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ob diese Eroberer Nubier oder Vorfahren der Blemyer, Sudanesen oder Hamiten, waren; aus dem Gesicht hat man auf Neger geschlossen, aus lautlichen Gründen aber nicht an ihre nubische Sprache geglaubt.

Das 7. Jahrhundert brachte für Ägypten die Wiederherstellung des Gleichgewichts; die aus Sais stammende 26. Dynastie einigte Ägypten wieder und führte eine neue innere Blüte herauf. Die Zeit der Renaissance besass zwar das Gebiet des ersten Kataraktes, in dem Nektanebôs auf der bis dahin vielleicht unbebauten Insel Philae einen Isistempel errichtete, und stand in naher Beziehung zu dem in Theben ansässigen Zweig der nubischen Königsfamilie aber vor dem eigentlichen Nubien musste sie Halt machen1). Deshalb zeigen die Funde dieser Zeit nichts von dem archaisierenden Stil des damaligen Ägyptens 2). Die ägyptischen Soldaten, die unter Psammetich I. durch Nubien nach dem Sudan auswanderten, zogen dorthin als in ein fremdes Land und zu einem anderen König 3). Während der 350 Jahre, für die Nubien unseren Blicken sowohl in den literarischen Nachrichten wie in den Denkmälern fast ganz entschwindet, hat dort ein selbständiges Reich bestanden, wenn auch nicht alle Teile des über 1000 km langen Flusslaufes vom ersten Katarakt bis nach dem Sudan hinein immer geeinigt gewesen sein werden. Einige Stellen aus dem Tempel von Napata1) zeigen uns ein Negerreich mit ägyptischer Kultur: der König wird unter dem Einfluss des Amontempels gewählt und verzeichnet seine Taten in ägyptischen Stelen freilich in einem Ägyptisch geschrieben, das je später desto schlechter wird 5).

7. Die griechisch-römische Zeit 6).

Um 560 v. C. wird die Residenz von Napata nach Meroe verlegt, aus dem Niltal in die Sudanebene; mit dieser Verlegung des Schwerpunktes nach Süden tritt das afrikanische Element stärker hervor und die ägyptischen Bestandteile der Kultur entarten weiter. Das Negerreich hatte Zeit, sich eigenartig zu entwickeln in einer Ruhe, die vielleicht nur von den Persern

1) Die südlichste ägyptische Inschrift der 26. Dynastie ist der Name des Apries bei Gudhi (Reisner p. 155); eine Expedition von griechisch-ägyptischen Soldaten ist unter Psammetich II. bis fast an den zweiten Katarakt gekommen (griech. Inschrift am Bein des einen Kolosses Ramses II. von Abusimbel). 3) Schäfer in Klio IV 152.

2) Reisner p. 342-3.

4) Schäfer in Klio VI 287.

5) W. Max Müller (Äthiopien 25) möchte im Sinne seiner Auffassung von der Kultur Nubiens (oben S. 70, Anm. 3) die Inschriften von mangelhaft gegildeten Ägyptern geschrieben sein lassen; das scheint mir nach der Art der Sprache ausgeschlossen vgl. Heinr. Schäfer, Die äthiopische Königsinschrift des Berl. Museums (Lpzg. 1901) 75.

6) Vgl. Vivien de St. Martin, Le Nord d'Afrique dans l'antiquité grecque et romaine (1863).

gestört wurde; Kambyses scheint weiter nach Süden vorgedrungen zu sein, als wir gewöhnlich glauben 1). Um so mehr erstaunen wir, wenn wir unter den ersten Ptolemäern, deren Interesse naturgemäss stärker dem Mittelmeerkreis zugewendet war, plötzlich zwei nubische Könige, Azechramon und Arkamon (Eoyauerns)2) in Debod 3) und Dakke1) nahe dem ersten Katarakt echt ägyptische Kapellen erbauen sehen; die Zeichnungen für den Bau und die Ausschmückung derselben sind offenbar von der Priesterschaft von Philae bezogen. Noch in derselben Generation legen die Ptolemäer5) die Hand auf das Gebiet bis über Dakke hinaus nach Maharraka (Hiera Sykaminos), um sich den Zugang zu den Goldminen des Wadi 'Alâki zu sichern). Sie bauen die Kapellen der nubischen Könige zu Tempeln aus und legen neue Heiligtümer an, die zahlreiche bedeutende Ansiedlungen voraussetzen. Für eine Reihe von Jahrhunderten beschränkte sich die griechische bezw. römische Regierung Ägyptens wohlweislich auf die angegebene Strecke von etwa 110 km Länge, die sogen. Dodekaschoinos, und man vermochte diese ohne unverhältnismässige Opfer zu behaupten. Bei der Niederwerfung von Aufständen sind römische Feldherren auch nach Südnubien hineingezogen; Gaius Petronius 7) 23 v. C. auf dem Zuge gegen die Königin Kandake) bis Napata und die Kundschafter des Nero bis Meroe 9); aber im Ganzen konnte das südnubische Reich sich ungestört weiter entwickeln in seiner merkwürdigen Mischung von ägyptischer Kultur und afrikanischer Barbarei. Wir haben in dieser Zeit wohl zu unterscheiden zwischen der Dodekaschoinos im Norden, einer ägyptischen Provinz mit römischer Besatzung 10), und einer, von den ägyptischen Tempeln abgesehen, griechischen Kultur und der ägyptischen, später der griechischen Sprache neben der nubischen und auf der anderen Seite

1) Stellen bei William Smith, Dict. of anc. Geogr. 1, 59–60; vgl. Krall, Studien IV 59; anders Schäfer, Äthiop. Königsinschr. (Berlin 1901) 45 ff.

2) Er ist der griechisch erzogene und mit den Ptolemäern eine Zeit lang befreundete Nubier-König, der die Macht des Amontempels gebrochen haben soll (Diod. 3, 6; Strabo 823).

3) Roeder, Debod bis Bab Kalabsche (1911) § 10—13.

4) Roeder, Dakke (in Vorbereitung).

5) Vgl. Schubart in Ztschr. Äg. Spr. 47 (1910) 154 I.

6) Nur das kann der Grund sein, denn die Strecke ist so gut wie unfruchtbar.

7) Dion Cassius 54,2; Strabon 17, 1 § 53; Plinius 6, 35. Cornelius Gallus, 30-26 v. C. Präfekt von Ägypten, hat den ersten Katarakt nicht überschritten (Dreisprachiges Dekret auf Philae: Sitzber. Berl. Akad. Wiss., phil.-hist., 1896.).

8) Vgl. Apostelgesch. 8, 27. 9) Plinius 6, 35 (181-5).

10) Vgl. Notitia dignitatum und Itinerarium Antonini; die vielen Festungen (jede mit einem Gegenstück auf dem anderen Ufer) sind z. T. noch vorhanden, werden aber nicht aufgenommen. In Syene hat einmal Juvenal, von Kaiser Domitian dorthin verbannt, kommandiert, worauf er in den Satiren gelegentlich anspielt.

Südnubien, dem Reich von Meroë, einem Negerstaat, in dem die zu Grunde liegende ägyptische Kultur immer weiter ins Bizarre und Groteske entartete. In dieser Zeit haben Beamte, die gleichzeitig im Dienste des Königs von Kusch und des Isistempel von Philae standen, die nubischen Tempel der Dodekaschoinos inspiziert, wie ihre demotischen Inschriften in Dakke zeigen 1). Später geriet die ägyptische Sprache auch dort allmählich mehr und mehr in Vergessenheit, und man setzte eine einheimische an ihre Stelle; und zwar schrieb man sie, ähnlich wie die damaligen Ägypter das Ägyptische, in doppelter Weise: in den Tempeln mit Hieroglyphen, im weltlichen Verkehr mit einer dem Demotischen ähnlichen Kursive2). Die Herrscher des Meroiten-Reiches errichteten Pyramiden und Tempel, die letzteren bald in ägyptischem, bald in griechisch beeinflusstem Stil; ihre Reliefs gehen auf den ägyptischen Formenschatz zurück, aber die Könige und Götter sind ungeheuerliche Monstren nach barbarischem Geschmack geworden"). Man wird an die Umbildungen erinnert, welche die Neger von Benîn (westlich von Togo) den Trümmern der europäischen Kultur zuteil werden liessen, die am Anfang der Neuzeit durch portugiesische Kolonisten zu ihnen gekommen waren; mehrköpfige Götter haben W. Max Müller4) an indischen Einfluss im Meroitenreich denken lassen.

