ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[merged small][merged small][merged small][graphic]

Berlin-Wilmersdorf 1918 Verlag der Wochenschrift DIE AKTION (Franz Pfemfert)

AC 35 865 NR. 18

Geschrieben 1912/1913.

Alle Rechte insbesondere die der Übersetzung vorbehalten Copyright 1918 by Franz Pfemfert, Berlin-Wilmersdorf Dieses Buch wurde als Band 18 der Bücherei „DER

AUGEN

Sachlich will ich Bericht erstatten. Ich will das Wunderbare wunderbar sein lassen. Daß ein geheimer Zusammenhang zwischen dem elenden Ausgang meines Freundes und mir bestehen müsse, haben vorlaute Leute, die uns beide kannten, geäußert, zumal ich, wie zu seinen Lebzeiten, so auch nach seinem Tode unerschütterliche Schweigsamkeit über unsere Freundschaft bewahrte. Ein geheimnisvolles Ereignis liegt zwischen mir und ihm. Das ist wahr. Das bekenne ich. Wer den Mut hat, mag deuten.

An jenem Abend, der zu einer traurigen, verhetzten Totennacht wurde, kehrten wir spät in unser Hotel zurück. Wir hatten uns den ganzen Tag umhergetrieben, und zwar hatte ich es durchgesetzt, daß wir uns nicht wie die Tage vorher ständig in Gemäldegalerien aufhielten, sondern daß wir durch Straßen gingen und fuhren, und daß wir Restaurants und zuletzt auch ein Variété besuchten. Hier blieben wir nicht lange. Das Drängen meines Freundes auf Heimkehr wurde so stark und mir in seiner lauten Ungeduld so lästig und blamabel, daß ich endlich unwirsch aufbrach und mich mit ihm davonmachte. Schon am Mittag hatte seine Unzufriedenheit und sein Genörgel begonnen. Zunächst einmal, daß wir nicht wie zuvor die Einsamkeit aufsuchten, um im Erleben Rembrandtscher Gemälde dunkelfeurig zu schwelgen; das war nach seinem innigsten Glauben das Erhabenste, was ihm das Leben bieten konnte; um solcher seltenen Stunden reinen, schönheitsgroßen Genusses willen hatte er diese Stadt aufgesucht und mich nach inständiger Bekehrung als Begleiter und Empfänger seiner enthusiastischen Ergüsse zugestanden erhalten. Daß er nun aber mitten durch das harte, lärmlachende Straßenleben gezogen wurde, das stieß ihm wider die Natur, das war unertragbar, das war Unsinn, Hohn, Elend, grauenhaft. Jedes stößige Körperding im Tage, alles Schrille und

Wirre vermochte von jeher ihn in die Flucht zu jagen. Wie qualvoll nun erst dieser regnerische Mittag in den hallendsten Straßen des Verkehrs! Er tadelte mich, daß ich ein leichtfertiger, spatzenhafter, zerstreuter und oberflächlicher, ja roher Mensch sei, ein triviales Geschöpf mit proletarischen Instinkten, unempfänglich für jedes höhere Erlebnis, längst sollte ich, wenn ich je einmal' Schauer des Erhabenen in mein Inneres empfangen habe, Verachtung solcher Niederungen des Lebens gelernt haben, wie sie einzig meinen Geschmack reizen könnten, als Bordellkneipen, Dirnenbälle, Vorstadtkintöppe, Schiebercafés, Absintestaminets, Opiumkeller --. Auch sei er mir, dem ich einst alle Bedingnisse vergessend Liebe doch nicht versagen konnte, offensichtlich gleichgültig geworden, da ich mich Gegenständen hingebe, deren gerümpelhafte Gesellschaft zu teilen. er keine Ehre empfinde. So schlechthin übrigens sich wegwerfen lassen, das wolle er doch nicht, das dulde er nicht. Möchte ich dies berücksichtigen. Wohl habe er sich alles Materiellen begeben und wisse, wie hilflos und in welcher Gewalt er sei. Unheimlichkeit sei auch ihm vertraut. Was habe er alles erlebt! Die fürchte er nicht. Statt vor der Welt zu paradieren, möchte ich ihm in die Augen sehen. Aber nicht einmal dies wolle ich mehr. Furchtbar sei eine Seele voll Verstocktheit. Die sei verloren —. -. Auch er müsse sich dann schließlich überwinden und mit letztgültigen, sicher zwingenden Forderungen vor mich treten

[ocr errors]

Ich hörte ihm wenig zu, nickte möglichst viel und erging mich mit behaglichem Ergötzen in dem Element, der Weltstadtstraße. Einmal regte er sich im höchsten Grade auf und packte mich wortlos schnaufend mit den Fäusten am Handgelenk, als ich ihn nach einer Klagerede einen Malaien zu betrachten bat, der mit Vögeln in einem Käfig vorüberging und so ziemlich alle Frauen und Mädchen, die ihm begegneten, in hysterischen Aufruhr brachte. Ich gestehe, daß ich mir aufs

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »