Wo ein verschleiert Bild von Riesengröße Dem Jüngling in die Augen fiel. Verwundert Blickt er den Führer an und spricht: Was ist's, ,,Die Wahrheit", ist die Antwort - Wie? ruft jener, Nach Wahrheit streb' ich ja allein, und diese Gerade ist es, die man mir verhüllt? ,,Das mache mit der Gottheit aus, versezt Nun?,,Der sieht die Wahrheit." Ein seltsamer Orakelspruch! Du selbst "Ich? Wahrlich nicht! Und war auch nie dazu von der Nur diese dünne Scheidewand mich trennte Der Jüngling ging gedankenvoll nach Hause, Ihm raubt des Wissens brennende Begier Den Schlaf, er wälzt sich glühend auf dem Lager, Leicht ward es ihm die Mauer zu ersteigen, Hier steht er nun, und grauenvoll umfängs Die nur der Tritte hohler Wiederhall Er tritt hinan mit ungewissem Schritt, Wer diesen Schleier hebt, soll Wahrheit schauen? Gellt ihm ein langes Echo spottend nach. Er spricht's und hat den Schleier aufgedeckt. Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier 24, Ich weiß es nicht. Besinnungslos und bleich So fanden ihn am andern Tag die Priester Am Fußgestell der Isis ausgestreckt. Was er allda gesehen und erfahren, Hat seine Zunge nie bekannt. Auf ewig Bar seines Lebens Heiterkeit dahin, Ihn riß ein tiefer Gram zum frühen Grabe. ,,Weh dem dies war sein warnungsvolles Wort, Wenn ungestüme Frager in ihn drangen, ,,Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld, „Sie wird ihm nimmermehr erfreulich seyn,“ Die Weltweisen. Der Sas, durch welchen alles Ding Bestand und Form empfangen, Der Kloben, woran Zeus den Ring Den nenn' ich einen großen Geist, Er heißt: Zehn ist nicht Zwölfe. Der Schnee macht kalt, das Feuer brennt, Der Mensch geht auf zwei Füßen, Die Sonne scheint am Firmament, Das kann, wer auch nicht Logik kennt, Durch seine Sinne wissen. Doch wer Methaphysik studirt, Der weiß, daß wer verbrennt, nicht friert, Weiß, daß das Rasse feuchtet, Und daß das Helle leuchtet. Homerus singt sein Hochgedicht, Der Held besteht Gefahren, Der brave Mann thut seine Pflicht, ක S.W. VI. Doch hat Genie und Herz vollbracht, Was Lock' und Des Cartes nie gedacht, Sogleich wird auch von diesen Die Möglichkeit bewiesen. Im Leben gilt der Stärke Recht, Doch wie es wäre, fing der Plan Ausführlich zu vernehmen. ,,Der Mensch bedarf des Menschen sehr 3u seinem großen Ziele, Nur in dem Ganzen wirket er, Viel Tropfen geben erst das Meer, Biel Wasser treibt die Mühle. Drum flieht der wilden Wölfe Stand, und knüpft des Staates dauernd Band.'' So lehren vom Katheder Herr Pufendorf und Feder. Doch weil, was ein Professor spricht, Nicht gleich zu allen dringet, So übt Natur die Mutterpflicht, und sorgt, daß nie die Kette bricht, Durch Hunger und durch Liebe. Spiele, Der spielende Knabe. piele, Kind, in der Mutter Schoos! Auf der heilis gen Insel Findet der trübe Gram, findet die Sorge dich nicht, Liebend halten die Arme der Mutter dich über dem Abgrund, Und in das fluthende Grab lächelst du schuldlos hinab, Spiele, liebliche Unschuld! Noch ist Arkadien um dich, Und die freie Natur folgt nur dem fröhlichen Trieb, Noch erschafft sich die üppige Kraft erdichtete Schranken, und dem willigen Muth fehlt noch die Pflicht und der Zweck. Spiele, bald wird die Arbeit kommen, die hagʼre, die ernste, und der gebietenden Pflicht mangeln die Lust und der Muth. Einer jungen Freunden Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen umhüpft, so, Freundin, spielt um dich die Welt, E 2 |