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den, wo schon geschlechtsverwandte Stämme wohnten, bei weitem nicht den kriegerischen Charakter trugen, wie in dem jezigen Frankreich, obwol in diesem Lande die Zahl der Franken gewiß nicht so klein gewesen ist, wie man geneigt ist anzunehmen. Es wird hier am rechten Orte sein, noch ein wenig von den Urbewohnern Frankreichs zu vernehmen, weil durch ihre Vermischung mit den germanischen Eroberern das französische Volk entstand. Die ausführlichste Kunde von Gallien findet sich in Julius Cäsars sogenannten Commentarien, insonderheit im 6ten Buch, und bei Strabo im 4ten Buch. Aber auch Ammianus im 9ten und 10ten Kapitel des 15ten Buchs seiner Kaisergeschichte theilt manche Nachrichten mit, die für unsern Zweck brauchbar sind. Das Wichtigste aus diesen beiden Kapiteln möge hier seinen Plaz finden.,,Die Schriftsteller des Alterthums, die selbst in Zweifel waren, ließen uns von dem Ursprung der Gallier nur eine halbe Kenntniß nach, in der Folge aber sammelte Timagenes, der an Fleiß und Sprache ein Grieche war, aus vielen Büchern, was lange unbekannt geblieben ist. Wie er berichtet, sind nach der Meinung Einiger die Urbewohner Galliens Kelten gewesen. Nach einem König wurden sie so genannt, nach dessen Mutter aber Galatae 929) wie der Grieche die Gallier nennt 939). Andre sagen, daß Dorier, dem ältern Herakles folgend, an gallischen Seeküsten sich niedergelassen haben. Die Drasidae sollen wirklich ein Theil des Urvolks Galliens gewesen sein, noch andre, heißt es, sind von den äußersten Inseln und den Gegenden jenseits des Rheins her, theils durch häufige Kriege, theils durch Sturmfluthen aus der Heimath vertrieben, massenweise nach Gallien gekommen 934). Auch behauptet man, daß einige flüchtende Griechen nach Troias Untergang sich hier an leeren Orten niederließen 932). Das Volk auf dem Lande umher legt aber ganz besonders darauf Gewicht (und wir lesen es auch in den Inschriften der gallischen Denkmäler), daß Amfitryons Sohn Herakles zur Vernichtung der wilden Tyrannen Geryon, der Hispanien, und Tauriscus, der Gallien befeindete, herbeigeeilt sei, nach ihrer Ueberwindung aber mit Edelfrauen mehrere Söhne gezeugt, und daß diese den Gebieten, die sie beherrschten, nach sich selbst benannt haben. Von Fokäa kam ein asiatischer Volksstamm, um der Rauhheit des persischen Statthalters Harpalus auszuweichen, über See nach Italien, ein Theil davon baute Velia in Lucanien, ein andrer

929) Das Leztere wenigstens ist unwahrscheinlich, denn Galat ist nur die keltische Aussprache des Namens Galen (Gaitheln)., 930) Ich muß die Form Gallier nur beibehalten, um nicht misverstanden zu werden, sie ist aber ganz falsch, nicht einmal Galler wäre richtig, obwol viel beffer als Gallier. 931) Er hat hier wol noch andre Einwanderungen, als die belgische, im Sinn. 932) Das ist nicht unwahrscheinlich.

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Massilia (Marseille) im Gebiet von Vienna 933). In der Folgezeit, als der Wohlstand wuchs, mehrte sich auch die Zahl der Städte, und die Wissenschaften blühten auf durch die Barden, Eubagen und Druiden. Die Barden sangen die Heldenthaten berühmter Männer im heroischen Versmaß auf der Laute, die Eubagen suchten die Natur zu ergründen, und unter ihnen bildeten die Druiden, die an Geist hervorragten, als das Ansehen des Pythagoras sank, sich eine Zunft, und legten sich auf Erforschung der tiefen und geheimen Dinge, fie achteten die menschlichen gering, und lehrten die Unsterblichkeit der Seelen. Die Gallier sind fast alle ziemlich hoch gewachsen, hell und röthlich an der Haut, durch das Grasse ihrer Augen schrecklich), ferner zanksüchtig und jäh zum Uebermuth. Mit ihrer keinem könnte ein Haufe Fremde es aushalten, wenn seine Frau ihm hilft, die noch viel stärker ist, und greis aussieht, zumal wenn ihr der Kamm schwillt, und sie dann knirscht, die ungeheuern schneeartigen Fäuste ballt, auch die Hacken zu Hülfe nimmt, und nun beginnt Stöße zu versezen, wie Katapulten, die von der Senne abgeschossen sind. Viele beisammen, sie mögen ruhig oder böse sein, geben fürchterliche und drohende Stimmen von sich. Alle halten sich reinlich und sauber, und keine noch so arme Frau geht in jenen Gegenden, insonderheit in Aquitanien, mit schmuzigen Lumpen an, wie anderswo. Jedes Atter ist zum Kriege ganz geeignet, und mit gleichstarker Brust marschirt der Greis in die Schlacht, wie der Jüngling, dessen Glieder von rauher Kälte abgehärtet find, da er durch immerwährende Beschwerde auch das Schreckliche gering achten soll, doch Niemand schneidet sich in Gallien den Daumen ab, aus Furcht vor Kriegsdienst, wie man in Italien thut. Das gallische Volk ist der Trunksucht ergeben, man macht mancherlei Tränke dem Weine nach, und manche in der geringen Klasse sind nimmer nüchtern.“

Mit dieser Bevölkerung Galliens, die aus Urkelten, Asiaten, Urgermanen oder Belgiern, Römern, Britten, Burgundern und Gotten bestand und 400 Jahr später kamen noch die Dänen oder Normänner hinzu sollten die Franken von der Nordsee, Germanen Einer Art, zu Einem Volk zusammenwachsen, und nach nnd'nach im Lauf der Zeiten einen Einfluß auf die Sitten und Lebensweisen, die moralischen und politischen Zustände der Völker Europas üben, desgleichen schwerlich je ein anderes Volk in einem höheren Grade fähig gewesen ist. Kein Land in West- und Nordeuropa hat so viele Volkselemente in sich aufgenommen, als Frankreich, das Volk des Gründers hat allerdings am allermächtigsten weil am allerlängsten auf dieses Land gewirkt, da ja die Kraft des germanischen Geistes unverwüßtlich und ewig ist, doch auch die Grün

933) Die wichtigsten Städte dieser Provinz waren Bienne, Arles, Valence und Marseille (fie wurden þernach alle burgundisch). So Amm. 15, 10.

dung der Normandie ist für Frankreich von außerordentlichen Folgen gewesen, was übrigens seine Gewalt über Europa betrifft, so ist unstreitig seine Lage auf dem europäischen Continent derselben ungemein günstig ge= wesen. Der Gründer Frankreichs errichtete seinen Hof zu Lutetia auf dem Eiland der Seine, immitten unter Romanen, und merkwürdig genug, als hätte der Himmelsstrich es verursacht, auch nach der Reichstheilung bleiben die germanischen Fürstenhöfe auf der Nordseite Frankreichs. Da= mals war die herrschende Landessprache die keltischrömische oder romanische, ein Gemisch aus der galischen und lateinischen, Sidonius Apollinaris (in der 2ten Hälfte des 5ten Jahrh.) nennt sie ganz unpassend latini und celtici sermonis squamam. Aber in den vornehmsten Städten herrschte die römische vor, welche die Sprache des mündlichen und schriftlichen Umganges, der Gerichte, der Schulen u. s. w. war, denn die Nömer bewiesen sich auch dadurch in ihrer tyrannischen Politik consequent, daß sie überall den unterjochten Ländern ihre Sprache aufdrängten, um deren vermeinte Würde unter allen Völkern zu verbreiten 934). Die Keltensprache Galliens starb nie völlig aus, sie lebte noch halb im Romanenmunde des Landvolks allerwärts, und noch bis auf diesen Tag haben sich unzählige keltische Ortsnamen in Frankreich erhalten, doch die ́allgemeine Sprache des gallischen Landvolks wich allgemach nach der Gründung Frankreichs der römischen Umgangssprache, die durch Vermischung mit der fränkischen die jezige französische erschuf, in welcher nicht viele Spuren der urkeltischen mehr vorhanden sind. Denn auch Paris war schon zu Julians Zeiten (Mitte des 4ten Jahrhunderts) von weit größerer Wichtigkeit, als zu Julius Cäsars 935), wie groß mußte das Ansehen dieser Stadt werden, als der gewaltige Gründer Frankreichs, `den Alles ehrte und fürchtete vom schwarzen Meer bis an die Straße von Dover, sie zu seiner Residenz erkor, und die vornehmste Geistlichkeit der Welt zu seinen Dienern und Nathgebern wählte. Auch die germanische Sprache, die durch Gotten 936), Burgunder und Franken nach dem jezigen Frankreich gekommen war, starb nie völlig aus, und ob sie gleich in der äußerlichen Form fast verschwand, so drang sie doch durch ihre angestammte Kraft bis in das Herz des römischkeltischen Sprachkörpers. Les regles judicieuses, posées par M. Abel Rémusat, nous apprennent qu'en général une langue étrangère se mêle á la langue indi

