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von Syene auf Philae, dessen Nordende schon seit 150 Jahren christliche Kirchen getragen hatte, auch den grossen Isistempel zum christlichen Gotteshaus, und bald darauf ereilte die anderen altehrwürdigen Tempel des Landes dasselbe Schicksal. Ebenso wurden in Südnubien christliche Kirchen erbaut, wo das alte Reich der Meroiten allmählich in kleine Fürstentümer zerfallen war und die Vorherrschaft im Sudan an das christliche Königreich Abessynien hatte abgeben müssen. Einige der christlichen Nubierkönige, deren Stützpunkt die reiche, als Grenzland der 18. Dynastie bekannte Provinz Dongola war, haben grosse Macht gehabt und sie auch im Norden geäussert; z. B. weihte Merkurios 710 ein gutes Werk" in die Kirche von Taphis, 42 km südlich vom ersten Katarakt1). In der nächsten Generation zog Kyriakos bis nach Alt-Kairo und erzwang vom arabischen Statthalter die Freilassung des gefangen gesetzten Patriarchen. Der Vorgang hat sich in ähnlicher Weise im 12. und im 14. Jahrhundert wiederholt. Dadurch, dass Ägypten das monophysitische Christentum erhielt, Nubien aber von Byzanz aus die diophysitische Lehre, ergaben sich zwei verschiedene Richtungen in den beiden Ländern; der Gegensatz milderte sich von selbst, da die Nubier sich wiederholt Bischöfe für ihr Land vom Patriarchen von Alexandrien erbeten haben. Durch den Einfluss dieser jakobitischen Bischöfe verschwanden die Melkiten im Lande.

Die 641 erfolgte Besetzung Ägyptens durch die Araber2) hat in den ersten Jahrhunderten auf Nubien wenig Wirkung gehabt. Der arabische Statthalter oder der Chalif selbst sandte wohl mehrmals Expeditionen aus und empfing einen Tribut aus Nubien; aber seine unregelmässige und oft unterbrochene Zahlung erfolgte wohl nur, weil die Herrscher sich die Beziehungen zu den führenden Völkern des Orients nicht ganz verscherzen wollten. Im übrigen waren die Nubier unruhige Gesellen, sodass die arabische genau wie vor ihr die römische Regierung Syenc-Aswân (Assuan) als Grenzfestung ausbaute und die dort liegende starke Besatzung nur bei äusserster Notwendigkeit nach Süden vorrücken liess. Wir kennen den Zustand Nubiens in diesen Jahrhunderten im Wesentlichen aus arabischen Schriftstellern3); einige der nubischen Könige auch aus koptischen Lederurkunden in Wien 4), Alexandria 5) und dem British Museum 6), die uns den Süden noch ganz unter dem Einfluss der byzantinischen Kultur zeigen.

Budge, Sudan 2, 290 ff.

aus griechischen und arabischen u. a. Schriftstellern und griechischen Inschriften in nubischen Tempeln.

1) Zucker bei Roeder, Debod § 483.

2) Literatur bei Quatremère, Mémoires géographiques et historiques sur l'Egypte

II, 1-135; Budge Sudan 2, 290 ff.

3) Vgl. Becker in Islam 1 (1910) 159 mit Literatur.

4) Krall in Denkschr. Wien. Akad. 46 (1900) IV 16.

5) Krall in WZKM 14 (1900) 233.

6) Crum in Recueil de travaux égypt. assyr. 21 (1898) 223.

Das christliche nubische Königreich im oberen Niltal war im Wesentlichen sich selbst überlassen und entwickelte, in Fühlung mit den christlichen Gebieten im Sudan und in Abessynien, seine Gläubigen auch in der neuen Religion zu begeisterten Fanatikern. Vom Patriarchen von Alexandria erbaten sie sich Bischöfe für ihr Land; aber bei jedem Vordringen von arabischen Beamten und Truppen zeigten sie eine barbarische Grausamkeit und echt negerhafte Unzuverlässigkeit und Gewissenlosigkeit, die von den Muhammedanern mit rücksichtsloser Plünderung beantwortet wurde. Wann das Christentum in Nubien aufgegeben wurde, hören wir nicht: es mag um das 13. und 14. Jahrhundert gewesen sein, als die Barbaren sich entschlossen, den mit semitischer Zähigkeit vordringenden arabischen Kaufleuten auch den Islam abzunehmen einen ähnlichen Vorgang sehen wir in der Gegenwart sich in Ostafrika abspielen. Um 1400 werden die nubischen Fürsten, die schon lange arabische Namen tragen und starke Selbständigkeitsgelüste zeigen, völlig unabhängig; von jetzt ab geht kein Tribut mehr nach Kairo.

Die Sudanesen waren noch zäher in der religiösen Frage. Nachdem sie sich von dem nubischen Reich von Makuria1) mit der Hauptstadt Dongola losgelöst und ein Fürstentum 'Alwa (Aloa) um Sôba gebildet hatten, hielten sie sich selbständig auch durch das Ende des Mittelalters. Arabische und portugiesische2) Reisende fanden das christliche Reich von Alwa3) noch bestehend; Kirchen standen im ganzen Lande und christliche Bücher in griechischer Sprache wurden verwendet die Geistlichen werden. sie freilich nicht besser verstanden haben als die heutigen Mönche in Ägypten die koptischen Liturgien. Endlich hat der Islam auch im Sudan die Oberhand gewonnen und Abessynien blieb allein dem Christentum treu, das es bis auf den heutigen Tag, in merkwürdig altertümlicher Form und durch afrikanische Elemente entstellt, bewahrt hat.

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Die Friedhöfe der christlichen Zeit in Nordnubien) ergeben für die Kultur des Landes nicht viel Interessantes; sie sind zwar zahlreich und weisen auf eine verhältnismässig starke Bevölkerung, aber enthalten fast niemals Beigaben wie in den älteren Epochen. Die Gräber sind ausgemauerte, oft überwölbte Schächte, deren gelegentlich grosser Oberbau dann besonders gut erhalten ist, wenn er von den muhammedanischen Nubiern für die Bestattung eines Schêch" benutzt ist und demgemäss heilig gehalten wird. An der Wand sind meist Nischen für Lampen angebracht; auf Kleidern und Gegenständen erscheint überall das Kreuz, gelegentlich halten sich auch heidnische Symbole wie der Hathorkopf 5). Die Körper 1) So koptisch; arabisch: Mukurra; Vansleb (Hist. de l'égl. d'Alex. 29): Maracu. 2) Franciscus Aluares, Wahrhaft. Bericht von den Landen in Ethiopien

(1566) 392.

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3) Lepsius, Nub. Gramm. (1880) CXVIII; Budge Sudan 2, 304.
4) Reisner p. 308-9; 312, type VII; 346-7. 5) Bull. Nub. 1, 13.

werden nicht mehr geöffnet; offenbar wegen des Glaubens an die Auferstehung, dem eine Zerstörung des Leichnams unsympathisch sein musste, wie sie in der vorangegangenen Zeit bei der „Mumifizierung" ausgeführt wurde. Man „pökelt“ jetzt die Leichen, indem man sie in einer Lösung von Salz mit Früchten konserviert; neben sie legt man Kräuter und Spezereien1), wie es einst auch bei Jesus geschehen war2). Die Erhaltung der Körper ist besser als aus irgend einer anderen Zeit, sodass in vielen Fällen eine Sektion gemacht werden konnte 2); dabei fand sich einmal Blinddarmentzündung als Todesursache einer jungen Frau3). Die zahlreichen Knochenbrüche, besonders des Schulterblattes, sind die Folgen der fortwährenden Kämpfe im Lande1). Die Männer sind beschnitten im Gegensatz zu den Ägyptern5) der damaligen Zeit.

Die Rasse der christlichen Nubier bietet nichts Besonderes; wie früher finden sich Ägypter 6) und Neger 7) neben dem nubischen Typus 8). Interessant ist hier ein Friedhof auf der Insel Bige (neben Philae) mit 510 Leichen von syrischen (?) Christen aus etwa dem 7. Jahrhundert. Diese Fremden wohnten dort längere Zeit; ihr Typus, der starke Behaarung der Glieder und einen grossen, kurzen und breiten Schädel mit stark hervortretender Nase zeigt, ging allmählich unter durch Heirat mit eingeborenen Frauen 9). Sie waren wohlhabende Leute, bei denen Krankheiten und schlechte Zähne häufiger als sonst in Nubien sind und zum ersten Mal Gicht vorkommt10); dass auch sie dem Gelenkrheumatismus anheimfielen, daran ist freilich nicht die Rasse, sondern das Klima Schuld gewesen 11). Die Männer sind durchweg nicht beschnitten; bei einer Gruppe derselben (?) Fremden, die sich gegenüber der Insel Murrokôs angesiedelt haben, ist die Beschneidung zum Teil vorhanden 12).

