ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Waidsprüche und Jägerschreie.

Ihrer jetzigen Gestalt nach im 16. und 17. Jahrhundert aufgefaßt. 1-81.

1. Aus einer gothaischen Papierhandschrift vom I. 1589. (Siehe der Brüder Grimm Altdeutsche Wälder. 3 Bånde. Cassel 1813-1816. III. S. 108-128.)

Fragen und Antworten..

Fr. Lieber Waidmann,

1.

was wittert dich heut an?

Ant. Ein edler Hirsch und ein Schwein, was mag mir besser geseyn?

2.

Fr. Lieber Waidmann sag mir ăn:

wo willst du heut hinan?

Ant. In's Wirthshaus,

da schlägt mir kein Reis kein Aug' aus,

es werfe mir's denn einer mit der Kandel aus;

fiß zu mir und ich zu dir,

ein Glas mit Wein das bring' ich dir.

3.

Fr. Lieber Waidmann sag mir an:

wann ist dir dein Sachen weger? (besser)

Ant. Auf dem Schnee und auf dem Eber (ein schneeloser son

nigter Plak)

wird mir meine Sachen weger.

4.

Fr. Sag an Waidmann,

was hat der edle Hirsch zwischen Wasser und Gries (in Fluß) gethan?

Ant. Zwischen Wasser und Gries

Hat der edle Hirsch gewaschen seine Füß.

5.

Fr. Sag an lieber Waidmann,

was hat der Jäger zu morgensfrühe gerne? Ant. Der Reif und auch der kalte Schnee, Den der Jäger zu Morgens frühe gerne såhe.

6.

Fr. Sag an, mein lieber Waidmann,

was soll der Jäger zu Morgens frühe thun
wenn er erst will aufstahn?

Ant. Er soll Gott bitten, daß ihme wohlgehe,
und nichts beßers geschehe,

er foll nehmen den Leithund in die Hand,

und soll ihme seyn lassen all die besten Fährt bekannt; foll leben in Gottes Dingen,

So wird's ihm nicht mißlingen.

7.

Fr. Sag an mein lieber Waidmann: wie stehet dein Ver

langen,

was ist dir heut vor dem Holz widergangen? (begegnet)

Ant. Ein jagbar Hirsch und ein Schwein,

was mag mir bessers geseyn, (geschehen, widerfahren)

Fr. Sag an Waidmann,

8.

wobei der Jåger drei gewiße Spur erkennen kann? Ant. Wenn der Pfaff aufstehet und gehet zur Metten, und der edle Hirsch gen Holz gehet, und thut ihm sel ber betten,

so macht er drei Spur, die thu ich dir nur nennen, Darbei soll jeder Jäger die drei gewiße Spur erkennen.

1

Fr. Sag an Waidmann:

9.

wobei der Jåger die freien Spur erkennen kann? Ant. Bei seinem gezwungenen und gespaltenen Fuß

Fr.

(d. h. des Hirsches, weil er eine die Erde und das Gras scharf abzwångende Fährte zurücklåßt, wel: ches die Jager den 3w ang nennen.) Der Jåger die freien Spur erkennen muß.

10.

Sag an Waidmann, wo der edle Hirsch thut riren (schreien) und hoffiren (die Thiere lok ken, um sie buhlen)

und ob er wendt (mit seinem Gehörn das Laub streift) und seinen gespaltenen Fuß verblendt?

(in die vorderste Fährte genau wieder eintritt.)

Ant. Im Holz thut er riren,

In der Brunft (Brunst) thut er hoffiren,

Fleucht (flieht, läuft) von Holz und sich herwieder wendt
Und sein gespaltenen Fuß verblendt.

11.

Fr. Sag an Waidmann, es stehet mein Verlangen: (nåm:

lich zu hören)

wo du den edlen Hirsch vor Holz hast gefangen?

Ant. Mit meinem Leithund mager,

mit suchen und jagen,

und nach meinem Verlangen

hab' ich den edlen Hirsch vor Holz gefangen.

12.

Fr. Sag mir an mein lieber Waidmann,

warum wird ein Jåger ein Meisterjåger genannt?

(gleich den Sängern, das umgekehrte Jägermeis

ster hat den Gedanken an die sieben freien Künfte erzeugt.)

Ant. Ein gerechter und ein gewißer Jåger (der seine Kunst recht versteht und ihrer gewiß ist) hat von Fürsten und Herrn die Vergunst,

Fr.

Er solle genannt werden, ein Meister der sieben freien Kunst.

13.

Waidmann kannst du mir sagen:

warum du dem Hund das edle Gehörn thust vortragen. Unt. Das kann ich dir wohl sagen, daß ehr das wird bericht

und gut,

Daß sich der edle Hirsch zu Feld und zu Holz niederthut. (niederlegt)

Frag und Gesellenschrei.

Hört zu Ihr Waidleut und guten Gesellen, welche wollen hören und sehen,

Wie diesem Thier so lind vor'm Holz (dicht am Wald) ist geschehen

Ift wund, (verwundet) wird nimmer gesund; habe Dank, Mein lieber Waidmann, ist das nicht ein guter Anfang ?

14.

Fr. Sag an lieber Waidmann, wie viel End Ahn (Spiten am Geweih - Grade)

hat der edle Hirsch auf seinem Kopf stahn?

Unt. So oft sich der edle Hirsch hat gebest und geweßt, so viel End hat der edle Hirsch auf seinen Kopf geseht.

15.

Fr. Sag' an mein lieber Waidmann,

was hat der edle Hirsch unten und oben gethan?

Ant. Er hat unten geblendt und oben gewendt darbei hat ihn der Jåger erkennt,

Fr. Sag' an Waidmann

16.

was hat der edle Hirsch auf seiner Mutter gethan?

Ant. Er hat betracht,

und des edeln Wildprets mehr gemacht.

17.

Fr. Sag' an mein lieber Waidmann:

wo hast du deine Jagdhund hingethan ?

Ant. Ich habe sie versendt

Mit einem jagbarn Hirsch in das Elend; (in den Wald)
Ich weiß nicht, wo sie hin sind,

ich hoffe, ich wohl sie bald wieder find.

18.

Fr. Sag' mir an mein lieber Waidmann:

wo hast du das schöne hübsche Jungfräulein lassen stahn?

Ant. Ich habe sie gelassen zu Holz

unter einem Baum stolz

unter einer grünen Buchen

Da will ich sie suchen;

Wohlauf, eine Jungfrau in einem weißen Kleid
Die wünschet mir heut Glück und alle Seligkeit.
Wohl in demselben Thauschlag (die Spur des Wildes
im Thau)

Da sieh ich allzeit eben (genau) nach;

Da ward ich verwundt,

Da macht mich die schöne Jungfrau gesund;

Ich wünsch dem Jäger Glück und Heil,.

Daß ihm werd' ein guter Hirsch zu Theil.

19.

Fr. Sag' an lieber Waidmann:

wie viel hat der edle Hirsch heut Schläge gethan? (wenn der Hirsch mit seinem Gehörn an die Bäume schlågt um es zu fegen)

Ant. Sechs oder sieben,

Darmit hat der edle Hirsch sein Kurzweil vertrieben.

20.

Fr. Såger jung, Jåger rund, (schön, frisch) thu mir kund warum (wodurch) wird der edle Hirsch am besten ver

wundt?

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »