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sich, ob in vielen Fällen das Tabu nicht ein wirklicher Fetisch sei. Auf Nukunono Fakaafo verehrte man den Tui Tokelau, d. h. Herrn von Tokelau in Gestalt eines Steines, welcher mit Matten umgeben und so heilig war, dass ihn nur der König sehen durfte, und auch dieser nur einmal im Jahre, wenn er mit neuen Matten umkleidet wurde (Turner, nineteen years in Polynesia. 527). Dies 10' hohe Steinidol stand an der Front des Tempels und hatte, als Hale es sah, durch die massenhafte Mattenumwicklung 10' im Umfang (Hale 158; Turner 527.). Der Tui-Tokelau war es, welcher Krankheiten schickte, daher denn Kranke sofort jenes Steinidol mit neuen Matten bekleiden lassen, um durch dies (nicht geringe) Opfer den Gott zu beschwichtigen 1). Wenn der Stein einen so hohen Grad von Heiligkeit hatte, wird sich da in den Augen des Volkes der Gott mit dem Stein nicht ganz identificiren? Was man dem Stein Gutes erweist, thut man dem Gotte; will man sich an den Gott wenden, so wendet man sich an den Stein. Wer ist hier der Gott, der Stein oder der Gott? Wird hier der Stein zum Fetisch oder bleibt er Tabu? Der vornehme und gebildete Insulaner, der in den religiösen Vorstellungen genauer von den Priestern unterrichtet ist, mag den Stein als Sitz des Gottes und den Gott vielleicht auseinanderhalten. Vielleicht! Ob aber auch der Nichtunterrichtete? Und thäte er es nicht, so wäre damit das Tabu zum Fetisch geworden.

Eine Bemerkung wird hier am Platze sein. Die sogenannte Naturreligion, d. i. die Religion der wilden Völker, schliesst zwei Gebiete ein, welche man, will man zu einiger Klarheit darüber gelangen, scharf auseinanderhalten muss: das eine umfasst die Verehrung der sinnlich wahrnehmbaren Dinge, das andere die Verehrung der Seelen und Geister. Nicht als ob das eine früheren Ur

1) Waitz, Anthrop. V. Abth. 2. S. 195.

sprungs sei als das andere: beide sind Naturerscheinungen, die aus dem unentwickelten Bewusstsein nothwendig entspringen. Die Verehrung der sinnlichen Gegenstände geht hervor aus dem Verhältniss dieses Bewusstseins zu den Naturobjecten mit Einschluss gewisser Menschen, die Verehrung der Geister aus dem Verhältniss dieses Bewusstseins zu dem Menschen und zwar zu dem todten Menschen. Wie zwei Ströme fliessen diese beiden Entwicklungsreihen neben einander her: es giebt einen Punkt, wo sie in einander übergehen und einen einzigen, neuen Strom bilden. Ich hoffe das an einem andern Orte zu zeigen. Hier haben wir es zunächst nur mit der Verehrung der sinnlichen Naturgegenstände, dem Fetischismus, zu thun, und es geschieht mit Absicht, wenn wir der Klarheit wegen die andere Seite der Religion des Wilden unberücksichtigt lassen. Nicht also, als ob die Religion z. B. eines Negers nur Fetischismus wäre nur dass wir den Neger hier allein in sofern betrachten, als er Fetischverehrer ist. Auch wollen wir dem Irrthume vorbeugen, der entstehen könnte, als ob nun jeder Wilde ohne Unterschied gleichmässig Fetischverehrer sei. So gut wie in höheren Bildungsformen die einzelnen Individuen in ihrer geistigen Entwicklung die mannichfachste Verschiedenheit zeigen, und der Eine höher steht als der Andere, so zeigt sich auch der eine Wilde intelligenter als der andere; so schwingt sich schon der eine auf eine höhere religiöse Stufe, als welche der andere einnimmt, so tief immer auch diese höhere noch unter der unsrigen liegen mag. So verräth es schon eine höhere Einsicht, wenn der Wilde erkannt hat, dass das Ding kein anthropopathisch belebtes ist, dass es nicht an und für sich das wirken kann, was er früher etwa von ihm erwartet hat, und wenn er nun als das Wirkende einen selbständigen, von dem Dinge unabhängigen Geist in das Ding setzt. Hier haben wir schon eine Aufhebung und Erhöhung des Fetischismus durch

