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reinen Angel in England bestätigt diese Wahrheit völlig. Wären die Saren die Hauptgründer Englands gewesen, wogegen alle geschichtlichen Zeugnisse, besonders die englischen Chroniken, streiten, so müßte sich auch das särische Element, d. h. die Eigenthümlichkeit der sogenannten plattdeutschen Sprache am meisten in den altenglischen Schriften zeigen, dies ist aber durchaus nicht der Fall. Der Sar steht an Körper und Sprache dem eigentlichen Dänen näher als der Frise, dieser aber ist, wenigstens der Sprache nach, unter allen germanischen Völkerschaften des Kontinents dem Gotten und dem Altfranken oder dem eigentlichen Hochdeutschen am meisten verwandt. Wer alle germanischen Dialekte studirt und mit gehörigem Geist behandelt, wird erfahren, daß in allen diesen Dialekten dasjenige sich findet, was erfoderlich ist, um zu dem Einen großen Ganzen, d. i. der germanischen Sprache gerechnet und als Theil desselben betrachtet zu werden, ferner wird er sehen, daß es auf Misdeutung und auf Willkür beruht, die germanischen Völker in skandinavische und germanische Stämme zu trennen, die wirkliche Geschichte ist oft gegen die gemachte Wissenschaft, und wer den Begriff Germania tiefer ergründet, wird die Wahrheit meiner Behauptung erkennen. Von den Kindern Eines Elternpaars ist oft das eine hübscher als das andre, das eine häßlicher als das andre, wovon die Ursache tief verborgen liegt. Auf ähnliche Weise, aber nicht in solchem Grade sind die Völkerschaften oder Glieder Eines Stammvolks unter sich verschieden. Auch hier sind die Ursachen außerordentlich dunkel, und kein Forscher dringt in diese Geheimnisse der Natur hinein. Die Urbewohner der nordgermanischen Seelande, die sich im Aeußern durch ihren hohen und stattlichen Wuchs, ihre schöngeformte Gesichtsbildung, ihr hellblondes und brandgelbes Haar, ihre helle, frische, reine und kräftige Hautfarbe, ihre blauen Augen und ihre starken Muskeln auszeichneten, müßen vor den großen Völkerwandrungen zu See und Land, und auch noch lange nach diesen Zeiten sehr rein und unvermischt mit fremden Stoffen gewesen sein, und ihre Stämme die Merkmale gegenseitiger Verwandtschaft in einem weit größern Maße an sich getragen haben, als dies im Allgemeinen jezt der Fall noch ist, die römischen und fränkischen Schriftsteller, die davon handeln, deuten auf diese Merkmale als ein Allgemeingut Aller hin, man findet dieselben bei Dudo, Wilhelm von Jumièges und Robert Wace an den Gründern der Normandie, welche Dänen waren, und die dänische Bevölkerung, welche England in der dänischen Heldenzeit erhielt, ist durch dieselben Merkmale kenntlich bis auf diesen Tag. Aber grade während der dänischen Heldenzeit ward durch das nordgermanische Seeschiff die große Pforte zum Welthandel aufgethan, und hier ist der Zeitpunkt, als die Vermischung der nordgermanischen Menschheit, auch der Bevölkerung, die in der Heimath blieb, mit fremden Völkern mancher Art begann, die nordgermanischen Länter

traten einerseits mit den Ostseeküsten, mit Slawen und mit Finnen, andrerseits mit keltischen und germanischkeltischen Ländern in starken Verkehr, mit Schottland, Irland und England, mit Frankreich und der jezigen Normandie. Unter diesen Umständen, sieht man leicht, konnte Dänemarks Bevölkerung schwerlich rein sich erhalten, zumal da grade Dänemark der Mittelpunkt der großen Heldenzeit war. Daher ist es nicht zu verwundern, daß die eigentlichen Dänen zwischen den Halbinseln und zum Theil auch auf der westlichen Halbinsel selbst, deren wesentliche äußre Unterscheidungsmerkmale von den Bewohnern der dänischen Westküsten durchweg die kurze Nase, das kürzere Angesicht und der kürzere Wuchs sind, nicht mehr die körperlichen Vorzüge alle haben, die nach der Kunde alter Schriften ihre Väter hatten in der Heldenzeit. Wenn ein Volk sich durch Vermischung mit Fremden ändert, so ändert sich auch mehr und niger seine Sprache. Es ist ein fremdartiges Element in der dänischen und schwedischen Sprache, meint man, dessen ungewissen Ursprung schwerlich je ein Sprachforscher geschichtlich wird erklären können, der angehängte Artikel. Aus dem Keltischen stammt es nicht, und ich denke auch nicht, aus dem Slawischen, weiter unter gebe ich einen andern Wink. Ob es auch in Schweden ursprünglich, oder hier nur als dänischer Einfluß anzusehen ist, läßt sich nicht leicht entscheiden. Es hat die jütsche Volkssprache nicht durch und durch ergriffen. Um nicht misverstanden zu werden, wie dies so leicht bei meinen ganz neuen Forschungen möglich ist, so merke man, daß unter jenem fremdartig genannten Element der dänischen Sprache, die im eigentlichen Dänemark, in Norwegen und in Schweden gesprochen wird, keineswegs ein aus der slawischen oder irgend einer andern fremden Sprache entlehnter Sprachtheil verstanden werden darf, denn ein solcher ist es nicht, sondern ein auf dänischem Boden vermuthlich durch Vermischung mit Fremden gestaltetes Element. Ich will nicht zurückhalten, es ist vielleicht nichts anderes, als das hinter das Sachwort gesezte Fürwort, was im altnordischen Dialekt, wovon noch der isländische übrig geblieben ist, sich so häufig findet, aber es ist dennoch fast unmöglich, gründlich darzuthun, wie und wann diese Erscheinung ins Leben trat. Außerdem giebt es noch eine andre Eigenthümlichkeit in der dänischen Sprache, die ebenfalls in der englischen ist, deren Entstehung aber ebensowenig im hohen Alterthum angetroffen wird, denn je weiter man in den alten Schriften in der Zeit zurückgeht, destomehr nimmt sie ab, es ist der Hang, das Zeitwort zurückzudrängen. Dies findet sich im Frisischen und im eigentlichen Deutschen oder Altfränkischen am allerwenigsten. Die nordfrisische Sprache hat so zu sagen eine Furcht, das Zeitwort nicht ans Ende zu stellen, und das ist dem altgermanischen Sprachcharakter am allernächsten. Diese zweite Eigenthümlichkeit der dänischen Sprache ist noch schwerer zu erklären, als die erste, indessen

geht aus geschichtlichen Gründen die Wahrscheinlichkeit hervor, daß ihr Dasein in der englischen Sprache als eine Folge des dänischen Heldenalters anzusehen ist. Was selbst das Altnordische betrifft, so ist dieser Dialekt keineswegs rein, sondern enthält verschiedene fremdartige Bestandtheile, nicht in seinem innern Bau, sondern in der Art seiner Begriffsbezeichnungen. Ob sie finnischen Ursprunges sind, haben Kenner der finnischen Sprache zu entscheiden. Selbst die Norweger der alten Zeit konnten schwerlich rein von Vermischung bleiben, und das heutige Island sowol als Norwegen würde eine weit hellere und reinere Bevölkerung haben, hätten nicht schon in alter Zeit schwarzhaarige Fremde beträchtlichen Einfluß auf diese Länder geübt 14). Von den Völkerschaften Eines Stammvolks muß jede einzelne durch irgend etwas von der andern verschieden sein, alle Verschiedenheit unter Volksstämmen aber hebt dennoch selbst ihre nächste Verwandtschaft unter einander nicht auf. Die Saren sind germanischen Stammes, wie die Deutschen, und sind den Deutschen an Körper und Geist nah verwandt, aber dennoch sind die Saren, grade weil Fie Saren sind, von den Deutschen verschieden, wie die särische oder plattdeutsche Sprache von der hochdeutschen oder eigentlichen deutschen verschieden ist: Die Saren sind Einer Urherkunft mit den angrenzenden Frisen, des ganzen Germaniens Bollwerk, aber dennoch ist der mit dem Saren unvermischte Frise in Westfrisland und im dänischen Frisland feiner und schöner, als der mit dem Saren stark vermischte, das ist der Oftfrise und der Holländer. Was Patriotism scheinen kann, deute man nicht übel, allein ich darf es nicht verschweigen, weil ich als wahrhaftiger Forscher dazu verpflichtet bin. In dem frisischen Angesicht sind die Züge weit ebenmäßiger, und zugleich viel edler als in dem Angesicht des Saren, und hievon liefert England einen großen Beweis. Man fragt fast nie, woher das Holländische entstanden ist, ein so bedeutendes Fänomen in der europäischen Geschichte. Der Raum ist hier zu kurz, um dies zu zeigen, denn hiezu wäre eine ganze Abhandlung nöthig, die Aufgabe ist schwer und verlangt eine tiefe Forschung. Ich will auf die wichtigsten Thatsachen hindeuten. Als im 19ten Jahr unseres Herrn Arminius, der gewaltige Aufwiegler Germaniens 15), und ohne Zweifel der Retter auch unserer Länder von dem kaiserlichen Römerjoch, durch die Arglist seiner Freunde fiel, weil er, wie Tacitus sagt, an der Freiheit seines Volks zum Verräther ward 16), und nach der Krone gierte, er der gefeierte Demagog zwischen Elbe und Weser, um diese Zeit waren die germanischen Völker

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14) Unter den von Harald Hellhaar (Hárfagr) nach Island vertriebenen Norwegern waren höchft wahrscheinlich auch viele Finnen. 15) Tac. Ann. lib. 1, cap. 55 & seqq. 10) Annal. 2, 88, regnum adfectans, libertatem popularium aversam habuit.

nördlich von der Elbe, welche der Verfasser der Germania Suevi nennt 17) noch nicht über diesen Fluß gegangen. Es war im 5ten Jahrhundert, als Völker von beiden Seiten der Niederelbe, unter dem Namen Saren, in südwestlicher Richtung erobernd bis an den Rhein drangen und die Nachbaren der Frisen südlich von der Nordsee wurden. Aber Frisland blieb von ihnen unerobert. Denn noch in der ersten Hälfte des 8ten Jahrhunderts zu den Zeiten Pipins von Heristal und feines Sohnes Carl Martel hat Frisland dieselben Grenzen, die ihm der Verfasser der Germania 18) zuschreibt, und wird von eigenen Fürsten, Nadbod und Poppo regiert 19), ja noch im lezten Viertel des 9ten Jahrhunderts kämpft der Däne Rolf, der große Gründer der Normandie, mit einem Frisenfürsten Radbod am Zuyder-Zee 29. Die Saren von der Niederelbe croberten im Lauf der Zeit alles Land westlich bis an den jezigen Dollart, südlich bis zur Mündung der Ruhr, und wenn man sich von hier bis nach Zwickau nicht weit vom Erzgebirg eine Linie gezogen denkt, so hat man ungefehr die ganze südliche Sarengrenze, die Namen mehrerer Völkerschaften, die die Germania nennt, der Catti, welche zwischen dem Harz, dem Erzgebirge und den Rheinländern wohnten, und nördlich an die Chauci stießen 21), der Cherusci, deren Grenznachbaren disseits der Elbe die Cimbri im jezigen Dithmarschen waren 22), und vielleicht auch der Chauci selbst 23), welche westlich von den Cherusken, und östlich von den eigentlichen Frisen wohnten 24), gingen in den Namen Saren über, und die plattdeutsche Sprache ward natürlich nach und nach in den von Saren eroberten Ländern die herrschende. Der Fortschritt des Särischen gen Westen ward freilich durch Karls des Großen Erobrungen gehemmt, aber dennoch nicht unmöglich gemacht. Als aber erst im südlichen Frisland und im alten Batavien der Staat von Holland gegründet war, als ferner, wie Witichind sagt 25), Saxonia von der Dienstbarkeit zur Freiheit kam, und aus einer steuerpflichtigen Magd eine Herrin vieler Völker ward, und Heinrich der Vogelfänger, der erste unabhängige Herzog in Sarenland 26), und Neffe des Sarenherzogs Brun, der im Jahre 880 in der Schlacht mit den Dänen mit allen seinen Leuten unterging 27), auf den Thron des jezigen Deutschlands stieg; in diese Zeit ist es besonders, daß der Anfang der mächtigsten Einwirkung Sarens auf Frislands Volk und Sprache nach der Gründung der Grafschaft Holland fällt, und einen

17) Germ. cap. XXXVIII. & seqq. 18) Germ. cap. XXXIV. 19) Fredegar. Chron. Contin. 102. 106. 109. 20) Dudo, de Morib. & Act. prim. Duc. Norman. lib. 2. 21) Germ. cap. XXX & XXXV. 22) Germ. cap. XXXVI & XXXVII. 23) Es sei denn etwa, daß ihr Volksname in dem Frankennamen fich verlor. 24) Germ. cap. XXXV. & XXXVI. 25) Annal. Sax. ed. Reinecc. p. 11. 26) Witich. Ann. p. 6. 27) Annal. Fuld. s. a. 880 ap. Duch. Hist. Norm. script. ant.

passenderen Zeitpunkt gibt es nicht. Die Grafen von Holland oder dem römischen Batavien ruhten nicht, bis sie die frisische Halbinsel zwischen Nordsee und Zuyder-Zee, d. i. Frisia minor bezwungen hatten, und ehe dies geschah, war Oftfrisland schon särisch, es blieb vom Festland nur noch die Perle der Frisen südlich von der Nordsee übrig, die schöne Perle Westfrisland, aber auch Westfrislands Zunge verlor nach und nach ihre frisische Eigenthümlichkeit, und nur auf den Inseln im Meer hört man die alten edeln Frisen noch, auf ihren geliebten Trümmern, hinter den weißen Dünen, von Tessel bis nach Sylt. Jezt noch ein wenig von den Eigenthümlichkeiten der frisischen und der särischen Sprache. Die frisische Sprache ist eine der Hauptquellen zur Kenntniß der germanischen, d. i. der Ursprache aller Völker der großen Germania, man hat indeß bisher aus Unverstand wenig oder gar nicht aus ihr geschöpft. Die frisische Sprache ist reich an einsilbigen Wurzelwörtern, hat viele Wörter, die in keinem andern germanischen Dialekt mehr vorhanden sind, ist sehr bezeichnend und treffend, sehr poetisch und gefühlvoll, kurz und vielsagend, sie ist neben der isländischen, galischen (in den Hochlanden und in Irland) und vaskischen die älteste lebende Sprache Westeuropas. Sie hat, wie die isländische, den Dual der Fürwörter, den auch die gottische und fränkische hatten 28) sie liebt die Häufung der Doppelvokale, besonders ea, ia, oa, ua, ferner den hellsten Laut in a und den dumpfesten in u, sie liebt überhaupt sehr die hellen Laute, hat Laute, die man nicht mehr kennt in den andern Dialekten, sie zieht die scharfen und kräftigen den weichen und schwachen vor, hat th in seiner ursprünglichen Natur, liebt auch die Kehlhauche, ist reich an vielsagenden Sprichwörtern, ist zu ernst, um in dem Grade das komische Element zu befizen, wie es in der särischen ist, drängt nie das Zeitwort zurück, hat mehr Ausdrücke, als die deutsche und die andern Dialekte, zur Bezeichnung der mancherleiArten des Schalls oder Tones, sie hat eine Menge sehr bezeichnender Zeitwörter, die für die andern Dialekte gar nicht mehr zu übersezen sind, z. B. bóddin, krapin (tumpf a), bórlin, pórlhin, blóddrin, sangrin (tumpf a wie das schwedische a), rüsin, pösin (lang ö), bétjin, skéfkin, grompin, frózin, njómlin, póltrin, télgin (roffin, writhan [th mit dem Urlaut] und skürin kann der Deutsche nur durch 2 Wörter, reiben und scheuren, geben), thülin (lang ü), fleabin (ea wie das hellste ä auszusprechen, etwas heller, als e in werden und Erte), skómpin, dien (2filbig), doadin, hat injat (impersonale), lóffin, wrakin (hell a) wrákkin, wegglin, slupin, firin, lónrin, klómrin, hobblin, remkin (lang e), flíkrin, górlin, iathin (ia Doppellaut), tögin (lang ö), tjaskin (lang und hell a), tjoarlin (oa Doppellaut), biakin (ia

28) Sieh Wulfila und Otfrið.

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