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Psychologie.

Die Lehre vom bewussten Geiste des Menschen,

oder

Entwickelungsgeschichte des Bewusstseins,

begründet

auf Anthropologie und innerer Erfahrung.

Von

Immanuel Hermann Fichte.

Erster Theil.

Die allgemeine Theorie vom Bewusstsein, und die Lehre vom
sinnlichen Erkennen, vom Gedächtniss und von der Phantasie.

AB

Leipzig:

F. A. Brockhaus.

1864.

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Vorrede.

Nach langer unfreiwilliger Verzögerung biete ich dem wohlwollenden Leser endlich in vorliegendem Buche die Fortsetzung der Untersuchungen, welche in der „, Anthropologie" *) ihren Ausgangspunkt nahmen, und erst hier, in der ,,Psychologie", ihr Ziel und ihren Abschluss finden sollten. Die „Psychologie" ist ihrem Entwurfe und ihrer Abfassung nach älter als das anthropologische Werk, welches ursprünglich blos als,,Einleitung" der erstern vorangestellt werden sollte. Aber die Wichtigkeit der anthropologischen Fragen errang sich ein selbständiges Interesse; der Stoff der Untersuchung erweiterte sich, und so trat die ,,Anthropologie" als eigenes Werk hervor, wiewol sie ausdrücklich darauf hinwies, nur als Einleitung für die „,Psychologie" betrachtet werden zu wollen. Indess scheint es ihr auch in dieser Absonderung gelungen zu sein, eine gewisse -Wirkung sich zu erringen.

Möge es nun dem gegenwärtigen ersten Theile der „Psychologie“ gleichfalls gelingen, eine ähnliche Beachtung zu

Anthropologie. Die Lehre von der menschlichen Seele. Neu. begründet auf naturwissenschaftlichem Wege für Naturforscher, Seelenärzte und wissenschaftlich Gebildete überhaupt. Erste Auflage, Leipzig 1856. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage, Ebendaselbst 1860.

finden, auch wenn er nicht sogleich von dem zweiten Theile begleitet ans Licht tritt, welcher die Lehre von der „,Vernunft" (dem Denken), vom,, Gefühle" und vom ,,Willen" enthalten und somit den Schluss des Ganzen bilden soll. An der Vollendung haben mich bisher zum Theil sehr schmerzliche Ereignisse gehindert; und wenn ich nur mit Ueberwindung und Scheu öffentlich von Persönlichem spreche, so darf ich es hier zu meiner Rechtfertigung doch nicht völlig unterlassen.

Eine Unterbrechung erfreulicher Art bot mir die neue Auflage der biographischen Arbeit über meinen Vater, welche ich seiner hundertjährigen Geburtstagsfeier (19. Mai 1862) entgegenbringen wollte. Gleich darauf entriss mir der Tod meine Gattin, die treue langjährige Genossin meines Lebens und Wirkens. Dies und ein äusserer Unfall stürzten mich in ein Krankheitsleiden, welches fast seit einem Jahre jede anstrengende Beschäftigung mit der Wissenschaft mir versagt hat. Sollte nicht das Erscheinen des Werkes ganz in Frage gestellt werden, so musste ich mich entschliessen, das bisher zum Abschluss Gekommene als ersten Theil" erscheinen zu lassen. Zum Glück kann derselbe indess nach seinem Inhalte als ein für sich bestehendes Ganze betrachtet und beurtheilt werden. Um jedoch auch dem ersten Theile die möglichste Vollendung und Selbständigkeit zu geben, musste ich mich entschliessen, in einer ,, allgemeinen Schlussbetrachtung" (§. 367-396) die Hauptresultate des ganzen Werks darzulegen, welche ich besonderer Aufmerksamkeit empfehle, wenn man sich über den Sinn und Geist des Ganzen unterrichten will.

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Aus gleichem Grunde kann es nicht überflüssig erscheinen, den Hauptgedanken, der wie ein leitender Faden durch die,,Anthropologie" wie die ,,Psychologie" sich hindurchzieht, hier sogleich auszusprechen und so den stetigen Zusammenhang zwischen beiden Werken herzustellen. Das Ergebniss der erstern lässt sich auf folgende Sätze zurück

führen, welche im zweiten, gegenwärtigen Werke ihre psychologische Verwerthung erhalten sollen, um dadurch den Erfahrungsbeweis ihrer Richtigkeit zu vollenden.

I.

Der Menschengeist ist ein raumzeitliches Realwesen, gleich allen übrigen Realen, welche den sinnlichveränderlichen Erscheinungen als beharrliche Elemente zu Grunde liegen.

--

II.

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Er steht nicht im Gegensatze zu denjenigen Realwesen, welche in den (sogenannten) Naturerscheinungen das Beharrliche bilden; der ganze vermeintliche Dualismus von,, Natur" und ,, Geist", von ,,Denken" und Ausdehnung", wie er seit Cartesius unter verschiedenen Formen den unterscheidenden Charakter der neuern Philosophie, ingleichen Seelenlehre bildete, erweist sich vielmehr bei genauerer Erforschung des Thatsächlichen als die unbegründete Abstraction eines voreilig die Untersuchung abschliessenden Denkens:

III.

Sondern der Unterschied der Geistesmonade von den niedern Weltsubstanzen beruht einestheils in der relativen Höhe und dem Reichthume ursprünglicher Anlagen, welcher der Vollkommenheit der niedern seelischen Weltwesen noch neue eigenthümliche hinzufügt; anderntheils in der jener Höhe und Universalität seiner Weltstellung genau entsprechenden höchst vielseitigen Erregbarkeit, mit welcher der Menschengeist jeden von Aussen kommenden Reiz durch eine eigenthümliche Umstimmung beantwortet. Darin, in dieser zugleich leichten und energischen Erregbarkeit des Geistes, wird die Psychologie die erste Bewusstseinsquelle desselben nachzuweisen haben. (Wenn Leibnitz

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