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ne- und Meisterlieder von 1150 bis 1450 übergehen, so geschieht dieses nicht etwa, weil wir ihre Trefflichkeit nicht gehörig zu schäßen wüßten, sondern weil ihnen, nur für ein engeres Publikum verständlich, schon besondere Samm lungen zu Theil geworden sind.

Dennoch sind unterschiedene altdeutsche Volks- und Meisterlieder, Balladen und Romanzen von meist unbes kannten Sängern, als: Frommer Soldaten seligster Lod; Grüße und Abschiede von und an den Wein; eine Ritterballade in Form eines Meistergesangs; die Lieder vom als ten Hildebrand und vom edlen Möringer; die Romanzen von der Frau von Weissenburg und von Kunz von Kauffungen; das uralte Tragemundes- und das merkwürdige Lied über die zwölf Meister im Rosengarten; die Legende von den sieben Rosen der heiligen Jungfrau, und andere größere und kleinere Stücke, die ihrem Ursprunge nach allerdings frühern Jahrhunderten angehören, in dieser uns ferer Sammlung aufgenommen worden; theils weil mehrere derselben durch mannigfaltige Umarbeitungen, ihrer gegenwärtigen Form nach, als Erzeugnisse des 16. Jahrhunderts zu betrachten sind, theils aber auch weil sie uns von zu großem Einfluß auf die Charakteristik der Volkspoeste überhaupt schienen, als daß wir sie unbeachtet hät ten liegen lassen können.

Dagegen überging der Herausgeber die politisch-polemischen Lieder und historisch - didaktischen Gedichte der Grumbachschen, Braunschweigschen, Calvinschen und Brandenburg - Sächsischen Händel, so wie auch den größeren Theil der plattdeutschen Lieder auf den Dithmarsischen Freis heitskrieg, der Söster und ähnlicher Fehden und Schlachten, sämmtlich dem 16. Jahrhundert angehörig, theils ihres jezt nur noch geringe Theilnahme erweckenden Inhalts wegen, theils aber auch da mehrere von ihnen, z. B. die Nachtigall mit ihrer Fortseßung vom Jahr 1567; ein 22 Seiten langes Gedicht vom Bauernkrieg von 1525; die

Erstärmung des Schlosses Marienburg in 68 dreizehnzeiligen Strophen vom nämlichen Jahr; das Leben Philipps von Hessen; die Fehde Albrechts von Brandenburg mit Moritz von Sachsen vom Jahr 1553 und manche andere, hinsichtlich ihrer ungebührlichen Länge, aufhören Volkslieder zu seyn. Eben so nahm er Anstand, die für ihre Zeit allerdings vortrefflichen Veit Weber'schen Kriegs- und Siegslieder, welche der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun. derts angehören, noch einmal wieder zu geben, da sie aus,,Diebold Schillings Burgundischen Kriegen, Bern 1553, sowohl als besonderes Werk, als auch in neuern Sammlungen abgedruckt wurden, und nebst den vorher bemerkten Gedichten sämmtlich in ,,O. L. B. Wolffs historischen Volksliedern, Stuttgart 1830," nachgeschlagen werden können.

Auch die vielen geistlichen Gesänge dieses Zeitraums von Altenburg, Decius, Graumann, Helmbold, Hesse, Matthesius, Mosel, Spengler, Spretten und anderer minder bekannten geistlichen Liederdichter, überging ich, wie wohl religiöse Lieder keineswegs ausgeschlossen sind, mit Stillschweigen, da keiner von ihnen weder das poetische Leben und die reine Form der Lutherschen Kirchengesänge, noch die Zartheit, Kraft und Gediegenheit der spätern Spee'schen, Dach’schen und Gerhard’schen erreichte. Eben so die technischen Meistersängerlieder des 17. Jahrh., die ihr Höchstes nur in einem schulgerechten Reimgeklingel und. in pünktlicher Silbenstecherei suchten, wovon uns Wagenseil in seiner Meistersingerkunst mehrere unzweideutige Proben aufgeführt hat.

Eine desto größere Anzahl der anmuthigsten Lieder aber lieferten die weltlichen Liedersammlungen mit Melodieen, auch Gaillarden genannt, die besonders durch Kapellmeister, Organisten und andere Musiker, vorzüglich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Umlauf gesetzt wurden. Diese Sammlungen sind meist alle fröh

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licher und lustiger Natur und retteten wenigstens einen Theil des alten Volksgesangs. Verzeichnisse derselben findet man bei Koch I. S. 141 und II. S. 84 ff., auch in Docens Miscellaneen I. S. 255 ff.

Diese alten und schätzbaren Volkslieder nan, so wie auch viele andere aus historischen und poetischen Werken des 16. und 17. Jahrhunderts, aus Chroniken, alten und neuen Sammlungen, Zeitschriften, Taschenbüchern und fliegenden Blättern, habe ich, nur mit geringen Veräns derungen der hin und wieder allzu barbarischen Ortogra phie, die ohnedies, befonders im 16. Jahrhundert, und oft in ein und demselben Liede, einer großen Wandelbars keit unterliegt, so wiedergegeben wie ich sie vorfand. Ein. zelne oft wiederkehrende Zeit- und Bindewörter, Formen und Wortstellungen gegen den heutigen Sprachgebrauch, wurden auch selbst in der alten Rechtschreibung beibehalten, um mich nicht der Gefahr auszuseßen, ungewöhnliche Wendungen durch Neuerungssucht zu entstellen. Völlig veralteten Wörtern seßte ich das jezt gebräuchliche, wo es mir bekannt war, in Parenthese bei. Ueberall, ja bei jedem einzelnen Liede, haben wir zur Vergleichung unsere Quellen angezeigt, wo es nachgeschlagen werden kann. Manche Lieder, deren Eremplare allzusehr von eins ander abwichen, sind zwei- auch dreimal gegeben worden. Das vollständige Werk enthält 4 Bände, jeder Band in 4 Lieferungen.

Aus dem von Arnim-Brentano'schen Wunderhorn, der allerdings reichhaltigsten Anthologie für die Geschichte und Charakteristik der Volkslieder, habe ich zwar viele Stücke, doch nur solche entlehnt, die ich in keiner andern mir zu Gebot stehenden Urschrift oder Sammlung vorfand, da die Herren Herausgeber sich der kritischen Behandlung ihrer vorliegenden Eremplare nicht enthalten konnten, überall besserten, mengten, hinzuseßten und ausließen, wo es ihnen nöthig schien. Zum Beweise vergleiche man nur die

aus Adelung, Docen, Eschenburg, Gräter und ähnlichen sehr guten Quellen ausgehobenen Lieder, und man wird diesen Vorwurf, so sehr ich auch das Verdienst dieser beis den Herren um deutsche Volkspoesie zu würdigen weiß, nicht ungegründet finden.

Der ganze vierte Band ist ausschließlich den Volks, liedern der neuern und neuesten Zeit von allgemein bekannten und minder bekannten Volksliederdichtern gewid met, und ich habe zu dem Ende, nach Art und Weise der alten Gaillarden, aus deutschen und verdeutschten Singund Schauspielen, so wie auch aus den vielen musikalischen Sammlungen und einzelnen fliegenden Blättern gleichzeitiger Lonkünstler, manches beliebte Lied aufgenommen, das sowohl durch Gesang als Tert ansprach, und gleichsam im Munde des Volks überging. Die unter ihnen von allgemein bekannten Dichtern aufgenommenen Lieder find zum Unterschiede von den übrigen mit dem Namen ihrer Verfasser unterzeichnet. Eine Auswahl der beliebte: sten Gesellschafts, Trink- und Burschenlieder, von bes kannten und unbekannten Dichtern, macht den Beschluß. Die Handwerkslieder sind dem ersten Bande, die Kriegsund Soldatenlieder des siebenjährigen und leßten Krieges mit Frankreich um deutsche Ehre und Freiheit, die Polenlieder, die Lieder für Deutsche und die plattdeutschen Lieder sind dem zweiten Bande, die Lieder in abweichenden süddeutschen Mundarten und einige der bessern Kinderlieder aber dem dritten Bande einverleibt worden.

Sollte nun durch die Erscheinung dieser mit der möglichsten Sorgfalt unternommenen Sammlung alter und neuer Volkslieder der Deutschen, die an so vielen Orten und in so mancherlei Schriften zerstreut sind, und auf eis nem gesunden, lebendig anschauenden Sinn einen so wuns derbaren Reiz ausüben, wenigstens ein Annäherungsschritt zur Erreichung eines deutschen Perch erzielt worden seyn, so würde es den Herausgeber herzlich erfreuen, wenn er

dazu beigetragen hätte, diesem, seit Herder, von so vielen Seiten her geäußerten Wunsch entsprochen zu haben.

Möge denn nun aus diesen Liedern, welche das wirkliche Leben in so mannigfaltigen Verhältnissen und Lagen, mit all seinen Freuden und Leiden, Thorheiten und Widersprüchen darstellen, die Stimme des deutschen Volkes jener vielfach bewegten Jahrhunderte in erfreulichen Lönen zu uns herüber sprechen, und das häusliche, wandernde, kriegerische und religiöse Leben, Lieben und Treiben unserer Vorvordern, vernehmlicher als in unbeweglichen Bildern augenblicklicher Darstellung, oder in trocknen Worten geschichtlicher Aufzeichnung vor uns stehn.

Allen Freunden und Beförderern der vorliegenden Volksliedersammlung meinen herzlichsten, innigsten Dank. Mannheim, Ende November 1833.

F. K. v. E.

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