ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wenigstens die Männer. Einige Indianerstämme haben die Kleidung nur gegen die Witterung und lassen die Scham unbedeckt 1). Mädchenkeuschheit ist den meisten Indianern keine Tugend, und schon sehr früh wird den Kindern das Geschlechtsgeheimniss bekannt und von ihnen ausgeübt 2). Selbst Sodomiterei ist bei einigen Stämmen sehr verbreitet 3). Die Südsee-Insulaner überlassen sich sehr frühzeitig schon der zügellosesten Unzucht; ihre Gesänge, ihre Tänze und Schauspiele athmen Wollust 4). „Die Tungusen haben üppige Tänze, die mit Abwerfen der Kleider und mit Unzucht endigen "); und unsittliche Tänze sind durch ganz Nordasien verbreitet 6). Grönländer und Eskimos sind übelberüchtigt; viehisch aber war ehedem das Leben der Kamtschadalen; alle ihre Gedanken und ihre Phantasie waren auf Unzucht gerichtet, der sich schon die kleinen Kinder zur Freude der Eltern ergaben; Ehebruch ganz allgemein, die Weiber rühmten sich dessen. Fremdlinge mussten alle Dienste durch Beischlaf bezahlen, Männer und Weiber trieben unnatürliche sodomitische Unzucht; und die Syphilis war nach eigener Aussage der Einwohner schon lange vor Ankunft der Europäer dort einheimisch“ 7).

Wo noch kein sittliches Familienleben sich gebildet hat, da giebt es auch keine Familienglieder in dem Sinne, wie wir dies Wort fassen: Familienglieder, die sich als in Liebe und Freundschaft zusammengehörig betrachten. Der Stärkste hat die Macht; der Mann gilt Alles. „Die Staatsidee ist nirgends 8) zur Entwicklung gekommen, und das Individuum, statt sich durch Vereinigung zu kräftigen,

1) Mackenzie S. 547. Vergl. Wuttke I. S. 182 £.

2) Eschwege, Journal I. 132. Franklin, erste Reise; 72, 73.
3) Mackenzie S. 108.

[merged small][ocr errors][merged small]

glaubt sich nur dadurch sicher, dass es Alles neben sich unterdrückt. Der Vater macht Sclaven von seinen Kindern, der Mann von seiner Frau, um selbst frei zu sein, und ist es so lange, bis er einem Mächtigeren begegnet, der dann für ihn ein eben so unerbittlicher Herr wird. Seinen Nächsten kennt er nur als seinen Feind. Das Dogma allgemeiner Gleichberechtigung steht Niemandem entfernter als dem Wilden und dem Naturzustande" 1). „Auch das Kind hat kein Recht für sich, sondern ist rein ein Besitzthum der Eltern, mit welchem sie machen können, was sie wollen; gegen welches sie keine Pflicht haben. Selten ist eine wahre elterliche Liebe gegen das Kind, die über die Liebe der Thiere zu ihren Jungen hinausreicht; und wenn es ungelegen kommt, wenn es die Eltern nicht mögen, so wird es getödtet, und die schauderhafte Sitte des Kindermordes (Abtreiben der Frucht, Erzwingen von Fehlgeburten, Verschenken und Verkaufen, Schlachten und Essen der Kinder) ist so allgemein, dass dies hinreicht, um die so häufigen sentimental idyllischen Tiraden von dem unverdorbenen Leben der Naturvölker völlig zunichte zu machen“ 2).

Bei einem solchen Verhältniss zwischen Eltern und Kindern kann von Erziehung keine Rede sein. Die Indianer haben vielmehr ihre Freude daran, wenn z. B. die Mutter von den Kindern geschlagen wird und keinen Gehorsam findet.,,Das wird einst ein tüchtiger Krieger werden", sagen sie. Gehorsam und Achtung vor den Eltern ist sehr selten 3). Bei den Kamtschadalen bitten die Kinder die Eltern niemals um etwas, sondern nehmen es ohne Weiteres. Freude über das Wiedersehen der Eltern nach langer Trennung

1) Bastian, S. Salvador. S. 67. 68.

2) Wuttke, Gesch. des Heidenthums I. S. 185, wo eine Menge wirklich schauderhafter Belege zu finden sind.

3) M. v. Neuwied, Nordamerika II. 129. Mackenzie, Reise, S. 106. Franklin, erste Reise, S. 73. Eschwege, Journal I. 121. Spix und Martius, Reise I. S. 380.

kennen sie nicht 1). Bei den Tungusen kommen Zweikämpfe zwischen Vater und Sohn häufig vor, die nicht selten einen tödtlichen Ausgang nehmen 2). Für die Pädagogik der Wilden ist es charakteristisch, dass die Arekuna in Guiana Kinder und Affen gleichmässig erziehen: die Affen gehören zur Familie, essen mit ihr, werden von den Weibern gesäugt und lieben ihre menschlichen Ammen dann zärtlich. Man sieht da manchmal Weiber mit einem Kinde und einem Affen an der Brust, die sich mit einander raufen 3).

So wenig wie die Eltern für die Kinder, so wenig sorgen umgekehrt diese für jene. Greise und Schwache, die nicht folgen können, werden von den Nordamerikanern auf ihren Wanderungen oft hülflos zurückgelassen); und bei den meisten Indianerstämmen werden Alte und Sieche von den Angehörigen getödtet, ohne dass sie sich selbst dessen weigerten 5). Die Betschuanen achten die Greise geringer als das Vieh und geben sie erbarmungslos dem Elende preis). Die benachbarten Coranna werfen die Alten den wilden Thieren hin, weil sie ja, wie sie sagen, nichts nützen und Anderen nur die Nahrung wegessen 7). Bei den Buschmännern schleppen manchmal Töchter ihre alte Mutter hinaus und lassen sie von den wilden Thieren zerreissen; Söhne ermorden ungerügt ihren Vater 8.) Die Kamtschadalen werfen ihre Kranken oft aus den Häusern und den Hunden vor 9). Bei den Grönländern und Eskimos werden

1) Steller, Kamtschatka S. 353. Vergl. Wuttke I. 187. ff. 2) Georgi, Beschreibung einer Reise durch das russische Reich im Jahre 1772. S. 249. Vergl. M. v. Neuwied, Reise in Brasilien I. 141; 146.

3) Rich. Schomburgk im „Ausland" 1843, Nr. 288.

4) Mackenzie, 431; Franklin, erste Reise, 192, zweite Reise, 91. ") Robertson, Geschichte von Amerika I. 466. Mackenzie ebenda. 6) Campbell, Reise in Süd-Afrika. 49. 245.

7) Ebenda, zweite Reise. 258.

*) Ebenda, 272.

9) Steller, Kamtschatka, 271.

alte kranke Wittwen oft lebendig begraben und kränkliche Greise lässt man nicht selten gleichgültig verschmachten 1).

III.

Schluss.

Wir haben damit den geistigen und sittlichen Zustand der Wilden, soweit es hier nöthig war, entwickelt. Die Kritik, im Bunde mit der empirischen Forschung, entrollt vor unseren Augen ein ganz anderes Bild, als denjenigen Schwärmern lieb sein mag, welche den Zustand ihrer eigenen Zeit für eine treulose Entartung von der ursprünglichen Reinheit des natürlichen Menschen ansehen. Ein faulenzender Naturmensch ohne zu bearbeitende Objecte, ohne Zwecke und Bestrebungen kann niemals sittlich sein.

Dass das entworfene Bild natürlich nicht auf alle Wilde ganz gleichmässig passt, braucht kaum erwähnt zu werden. Auch die Wildheit hat ihre höheren und niederen Stufen. Die specifischen Differenzen derselben zu entwickeln, war hier nicht unsere Aufgabe; es genügte, eine Skizze ihres mittleren Durchnittszustandes zu geben.

Die Welt des Wilden ist eng und beschränkt und bietet nur wenig Objecte. Darum hat der Wilde nur wenig Vorstellungen. Je weniger er aber Vorstellungen hat, um so weniger unterscheidet er Vorstellungen, d. h. um so weniger denkt er, um so ungeübter bleibt sein Denkvermögen, um so grösser sein Stumpfsinn. Sein Wille zweitens kann nur auf die Objecte gerichtet sein, welche er vorstellt. Da er von Weltobjecten (im oben gefassten Sinne) so gut wie nicht in Anspruch genommen wird, muss er all' seine Energie auf solche Willensobjecte richten, die sich un

1) Cranz, Grönland 201. Beechey II. 394. Aehnliches bei den Negern, s. Bastian, S. Salv. S. 320.

mittelbar aus seinem Organismus heraus ihm bemerkbar machen. Daher denn die viehische Zügellosigkeit in der Befriedigung aller leiblichen Triebe. So ist der Wilde, so muss er sein; denn Bewusstsein, Welt und Wille sind solidarisch verbunden; keins ist je ohne das andere; sie sind immer zugleich oder gar nicht; man darf nicht fragen, welches das erste ist; sie drei zusammen bilden das Wesen des Menschen: sein Bewusstsein reicht nur so weit als seine Welt; sein Wille reicht nur so weit als sein Bewusstsein oder als seine Welt. Umgekehrt reicht auch seine Welt nur so weit als sein Bewusstsein und sein Wille.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »