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Den Ausgangspunkt liefert hier die schon früher beschriebene Stellung der Flotte, die Hauptmasse in West- und Ostflügel gegliedert an der attischen Küste, im Peiraieus und östlich davon, ein Sondergeschwader südlich Kynosura (S. 134). Dazu kommt die gleichzeitige (in der Nacht vor der Schlacht) Entsendung des persischen Landheeres in der Richtung auf die Peloponnes (Herod. VIII, 70), das also an dem für die Schlacht geplanten Morgen gerade in der Gegend von Eleusis (rund 20-25 km von Athen) zu erwarten war und wenn nötig, hier eingreifen konnte1). Die Perser haben danach anscheinend den Gedanken gehabt, mit ihren bei Kynosura und an der attischen Küste aufgestellten Geschwadern einschwenkend am Osteingang der Straße von Salamis nördlich Psyttaleia die Schlacht zu bieten und die Griechen durch den Sund nordwestwärts hindurchzujagen. Was sich da etwa auf den Strand bei Eleusis retten wollte, fiel in die Hände des Landheeres. In diesem Plan war für Psyttaleia keine Verwendung.

Herodot geht somit nach dieser erneueten Prüfung seiner Angaben über die Vorbereitung der Schlacht von Salamis vollkommen gerechtfertigt hervor; es ist gute orts- und sachkundige Überlieferung, auf der er fußt. Das Gleiche gilt auch von der Schlacht selbst. Doch hat man hier wieder bis in die neueste Zeit hinein gezweifelt. Außer Bauers Einwand, daß Herodot VIII, 84 im Gegensatz zu Aischylos und zu seiner eigenen EinzelDarstellung vom Beginn des Kampfes durch die Perser rede, hat ganz zuletzt R. Adam, Klio X 505 ff. die von Herodot überlieferte Schlachtordnung der Griechen, Athener auf dem linken Flügel gegenüber den Phönikern, Lakedaimonier auf dem rechten Flügel gegenüber den Ioniern, in Frage gestellt und auch dabei Aischylos und die von Herodot geschilderten Einzelkämpfe, namentlich die übereinstimmend bezeugte Eröffnung des Kampfes durch den Athener Ameinias als Gegenbeweis verwertet.

Aber es heißt Herodots Worte zu sehr pressen, wenn man in seiner Schilderung, daß „als die Hellenen sich zu entwickeln begannen, sofort die Barbaren gegen sie vorgestoßen wären" und dadurch zunächst Furcht und Verwirrung in den griechischen Reihen hervorgerufen hätten, bis Ameinias als erster zum Rammstoß schritt, einen Widerspruch finden will. In dem entscheidenden Ausdruck ἀναγομένοισι δέ σφι ἀντίκα ἐπεκέατο οἱ βάρβαροι braucht doch nicht mehr zu liegen, als daß beim Erscheinen der Griechen vor dem Hafen von Salamis die persische Flotte sich sofort in Bewegung setzte, ohne daß es bei dem Abstand der beiden Schlachtreihen unmittelbar zu einem Zusammenstoß kam und kommen konnte. Die Perser glaubten zu überraschen und wußten nicht, daß die Griechen schon von

1) Daß, wie Stein z. d. St. meint, die Landtruppen schon bis Megara vorgedrungen seien, läßt sich nicht aus Herodot IX, 14, wo Megara als der südlichste Punkt, den die persischen Landtruppen erreicht hätten, erwähnt wird, schließen. Bis Megara stieß eben erst Mardonios 479 vor.

