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Ende des 6. Jahrhunderts in Tarquinii, um aber bald nachher im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts wieder abzusterben. Der Import dieser Periode ist sehr schwach, er ist wie gesagt, nur in Tarquinii, der ersten Hafenstadt des Südens, bemerkbar, also sozusagen nur an die Tür Etruriens gelangt; ehe er sich das Innere zu erobern Zeit fand, ging er zu Ende.

Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist die, welche Gründe für dieses Schwanken bestehen. Die Erscheinung im eigentlichen Etrurien ist leicht zu erklären. Der phoenikische Handel dominiert genau so lange, wie die griechische Konkurrenz fernbleibt. Er nimmt ab. sobald die frühgriechischen Vasen der geometrischen und protokorinthischen Periode in den Wettbewerb eintreten und erlischt, als das griechische Kunstgewerbe den unbestritten ersten Platz in der Welt errungen hat, zur Zeit als die schwarzfigurige korinthische Keramik und die mit ihr gleichzeitigen hellenischen Erzeugnisse ihren Siegeslauf beginnen. Dem Konkurrenten, der die Françoisvase ins Land brachte, ist Phoenikien erlegen.

Die zweite Periode phoenikischen Handels deckt sich mit der Zeit des Zusammengehens der etruskischen Seemacht mit der karthagischen gegen das hellenische Element. Die griechische Expansion, die im 6. Jahrhundert Korsika zu erfassen drohte, hat bekanntlich diese Alliance veranlaßt und so die zerrissene Verbindung zwischen der phoenikischen und etruskischen Welt neu geknüpft. Es kann nur die Folge davon gewesen sein, daß man mit den Hellenen gespannt stand und auf die Karthager politisch angewiesen war, daß trotz der längst entschiedenen Vorherrschaft der griechischen Produkte die Etrusker den Verkehr mit den phoenikischen Handelsplätzen aufsuchten. Man durfte sich in griechischen Häfen nicht zeigen wenigstens in einer ganzen Reihe von ihnen nicht da blieben nur die punischen Plätze als Stützpunkt für Handel und Schiffahrt übrig. Umgekehrt lagen die Dinge natürlich genau so.

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Diese Verbindung hört im beginnenden 5. Jahrhundert auf. Als Grund bietet sich die Aufrichtung der sizilisch-griechischen Seeherrschaft im tyrrhenischen Meere ganz von selbst. Der Tag von Kyme 474 hat die etruskische Seemacht für immer gebrochen. Das wirft ein Licht auf die Art des Handels, der damals Etrurien mit der phoenikischen Welt verband. Wenn die Verbindung zwischen Etruskern und Phoenikern aufhört, weil die etruskischen Seefahrer vom Meer verjagt werden (denn Kriegs- und Handelsflotte ist bei einem Seeräubervolk wie den Etruskern identisch, die Vernichtung der ersteren ist der Untergang der letzteren), ergibt sich, daß diese Verbindung vorher nicht durch phoenikische, sondern durch etruskische Schiffe aufrecht erhalten wurde, daß die Funde der zweiten Periode von Tarquinii nicht unter karthagischer, sondern unter etruskischer Flagge ins Land gekommen sind.

Damit gewinnen wir eine Illustration zum ersten römisch-karthagischen

Handelsvertrage Pol. 3, 22 (vgl. Liv. 7, 27). Denn dieser setzt, so merkwürdig das auch klingt, voraus, daß es keinen karthagischen Handel mit Rom gibt. Die Rechtsstellung der römischen Kaufleute im karthagischen Reiche wird detailliert geregelt, die ihnen geöffneten und verschlossenen Handelswege werden bezeichnet, ihre Rechtsgeschäfte werden als gültig anerkannt. Von der anderen Seite wird das karthagische Handelsmonopol für die von Karthago merkantil beanspruchten Gebiete des Westens anerkannt und garantiert. Kein Wort von der Rechtsstellung und den Geschäften der karthagischen Handelsleute in Italien. Man kann nicht annehmen, daß Karthago die Stellung römischer Händler auf karthagischem Boden regelt, ohne eine analoge Regelung von dem Kontrahenten zu fordern ein Handelsvertrag mit einer solchen Lücke ist eine Absurdität. Man kann auch nicht zu dem Ausweg greifen, daß die Stellung der Karthager an den römischen Küsten bereits geregelt gewesen sei und der bei Polybios vorliegende Handelsvertrag nur die etwa durch Ausbreitung des römischen Handels in jüngster Zeit neugeschaffene Situation berücksichtigt, die auch römische Händler in Sizilien etc. kennt, denn der polybianische Vertrag ist ja eben der erste Vertrag. Also bleibt nur die Annahme, daß es zur Zeit des ersten römisch-karthagischen Handelsvertrages einen von punischen Kaufleuten in Italien betriebenen Handel, der einer juristischen Regelung bedurft hätte, überhaupt nicht gab. Das einzige, was als möglich vorausgesetzt wird, ist, daß ein karthagisches Geschwader einmal versuchen könnte, eine latinische Stadt zu plündern. Der Fall, daß ein karthagischer Kaufmann friedlich in ihr etwas kauft oder verkauft, liegt ausserhalb aller Voraussicht.

