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dung in der ganzen Weltgeschichte, damals nicht vollendet - fam der Wandalenkönig Ginserit mit einer großen Flotte nach der Tiber, und plünderte ohne Widerstand Rom 14 Tage lang. Der Usurpator Marimus floh, die Römer verfolgten ihn, und steinigten ihn zu Tode, fie schnitten seinen Kopf ab, zerstückelten den Rumpf, und theilten unter sich die Stücke. Aber Ginserich nahm den Palast in Befiz, raubte alle kaiserlichen Schäze an Gold und Silber, auch die Kleinodien von Jerusalem, welche Titus Vespasianus nach Rom gebracht hatte, und machte den ganzen Palast öde. Er verwüstete den Tempel des Jupiter Capitolinus, ließ die Hälfte seines Dachs abreißen, das aus dem besten Mischmetallbestand, und Alles an Bord seiner Flotte bringen, auch die Statuen Noms 559), er führte die Kaiserin Eudoria und ihre beiden Töchter, samınt vielen Tausenden Gefangene mit sich fort, und kehrte dann nach Karthago zurück. Ginserik war von Mittelstatur, er trat kurz in Folge eines Falls vom Pferde, er war tief von Geist, wenig von Worten, Ueppigkeit feind, stürmisch im Zorn, gierig nach Reichthum, klug und verschlagen. So viel Elend hatte Rom zu leiden, aber das Maaß war noch lange nicht voll, und die Zeiten noch nicht geendet, alls überallher die Verhängnisse gegen das Kaiserreich sich drängten. So groß war der Zorn der Gottheit gegen das römische Volk 560). Aus dem Bisherigen erhellet, daß grade von dem Jahre 400 an, als die Westgotten gegen Italien aufbrachen, die Römerwelt in die Macht der Nordgermanen übergeht. Wir legen auf das Jahr 476, das Jahr der Erobrung Roms durch Odowafer, den König der Turkelingen, nicht das Gewicht, welches man bisher darauf legte, während man an einem fortgeerbten und fortgenährten Mönchsvorurtheile hing, in unsrer Meinung ist das Jahr 400 weit wichtiger, weil viel folgenreicher. Doch hier noch ein Wort über Odowafer. So wie die Thuringen ursprünglich nichts anders waren, als die Leute oder Gefolgschaft des Thur 561) so bedeutet der Name Turkelingen nichts weiter, als die Leute oder Gefolgschaft des Turkil 562). Dem König der Thurkelingen dienten auch Heruler, Skiren 563), und die her.

559) Also hatte der sogenannte Barbar doch Geschmack oder Kunstsinn; ein großer Theil dieser Statuen war gewiß Raub der Römer aus Griechenland. Das Schiff, welches diese Statuen trug, soll. auf dem Wege nach Karthago verunglückt sein. Sieh Prokop. Bell. Wand. p. 97 ed. Hoeschel. 560) Ueber das Bishergesagte fieh Jord. cap. 33-40. Prok. p. 97. 134. Cass. Chron. p. 393. 394. Isid. Hispal. hist. Wandal. P. 176. 177. ap. Lindenbr. Isid. Hispal. chron. Goth. p. 167-170. 561) Die Endung ing zeigt noch im Nordfrisischen Herkunft und Hingehören an, mit Rücksicht auf Ort sowol als Volk. 562) Der Name Thurkil ist dänisch, standinavisch, gottisch, frifisch und anglisch. 663) Nach Prok. p. 163 ein gottischer Volksstamm.

