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Das ist offenbar der Punkt, welcher die Sulla kopierende Fortbildung der Camilluslegende beherrscht. Ihren Ausgang nahm sie von der auch von Mommsen als einzigartig bezeichneten Gleichheit der Situation vor und nach der Schlacht am kollinischen Tore auf der einen, nach der Alliaschlacht und nach der Befreiung Roms durch Camillus auf der anderen Seite. Der 1. November 82 muß die Erinnerung an den schwärzesten Tag der römischen Geschichte unmittelbar erweckt und die Anknüpfung vermittelt haben.

Die Entwickelung der Legende nimmt also ihren Ausgang von der Eroberung Vejis. Ennius besingt die Tat nach der Weise Homers. In das Heldenlied klingt ihm die Zeitgeschichte hinein. Er findet Scipios Schicksal in dem Schicksal Achills wieder und überträgt beider Geschick auf den homerischen Helden der römischen Geschichte, auf Camillus 1). Auf diesen Zug der Legende lagerten sich in den ersten hundert Jahren nach Ennius zeitgeschichtliche Motive ab, welche der zum Exil führenden Schuld bestimmtere Züge gaben 2).

Der zweite geschichtliche Kern der Tradition über Camillus, die Erwähnung seiner Kämpfe gegen Volsker, Aequer und Etrusker3), ist mit dem aus dem Achillesmotiv entwickelten Zweig der Legende in der vorsullanischen Annalistik nicht verknüpft worden, wohl aber mit der Gallierkatastrophe. Die älteste Form dieser Verbindung zeigt sich bei Diodor, welcher im Zusammenhang mit den Kämpfen gegen Volsker, Aequer und Etrusker berichtet, Camillus habe die Gallier bei Belagerung der mit Rom verbündeten Stadt Oreάozior überfallen und ihnen das Lösegeld und die römische Beute wieder abgenommen). Mommsen hält diesen Bericht für die älteste Form der Camilluslegende 5). Hirschfeld) hat mit großer Wahrscheinlichkeit die Entstehung dieses Zuges daraus erklärt, daß das unter dem Throne des kapitolinischen Juppiter niedergelegte und bis 52 befindliche Gold, welches nach Suet. Tib. 3 den Senonen, wahrscheinlich im J. 283, abgenommen war, mit den von

1) Übertragung scipionischer Züge auf Camillus nimmt auch Münzer an (Sp. 327), aber nicht für das Exil, das er für glaubwürdig hält (Sp. 303. 346). Vgl. S. 232 Anm. 3.

2) Nachgewiesen von Hirschfeld in der oft zitierten Abhandlung. Sie betreffen das Motiv der Anklage, die Ankläger und die Strafsumme.

3) Diod. XIV 117. Liv. VI 2f. Elogium des Camillus (S. 229 Anm. 5) in der Reihenfolge Etrusker, Aequer, Volsker. Zonar. VII 24. Über die Chronologie Diodors s. Mommsen, Röm. Forsch. II 229. 234 f.

4) A. a. O. § 5. Der Name der Stadt ist wohl nicht richtig überliefert. Zu den Änderungsvorschlägen vgl. Hirschfeld a. a. O. 134, 44. Der Bericht über den Wiedergewinn des Goldes in Verbindung mit der Exilslegende, aber nicht in Verbindung mit den Kämpfen gegen die Nachbarvölker, bei Servius zu Aen. VI 826; eine jüngere und zerrüttete Version.

5) A. a. O. 337 f. — 6) A. a. O. 136.

Camillus 389 aus der etruskischen Beute dem kapitolinischen Juppiter geweihten, in der Cella des Tempels niedergelegten goldenen Schalen 1) in der Vorstellung zusammengebracht, der Wiedergewinn des senonischen Goldes Camillus zugeschrieben wurde. Über die Zeit, in welcher diese Tradition entstanden sein könnte, spricht Hirschfeld nicht. E. Meyer sieht in ihr einen echten Kern, einen Sieg des Camillus über irgend einen Keltenhaufen, sieht aber bereits in der Fassung Diodors, dem Wiedergewinn des Lösegelds, eine Fälschung, den ersten Ansatz der Fälschung, daß Camillus Rom gerettet habe 2).

Müßte man Diodor in diesem Punkte auf Fabius zurückführen, so wäre, wie Mommsen tatsächlich annimmt, gegeben, daß das Motiv des Besiegers der Kelten älter ist als das Achillesmotiv. Gegen die Zurückführung auf Fabius spricht, daß Polybius, welcher nachweislich auf Fabius zurückgeht, von dem Sieg über die Kelten nichts weiß, sie vielmehr mit ihrer Beute in die Heimat gelangen läßt3). Er scheint mir unmöglich, Polybius mit Diodor, wie Mommsen vorschlägt, zu verbinden1), nicht leicht, wie Mommsen ebenfalls vorschlägt, ihre Berichte miteinander auszugleichen 5). Sollte es nicht angängiger sein, anzunehmen, daß Diodors kurze Bemerkung über die Besiegung der Gallier ein aus der mittleren, von Ennius und dem Exilsmotiv noch freien Annalistik übernommener Zusatz zu Fabius ist? Der äußere Befund ist dieser Annahme günstig. Diodor hat die Kämpfe gegen Volsker, Aequer und Etrusker ausführlicher berichtet; der Kampf gegen die Gallier steht daneben als Episode, ist in einem Nebensatze vor dem Bericht über den Triumph als Einlage gegeben. Und daß er nicht als jüngerer Zusatz durch s dé Tires oder Erio de gaat gekennzeichnet ist, könnte sich durch das im zweitnächsten Satze folgende, einen Zusatz aus der nachsullanischen An

1) Liv. VI 4. Die Schalen trugen den Namen des Camillus.
2) Gesch. d. Altert. V S. 157.

3) Pol. II 22, 5: ἄθραυστοι καὶ ἀσινεῖς ἔχοντες τὴν ὠφέλειαν εἰς τὴν οἰκείαν Zacvikov. Dazu Justin XLIII 5. Münzer sucht a. a. O. Sp. 332f. wahrscheinlich zu machen, daß auch „Ennius wie Polybios die Rettung Roms durch Camillus entweder gar nicht kannte oder doch nur als eine unsichere Tradition". 4) S. 339. Die Gallier sollen die Beute im Jahre der Eroberung Roms unversehrt nach Hause gebracht, im nächsten Jahre aber verloren haben. Voraussetzung dafür ist Mommsens unhaltbare Einsetzung von Pisaurum für das bei Diodor überlieferte Veascium.

5) Polybius soll die naive Gröblichkeit der Fälschung, wonach ein Jahr nach dem Kriege fern von Rom die ganze während der sieben Monate gemachte Beute sich noch beisammen findet, um mit einem Schlage wiedergewonnen zu werden . . . . als nicht zur Sache gehörig oder als erdichtet" abgelehnt und so geschrieben haben, wie er geschrieben hat, auch wenn er bei Fabius dasjenige in weiterer Ausführung las, was wir bei Diodor in knappem Auszug finden“. A. a. O. S. 339.

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nalistik einleitende rio de gaot erklären1). Mir würde es auch sachlich wahrscheinlicher sein, daß die nach Homer gestaltete Ausmalung der Eroberung Vejis und die Exilslegende älter sind als die Fiktion des Wiedergewinns der Beute, welche wohl nur eine Umdeutung der bei Strabo V 220 erhaltenen caeretanischen Legende vom Wiedergewinn der Beute durch die Caeretaner ist2).

Mag in dem Galliersiege des Camillus ein historischer Kern stecken oder nicht, mag er älter, oder, wie mir wahrscheinlicher ist, jünger als Fabius sein, in jedem Falle ist dieser Zug im Gegensatz zur Exilslegende von zeitgeschichtlichen Zusätzen frei geblieben und mit der Exilslegende erst in der sullanischen Annalistik verbunden worden 3).

1) Die Hervorhebung von Zusätzen dürfte allgemein nur für die nachsullanische Annalistik gelten, auch nur aus dieser von Diodor selbst Einlagen gemacht worden sein. Denn Nieses in keinem Verhältnis zur Grundlage der Schlußfolgerung stehender Versuch (Hermes XIII 412), aus dem oben dargelegten Gegensatz zwischen Polybius und Diodor zu folgern, daß Diodor überhaupt nicht auf Fabius, sondern auf eine Überarbeitung des Fabius zurückgehe, ist neuerdings auf breiterer Grundlage von Sigwart (Klio VI 1906 S. 341 ff., S. 378) vertreten worden.

2) Für vollständig verfehlt halte ich die von Schwartz (Artikel Diodor in Pauly-Wissowas Realenc. Sp. 695) versuchte Erklärung der Entstehung dieses Berichts. Diodor gibt zwei Versionen über den Triumph des Camillus. Die erste knüpft unmittelbar an die Einlage über den Galliersieg (S. 230 Anm. 4) an: τοσαῦτα δὲ διαπραξάμενος διὰ τὸν φθόνον τῶν δημάρχων ἐκωλύθη θρίαμβον καταγαγεῖν. An diesen Hauptbericht schließt er eine Variante: ἔνιοι δέ φασιν αὐτὸν ἀπὸ Τούσκων θρίαμβον ἀγαγεῖν ἐπὶ λευκοῦ τεθρίππου, καὶ διὰ τοῦτο δυσὶν ὕστερον ἔτεσιν ὑπὸ τοῦ δήμου πολλοῖς χεήμασι καταδικαστῆναι. Schwartz meint, der Hauptbericht sei jünger als die Variante: „denn es ist leicht, zu sehen, daß dieser erst beseitigt werden mußte, wenn Camillus zum Galliersieger werden sollte". Schwartz glaubt, daß zu diesem Zwecke der von Diodor benutzte Annalist [Fabius] selbst auf Grund einer schlechten Überlieferung die Triumphaltafel zu korrigieren versuchte, aber ehrlich genug war, diese Korrektur offen einzugestehen und bei dem überlieferten Jahr auch die Verurteilung nicht zu verschweigen". Fabius soll also die älteste und gute Version in die Variante, die korrigierte und schlechtere in den Hauptbericht gesetzt haben. Ähnlich sah Matzat, Chronol. 2 S. 99, 1 in dem Hauptbericht ein Einschiebsel, in dem mit vioi dé paow beginnenden dagegen eine Wiederaufnahme der ursprünglichen Vorlage. Gegen Schwartz gilt dasselbe, was Hirschfeld (a. a. O. S. 129) gegen Matzat einwandte, daß mit Eviot dé paar eingeleitete Varianten nach C. P. Burgers Nachweis (Sechzig Jahre aus der älteren Geschichte Roms Amsterd. 1891 S. 217 ff.) Zusätze aus einer jüngeren Quelle andeuten und daß diese jüngere Quelle überhaupt nur durch eine Verwechselung des ersten und des dritten etruskischen Triumphs (CIL I2 p. 170 z. J. 365 d. St.) dazu kam, an dieser Stelle von einem etruskischen Triumph zu sprechen. Gegen Schwartz auch Sigwart a. a. O. S. 342 und Münzer a. a. O. Sp. 330.

3) Gegen Münzer (Sp. 334 f., 348), welcher, Niebuhr (RG II 617) und Pais (Storia di Roma I 2, 97) folgend, annimmt, „daß hier eine volkstümliche Sage vorliegt, die an Alter der echten historischen Tradition kaum nachstand“.

