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Zweites Kapitel.

Vorchristliche Zeit.

Den Nömern war vor Anfang unsrer Zeitrechnung der größere Theil Europas gänzlich fremd, d. h. die Inselkelten, die Bewohner der nordgermanischen Ebne, der skandinavische Continent, und die Völker von. Rußland und Altpreußen oder die Slawen nördlich von den östreichischen Ländern. Auch zu keiner andern Zeit haben die Römer irgend eine beßre Kunde von allen diesen Völkern gehabt, ausgenommen von Brittenland, d. h. dem jezigen England, und den schottischen Niederlanden disfeits Drum Alban. Den Römern war orbis terrarum, ihre Welt genug, die rings um das Mittelmeer lag, und was sie von dem dunkeln Norden hörten, war außerordentlich mangelhaft. Am meisten wußte der Verfasser jener schäzbaren Schrift, die man gewöhnlich Germania nennt, und ohne triftigen Beweis dem römischen Hoch-Tory Cornelius Tacitus zugeschrieben hat. Doch wie läßt sich eine Kenntniß unsrer Länder vor der christlichen wie in der christlichen Zeit von dem Nömervolk erwarten, das ein tyrannisches Landvolk war, und weder Seeschiff noch Seefahrt kannte, und was von lezterer auf dem Mittelmeer noch übrig war, vertilgte. Erst mit dem Anfang des 9ten Jahrhunderts geht das Licht des Nordens für das südliche Europa auf, durch die Helden der nordgermanischen Ebne, die Erobrer Westeuropas und die Schöpfer der Seefahrt auf dem Weltmeer und des Handels an allen Küsten der Erde.

1.

Die nordgermanische Ebne ist der merkwürdigste Fleck auf dem ganzen Erdboden. Denn a) waren ihre Bewohner in ihrem reinen und unvermischten Zustande im Aeußern wie im Innern von allen Völkern der Erde verschieden; und b) hat kein Volk in der Weltgeschichte von einem so kleinen Raum so mächtig und weithin gewirkt, als das Volk der nordgermanischen Ebne, und darum ist seine Geschichte die merkwürdigste und wichtigste, die der Nachwelt überliefert ist. Der Ursprung der Nordgermanen ist unbekannt, ob sie so alt wie ihr Boden sind, läßt sich weder leugnen, noch beweisen, von ihrer angeblichen Ureinwandrung in diese Ebne ist keine Spur und kein haltbares Zeugniß vorhanden. Aber es sind Zeugniße vorhanden, daß sie nicht aus Asien gekommen sind, nemlich ihre Sprache oder ihr geistiges Gepräg, und ihre körperliche Form und Farbe. Was die Sprache angeht, so ist diese von der Urzeit an bis auf diesen Tag im Wesentlichen dieselbe geblieben, und würden wir Jahrtausende über Christi Geburt hinaus zurückgehen können, so würden wir ihren Charakter unverändert finden. Wären nun die Nordgermanen

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́ursprünglich ein asiatischer Volksstamm, so müßte ihre Sprache einen afiatischen Charakter tragen, denn als einwanderndes Volk müßten sie dann doch wol schon ihre Sprache mitgebracht haben, da ja eine Sprache ohne ihr Organ undenkbar, und immer gleichaltrig mit diesem ist, oder es müßten sich Volksstämme in Asien finden und gefunden haben, die eine der nordgermanischen verwandte Sprache sprächen. Aber weder das eine, noch das andre ist der Fall, noch je der Fall gewesen, und darum verwerfen wir mit Recht die Hypothese von einer asiatischen Völkerwandrung in die nordgermanische Ebne. Mit Nücksicht auf die körperliche Form und Farbe des nordgermanischen Menschen, so geht auch daraus deutlich hervor, daß das Urvolk der nordgermanischen Ebne ursprünglich nicht in Asien entstanden ist, denn er ist durch beide von allen asiatischen Völkern und Volksstämmen gänzlich verschieden. Die Natur ist treu und irrt sich nicht, selbst die Misgeburt ist menschliche Schuld und Sünde. Von schwarzhaarigen Eltern werden nun und nimmer hellhaarige Kinder erzeugt, wenn nicht die Großeltern und Urgroßeltern der Kinder hellhaarig gewesen sind. Nur auf der nordgermanischen Urebne war das ganze Volk ein helles; alle andern Völkern auf dem ganzen Erdboden find dunkel; von diesen dunkeln häßlichen Völkern allerwärts kann am allerwenigsten ein ganzes Volk von schöner Form und heller Farbe, wie das nordgermanische war, hervorgegangen sein. Man könnte sagen, ihr Boden, den sie nach der angeblichen Ureinwandrung aus Asien einnahmen, habe solchen Einfluß auf Form und Farbe gehabt. Aber so müßte ja auch derselbe Boden noch jezt denselben Einfluß auf die Nachkommen desselben Volks üben, in einer Zeit, wo die Vermischung mit dunkeln Fremden schon so groß geworden ist. Dies ist zum Beweise genug, daß die Nordgermanen nicht aus Asien stammea.

2.