ihrer Umgehungsbewegung Kunde hatten. Sie wurden dann durch die rasche Entwicklung der Griechen selbst bis zu einem gewissen Grade überrascht. Wichtiger ist, was Adam sonst geltend gemacht hat. Man muß einräumen, daß wenn wir Aischylos' Botenbericht Pers. 394 ff. so deuten, wie es bisher geschehen ist, allerdings gewisse Schwierigkeiten entstehen. Der rechte griechische Flügel soll zunächst in guter geschlossener Ordnung erschienen sein, dann erst die übrige Flotte. Man erwartet in dem der Schlacht zeitlich so nahe stehenden eigens für Athener gedichteten Stück, daß mit dieser besonderen Hervorhebung die Athener gemeint sind, von denen einer ja wirklich den ersten Angriff wagte, und die für sich den Ruhm des Tages von Salamis in Anspruch nehmen, wenn auch die Mehrheit der Griechen den Aegineten den ersten Preis zuerkannt hatte. So hat es auch schon der Scholiast verstanden, der zu τὸ δέξιον κέρας anmerkt τὸ Θεμιστοκλέους. Ergibt sich damit aber wirklich ein unlösbarer Widerspruch zu Herodot? Bei näherer Nachprüfung nicht. Wir haben uns gewöhnt den rechten und linken Flügel einer Schlacht-Aufstellung vom Standpunkt der einzelnen Parteien aus zu bezeichnen. So ist es in der Ordnung und so schildern auch die antiken Historiker, wie Herodot selbst. Dürfen wir aber diesen Brauch ohne weiteres von einem der ältesten Dichter fordern, von einem Botenbericht, der doch der zuhörenden Perserkönigin ein anschauliches Bild der Schlachtentwicklung vom Standpunkt des Beschauers d. h. des persischen Beschauers geben soll? Wenn wir nur die Möglichkeit zulassen, vermögen wir Aischylos und Herodot unmittelbar in Übereinstimmung bringen. Und wenn wir uns die taktischen Vorgänge an der Örtlichkeit vergegenwärtigen, ergibt sich zwingend die Richtigkeit dieser Auffassung. Ich kann mich Bauers Erwägungen (105) nicht anschließen, daß sich wirklich der rechte Flügel der Griechen zunächst aus dem Hafen von Salamis hätte entwickeln müssen, weil er nach außen durch die langgestreckte Kynosurahalbinsel gedeckt war. Vielmehr mußte der linke (Aischylos' rechter" Flügel) zuerst herauskommen, denn er hatte den weitesten Weg um in Stellung zu gelangen. Wenn, wie es ausdrücklich betont wird (Aisch. Pers. 402 f., Herod. VIII, 86), die Griechen in festgeschlossener guter Ordnung angriffen, mußten die das Zentrum und den rechten Flügel bildenden Schiffe zunächst einhalten, bis der linke Flügel zur vollen Entwicklung gekommen war. Aus den dafür nötigen Bewegungen wird sich vielleicht auch die später athenischerseits als durch Furcht vor den andringenden Persern bestimmte Rückwärtsbewegung einzelner Schiffe (Herod. VIII, 84) erklären. Sie waren zu weit vorgeprallt und mußten deshalb, um in der Reihe zu bleiben, zurückrudern. So behält auch hier Herodot in allem Recht.

Jena.

139

Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Marcus.

Von Anton v. Premerstein.

II.

Seezüge der Nordpontusvölker und der Mauren.

Der Einfall der Kostoboken.

Das Problem eines Seekrieges unter Marcus wird aufgeworfen durch eine Ehreninschrift aus Ostia für P. Lucilius Gamala, einen munizipalen Würdenträger, worin dessen mannigfache Zuwendungen an die Gemeinde angeführt werden, CIL XIV 375 (vgl. p. 482; Wilmanns n. 1724; Dessau n. 6147). Am Schluß dieser Aufzählung, wie es scheint, als späterer Zusatz, steht folgendes (Z. 38 ff.):

[i]tem ahenea (scil. statua) decurionum) d(ecreto) p(ecunia) p(ublica) posita [p]roxume tribunal quaes(torium) (40) [propt]erea quod cum res publica [praedia sua venderet ob pollicitationen belli navalis (sestertium) XV (milia) CC rei publicae donav[it].

Das bellum navale auf die Kämpfe Oktavians mit Sextus Pompeius zu beziehen1), verbietet der sprachliche und sachliche Charakter der Inschrift. Zur Datierung ist heranzuziehen die Ehrenbasis CIL XIV 376, ebenfalls aus Ostia, welche zweifellos demselben Mann gehört 2). Nach

1) So ehedem Mommsen, C. L. Visconti usw.; neuerdings noch W. Liebenam, Städte-Verw. 167 (vgl. S. 325 f., 4); O. Seeck, Untergang II 523 f. Kürzlich hat J. Carcopino, Mél. d'arch. et d'hist. XXXI (1911) 143-230 den beiden GamalaInschriften eine sehr breit angelegte Untersuchung gewidmet; er denkt p. 208 ff. an den britannischen Krieg des Claudius im J. 42.

