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allwissend. Wenn die Menschheit in Sünde verfällt, so sieht er es. Sein Zorn erhebt sich gegen jede Ungerechtigkeit und er giebt seinen Zorn zu erkennen. Nun ist aber der höchste Herr der natürliche Himmel. Seinen Willen giebt dieser mithin durch nichts Anderes zu erkennen, als durch die sichtbaren Himmels- und überhaupt Naturerscheinungen. So wird jeder Vorgang in der Natur unmittelbar mit dem sittlichen Leben des Menschen in Beziehung gesetzt. Sonnenund Mondfinsternisse, Erdbeben, Donner und Blitz und andere grossartige Naturerscheinungen sind warnende Zeichen, welche der Himmel selbst dem Menschen giebt 1). Die Ursache des Misswachses ist die Sündhaftigkeit der Menschheit oder auch nur ihrer Oberhäupter. „Wenn die Tugend herrscht," sagt Kitse im 12. Jahrhundert v. Chr, „so kommt der Regen zur rechten Zeit; wenn gut regiert wird, so ist das Wetter heiter etc.; wenn die Sünde herrscht, so regnet es ohne Ende oder es tritt Dürre ein" 2) etc. Den Schuldigen straft der Himmel oft unmittelbar. Ein Kaiser der zweiten Dynastie, welcher trotzend Pfeile gegen den Himmel abschoss und Götzenbilder aufstellte, wurde vom Blitz erschlagen 3). Drei Tage lang sandte der Himmel einen Nebel über das ganze Land, als ein anderer Kaiser einen Frevel begangen hatte 4). Solche Beispiele liessen sich in Menge hier anführen 5). Da es indessen hier nur unsere Absicht ist, die Stelle zu bezeichnen, welche China in der religiösen Entwicklung einnimmt, so lassen wir uns nicht auf weitere Einzelheiten ein, so anziehend dieselben auch in jeder Hinsicht sind, da China zur Zeit seiner Blüthe

1) Chou-king, p. 13. 54. 87. 96. 99. 142. 160. 347. Chi-king, p. 291. II. 5. 6. 8. de Mailla, hist. gen. I. 78.

2) Chou-king, p. 172.

3) de Mailla, I. 227.

4) Nach de Guignes im Chou-king, p. 91.
') Vgl. Wuttke, II. 55 ft.

ohne Frage den Anblick eines ausserordentlich sittlich wie politisch entwickelten Landes gewährt.

So sehr auch die Suprematie des Himmels als religiösen Gegenstandes alle Verehrung für sich in Anspruch zu nehmen das Recht hat, und so sehr auch die wissenschaftliche Auffassung der Religion bei den Chinesen den Himmel als das allein des Opfers und derVerehrung würdige Object hinstellt - so hat dennoch das Volksbewusstsein auch hier seine productive Natur nicht verläugnet, kraft deren es die Vorstellungen von Geistern und Göttern (auf ganz empirischem Wege) bildet. Auch in China findet sich neben dem Himmelscult ein mannichfaltiger Geister- und Göttercult 1). Ausser den hauptsächlich verehrten Ahnengeistern werden Geister des Himmels, d. h. solche, welche die Himmelskörper bewohnen, der Sonne, der Sterne, der Erde, der Berge, der Flüsse, des Donners, der Winde und Schutzgeister der Familien, der Häuser, der Gemeinden, Städte, Provinzen, des Ackerbaus etc. schon in den ältesten Zeiten genannt; sie stehen indess so weit unter dem Himmel, dass nach einem alten Gesetze bei Todesstrafe ihnen nur Spenden und Huldigungen, doch keine eigentlichen, nur dem Himmel gebührenden Opfer gebracht werden durften 2). Weshalb man indessen diese Vielgeisterei nicht einfach bei ihrem gebräuchlichen Namen Vielgötterei nennen soll, verstehe ich nicht.

Auch in Afrika finden sich bei den höher gebildeten Negervölkern schon Spuren des sich entwickelnden Sonnen-, ja selbst Himmelscultus. In Dahomey, einer zwar mit barbarischer Strenge regierten, doch in jeder Richtung organisirten absoluten Monarchie, wird zwar die Sonne als das höchste Wesen bezeichnet, findet aber noch keine Verehrung 3). Die Duallas haben für die Sonne und den grossen Geist

1) Vgl. Wuttke, II. 36 ff.

2) de Mailla, hist. gen. I. 33.