9. Die muslimische Zeit.

Die Friedhöfe der älteren muslimischen Zeit in Nordnubien sind. wenig bekannt, weil man sie aus religiösen Gründen nicht untersuchen darf; aber soviel ist sicher, dass die Körper stets wie heute ausgestreckt auf der rechten Seite liegend bestattet wurden, den Kopf im Süden, das Gesicht dem im Osten liegenden Mekka zugewendet. Wenn der Nil nach Osten statt Norden fliesst, haben die Muhammedaner wie alle ihre Vorväter sich verleiten lassen, ihre Gräber nach dem Flusslauf statt nach

1) Jones p. 217; Bull. Nub. 1, 30. 2) Jones p. 219.

3) Jones p. 268; pl. 41, 2. 4) Jones p. 337.

5) Bull. Nub. 1, 30. 6) Bull. Nub. 3,39. 46 in Gerf Husen.

7) Bull. Nub. 2, 46 (Cem. 36); 3, 39 (Cem. 72, 17).

8) Bull. Nub. 2, 33. 3, 27. 9) Bull. Nub. 1, 29. 2, 30.

10) Bull. Nub. 1, 32-3; Smith p. 30-3. 281.

11) Jones p. 269 ff. 12) Bull. Nub. 2, 48.

den wahren Himmelsrichtungen zu orientieren. Beigaben legt man nicht neben die Leiche, ausser etwa einem Zettel mit den Gebeten des NubierPropheten Akâscha'), dem ein Brunnen drei Tagereisen südlich von Wadi Halfa geheiligt ist.

Die politische Geschichte Nubiens in der islamitischen Zeit 2) ist nicht weniger von Kämpfen erfüllt als die der älteren Epochen. Die Selbständigkeit des 15. Jahrhunderts fand ihren Ausdruck in fortgesetzten Einfällen nach Ägypten, dem eine geordnete Verwaltung fehlte. Als das Niltal 1517 dem wie einst die Araber stürmisch vordringenden Türkensultan Selîm anheimfiel, proklamierte er seine Herrschaft bis zum dritten Katarakt und er schickte, um das unruhige Land in Schach zu halten, Bosnier ins Land, die ja als Söldner in die ganze Welt gezogen sind; die Bosnier sollen sich lange Zeit abgesondert als Herren im Lande gehalten haben, bis sie durch Heirat mit Nubierinnen im Volke aufgingen. Südlich vom dritten Katarakt liessen die Türken einen Staat unangetastet, der dort kurz vorher entstanden war: das Negerreich der muhammedanischen Fung aus dem südlichen Sudan mit der Hauptstadt Sennâr. Ihnen, die nunmehr das Übergewicht in Innerafrika haben, sind Fürstentümer in Kerri, Fazogli, Schendi und Dar Fûr unterstellt; auch Dongola gehörte den FungKönigen, während Nubien nördlich des dritten Kataraktes in den nächsten Jahrhunderten wie Ägypten von türkischen Mamluken-Beys regiert wurde, die von Kairo aus ernannt und nominell dem Sultan von Konstantinopel untertan waren.