2) Zur Identität Mommsen, Eph. epigr. III p. 324f.; vgl. auch Dessau zu n. 6147. In beiden Inschriften sind gleich Name und Angabe der Vorfahren, sowie im ganzen die Ämterlaufbahnen. In mehreren — allerdings nicht allen Punkten stimmen auch die Verzeichnisse der öffentlichen Leistungen überein. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Text von CIL XIV 376 von Z. 12 ab auf Rasur älterer Schrift eingetragen und unten durch Bruch unvollständig ist. O. Seeck, a. a. O. II 523f. (vgl. S. 156 f.), der n. 375 auf eine beträchtlich frühere Persönlichkeit gleichen Namens beziehen will (oben A. 1), hat mich nicht überzeugt, ebensowenig Carcopino, a. a. O.

dieser hatte Gamala seine munizipale Laufbahn als praefectus L. Caesaris Aug. f. (d. h. des L. Aelius Caesar) im J. 136/7 begonnen und war im J. 161, zur Zeit des Todes des Antoninus Pius, noch am Leben, da Z. 18 diesen bereits als divus Pius bezeichnet. Die Zuwendung ob pollicitationem belli navalis wurde nach S. 139 Anm. 2 erst nach seinem Tode, also nach J. 161 eingetragen, wird also in seine späteren Lebensjahre, etwa in die Zeit des Marcus fallen. Die Vermutung Cavedoni's, daß es sich dabei um das Versprechen einer Naumachie für die Ostienser handle, ist hinfällig, da zu einem solchen Zwecke die Gemeinde gewiß nicht ihre Liegenschaften veräußert hätte. Das richtige hat Mommsen) gesehen, wenn er an die Wirren des germanisch-sarmatischen Krieges unter Marcus und die Notlage der durch Nachlassen der Steuerkraft und Rüstungsausgaben völlig erschöpften Staatsfinanzen in den J. 169-171, die den Kaiser zur Versteigerung des Kronschatzes auf dem Traiansforum veranlaßte 2), erinnert und annimmt, die Gemeinde Ostia hätte zur Führung eines drohenden bellum navale Geldaushilfe versprochen und zu diesem Ende ihre Grundstücke verkauft. Die pollicitatio b. n. ist also wohl ein kurzer Ausdruck für p. belli navalis tempore facta.

Mommsen (a. a. O. p. 331) dachte allerdings bei bellum navale an eine durch den Krieg geforderte Verstärkung der classis Pannonica und Moesiaca. Doch können die Aktionen der Provinzflotten auf den großen Grenzströmen, welche in der Hauptsache die Landarmee durch Truppenund Material-Transporte zu unterstützen hatten, im Rahmen der Gesamtoperationen keine selbständige Bedeutung gehabt haben) und um so

In CIL XIV 375, die nur in Kopien des 16. und 17. Jahrh. auf uns gekommen ist, scheint der ursprüngliche Text bis zur Dedikationsformel Z. 37 f. zu reichen; zu der in letzterer genannten statua inaurata war offenbar n. 375 die Basis. Dagegen sind die oben ausgeschriebenen Worte Z. 38—45 [i]tem ahenea usw. ein nach dem Tode des Gamala (vgl. Z. 44f.) gemachter Zusatz. Diese statua ahenea, zweifellos verschieden von der einst zu n. 375 gehörigen, wie auch die Beifügung des Standorts (Z. 39) erhärtet, wird ihrerseits wieder in dem (wegen Z. 18 divus Pius nicht vor dem J. 161) reskribierten Teil von CIL XIV 376, Z. 28ť. erwähnt, aber so, daß sie auch nicht mit n. 376 als Basis zu verbinden sein dürfte. 1) Eph. a. a. O. p. 330 f.; dazu Dessau, CIL XIV Note zu n. 376; Inscr. sel. n. 6147 Anm. 4; H. Schiller, Röm. Kaiserzeit I 2 S. 645, 6; O. Fiebiger, RE III 2648; E. Schürer, Gesch. des jüd. Volkes 13 688 f.

2) Vita Marci 21, 9, aus dessen Stellung im sachlich - chronologischen Exzerpt sich die Zeit bestimmt; zeitlos überliefert in Vita Marci 17,4 (= Eutropius VIII 13, 2); Vita Heliog. 19, 1; Cassius Dio III p. 280 n. 1 ed. Boiss. Vgl. auch H. Schiller, Röm. Kaiserzeit I 645, 1f. Auch das Aussetzen der Spenden an das Volk (5. Liberalitas im J. 169, 6. Lib. erst 175) und die Verweigerung des Donativs nach dem Germanensiege im J. 172 (Dio LXXI 3, 3) ist bezeichnend für die Finanzlage.