8) Omboni, Viaggi nell' Africa occidentale. Milano 1845. p. 309.

dasselbe Wort 1). In Akra fand schon Römer, dass man der Sonne eine Art Ehrerbietung erwies 2). Bei den Negern der Goldküste, wenigstens bei den Frommen und den Fetischmännern unter ihnen, ist der Himmel Njongmo, der überall und von jeher ist, der höchste Gott und Weltenschöpfer 3). „Man sieht's ja täglich," sagte ein Fetischmann, ,,wie durch den von ihm gesendeten Regen und Sonnenschein das Gras und Korn, der Baum entsteht; wie sollte er nicht Schöpfer sein?" Jeden Morgen gehen sie an den Fluss waschen sich, schütten sich eine Handvoll Wasser oder Sand auf den Kopf, und beten, die Augen zum Himmel erhoben: „Gott, gieb mir heute Reis und Yams, Gold und Agries, gieb mir Sclaven, Reichthum und Gesundheit, und dass ich möge hurtig und schnell sein!" Im Wesentlichen herrscht derselbe Glaube in Akwapim: der höchste Gott ist das Firmament, die zweite Stelle nimmt die Erde als allgemeine Mutter ein; die dritte gehört Bosumbra, dem obersten der Fetische. Vor jeder Unternehmung wird ein Trankopfer gebracht, wobei man spricht: ,,Schöpfer, komm, trinke! Erde, komm, trinke! Bosumbra, komm, trinke!" 4)

1) Allen and Thomson, Narr. of the exped. to the R. Niger in 1841. Lond. 1848. II. 199. 395. not.

2) Römer, S. 84.
3) Waitz, II. 170.
4) Ebenda.

Siebentes Capitel.

Das Ziel des Fetischismus.

Wir haben die Entfaltung des religiösen Bewusstseins von den kleinsten Anfängen an bis zu einer hohen Stufe hin aufwärts verfolgt und wollen nun noch einmal kurz den Verlauf unserer Auseinandersetzungen zusammenfassen, um dann das Ziel anzudeuten, wohin die von uns betrachtete Entwicklung lebendig weiter strebt.

I.

Rückblick.

Das Bewusstsein kennt nur seine Vorstellungen. Die Vorstellungen sind die Objecte. Das Bewusstsein reicht also nur so weit wie seine Vorstellungen und Objecte. Es wächst folglich mit der Zahl seiner Objecte. Um den Bewusstseinszustand der verschiedenen Menschen zu verstehen, mussten wir zusehen, was der Mensch an Objecten oder Vorstellungen besitze. Der Mensch hat auf seinen niedrigsten Stufen nur wenig Objecte; je mehr neue Objecte er gewinnt, um so höher steigt er in jeder Hinsicht.

Es ist das Wesen des Bewusstseins, seine Vorstellungen in causale Beziehung zu setzen oder, was dasselbe sagt,

nach Ursache und Wirkung zu verknüpfen. Es kann aber nur die Vorstellungen mit einander in ursächlichen Zusammenhang bringen, welche es hat. Die Ursache als das Bewirkende, Erzeugende können wir uns nur vorstellen als etwas Kräftiges, besonders Mächtiges. Das Object oder die Vorstellung wird mithin als ursächliche oder bewirkende gesetzt, welche als die mächtigere, vorzüglichere erscheint. Wir sahen, wie bei verschiedener, grösserer oder geringerer Zahl der Objecte der Schätzungswerth derselben ganz verschieden sein musste; wie ein Bewusstsein von wenig Objecten eine (in der Schätzung eines schon höher entwickelten Bewusstseins) geringe Vorstellung doch eben so hoch schätzen musste, als ein höheres Bewusstsein seine höheren Objecte, weil jene relativ geringe Vorstellung unter den überhaupt geringen Vorstellungen des niederen Bewusstseins doch schon die bedeutendste war. So wurde es aus der geringen Zahl der Objecte, aus der engen Welt des Fetischisten heraus ganz klar, wie er ein für uns unbedeutendes, doch für ihn bedeutendes Object oder Vorstellung als ursächlich setzen konnte für andere Vorstellungen. Mit der Erweiterung der Zahl seiner Vorstellungen erweiterte sich auch die Zahl seiner als ursächlich setzbaren Vorstellungen: so schritten wir durch die verschiedenen als Fetische gesetzten Objecte: Sachen, Berge, Pflanzen, Thiere u. s. w. hindurch. Alle die dabei in Betracht kommenden Objecte lagen noch in unmittelbar demselben Local, worin der Mensch war; auf sie war er bezogen durch sein leibliches Interesse. Ein neues Interesse, das geistige, konnte nur durch ein ganz neues Object wachgerufen werden: mit der Verehrung der Himmelskörper durchbrach der Mensch das blos leibliche Interesse und trat ein in die geistige Sphäre.

Je mehr das geistige Interesse wächst, um so mehr wird der Wille von dem blos Leiblichen abgezogen. Die thierischen Begierden treten in dem Maasse zurück, als

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