Die Friedhöfe der Dodekaschoinos zeigen in ptolemäisch-römischer Zeit ein anderes Aussehen als im Neuen Reich. Die Gräber liegen teils an Schächten und sind mit Tonnengewölbe bedeckt, das jetzt aus Ägypten eingeführt wird; teils sind es Kammern für mehrere Särge im Felsen oder Lehmboden mit zugesetztem Eingang 5). Die Mumien, meistens in Särgen aus Stein oder Kartonnage, sind nicht nach den Himmelsrichtungen, aber in der Regel senkrecht zum Flusslauf orientiert, der oft von der SüdNord-Richtung abweicht. Die in allen früheren Epochen so häufigen Beigaben von Gefässen und Gebrauchsgegenständen gibt man auf; um so mehr Sorgfalt wendet man der Erhaltung des Körpers zu, in dessen sorgfältig gewickelte Binden man Amulette und symboliche Gegenstände legte). Erst in dieser späten Zeit hat man in Nubien angefangen, die Leichen zu mumifizieren; die Eingeweide werden entfernt, das Gehirn mit einem Haken durch die Nase herausgezogen, und die Bauchhöhle wird mit Harz, Asphalt, Pech und pflanzlichen Stoffen ausgefüllt. Bei einer Mumie, die einen besonders schönen Anblick gewähren sollte, half man in skrupelloser Weise nach: bei drei Frauen eines Grabes in Debod sind Backen,

1) Brugsch, Thesaurus 1023 ff. 2) Vgl. oben S. 55.

3) Veröffentlicht in Lepsius, Denkmäler, Abt. V; vgl. Breasted, Monuments of Sudanese Nubia = Amer. Journ. Semit Lang. Liter., Okt. 1908; Garstang, Meroë (1911). 4) Äthiopien (1904) 30. 5) Reisner p. 304--6.

6) Reisner p. 312, type VII; p. 343—4.

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Brüste, Bauch und Schamberg durch Leinwand und sogar Lehm reichlich ausgepolstert; häufig sind fehlende Glieder durch die von anderen Personen oder künstliche Nachbildungen aus Stöcken, Steinen und Harz ersetzt1). Das Bestreben war eben, eine schöne Mumie" zu erzielen und dazu war den Einbalsamierern jedes Mittel recht; um wie rohe Gesellen es sich dabei handelte, ersieht man aus der Tatsache, dass Leichen von jungen Frauen ihnen erst übergeben wurden, wenn sie schon in Verwesung übergegangen waren 2).

Die Mumien der ptolemäisch-römischen Zeit sind zum Teil ungewöhnlich gut erhalten, sodass wir uns ein Bild von der Gestalt und dem Aussehen nicht nur des Körpers, sondern auch des Gesichtes machen können3). Die Farbe der Haut ist braun; der Bart der Männer und das lange Haar der Frauen sind vorhanden. Die Rasse ist die nubische und bietet für die Anthropologen kein besonderes Interesse mehr, ausser wenn einmal Fremde festzustellen sind. Gelegentlich finden sich grosse Neger mit gefeilten Zähnen, wie sie auch heute in Innerafrika vorkommen1); zahlreicher sind echte Ägypter, die sich meist auch durch sorgfältigere Mumifizierung und reichere Särge auszeichnen 5).

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Unter den Friedhöfen sind zwei von besonderem Interesse. Der eine im Norden gegenüber der Insel Philae, wo eine römische Festung mit einem Militärlager stand. Dort liegen dicht nebeneinander zwei Massengräber mit 60 bezw. 40 flüchtig bestatteten Leichen von Männern, die in römischer Zeit durch Hängen, Köpfen oder einen Schlag gegen den Schädel getötet sind offenbar haben wir den Abschluss eines vergeblichen Aufstandes der Nubier vor uns, von dem die Urkunden uns aus diesen Jahrhunderten so oft erzählen 6). Der andere Friedhof (bei Schablûl) liegt zwar schon südlich ausserhalb der Dodekaschoinos, aber steht noch unter dem Einfluss der griechischen Kultur. Die Statuen der Menschen mit Vogelleib und manche der Gefässe und Gebrauchsgegenstände verraten afrikanischen Geschmack; aber andere, besonders Glaswaren und aufgemalte Muster auf den Tonschalen, weichen nicht von den ägyptischen Arbeiten römischer Zeit ab 7).

Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. taucht in der Dodekaschoinos ein Volk auf, das für lange Zeit die römische Herrschaft und Ägypten bedroht: die Blemyer). Mögen sie aus der Wüste kommen und mit den Bovyaɛites,

1) Jones p. 211-3; Bull. Nub. 2, 37. 43.

2) Bull. Nub. 2, 36; vgl. Herod. II 89.

3) Vgl. die Köpfe, von denen z. T. Gipsabgüsse gemacht sind: Smith

pl. 28. 34; Bull. Nub. 2 pl. 42.

4) Bull. Nub. 4, 27–8. 5, 23. 6, 28.

5) Bull. Nub. 4, 27. 6) Bull. Nub. 1, 20-1.

7) D. Randall Mac Iver and C. Leonard Woolley, Areika (Oxford 1909).

8) Stellen bei W. Smith, Dict. of anc. Geogr. 1, 408.

den heutigen Bega-Stämmen, identisch sein'); mögen sie aus dem Sudan stammen und mit den rätselhaften Negern und Isisdienern der X-group (Reisner) zusammenhängen, die in spätrömischen Friedhöfen mit einer ungewöhnlichen Keramik und mit Gräbern und zusammengekauerten Leichen auftreten, wie sie in archaischer Zeit üblich waren2) jedenfalls werden sie wohl durch das in Abessynien im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründete Reich von Axum3) nach Norden gedrängt, fallen immer wieder ein und beherrschen bis zum Anfang des 6. Jahrhunderts mehrfach oberägyptische Provinzen1). Sie und die Nobadae, die Kaiser Diocletian (284-305 n. Chr.) ins Land rief5), sind die letzten Diener der ägyptischen Götter gewesen"); um ihres Fanatismus willen haben die Römer immer wieder Kriege führen müssen, auch nachdem Diocletian auf die Dodekaschoinos verzichtet und man 451 n. Chr. einen Frieden auf 100 Jahre geschlossen hatte, der den Barbaren die Prozession mit dem Bilde der Isis von Philae durch ihr Land zugestand). In das Ende dieser Kämpfe gehören die griechischen Lederurkunden eines Basiliskos der Blemyer) und die Inschrift des Silko, Basiliskos der Novẞádor und Aidioлes, in Kalabsche, der die Blemyer in dieser Gegend besiegt hatte").

8. Die christliche Zeit.

Erst um die Mitte des 6. Jahrhunderts dringt das Christentum nach Nubien ein, das in Ägypten längst herrschte, und damit wird das Bild ein anderes. Die Blemyer, die in die Wüste zurückweichen, sind offenbar Heiden geblieben im Gegensatz zu den Nubiern, denen Boten aus Byzanz die neue Lehre brachten, nachdem Justinian 545 n. C. den Isiskultus auf Philae durch Narses hatte vernichten lassen 10). 577 weihte der Bischof

1) Quatremère, Mém. géogr. hist. 2, 134; Lepsius, Nub. Gramm. (1880) CXIV; Krall in Denkschr. Wien. Akad. 46 (1900) IV 6 und Sitzber. Wien. Akad., Phil. hist. 121 (1890) XI; Reinisch, eb. XII 3; Vollers in Encykl. des Islams 1, 3 identifiziert Ababde und Blemyer.

2) Reisner p.345-6; Roeder in Ztschr. Äg. Spr. 48 (1911) 115; vgl. Bull. Nub. 5, 11. 3) Bei den Semitisten heisst seine Sprache „äthiopisch"; sie ist eine semitische.

4) Belege bei Krall (s. Anm. 1) und Budge, Sudan 2, 174ff.; vgl. Leipoldt in Ztschr. Äg. Spr. 40 (1902/3) 138.

5) Procop., Bell. pers. 1, 19.

6) Wilcken in Arch. Papyrusforsch. 1 (1901) 396 ff.

7) Literarische Nachrichten (Stellen wie in Anm. 1 und 4) sowie griechische und demotische Inschriften auf Philae, die z. T. noch nicht ausgenützt oder nicht veröffentlicht sind.

8) Krall in Denkschr. Wien. Akad. 46 (1900) IV.

9) Dittenberger, Or. Graec. Inscr. sel. 1, 303; man hält ihn z. T. für einen Christen.

10) Stellen hierfür und für das Folgende bei Krall, Denkschr. Wien. Akad., phil.-hist., 46 (1900) IV 15 ff.; Wilcken in Arch. Papyrusforschg 1 (1901) 398 ff.;

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