934) Val. Maxim. 2, 2 quo latinae vocis honos per omnes gentes venerabilior diffunderetur. 935) Caes. B. G. 6, 3; 7, 58. 936) Herr Michelet (Bnd 1, p. 194) macht alle Gotten gleich, und fragt: Mais les Goths eux-mêmes n'étaient-ils pas romains? Er erwartet Ja. Ich aber antworte Nein. Er hebt König Theodorik von Italien heraus und gibt uns einen Theil für das Ganze. Weder Prokop, noch die Schriftsteller, die von den Westgotten berichten, kennen verrömerte Gotten.

gène en proportion du nombre de ceux qui l'apportent dans le pays, sagt M. Michelet (Tom. 1, p. 136). Diese Art Kritik ist mir nicht scharf genug, denn es ist nicht allein die Zahl der Einwanderer oder Eroberer, sondern ganz besonders noch der Grad ihrer geistigen Kraft, wonach eine solche Sprachrevolution sich überall und immer richtet, und wer darf leugnen, daß eine germanische Eroberung weit folgenreicher ist, als eine slawische oder eine hunnische? Die benachbarten germanischen Reiche gen Norden, Often und Süden schüzten den Hof an der Seine vor schleuniger und gänzlicher Verrömerung, und der fortwährende Gebrauch, worin die germanische Sprache unter den germanischen Fürsten des Frankenkreichs sich noch lange nach dessen Gründung erhielt, vergrößerte ihre Einwirkung auf die fremde, womit sie nach und nach zusammenwuchs, und besonders auch hat die Eroberung aller Rheinlande durch den Gründer Frankreichs, wodurch die Nheingermanen in Wechselverkehr mit der Seine blieben, auf das germanische Element in Frankreichs Volk und Sprache gewiß nicht geringen Einfluß gehabt, bis endlich das zweite Rom, das ungeheuer heranwuchs, durch seine geistlichen Legionen alles Germanenthum in Europa zu verschlingen drohte 937).

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Der Gründer Frankreichs, einer der gewaltigsten Eroberer in der Geschichte der Menschheit, erreichte schnell sein Lebensziel, denn das ist das Schickfal aller außergewöhnlichen Menschenkraft, nur eben hatte er den Staat gegründet, doch lange nicht geordnet, undkaum 3 Jahre war seine Krone alt, da mußte er sterben, im 45sten Jahre ‍seines Lebens. Aber er hatte eine Kraft in feine Schöpfung gelegt, die nie vergeht, und ein Feuer, das nimmer ausbrennt, sein Werk war schrecklich, und dessen Wirkungen noch schrecklicher für ganz Europa, 1300 Jahr dauerten in Frankreich die Kämpfe zwischen Römerwesen und Germanenthum, da trug der germanische Geist einen ungeheuren Sieg davon, und triumfirte über das, was der Gründer Frankreichs begünstigt hatte, die ganze Erde ward durch diesen Triumf erschüttert, es schien, als wollte Frankreich auf einmal die ganze Schuldenlast an Europa zahlen, worin es durch seinen Gründer rathenge war. Das

937) Das jezige Französische in Belgien ist späterer Einfluß Frankreichs, das Särische in Flandern halte ich für holländischen Einfluß, nicht für eine Wirkung der Sarenkolonien Karls des Großen. Wo Karl diese Colonien hinverpflanzte, ist unbekannt, gewiß nicht nach Brabant und Flandern, denn den Saren die See zu geben, England gegenüber, wäre ganz unpolitisch gewesen, ich denke, der verschlagene Kaiser verstreute sie allent= halben hin. In dem sogenannten patois zwischen Namur und Liège habe ich keltische Spuren gefunden. Darüber in meinen „Reisen“. Eine gründliche Abhandlung` (am liebsten von einem Norddeutschen) über das germanische, eine andre über das keltische Element in der französischen Sprache würde der Wissenschaft sehr willkommen sein.

Volk scheint wiedergeboren zu sein als politische Macht, Germanenthum ist jezt vorwaltend, tief- und fernwirkend, die Kraft des 19ten Jahrhunderts, in Frankreich die mächtigste des europäischen Kontinents, wehe dem festländischen Volke, das mit Frankreich einen Krieg beginnt, das Volk zwischen Calais und Nantes ist stark, feurig und fürchterlich an Geist und Körper, kein slawischer Koloß, dessen Beine mit der Zeit vermodern, seine Basis ist germanisch und ewig, sein Wohlstand wächst, wie sein Geist in jeder Richtung, seine Flotte, die ihm die Normandie gab, wird wachsen zum Segen für das germanische Europa, es beherrscht das Mittelmeer, ist England näher gekommen durch Kühnheit und Willenskraft, und wird mit England das Bollwerk der ganzen Germania bleiben, wenn ungermanische Kolosse sich thürmen wie Egel in der Zeit, als Frankreich begann. Solche Kolosse, und drohten sie, wie die Hölle und alle Teufel, werden nie die germanische Menschheit bezwingen. In Frankreich und England vereint liegt die Kraft, die die ganze Welt erobern kann.

6.

Die Longobarden der Lombardey. Theodorif 938), der König von Italien, nach Odgwakers Tod, ein Sprößling des adeligen Geschlechts der Amalen, das für den Hunnenherrscher an der Marne focht, der verrömerte Zögling des orientalischen Kaiserhofes, ein schlauer, tapferer und willensfester Mann, und ein eben so gieriger als fähiger Gebieter, trachtete unablässig danach, dem gefallenen Rom seine kaiserliche Würde wieder zu erringen, und eine neue Imperatorendespotie über Italien und die an= grenzenden Länder zu verbreiten. Aber sein Werk war eitel, denn der Geist der Zeiten wollte es nicht. Unbefriedigt ging der König Theudrik zu Grabe, und ließ dem Corpus juris-Kaiser von Constantinopel, der durch seine Pandecten, Institutionen und Novellen mehr ausgerichtet hat, als alle Könige und Kaiser in aller Welt zusammen, lächelnde Hoffnungen nach. Justinian so hieß der Corpus juris-Mann war in seinen Unternehmungen überglücklich, er unterjochte ganz Europa mit seiner dicken Bibel, er erndtete, wo er selbst nicht säete, und siegte, wo er Andre für sich fechten ließ, er sah Italien an, und es ward sein Eigenthum. Doch dieses lezte Werk war nicht so dauernd, als das Corpus juris war, es endete schleunig, denn der Geist der Zeiten wollte es nicht. Der entmannte Grieche Narses, ein furchtbarer Haudegen, gab den Ostgotten Italiens den Todesstoß. Damals waren die Longobarden, die im hunnischen Hungerlande Ungarn 939) wohnten, schon längst die Nothhelfer

938) Richtiger Theudrik (der Volkreiche). Die falsche Schreibart entstand aus dem griechischen Theodor. 939) paupertina Pannoniae rura Paul. Diac. 2, 5.

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