, sondern in concreten, greifbaren, der Wirklichkeit entnommenen Gestalten die Factoren aufzuweisen, aus denen derselbe erwächst. Genaue Beobachtung derjenigen Menschen, welche noch in den Sphären des Fetischismus stehen, und ihres Treibens ist daher nothwendig. Hier bieten die Reisebeschreibungen mit ihren Beobachtungen ein reiches Material; doch sind diese Beobachtungen von verschiedenem Werthe je nach dem Scharfblick und dem besondern Interesse des Beobachtenden. Unter allen Reisebeschreibungen ist in Bezug auf den Fetischismus kaum eine ausgiebiger und belehrender, als A. Bastian's ,,Ein Besuch in San Salvador, der Hauptstadt des Königreichs Congo, ein Beitrag zur Mythologie und Psychologie". Indem der Verfasser zumal die Klippe vermeidet, an der Viele scheiterten, aus dem eigenen höher entwickelten Bewusstsein dem Bewusstsein

1) Ludwig Feuerbach, das Wesen der Religion. Vorlesungen über das Wesen der Religion. Nebst Zusätzen und Anmerkungen. Leipzig 1851. Dritte und vierte Vorlesung.

2) Ebenda. Fünfte Vorlesung.

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