Es ist passend und dienlich, von dem Namen Nordgermanen, den sonst kein andrer gebraucht hat, hier Rechenschaft zu geben, um nicht durch eine Kleinigkeit Anlaß zu großen Mißverständnißen zu werden. Jedoch den Freunden des Römerthums wird es nicht unlieb sein, das römische germani beibehalten zu sehen. Julius Cäsar nennt die Völker, welche südlich und südwestlich an den Rhein grenzten, Germanen. Dieser Name, dessen Bedeutung hier zu berühren, unnöthig ist, scheint nicht der eigentliche Volsname, sondern ein von Fremden beigelegter zu sein, Julius Cäsar brauchte ihn noch unbestimmt, und schon der Verfasser der Germania dehnt ihn auf die Völker bis zum fernsten Norden von Europa aus. Nach der großen Völkerwanderung aus Norden zu Lande, und schon innerhalb dieser Wanderzeit tritt der Name Germani zurück, die Völker Eines Stamines tragen gewöhnlich ihren speciellen Volksnamen,

und nach der gänzlichen Erobrung Galliens durch die Franken verliert sich nach und nach durch die Alamanen, die in den Strecken des Oberrheins, besonders in Baden und Würtemberg sich niederließen, der Landesname Germania in Alamania, wie er noch jezt bei den Italienern und Franzosen heißt *). Die Franken des Niederrheins, die nördlich an die Frisen und an die Saren grenzten, nannten sich, nach ihrer Trennung von den romanisïrten Franken in Belgien und Frankreich, was während der Herrschaft der mächtigen Pippine geschah, Theodisci, d. h. deutsche, welcher Name, der schwerlich vor dem 8ten Jahrhundert vorkommen mag, in Folge der Eroberungen Karls des Großen der allgemeine Volksname der Bewohner des jezigen Deutschlands ward. Daß selbst auf das römische Batavien und das fränkische Frisland, d. h. das jezige Holland, der Name Theodisci oder Deutsche übergegangen ist, erhellt auch daraus, daß noch heut zu Tage der Engländer das holländische Volk the Dutch nennt. Aber die reinen Frisen haben nie den Namen Deutsche geführt, weder die Westfrisen noch die Ostfrisen, noch die Nordfrisen, denn sie behielten mit ihrer Muttersprache auch ihren eigentlichen ursprünglichen Volksnamen lange bei, was bei den Inselfrisen an den Küsten von Ostund Westfrisland und den dänischen Frisen noch bis auf diesen Augenblick der Fall gewesen ist. Eben sowenig haben vor dem 9ten Jahrhundert die Saren von Holstein und Hannover, von welchem Volksstamme die Römer gar nichts wußten, Germani und Deutsche geheißen, selbst ein Jahrhundert nachher konnte dieses noch schwerlich der Fall werden, erst durch die Erhebung des särischen Fürstengeschlechts auf den römischdeutschen Kaiserthron, wodurch das jezige Süddeutschland mit dem Sarenlande näher verbunden ward, war die Möglichkeit auch den Saren gege= ben, Deutsche genannt zu werden. Mit dem Wiederaufleben der sogenannten klassischen Literatur lebte auch der römische Name Germania recht wieder auf, und besonders Ulrich von Hutten in seinen Reden gegen Herzog Ulrich von Würtemberg braucht ihn in seiner vollen Kraft für das römischdeutsche Kaiserreich; auch die Weise Englands, Deutschland Germany zu nennen, ward dort erst nach dem Zeitalter der Kirchenreform völlig herrschend. Diese Entwickelung des deutschen Volksnamens ist auf geschichtlichem Wege geschehen, und der Geschichtsmann darf nicht wagen, sie auf einem ungeschichtlichen zu leugnen. Mit Rücksicht auf das Volk nun, welches die Römer Germani nennen, so hatte der Verfasser der Germania darin den richtigen Blick, daß er die Grenzen der Germanen fern gen Norden rückte, ferner daß er alle germanischen Völkerschaften für nah verwandt, und durch gleiche Sprache,

*) Sieh meine Abhandlung über den Ursprung der Theudißken „über den Namen Alemania.".

körperliche Form und Farbe zu Einem Ganzen verbunden ansah, daß er endlich nach der Meinung Andrer seiner Zeit ein durch keine Vermischung mit fremden Völkern verunreinigtes, sondern eigenthümliches, reines und nur sich selbst ähnliches Geschlecht in ihnen wahrnahm 1). Aber den Namen Germani, so passend er auch zur Bezeichnung aller Völkerschaften Eines großen Volks als bloßer Name sein mag, habe ich bei meinem jezigen Studium auf einen Theil dieses Volks nemlich die Bewohner der germanischen Seelande nicht anwenden können, grade weil er für diese unpassend ist, es war ein andrer zu wählen, der auf einmal alle Völkerschaften diefer Seelande umfaßte. Die verwandten Völkerschaften der germanischen Seelande hat man bisher „gothische Völker" genannt, allein diese Benennung ist ganz grundlos, und so falsch, wie irgend eine in der Geschichte sein kann, sie ist nicht allein bei den Geschichtenschreibern des Continents in großem Gebrauch, sondern ist auch hauptsächlich seit Pinkerton) in alle neuern großbrittanischen Geschichtsbücher übergegangen. Wer tiefer studirt, wird erkennen, daß die Gotten nur als eine Völkerschaft der germanischen Seelande anzusehen find, und daß der Name Gothen keineswegs der allgemeine Volksname aller Völkerschaften dieser Seelande sein kann, wovon sie selbst nur ein Theil gewesen sind. Daher mußte ich den Namen „gothische Völker" verwerfen, und mir blieb nur noch der allgemeine Name Nordgermanen übrig, wodurch zugleich die geografische Lage der Bewohner der germanischen Seelande scharf genug bezeichnet ist.