Nun die weitere Frage, woher stammen die Waren, die uns in Italien begegnen. Am nächsten liegt es, für die zweite Periode von Tarquinii wenigstens, an Karthago zu denken, da der Handel wie seine Chronologie zeigte, ein Produkt der karthagischen Alliance ist. Zu beweisen ist das bei dem geringen Umfang des Importes nicht, manches mag aus Sardinien und Westsizilien gekommen sein immerhin gibt es in Tarquinii keine Gattung von Objekten, die nicht auch in den Nekropolen von Karthago vertreten wäre.

Anders liegt die Sache bei der ersten Importperiode, die im 7. Jahrhundert, in Campanien im 6., abbricht. Die Produkte stammen zum Teil aus einer Zeit, wo Karthago noch garnicht die dominierende Handelsstadt unter den Westphoenikern war, wo die ganze westphoenikische Welt noch viel mehr ein Appendix an den Orient war, als ein selbständiger Kulturkreis. Wir müssen wenigstens für die erste Hälfte jener Epoche die Möglichkeit ins Auge fassen, daß die Importstücke im Orient gefertigt sind, wenn sie auch durch Angehörige westpunischer Faktoreien nach Italien gebracht, bezw. aus westpunischen Häfen durch die Etrusker abgeholt sein mögen. Dazu

stimmen auch die echt ägyptischen Importstücke, die zeitlich neben den phoenikischen Fabrikaten einhergehen.

Leider gibt die Inschrift CISem. 1 164, die auf einem der behandelten Silberbecher steht (Mon. Inst. X Taf. 32, 1), keine eindeutige Auskunft. Ihr wichtigstes Charakteristikum ist die Form w für Sin, die zweimal begegnet 1). Diese entscheidet nur eins ganz sicher: der Text ist nicht karthagisch. Afrika ist das einzige Land der phoenikischen Welt, wo das Sin niemals W geschrieben wird. Der Fall ist dies an vier Stellen, Nora auf Sardinien (CISem. I 144), Malta (das. 123, man beachte, daß auch hier die Tyrier von Nr. 122 ihr heimisches Sin schreiben), das Heiligtum auf dem Libanon (das. 5) und vereinzelt in Kittion auf Kypern (das. 14 Zl. 8). Der ausgiebige Gebrauch von Hieroglyphen auf der Schale, die, wenn auch nicht mehr verstanden, so doch nur selten falsch gezeichnet werden, wird uns eher auf Kypern oder das asiatische Mutterland, als auf Malta oder Sardinien weisen. Man mag auch Entstehung im Osten annehmen und den eingeritzten Namen als den eines maltesischen oder sardinischen Eigentümers deuten, aus dessen Besitz sie dann durch Handel oder Raub (man sieht es den Schalen nicht an, ob sie vom Händler gekauft, oder vom Seeräuber erbeutet sind) nach Italien gekommen sein mag. Karthago dürfte auch, abgesehen von der Inschrift, deswegen als Fabrikationsort ausscheiden), weil in dieser Stadt, d. h. der uns am besten bekannten phoenikischen Siedelung, nichts irgendwie Analoges zu Tage getreten ist. Etwas den Schalen von Caere und Praeneste an Kunstwert oder wenn man will technischer Leistung Ebenbürtiges gibt es in all den vielen Hunderten und Tausenden von karthagischen Gräbern es sind sehr reiche gerade der uns beschäftigenden Epoche darunter überhaupt nicht. Daß Kypern uns Analogien geschenkt hat, ist bekannt. Man wird nicht annehmen, daß die besten Produkte karthagischer Handfertigkeit ins Ausland gingen, die großen Geschlechter der Stadt aber nur die Objekte zweiten Ranges behielten. Damit ist aber natürlich nicht ausgeschlossen, daß eines oder das andere der übrigen Objekte, das im Orient fabriziert wurde, durch in Karthago oder sonstwo im Westen heimatberechtigte Krämer nach Italien gekommen ist.

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Auch dieser bescheidene Grad von Wahrscheinlichkeit fällt bei der Frage fort, woher die Skarabäen und anderen kleinen Objekte stammen. 1) Renan, Gazette archéol. 1877, 15 ff. will grammatikalische Einzelheiten zur Bestimmung des Ursprungs verwenden. Dazu ist eine private Kritzelei ganz ungeeignet, auch kennen wir die phoenikische Grammatik längst nicht so gut wie die phoenikische Schrift.

2) Man könnte sonst den Ausweg wählen, daß ein in Karthago fabriziertes Stück über Malta oder Sardinien als Zwischenstation nach Italien gekommen und auf einer dieser Inseln von seinem Eigentümer im einheimischen Alphabet gezeichnet worden ist.

