Seit du nun hast, ein fremden Gast, so hab nicht Rast, ,,Heiß' ihn von dannen streben. Ich seh manch Thier, in dem Revier. ,,Von Hohl zu Hohl, ja schlüpfen wohl, ,,Das zeiget mir die Sonne." Erst ward zur Stund, uns Jammer kund, im Freuden Da wir den Tag ansahen, bund, Wohl Mund an Mund, gar süß verwundt, im Kuß gesund, Und liebliches Umfahen, Ward Liebesscherz in Scheidensschmerz, Gar treu getheilt und schnell ereilt. Ach edle Frucht, du weiblich Zucht, hin auf die Flucht Muß ich mich leider kehren, Gott durch sein Güt, dir wohl behüth, dein rein Gemüth, Dein Heil mög' er dir mehren. Fürwahr ich will, bis an mein Ziel, Dein Diener seyn, Gnad! Fraue mein, Mit Wissen will ich scheiden. Allda zur Hand, ihr Hånd sie wand, mehr Leids ich fand, Ihr Aeuglein wurden fliessen, Traut Buhle hör, was ich begehr, bald wiederkehr, Der Treu laß mich genießen; Das gelobt ich ihr, sie sprach zu mir: "Ich hab dich hold, vor allem Gold, Mir kann dich niemand leiden."" (d. h. verleiden) Ein Fingerlein, von Edelstein, aus ihrem Schrein, Gab mir die süße Fraue, Des Schloßes End, sie mit mir rennt, bis ich mich trennt' An einer grünen Aue. Sie ließ wohl hoch, so lang sie noch, Mich konnt' ersehn, ihr Tüchlein wehn, Dann schrie sie laut:,,,, Waffen!"'"' Seit macht mit Fleiß, jed Fähnlein weiß, im Kampfe heiß, Mich ihrer Lieb gedenken, Auf Todesau, in rothem Thau, seh ich mein Frau, Ihr Tüchlein traurig schwenken; Den Ring ich schau, ich steh' und hau, Hindurch ich dring' und zu ihr sing: 10. Vogel Phönix. Aus einem alten Buche ohne Titel. Phönir, der edle Vogel werth, Um seinen Hals ist's goldgelb klar, Hat auf dem Haupte eine Kron, Er wohnt und lebet lang allein, Die Vögel sammeln für ihn frei Von edlem Holz wohlriechend Aest, Dann schwingt er drüber sein Gefieder Wenn er das Rauchwerk so gezündt, Dann läßt er sich herab zur Gluth Alsdann in seiner Asche wird Darnach ein Vogel rein und pur, Christus, des Himmels Phönir rein, Ein Adler stark, der überwand Sein Gottheit ist die güldne Farb, Das Purpurkleid er hat auch an, Aus rechter Lieb' inbrünstiglich und man begrub ihn ehrlich frei, Also des Himmels Phönix lag Alsdann er wieder lebend wurd' 11. Ber Himmel hängt voll Geigen. Bairisches Volkslied. (Siehe Wunderhorn I. S. 304, Wir genießen die himmlischen Freuden, Drum thun wir das Irdische meiden, Kein weltlich Getümmel Hört man nicht, im Himmel Sankt Peter im Himmel sieht zu. Johannes das Låmmlein auslasset, Ein liebliches Lämmlein zum Tod. Die Engel, die backen das Brod. Gut Srauter von allerhand Arten, Die wachsen im himmlischen Garten, Gut Spargel, Fisolen, Und was wir nur wollen, Ganze Schüßeln voll sind uns bereit, Gut Aepfel, gut Birn' und gut Trauben, Die Gårtner, die alles erlauben. Willst Rehbock, willst Hasen? Auf offener Straßen, Zur Küche sie laufen herbei. Sollt' etwa ein Fasttag ankommen, Die Fische mit Freuden anströmen, Da laufet Sankt Peter Mit Nez und mit Köder Zum himmlischen Weiher hinein; Willst Karpfen, willst Hecht, willst Forellen, Gut Stockfisch und frische Sardellen? Sankt Lorenz hat müssen Sein Leben einbüßen, Sankt Marta, die Köchin muß seyn. Kein Musik ist ja nicht auf Erden, Die unsrer verglichen kann werden, Eilftausend Jungfrauen Zu tanzen sich trauen, Sankt Ursula selbst dazu lacht. 12. Biz Wahrheit. Altes Manuscript. (Siehe Wunderhorn II. S.5.) Vier Jungfräulein von hohem Stamm, Die waren bei einander, Ignis Feuer die erst mit Nam, Aqua Wasser die ander: Aer die Luft, so hieß die Dritt, Ich sehne mich gar oft nach euch, Sprach sie mit kiugen Sinnen, Das Feuer sprach: Schlag' an ein Stein Mit guten Schwerdtes Spizen, So werd' ich schnelle bei dir seyn, und freudig Funken sprißen. Das Wasser sprach: Wo Binsen stehn, Da sollst du nach mir graben, : |