Der Anfang des 19. Jahrhunderts führte bekanntlich noch einmal eine grosse Zeit für Ägyptens herauf, indem das ganze Land geeinigt wurde von einem muhamedanischen Albanesen namens Muhammed Ali, der es vom Söldnerleutnant bis zum Vizekönig brachte. Seine Söhne und Generäle verfolgten die fliehenden Mamluken bis nach Nubien hinein und richteten ein ägyptisches Reich auf, das von Mittelmeer bis tief in den Sudan reichte. Von da ab finden wir dauernd ägyptisch-türkische Gouverneure im Sudan, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Fühlung mit englischen Offizieren und Verwaltungsbeamten, die durch ihre Energie bald die Leitung der Angelegenheiten in ihre Hände spielten. Die Nubier des oberen Niltals dagegen scheinen es verstanden zu haben, sich im Wesentlichen unabhängig zu halten. Sie wurden von einheimischen Fürsten, Kâschif's, regiert; an den nördlichsten von ihnen, der in Derr residierte, pflegte die Assuaner Regierung den europäischen Expeditionen, wenn sie ihnen nicht die Reise durch Nubien überhaupt verbot, Empfehlungsschreiben mitzugeben freilich nicht immer mit Erfolg. 1885 wurde die in den vorangegangenen Jahren schon stark bedrohte Stellung der ägyptisch-englischen 1) Bull. Nub. 2, 12.

2) Literatur bei Budge, Sudan 2, 200ff.

Regierung im Sudan unhaltbar und sie zog bis nach Wadi Halfa am zweiten Katarakt zurück; im Süden herrschten fanatisch-mohammedanische Sudanesen, die sich um den Mahdi, einen neuen Propheten, geschart hatten. Ihr Regiment war grausamer und gewalttätiger als alle früheren, sodass das bedrückte Land, wirtschaftlich ruiniert, aufatmete, als ein englisch-ägyptisches Heer 1896-99, in moderner Weise mit Eisenbahn, Kanonenbooten und Maschinengewehren unter Leitung von Lord Kitchener vorgehend, die Derwische zu Tausenden niedermähte. Nordnubien zwischen dem 1. und 2. Katarakt wurde zum ägyptischen Staat geschlagen und aus dem ganzen Südnubien und dem Sudan wurde eine englisch-ägyptische Sudan-Regierung geschaffen. Die Besetzung und Verwaltung des Landes, die von der nimmersatten europäischen Weltpolitik organisiert ist, bringt ihm jetzt Frieden, Sicherheit und fortschreitende Entwicklung. Nubien als enges Flusstal hat zwar nicht viel Fruchtland; aber wohin das Nilwasser gehoben werden kann, bringt sogar der Wüstensand bei nur allzu freigebig scheinender Sonne übervollen Ertrag. Der Sudan beginnt seinen natürlichen Reichtum wieder zu enwickeln, Unruhen werden immer seltener, und wenn erst die neuen Anlagen ausgenützt werden können, wird die ägyptische Regierung nicht mehr die zunächst noch hohen Kosten der Verwaltung zu tragen brauchen. Unter dem volkswirtschaftlichen Gesichtspunkt finden wir auch eine Entschuldigung dafür, dass die brutalen AusnützungsProjekte erbarmungslos ein 200 km langes Stück von Nordnubien opfern, um Ägypten grössere Entwicklungsmöglichkeit zu verschaffen.

10. Rückblick.

Werfen wir einen Blick rückwärts auf die durchflogenen 6-7 Jahrtausende der Geschichte Nubiens und des Sudans. Die Frühzeit, die in Ägypten die Grundlagen einer höheren Kultur entwickelte, hat den gleichen Fortschritt auch Nubien gebracht, dessen Rasse vielleicht mit der ägyptischen identisch war. Vom 3. Jahrtausend v. C. ab bis zur Gegenwart wohnen in Nordnubien Völker, die nach ihrem Körperbau zwischen Ägyptern und Negern stehen; weiter im Süden waren es vielleicht immer echte Neger. Auch die Sprache mag stets die nubische gewesen sein, die seit dem ersten Jahrtausend v. C. nachzuweisen ist. Aber daneben drangen immer wieder andere Elemente aus dem Sudan vor; neue Völker und neue Sprachen sehen wir seit dem 3. Jahrtausend so manches Mal von Süden in das Niltal strömen und dem Einfluss dieser sudanesischen Barbaren schreiben wir es zu, dass die Entwicklung der Kultur im oberen Niltal nicht gleichen Schritt gehalten hat mit Ägypten. Im 2. Jahrtausend v. C. erfolgt die Ägyptisierung Nubiens; sie führt zur Bildung eines Negerreiches, das auch den Sudan umfasst und dessen Expansionskraft uns bis in das Mittelalter hinein oftmals überrascht. Zweimal hat das Volk noch seine Klio, Beiträge zur alten Geschichte XII 1.

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