3. Aus Grimms altdeutschen Wäldern. 1. Tragemundes- oder Käthsellied. Tragemund oder Trougemund, ein alter, uralter epischer Name, von Truogo, Trago, Trogo, (Bote, Pilger, Gast) abstammend, sagt soviel als Botschaft tragen, d. h. Trage bote, wandernder Bote. In dem Liede:,,vom ungenåhten Rock" kommt folgende für dieses Lied überaus merkwürdige Stelle vor: da kam ein armer wallender Man, der wolt zu dem heiligen Grabe gan, er war genant Tragemund im (ihm) waren LXXII künigreich kunt. Obgleich dieses Lied nun seines hohen Alters wegen nicht in diese Sammlung gehört, so habe ich es doch als Original zu mehrern Liedern dieser Gattung aufgenommen, von denen sich eines derselben aus dem Wunderhorn, das andere aus Büschings wöchentlichen Nachrichten, im 1. und 3. Bande dieser Sammlung befinden. Mehrere trifft man noch, durch alle 3 Bånde fortlaufend, in den überaus merkwürdigen,,Jågerwaidsprüchen“ in einzelnen Strophen an. (Siche der Brüder Grimm altdeutsche Wälder II. Band, S.8—30.) 1. Willekome fahrender Mann! wo lagest du hinaht? oder womite warest du bedaht? (bedacht, bedeckt) bejagest (erwarbest) du Kleider oder Speise? II.,,Das hast du gefraget einen Mann, ,,Der dir es in ganzen Truwen (Treue) wohl gesagen kann: ,,mit dem Himmel war ich bedaht, ,,bejage ich Kleider und Speise." III. Nun sage mir Meister Tragemund Zwei und siebenzig Land die sind dir kund: was Vogel ist ohne Zunge? was Vogel ist ohne Magen? Kannst du mir das jzund gesagen, so will ich dich für einen waidelichen Knappen haben (halten). IV.,,Das hast du gefraget einen Mann, ,,Der dir es in ganzen Truwen wohl gesagen kann: ,,Die Queckolter (der Wachholder) birt ohne Bluot, ,,Der Storch ist ohne Zunge, ,,Die Fledermaus såuget ihre Junge, ,,Der Swarbe (ein unbekannter mythischer Vogel) ist ohne Magen; ,,ich will dir's in ganzen Truwen sagen. ,,und fragest du zund mehre ,,ich sage dir fürbas an din Ehre." (ich sage dir's an, um dir Ehre zu bieten.) V. Nun sage mir Meister Tragemund, Zwei und siebenzig Land die sind dir kund: so will ich dich für einen jågerlichen Knappen haben. VI.,,Das hast du gefraget einen Mann, ,,Der dir's von Grunde wohl gesagen kann: ,,die Sunne ist weißer dann der Schnee, ,,der Baum ist höher dann der Berg, (wenn er auf ,,die Rame (der Rabe) 'ist schwärzer dann die Nacht, VII. Nun sage mir Meister Tragemund, oder warumbe sind Frauen also lieb? so will ich dich für einen stolzen Knappen haben. VIII.,,Das hast du gefraget einen Mann, ,,der dir's von Grunde wohl gesagen kann: ,,Von manigem Ursprunge (mancher Quelle) ist der ,,von hoher Minne sind die Frauen also lieb, ,,von maniger starken Wunden sind die Ritter kühne. ,,und fragest du mich deß jhund mehre " ,,ich sage dir fürbas an din Ehre." IX. Nun sage mir Meister Tragemund, zwei und siebenzig Land die sind dir kund: durch was ist der Schild verblichen? durch was ist manig gut Geselle von dem andern ent wichen? kannst du mir das iht gesagen, so will ich dich han für einen waidelichen Knaben. 1 X.,,Das hast du gefraget einen Mann, „von unnüßen (vereitelten) Gången ist der Wolf weise, XI. Nun sage mir Meister Tragemund, was ist weißer als der Schnee? was ist schwärzer dann der Kohl? (die Kohle) was zeltet (trippelt) rehter (mehr) dann der Fohl? (das kannst du mir das gesagen Füllen) so will ich dich für einen stolzen Knappen haben. XII.,,Das hast du gefraget einen Mann, ,,der dir's von Grunde gesagen kann: ,,Die Ageleie (Elster, die zugleich schwarz und weiß ist, dazu grasgrüne Augen hat, und hủ pfend geht), ist grüner alsam der Klee, ,,und ist weißer als der Schnee, 2. Schwalben-Spruch. Wenn ich wegzieh, wenn ich wegzieh, Wenn ich wiederkomm, wenn ich wiederkomm, 4. Aus Vulpius Kuriositäten. 1. Das Lied vom edlen Ritter Tannhäuser. Nach den vor mir liegenden 2 Originalen, nur mit Veränderung der Rechtschreibung, und einigen Sprachberichtigungen: 1. Das Lyedt von dem Thanheuser. Gedruckt zu Leyphk 1520. 8 Seiten in 8, mit einem kleinen Holzschnitte. 2. Das Lied von dem Danhewser. Ge druckt zu Nürnberg durch Jobst Gutknecht. o. 3. 8 Seiten in 8, mit einem Holzschnitt. (Siche Curiositäten der physisch- literarisch- artistisch-historischen Vor. und Mitwelt. 10 Bånde. Weimar 1811. I. S. 548 und Gråters Bra: gur. VIII. S. 186.) Im 2ten Bande unserer Sammlung, ist wegen verschiedener Abweichungen, Auslassungen und Hinzufügungen, dieses Lied, nach einem spåter gedruckten Exemplar bei Pråtorius, noch einmal gegeben. worden, und kann damit verglichen werden. Nun will ich aber heben an Tannhäuser war ein Ritter gut, Und wollte Wunder schauen, ,,Herr Tannhäuser, ihr seyd mir lieb, Daran sollt ihr gedenken, Ihr habt mir einen Eid geschworn Ihr wollt von mir nicht wenken." (wanken) "Frau Venus mein, das hab ich nicht, Da will ich widersprechen, |