den Geisterglauben, wodurch der Fetisch zum höher stehenden Tabu wird. Der schon über die niedrigste Stufe der Wildheit hinausgehobenen Bildung der Südseeinsulaner wäre deshalb auch der Tabuismus entsprechender als der Fetischismus. Von intelligenten Negern wird deshalb auch der Fetisch manchmal schon als Tabu aufgefasst. Halleur führt die folgende Erzählung als Beispiel der Intelligenz mancher Neger an: „Ich wollte einem Neger begreiflich machen, wie thöricht es sei, den Fetischen, z. B. dem Fetischbaume, in der Mitte des Hofes, Speisen und Getränke, Citronen und Palmenöl zum Salben hinzustellen, da er ja selbst sähe, dass derselbe nichts davon gebrauche. „O,“ sagte der Neger, „der Baum selbst ist nicht Fetisch. Der Fetisch ist ein Geist und unsichtbar, aber er hat sich hier in diesem Baum niedergelassen. Freilich kann er unsere körperlichen Speisen nicht verzehren, aber er geniesst das Geistige davon und lässt das Körperliche, welches wir sehen, zurück" 1). Hier ist der Fetischist Tabuist geworden, wenn anders die obige Auffassung des Tabu die richtige ist.

1) Halleur S. 39.

Viertes Capitel.

Der Fetischismus als Religion.

I.

Der Glaube an den Fetisch.

Welcher Gegenstand zum Fetische wird, darüber entscheidet das zufällige Zusammentreffen der Ereignisse und Objecte, wie das ja aus den angeführten Beispielen genügend hervorgeht. Der Wilde kann aber die Macht seines Fetisches gar nicht bezweifeln, weil er ja seine Wirksamkeit offenbar vor Augen hat, weil er ja mit Augen sieht, wie dies Object dies Ereigniss, dieser Anker diesen Todesfall, dies Kameel diese Krankheit verursacht, es sei denn, dass ihm durch eine bedeutende Anzahl von Fällen, in denen der Fetisch sich stets als unwirksam bewies, endlich der Staar gestochen würde. Aber es geschieht selten, dass ihm bei seiner Stumpfheit die Einsicht kommt, dass die Ursache eines Ereignisses doch wohl in anderen Umständen liegen könnte. Und kommt ihm diese Einsicht auch einmal, so dient sie nur dazu, den Glauben an diesen einen besondern Fetisch, doch nicht an die Fetische überhaupt zu erschüttern. Er urtheilt nur nach dem oberflächlichsten Augenschein in Molembo wurde eine bald nach dem dort

erfolgten Tode eines Portugiesen ausgebrochene Pest auf diesen bezogen, und das Volk suchte daher, so lange die Erinnerung frisch war, auf jede Weise zu verhindern, dass ein Europäer innerhalb der Grenzen seines Gebietes stürbe1) Fälle, wo der Wilde nach seiner Meinung das Wirken des Fetisches unmittelbar sieht, bestärken deshalb seinen Glauben und machen denselben unerschütterlich. Bastian erzählt: „An einer gelichteten Stelle sah ich seitlich am Wege ein Fetischhaus stehen und wünschte es genauer zu besichtigen, aber meine (schwarzen) Träger waren nicht zu bewegen, mich dorthin zu bringen. Als ich ausstieg, um allein zu gehen, suchten sie mich fast mit Gewalt davon abzuhalten, und ich sah beim Zurückkommen in ihren Blicken, dass sie mich als fortan dem Tode verfallen betrachteten ... Ermüdet langte ich gegen Abend in Quimolenzo an, als es plötzlich meine Augen schwarz überzog und ich mich ohnmächtig niederfallen fühlte. Ein wüthendes Fieber raste in meinen Adern, das die ganze Nacht anhielt. Auch am nächsten Tage währte es fort, und es war mir unmöglich, mich nur aufzurichten. Meine Leute wechselten bedenkliche Blicke; der Zauber des beleidigten Fetisches hatte gewirkt, und sie waren sicher, mich noch am Abend zu begraben“ 2). „Vor dem Hause des Amerikaners (in Shemba Shemba in Westafrika) war ein grosser Zusammenlauf von Menschen, in deren Mitte ein Fetischpriester mit lautem Schreien auf und ablief, eine mit bunten Lumpen behangene Holzpuppe hin und her schüttelnd und mit Ruthen im Gesicht und auf den Schultern peitschend. Wie ich hörte, war einem der Neger ein Messer gestohlen worden, und er hatte sich für dessen Wiedererlangung an diesen Priester gewandt, der einen für die Einschüchterung der Diebe weitbekannten Fetisch

1) Bastian S. Salv. S. 104.

2) Ebenda S. 50. 53.

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