3) Über die Tätigkeit der Donau - Flotten nach den Reliefs der MarcusSäule handelt O. Fiebiger, RE III 2647 f.

weniger als bellum navale bezeichnet werden, als ihnen auf Seite der Barbaren doch wohl kaum irgendwelche kampffähigen Flottenabteilungen gegenüberstanden 1). Auch ist kaum abzusehen, wie gerade Ostia dazu gekommen wäre, für die Flußflotillen auf Rhein und Donau in außerordentlicher Weise beizusteuern. Hingegen wird alles klar bei der Annahme, daß Marcus um das J. 169/171 einen wirklichen Seekrieg im Mittelmeere, dessen gesamte Handelsbeziehungen und -Interessen in dem Hafen der Hauptstadt zusammenliefen, zu führen gezwungen war, und daß zu diesem Zwecke der normale Bestand der im Mittelmeer aufgestellten Flotten, insbesondere der beiden italischen classes praetoriae, die gerade damals durch Truppentransporte aus dem Orient nach Italien und dem pannonischen Kriegsschauplatze (J. 169–171) sehr in Anspruch genommen waren2), als nicht zureichend wesentlich vermehrt werden mußte.

Für einen Seekrieg kamen eigentlich nur zwei Gegner in Betracht: im äußersten Westen die Mauren, im Nordosten die Piraten des Pontus und mit ihnen verbündete abenteuerlustige Scharen. Wie wir sehen werden, haben beide Widersacher um das J. 170 das Mittelmeer durch ihre Raubfahrten beunruhigt; das bellum navale, für welches damals unter so schweren Opfern gerüstet wurde, hat sicherlich beiden von entgegengesetzten Seiten auftretenden Gefahren gegolten.

Ein Ergebnis jener angespannten Flottenrüstungen könnte die wohl bald wieder eingezogene classis nova Libyca sein, die um J. 180/8 in einer einzigen Inschrift bezeugt wird), und, wie sich aus dem Namen

1) Auf der Marcus-Säule sieht man niemals barbarische Schiffe dargestellt. Selbst einfache Übergänge über die großen Ströme scheinen die Germanen und Sarmaten zumeist nicht auf Boten, sondern nach allgemeinem Barbarenbrauch (meine Bem. Österr. Jahresh. I Beibl. 169 f.; O. Seeck, Untergang Ia 533; vgl. auch das Sophistenthema von den Wanderungen der Skythen über den gefrorenen Istros: Philostratos vit. soph. II 5, 3 [II p. 79, 14 ed. K.]; II 27, 6 [p. 119, 32]) während des Eisstandes im Winter unternommen zu haben. Nach Dio LXXI 7, 1 ff. wurde ein Angriff der Iazygen durch eine Schlacht auf dem Eise der Donau abgewehrt. Eine Ausnahme machen die Raubfahrten der Chauken an den Küsten der Belgica, welche Didius Iulianus zurückwies. Eine Flotte dieser möchte A. v. Domaszewski, Röm. Mitt. XX 162 in einem stadtrömischen Fragment von sehr unsicherer Ergänzung erwähnt finden.

2) Auch die Zurückziehung der in den Partherkrieg dirigierten Streitkräfte aus dem Westen erfolgte, zum Teil wenigstens, auf dem Seewege. Nach einem lateinischen Papyrus (Archaeologia LIV 1895 p. 433; A. Schulten, Hermes XXXII 273 f., vgl. S. 289) lag offenbar zu diesem Zwecke am 24. Mai 166 die misenatische Flotte im Hafen von Seleukeia an der Orontes-Mündung vor Anker; dazu A. Stein, RE III 1848f.; E. Ritterling, Rhein. Mus. LIX 196, 1. Vgl. auch meine Bem. Österr. Jahresh. XIII 205, 20.

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3) CIL VIII 7030; Dessau n. 1119. Über sie O. Fiebiger, Pauly-Wissowas RE III 2642; O. Hirschfeld, Verw.-Beamte 2 229, 4. Mit Unrecht identifiziert sie J. Klein, Rhein. Mus. XXX (1875) 295 mit der wahrscheinlich im J. 190 auf

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