nach überwundenen Rüger. Er rückte im Jahre 476 in Italien ein, tödtete den Orestes sammt dessen Bruder Paullus, sezte den Sohn des Orestes, Angustulus, den lezten abendländischen Kaiser ab, und schloß ihn hinter den Mauern eines Thurmes ein, er eroberte Rom und ganz Italien, ließ, um Schrecken einzujagen, den Grafen Bracchila von Ravenna umbringen, und nahm den Königsnamen an, aber weder Purpur noch Insignien. Er regierte ungestört 14 Jahre lang. Im 12ten Jahr seiner Regierung unternahin er den merkwürdigen Feldzug nach dem Lande der Nüger und besiegte sie. Ihr König, der bei Paul Warnefrid 564) Feletheus und Feva, bei Caffiodor 565) Phoeba heißt, ward gefangen. Aber im Jahre 489 zog der Ostgottenfürst Theoderik gegen Soowaker zu Felde, besiegte ihn bei Isontium, darauf in demselben Jahre bei Verona völlig. Das Jahr darauf ward der König der Turkelingen zum 3ten Mal von Theoderik an der Duca besiegt, er floh nach Ravenna, und schloß sich hier ein. Nachdem er hierauf im Jahre 491 aufs Neue die Schlacht an der candidischen Brücke gegen Theodorik verloren hatte, ward er 2 Jahr später zu Ravenna gefangen genommen, und von dem Ostgottenkönig getödtet. Von den Ostgotten ging Italien auf die Longobarden über, und von diesen auf die Franken und Deutschen. Hiemit mag denn dieser Abschnitt geendet sein, der dem denkenden Leser einen wirklichen Begriff von der weltgeschichtlichen Bedeutung der Gotten geben kann. Das südliche Europa ist jezt der Macht der Nordgermanen erle= gen, und von der Mitte des 5ten Jahrhunderts an verbreitet sich der nordgermanische Geist, der mächtigste in der Weltgeschichte, unter alle Völker des abendländischen Kaiserthums, nicht nur das Gepräg ihrer Außenseite in zahllosen Formen wird nordgermanisch, sondern der Geist unseres Volks, der nimmer sterben kann, dringt in das tiefste Innere des Südmenschen, in seine Gefühle, seine Gedanken, seine Neigungen, seine' Wünsche, ja bis an das Centrum seiner Sprache. Nach Besiegung von Südeuropa, kam die Reihe an Westeuropa, das eigentliche Land der Kels ten. Auch wir gehen daher jezt zu Westeuropa über, und handeln zuerst von der berühmtesten Insel der Welt, Großbrittanien, dessen Gründung eher begann, als Frankreich. Doch weil die Lande der nordger manischen Pichten, d. i. die Niederlande von Schottland weltgeschichtliche Wichtigkeit erlangt haben, müssen wir hier noch kurz das Volk der Pichten berühren.

3.

Die Auswanderung der Pichten und die schottischen Niederlande. Wol nirgends kann sich der Forscher unsicherer fühlen, als auf dem geschicht

664) lib. 1 cap. 19. 565) Chron. p. 395.

lichen Gebiet der Pichten oder Pechten, und daher trete ich sehr ungern auf dieses Gebiet hinüber. Auch legt man ja wenig Werth mehr auf die Anfänge des Völkerlebens, weil man vergessen hat, daß sich nur daraus sein Fortgang erklären läßt, denn man ist gewohnt geworden, nur an Gegenwart und Zukunft zu denken. Was plage ich mich denn, die alte Welt zu ergründen, und ihr Leben lebendig zu schildern, da meine Mühen ja vergeblich sind in dieser Zeit, allein die Gegenwart behagt mir nicht, ob der Entartung nordgermanischer Völker von der Tugend und Größe ihrer Väter, während es am Horizont der europäischen Zukunft traurig und stürmisch aussieht, darum thut es wohl, einmal die alte Welt zu lieben, und zu umarmen, auf ihrem Staube schweigt doch einstweilen der Kummer der Gegenwart. Doch es ist ja das Volk, das ich 16 Monde lieb gewann, dessen Urgeschichte hier zu ergründen ist, das fröminste und kräftigste, gastfreieste und treueste in Europa, Guid Auld Scotland, Land meiner Liebe, wo der Fremdling heimisch ist, und keine Leiden fühlt, wo er besser verstanden und besser begriffen wird, als von den Menschen des Festlandes, wo man besser weiß, als in meinem Vaterlande, was ich für unsre Geschichte that. Darum gehe ich denn auch lieber übers Heldenmeer, als zu andern Völkern, wenn gleich zu schwerer Forschung.

Nicht allein die Urgeschichte des jezigen Schottlands ist ungeheuer dunkel, sondern auch seine Geschichte von der Gründung Englands und Frankreichs an bis auf das Ende des dänischen Heldenalters. Das Dunkel, das auf der schottischen Urzeit liegt, ist einestheils aus der Unbekanntschaft der Römer mit dieser Nordhälfte Großbrittaniens zu erklären, da fie eigentlich nie recht dauernde Size in Schottland erworben haben, ausgenommen im ganzen Südschottland und im südlichen Theil von Mittelschottland, disseits des Grampians, wovon das römische Standlager zu Ardoch, 14 englische Meilen nordöstlich von Stirling, die deutlichsten Spuren aufbewahrt 566), anderntheils aus dem Verlust seiner schriftlichen Denkmale im Lauf der Zeiten, besonders durch den englischen Tyrannen König Edward, der sich vornahm, die Geschichte Schottlands zu vertilgen, und später noch durch den Verwüster Oliver Cromwell 567), durch densel566) Im ersten Bande meiner „Reisen durch die nordgermanische Welt“ welcher bald erscheinen wird, werde ich ausführlich von allen römischen Ueberbleibseln in Großbrittanien, die ich selbst gesehen, handeln. 567) In dem kleinen Auffaz de situ Albaniae (ap. Johnstone, Antiquitates Celto-Normannicae p. 135), deffen Verfaffer ein Zeitgenoß des nach der Chronik von Melrose im Jahre 1185 verstorbenen Bischofs Andreas von Caithness war, und, wie aus ihm selbst zu erkennen ist, unter König Wilhelm von Schottland schrieb, heißt es also: Wir lesen in denGeschichten und Zeitbüchern der alten Britten, wie in den alten (antiquis) gestis und Annalen der Schotten und Pichten, daß u. s. w., woraus wir sehen, daß es lange vor dem 12ten Jahrhundert solche schriftliche Quel. len der brittischen und schottischen Geschichte gab, und ihrer muß es ei

ben Verlust schwand der Tag von den Zeiten der schottischen Geschichte zwischen dem 5ten und 10ten Jahrhundert fast ganz hinweg. In den Bergen, die zwischen Perth und Inverness liegen, durch welche jezt die hochländische Landstraße (Highland Road) geht, sollen keine Spuren von Römern vorhanden sein, auch ich habe auf meiner Reise über den Grampian deren nirgends eine gefunden, aber an den Küsten hin kann man die Römer bis in die Nachbarschaft von Inverness verfolgen, jedoch nur in dunkeln Spuren, über Ness und Beauly River kamen sie natürlich nie hinaus, denn hier wurden sie gehemmt von den kräftigen Männern Caledonias.

Die beiden ungeheuer von einander abweichenden Königsreihen der Pichten in der Pichtenchronik sind wahrlich zwei eisenharte Nüsse, ehe der Kritiker den Kern erreicht. Dergleichen Dinge sind abschreckend, daher geht man vorüber und läßt sie liegen, oder wirft höchstens damit herum, sammelt die Stücke auf, die abfliegen, und thut sich groß damit. Ich habe sie einmal angesehen und angefühlt, sie sind gewaltig hart, und muß gestehen, daß ich freilich nicht daran verzweifle, sie aber doch in diesem Augenblick nicht brechen kann. In dem pichtischen Katalogus sind die Königsnamen auf seltsame Weise verstümmelt, und das fast überall, wo man hinsieht, denn hier waren 3 Sprachen mit einander im Kampf, die lateinische, die pichtische und die gaithelische (sprich gailische), d. i. die Sprache der Hochlande. Ferner gibt es Könige hier, die 100 und 101 Jahre regieren, in der ersten 4, in der 2ten 3, die Lebensjahre werden mit den Regierungsjahren zusammengeworfen, und Königssöhne Eines Vaters der Reihe nach sammt den einem Jeden beigelegten Jahren aufgezählt, als wäre der eine des andern Nachfolger auf dem pichtischen Königsthron gewesen, da doch höchstens nur ein paar davon einander haben folgen können, oder vielleicht auch nur neben einander regiert haben. Die erste enthält 37 Könige, welche zusammen bis auf die Ankunft St. Patricks in Irland 568), was nach dem pichtischen Katalog im 19ten

nige gegeben haben, deren Alter der Abfaffung bis ins 5te christliche Jahrhundert hinaufreichte, da nemlich aus dem pichtischen Königskatalog erhellet, daß schon im 5ten Jahrhundert zu Abernethy in Fife, wo einer der berühmten Rundthürme oder ecclesiastischen Thürme steht, deren es 2 in Schottland, über 100 aber in Irland gibt, eine chriftliche Kirche war. Von diesen Thürmen werde ich in meinen „Reisen“ handeln. Der Thurm zu Abernethy, der alten Königsstadt der Pichten, ist indeß, wie es mir vorkam, nicht so alt, als einige in Frland, z. B. in Swords, Sevenchurches, Kildare und andre mehr, aber dennoch ist von einem folhen Thurm auf das hohe Alter seiner Kirche zu schließen. 568) Nach Tigernach, nach den Ann. Ulton., den Ann. Inisf., den Ann. IV. Magistr. kam Patrick im Jahre 432 nach Frland, der pichtische Katalogus hat das Jahr 406, Nennius 407.

Regierungsjahre Königs Drust Mac Erp geschah, 1556 Jahre regiert haben sollen, die 2te aber bis auf den 100 Jahr regierenden Drust Mac Urb 569) nur 17, deren Gesammtregierung, die ersten 18 Regierungsjahre Drusts mitgerechnet, 612 Jahre beträgt. Von der ersten Jahrzahl nun 432 abgezogen, als das 19te Jahr Drusts, gibt das Jahr 1124 vor Christo, von der 2ten aber, nur das Jahr 180. Die erste Jahreszahl verwerfen wir nun gleich unbedingt, weil der erste König der Pichten mit seinen 7 Söhnen, die also Brüder sind, während sie auf einander folgen, zusammen 351 Jahre regieren, und wenn auch einige davon neben einander regiert hätten, so ist dennoch der gröbste Irrthum hier vorhanden. Die zweite ist wahrscheinlicher, aber dennoch irrig, da die ersten 3 Könige der Pichten zusammen 251 Jahr regieren. Werfen wir hievon die überflüssigen Jahre weg, so kommen wir der Zeit von Christi Geburt, und damit auch zugleich der Zeit der pichtischen Auswanderung näher, welche Zeit weiter unten als die wahrscheinlichste bezeichnet werden soll. Also mit dem pichtischen Königskatalog ist, so lange die harten Nüsse noch unzerbrochen liegen, zur Bestimmung der Auswanderungszeit der Pichten ganz und gar nichts anzufangen.、 Soviel indessen haben wir doch fürs Erste aus ihm gelernt, daß viele Namen pichtischer Könige, wie Gere, Thoran, Garnard, Drust, Ganut, Gyrum oder Gorm, Brude, Kinet, Luthren, Melcho, Domnal, Bile, Alpin, Keother, Erp, Moneth, Fathe, Amfrude, Galanau Etelich, Cealtraim, Aleph, Wid, Enfret, Bhred, Taran, Kiniod, Wroid, Wred und Bred, Uwen, Urup, Uist, Ru, Got, Olfinecta (mit der galischen Endung), Wurgest, Arcois, Dectoteric u. s. w. augenscheinlich germanische Namen find, die nur im galischen Munde etwas verstümmelt wurden. Ja selbst der Name des angeblich ersten Pichtenkönigs Cruiden oder Cruidne, dessen Vater Cinge, d.. i. der König, heißt, und der zugleich in den irischen Annalen der Allgemeinname für das ganze Pichtenvolk ist, wie z. B. Cruithne Ul, d. i. die Pichten von Ulster, klingt germanisch. Diese Namensähnlichkeit aber ist ein wichtiger Wink bei unserer gegenwärtigen Forschung, und schon hieraus läßt sich mit Sicherheit die germanische Abkunft der Pichten folgern, eine solche Beweiseskraft hat eine Sprache. Aber wir gehen jezt zu Beda über, um auch bei ihm Aufklärung über unsre schwierige Aufgabe zu suchen. „Nach Einnahme des größten Theils der Insel", sagt Beda 579), „begab es sich, daß das Pichtenvolk, aus Skythien, wie berichtet wird 571), in

569) Urb hier, dort Erp. Da hat man ein Beispiel der verschiedenen Schreibart. Auch in den Angaben der Regierungsjahre stimmen die beiden Königskatalogen selten überein. Die zweite, bemerke ich noch hier, ist aus dem Register von St. Andrews (in Fife). 570) Hist. Eccl. lib. 1, cap. 1. 371) ut perhibent.

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