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Drittes Capitel.

Das Verhalten des wilden Bewusstseins zu seinen Objecten.

Wir haben durch die vorausgeschickten Erörterungen jetzt einen Unterbau für das Verständniss des Fetischismus gewonnen. Umfang und Inhalt des wilden Bewusstseins sind uns klar geworden. Da der Fetischismus eine Vorstellungsweise ist, so mussten wir zuerst die Beschaf fenheit desjenigen Bewusstseins kennen lernen, in welchem ein sinnliches Object die Bedeutung eines Fetisches annimmt. Es wird nun in diesem Capitel unsere Aufgabe sein, zu zeigen, wie das so beschaffene, wilde Bewusstsein sich nothwendig zu seinen Objecten verhalten muss, woraus eben die fetischistische Vorstellungsweise von den Dingen resultiren und sich erklären wird.

I.

Der Schätzungswerth der Objecte.

Da alle Dinge nur unsere Vorstellungen sind, so beruht ihr ihnen von uns zugeschriebener Werth für uns nur in der Vorstellung, welche wir von den Objecten haben. Das Bewusstsein gewinnt aber von jedem Objecte eine

schärfere und genauere Vorstellung in dem Grade, als es scharf unterscheidet. Je schärfer also das Bewusstsein eine Vorstellung oder ein Ding bis in seine kleinsten Einzelheiten hinein unterscheidet und versteht, desto genauer wird es seinen Werth taxiren können. Es unterscheidet ja aber eine Vorstellung nur dann genau, wenn es dieselbe von anderen Vorstellungen unterscheidet. Um also eine Vorstellung richtig zu verstehen und zu taxiren, muss ich auch die anderen mit jener in Verbindung stehenden Vorstellungen genau verstehen und einsehen. Nur dann also erst werde ich ein Ding richtig taxiren können, wenn ich möglichst viel andere auch erkannt habe. Die Werthschätzung der Dinge muss sich also nothwendig ändern in dem Maasse, als die Erkenntniss sich über mehr Objecte erstreckt, d. h. als die Zahl der Objecte wächst. Da nun alle Dinge im Causalzusammenhang stehen, so würde die vollkommen richtige Schätzung eines jeden erst dann zu erreichen sein, wenn man alle insgesammt kennte. De impossibilibus nemo obligatur. Richtiger wird die Schätzung schon mit dem Wachsen der Zahl der Objecte. Denn je grösser die Zahl derselben ist, um so mehr versteht man den Zusammenhang aller unter einander, also auch den Causalwerth, den jedes für das andere hat. Immer ungenauer muss aber die Schätzung werden, je geringer die Zahl der Objecte ist.

Das Bewusstsein also, dessen Objectenwelt ganz eng und beschränkt ist, muss nothwendig die Dinge ganz anders und zwar ungenauer schätzen, als ein Bewusstsein von vielen Objecten; und so viel steht daher fest, dass die Schätzung der Dinge von Seiten sowohl der Kinder als der Wilden, weil ihre Welt ganz eng und die Zahl ihrer Objecte ganz beschränkt ist, eine von der unsrigen sehr verschiedene sein muss. Und zwar wie?

Ein noch gering ausgebildetes Bewusstsein, welches in dem Maasse, als es wenig Objecte hat, schwach unter

scheidet, kann den wahren Werth der Dinge nicht unterscheiden. Es ist vielmehr einer zwiefachen Gefahr ausgesetzt: die Objecte entweder zu über- oder zu unterschätzen. Schätzen kann es überhaupt nur die Objecte, welche es hat. Da es nur diese kennt, andere aber noch nicht kennt, so kann es auch zwischen den gekannten und ungekannten noch nicht vergleichen. Die gekannten müssen ihm also nothwendig die höchsten und schätzenswerthesten erscheinen. Der Bauer, der nie seine Scholle verliess, hängt an dieser als dem Vorzüglichsten auf der Welt, und wenn sie zum Theil aus Morast bestände. Seien nun die Objecte, welche das niedrige Bewusstsein hat, auch noch so gering, so dass ein Mensch, der schon mehr Objecte hat, sie gar nicht achten würde, so wird das unentwickelte Bewusstsein, eben weil sie seine einzigen sind, sie doch unendlich hoch schätzen d. h. sie überschätzen. Umgekehrt: Da das unentwickelte Bewusstsein eine Menge Objecte (zumal solche, deren Werth nicht durch den blossen sinnlichen Eindruck, sondern erst durch denkende Betrachtung und Ueberlegung erkannt wird) nicht hat, so wird es sie auch nicht richtig d. h. ihrem wahren Werthe entsprechend schätzen können: es wird dieselben nothwendig unterschätzen. Seinen Roggen auf dem Felde schätzt ein Bauer, seltene Blumenarten in der Gegend nicht, hat er doch kein Verständniss davon. Hätte er so viele Pflanzenobjecte im Kopfe wie ein Botaniker, kennte er so genau ihre Unterschiede und ihre Bedeutung im Verhältniss zu einander, so würde auch er die seltene Blume schätzen, jetzt reisst er sie als „Unkraut" aus und wirft sie weg. Dies unentwickelte Bewusstsein kennt noch nicht genau die Unterschiede der Dinge; in dem Maasse als es die Dinge nicht unterscheidet, sind sie ihm nicht verschieden: Blätter sind Blätter; den Unterschied von herzförmigen,

lanzettförmigen u. s. w. kennt der Bauer noch nicht. Sind die Dinge ihm nicht verschieden, so stellt er dieselben als gleich vor, steckt sie nolentes volentes sämmtlich in einen Sack und hat an ihnen nur ein einziges sozusagen: Haufen-. object. Alles, was nicht Frucht ist, ist ein gleiches Object: Unkraut. An Werth gelten diese in Bausch und Bogen abtaxirten Objecte ihm auch gleich viel und gleich wenig, d. h. sie sind ihm gleichgültig. Die Objecte, die er nicht kennt, unterschätzt er in dem Maasse, als er sie nicht kennt.

Je weniger und je geringere Objecte der Mensch besitzt, um so geringere muss er schon hochschätzen; er sieht schon bedeutende Schätze in solchen Kleinigkeiten, die einem Bewusstsein von vielen Objecten eben nur als Bagatelle erscheinen. Wer eine Million Thaler besitzt, dem ist ein Groschen ein geringfügig Ding; wer nur einen Groschen hat, dem scheint ein Pfennig schon ein nicht zu verachtendes Capital. Um mithin zu beurtheilen, welche Objecte der Mensch als bedeutende schätzt, muss man in Rechnung ziehen, wie viel Objecte er hat und nicht hat. Welche Objecte muss demnach ein Kind hochschätzen? Die, welche es hat. Und welche hat es? Betrachten wir, welche es nicht hat. Alle wissenschaftlichen und künstlerischen, welcher Art sie seien, müssen abgezogen werden; sie kennt und versteht es noch nicht, sie kann es noch nicht schätzen. Alles, was der Erwachsene bei uns hochschätzt, die beharrliche Arbeit, die Producte derselben und der Gewinn dafür u. s. w. alles das liegt noch gar nicht im Bereich des Kindes, hat noch gar keinen Werth für dasselbe. Es schätzt nur, was es kennt und hat das sind aber all' die kleinen Trifles, die nach Abzug aller irgend wie bedeutenderen Objecte übrig bleiben: die Läppchen und Flickchen, die bunten Papierschnitzel, die Knittel und Stäbe, die Messingknöpfe, mit denen der Knabe Börsen

geschäfte treibt, die Steinchen, Bohnen und Kugeln, die er in den Taschen mit sich trägt,

,,Allerlei Wickelchen,
Allerlei Schleifchen,
Allerlei Zwick elchen,

Allerlei Streifchen."

(Rückert.)

Den Kindern müssen diese Kleinigkeiten nothwendig bedeutend erscheinen, denn sie kennen noch gar nicht die grösseren Objecte, welche der Erwachsene kennt und schätzt. Man bedenke doch nur, wie ja das Bewusstsein erst allmählich an seinen und durch seine Objecte wächst. In dem Grade als es neue und bedeutendere Objecte empfängt, lernt es neue und bedeutendere schätzen. So lange es dieselben indess noch nicht kennt, hält es die für die wichtigsten, welche es gerade hat. Kein Mensch schätzt in seinem Jünglingsalter schon das als das Höchste, was er als Mann oder Greis als das Vortrefflichste erachtet, denn der Jüngling kannte noch gar nicht die Objecte, welche dem Manne in späterer Zeit aufgingen. Ebenso kennt auch das Kind noch nicht die Objecte des Jünglings. Das Kind kann also nur seine ihm bekannten Objecte schätzen. Diese aber müssen nothwendig geringfügige und unbedeutende sein, weil ja das Bewusstsein erst ganz allmählich zur Erfassung der bedeutenderen Objecte gelangt. Man bedenke doch, wie es für das Kind eine Zeit gab, wo es selbst den kleinsten, ganz sinnlichen Gegenstand, z. B. ein Steinchen, noch nicht kennt; wo deshalb das Steinchen, wenn es ihm bekannt wird, ihm ganz neu, ganz frappant, ganz fesselnd erscheinen muss; wie darum das Kind einmal in seinem Leben an dem Steinchen und so an jedem noch so kleinen sinnlichen Gegenstande dasselbe Interesse nehmen muss, wie wir an einem grossen geistigen Objecte. Es ist geradezu des Kindes Aufgabe, an der es genug zu thun hat, nur erst einmal die sämmtlichen Objecte der alltäglichen Aussenwelt kennen zu lernen. Daher ist es ganz auf sie bezogen,

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