3.

Im Vorigen ist schon angedeutet worden, daß das germanische Volk durch seine Eigenthümlichkeit im Aeußern und Innern von allen andern Völkern verschieden war. Die Beweise für diese Behauptung bieten nicht allein unzählige alte Schriftsteller dar, sondern auch die wichtigste von allen Geschichtsquellen, die Erfahrung, indem man nemlich überall, so weit die nordgermanischen Völkerwandrungen einst gegangen sind, die Spuren dieser eigenthümlichen Menschheit findet. Das eigentliche Deutschland, øder Germania im engern Sinne, grenzte im ersten christlichen Jahrhundert noch im Süden und Südwesten an Kelten und namentlich vorzugsweise an die festländischen Gaelen, im Westen an keltischgermanische Völker, d. h. an die mit Gaelen vermischten Germanen und Belgier, die in einer unbekannten Zeit den urkeltischen Boden, den sie damals bewohnten, erobert hatten 3), im Norden an die Saren, im Often an Slawen. Dieses Germanien, das durch Einwandrer aus Norden in einer gleichfalls un

1) Germ. Cap. IV. 2) History of the Picts in 2 Vol. *) Sich Caesar de Bello Gall, 1, 1; 2, 4.

bekannten Zeit, vielleicht zu derselben, als Belgien entstand, auf urkeltischem Boden gegründet ward, ist von dem nachherigen wohl zu unterscheiden, das im Zeitalter der großen nordgermanischen Kriegsvölkerzüge, nemlich im 3ten, 4ten und 5ten Jahrhundert, vorzugsweise durch die Franken und Alamanen gänzlich umgestaltet ward, als germanisches Leben und germanische Sprache ganz Baden, Würtemberg und Baiern ergriff, ja mitten durch das jezige Oestreich siegreich bis an die Westgrenze von Ungarn drang. Aber noch ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte zu beachten, den meines Wissens Keiner vorhin beachtet hat, daß nemlich die römischen Geschichtenschreiber, wenn sie von Germania sprechen, meistens grade jene Länder meinen, welche südlich an Rhein und Lippe stoßen, und nördlich an die Nordsee und die Elbe; also das alte Frisland und das alte Sarenland. Was nun alle jene Völkerschaften angeht, welche der Verfasser der Germania mit Recht für Eines Geschlechts hielt, und mit dem Allgemeinnamen Germania belegte, so finden wir sie überall, sowol in ihren Ursizen, d. h. an und auf der nordgermanischen Ebne, als auch in den zu den Zeiten der großen Völkerwandrung von ihnen. eroberten Ländern, einander um desto ähnlicher, je reiner und unvermischter. sie geblieben sind. Alle römischen Schriftsteller, die von Germanen sprechen, deuten auf deren Verschiedenheit von andern Völkern hin, das Große, das Helle, das Schreckende in der Erscheinung des germanischen Menschen fällt dem Römer sogleich ins Auge. „Ich stimme der Meinung derer bei," sagt der Verfasser der Germania*), „welche aus Gründen glauben, daß Germaniens Völkerschaften durch keine eheliche Verbindungen mit fremden Völkern befleckt worden, sondern ein eigenthümliches, reines und nur sich selbst ähnliches Geschlecht gewesen sind. Daher die Beschaffenheit ihres Aeußern (habitus corporum), die unter einer solchen Menschenmenge, dennoch gleich bei allen ist, nemlich ihre schrecklichen blauen Augen, ihr brandgelbes Haar (rutilae comae), ihre großen Körper," u. s. w. Es ist viel Leichtgläubigkeit und viel Unglaube, viel Leugnen und viel Behaupten in unsrer Zeit, darum steht auch zu erwarten, daß Viele meine Ansicht verwerfen werden, daß das römische Germanien meistens nicht von dem eigentlichen Deutschland zu verstehen ist, sondern von den germanischen Seelanden. Man lese aber erst, bevor man verwirft, die Stelle Germ. 2 nach, wo es folgendermaßen lautet: „Das germanische Volk selbst möchte ich für die ursprünglichen Bewohner ihres Landes (indigenas) halten, die keineswegs mit Anfömmlingen aus der Fremde sich vermischt haben, denn wer in alter Zeit sein Vaterland verlassen wollte, um sich neu anzusiedeln, ging zu Schiffe weg, nicht zu Lande, und nach dem unermeßlichen und so zu sagen widerfirebenden Weltmeer (Oceanus),

4) Germ. cap. IV.

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