In dieser Form liegt die Erzählung von Camillus bei Livius, Dionys und den Späteren vor. Ihr Gestalter muß unmittelbar unter dem Eindruck des Bürgerkriegs des Jahres 82 geschrieben haben. Die unverbunden nebeneinander einhergehenden Züge des in das Exil Getriebenen und des die Beute zurückgewinnenden Rächers schließen sich in dem Abbilde Sullas, des aus der Ferne kommenden Retters, zusammen und werden in der Friedenstätigkeit des dictator rei publicae constituendae causa fortgebildet.

Die Kühnheit der historischen Fiktion und ihre Tendenz weisen auf Valerius Antias hin.

Charlottenburg.

Selbst unter der Voraussetzung, daß das Exil echt ist, kann die Verbindung des Exils mit dem Galliersieg doch nicht älter sein, als Diodors Bericht über den Galliersieg. Auf dieser Verbindung beruht aber die nachsullanische Form der Legende.

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Die Teilung des Aurelianischen Dakiens.

Von B. Filow.

Die Überlieferung über die Gründung des Aurelianischen Dakiens ist insoweit sehr verwickelt, als es ohne weiteres nicht zu ersehen ist, ob Aurelian nur eine oder zwei Provinzen mit diesem Namen geschaffen hat. In den Quellen, die über dieses Ereignis berichten, wird teilweise von einer1), teilweise von zwei2) Provinzen gesprochen. Nur soviel ist sicher, dass im vierten Jahrhundert zwischen den beiden Moesien sich drei selbständige Provinzen befanden: Dacia ripensis, Dacia mediterranea

1) Vit. Aurel. 39: cum vastatum Illyricum ac Moesiam deperditam videret, provinciam Transdanuvinam Daciam a Traiano constitutam sublato exercitu et provincialibus reliquit, desperans eam posse retineri, abductosque ex ea populos in Moesia collocavit appellavitque suam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit. Fast wörtlich übereinstimmend auch Eutrop. IX 15: provinciam Daciam, quam Traianus ultra Danubium fecerat, intermisit, vastato omni Illyrico et Moesia, desperans eam posse retineri, abductosque Romanos ex urbibus et agris Daciae in media Moesia collocavit appellavitque eam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit. Vgl. ferner Lactan., de mort. pers. 9, 2: nec mirum, cum mater eius transdanuviana infestantibus Carpis in Daciam novam transiecto amne confugerat. - Syncell. I 721 Bonn.: τὴν Τραϊανοῦ δὲ Δακίαν βαρβάροις ἀφεὶς ἄνδρας καὶ γυναῖκας εἰς τὸ μεσαίτατον τῆς Μυσίας στήσας ἑκατέρωθεν, Δακίαν δὲ μέσην νομίζεσθαι. Malalas XII 801 Bonn.: ὁ δὲ αὐτὸς Αὐρηλιανὸς καὶ Δακίαν ἐποίησεν ἐπαρχίαν τὴν παραποταμίαν, πλησίον οὖσαν τοῦ Δανουβίου ποταμού. Suidas s. v. Δακία: ἐξαγαγὼν οὖν (Αυρηλιανός) τοὺς ἐκεῖσε Ῥωμαίους ἀποκισμένους ἔκ τε τῶν πόλεων καὶ τῶν ἀγρῶν ἐν μέσῳ τῇ Μυσίᾳ καθίδρυσε, τὴν χώραν ὀνομάσας. Δακίαν ἢ νῦν ἐν μέσῳ τῶν δύο Μυσίων κειμένη διαιρεῖ αὐτὰς ἀπ' ἀλλήλων.

2) Festus, brev. 8: sed sub Gallieno imperatore amissa est (Dacia) et per Aurelianum translatis exinde Romanis duae Daciae in regionibus Moesiae ac Dardaniae factae sunt. Jordan. Roman. 217: sed Gallienus eos (Dacos) dum regnaret amisit Aurelianusque imperator evocatis exinde legionibus in Mysia conlocavit ibique aliquam partem Daciam mediterraneam Daciamque ripensem constituit et Dardaniam iunxit.

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