Es ist wie oben besprochen, manches echt Ägyptische darunter, aber den phoenikischen Nachahmungen sieht man es nirgends mit Sicherheit an, wo sie hergestellt sind. Viel mag aus Sardinien gekommen sein, dessen Nekropolen mit den besprochenen etruskischen zum Teil gleichzeitig sind und viele Analogien aufweisen 1), anderes ist sicherlich orientalisch aus dem Mutterland oder Kypern. Vielleicht ist hier auch das eine oder andere Stück karthagisch viel wird es nicht sein, wir dürfen wie gesagt nicht vergessen, daß das neue Tyros in der ersten Periode des Handels von Tarquinii nicht die Hauptstadt der Westphoeniker ist, sondern eine Kolonie wie andere mehr.

Soweit das eigentliche Etrurien. Es bleibt ein Blick zu werfen auf Campanien und Oberitalien, wo wir ein längeres Nachwirken des phoenikischen Handels spüren. Eine so leichte Erklärung bietet sich hier nicht, wie sie für Etrurien die Chronologie des griechischen Handels als übermächtigen Konkurrenten und die politischen Beziehungen zu Karthago im Westen ergaben. Für Campanien läßt sich um so weniger sagen, als die Chronologie der Funde recht unklar ist und die Objekte ganz unbekannter zeitlicher Zuweisung überwiegen. In Oberitalien bieten sich mehrere mögliche Gründe für die Abweichung von den Erscheinungen an der Westküste, erstens ist der Hauptzugang zu Bologna und Marzabotto für einen maritimen Import nicht durch das tyrrhenische, sondern das adriatische Meer. Verschiebungen auf jenem brauchen die Verhältnisse des Verkehrs auf diesem nicht zu affizieren. Zweitens sind die Gebiete nördlich der Appeninen kulturell jünger und unentwickelter als Etrurien selbst, man mag am Po noch lange die phoenikischen Sachen schön gefunden haben, als man in den vornehmen Städten des Kernlandes längst darüber hinaus war und die Phoeniker mögen dort noch Waren haben absetzen können zu einer Zeit, als sie in Tarquinii, Caere und Vetulonia die Konkurrenz als hoffnungslos aufgegeben hatten.

Das was sich aus dem Material ergeben hat, läßt sich also kurz so zusammenfassen, daß es erstens der orientalisch-phoenikische Import und nicht der karthagische ist, der die stärksten Spuren hinterlassen hat, daß zweitens dieser sich nur so lange hält, bis die griechische Ware den Italikern zugänglich wird, das drittens die Verbindung Etruriens mit der punischen Welt bei Gelegenheit des karthagischen Bündnisses wieder enger wird und daß viertens der damals neu aufblühende und bis in das 5. Jahrhundert reichende Handel unter etruskischer, nicht unter karthagischer Flagge ging.

Athen.

1) Vgl. Furtwängler, Gemmen III 170 f.

474

Vopiscus und Pollio.

Von Ernst Hohl.

In dieser Zeitschrift, Bd. XI 1911, S. 320, wurde versucht, eine Annahme Wölfflins. die er freilich selbst später wieder aufgab, aufs neue in ihr Recht einzusetzen und also die Schlußredaktion und Herausgabe der unter dem Namen der Scriptores historiae Augustae laufenden Sammlung römischer Kaiserbiographien dem letzten der angeblichen sechs Biographen, Flavius Vopiscus Syracusius, zuzuweisen1). Hat Vopiscus wirklich diese Rolle gespielt, so müssen sich im ganzen Bereich des Corpus die Spuren seiner Tätigkeit nachweisen lassen, einer Tätigkeit, die allerdings je nach den Umständen recht verschiedene Gestalt annehmen konnte. Des weiteren wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht der sog. „theodosianische Fälscher", der in den neueren Untersuchungen der HA für alle entstellenden Zusätze, die plumpen Erfindungen, den biographischen Klatsch, die gedankenlosen Anachronismen, die törichten Mißverständnisse und die ungeschickten Kürzungen verantwortlich gemacht wird. in Wahrheit kein anderer ist als Vopiscus. Dieser Auffassung entspricht die Tatsache, daß die letzte Vitengruppe, für die Vopiscus mit seinem Namen zeichnet, eine gleichmäßige literarische Physiognomie aufweist, deren Züge durch keine „theodosianische Überarbeitung entstellt sind, weil eben Vopiscus, der gesuchte Theodosianer", hier aus erster Hand schafft). Der historische Gehalt dieser Quelle" ist trotzdem oder vielmehr eben deshalb äußerst dürftig. Nun ist es längst erkannt, daß die Nebenviten", also die Biographien früh verstorbener Prinzen und die der Gegenkaiser, der Usurpatoren oder um im Sprachgebrauch der HA zu bleiben - der „Tyrannen“ zu den schlechtesten, spätesten und am meisten verdächtigen Stücken der

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1) Vgl. E. Kornemann bei Gercke-Norden, Einleitung in die Altertumswissenschaft Bd. III (1912) S. 249, wo man sich den besten Überblick über die lehrreiche Geschichte der Historia-Augusta-Forschung und die heutige Problemstellung verschaffen kann.

2) Im einzelnen nachgewiesen für die v. Tac., deren Analyse in dem erwähnten Aufsatz gegeben ist. Es darf übrigens schon jetzt bemerkt werden, daß auch die Vitenreihe des Trebellius Pollio dieselbe Einheitlichkeit aufweist.

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