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kommt nur selten ein Fahrzeug von unsrer Welt. Wer anders sollte ferner wol, ohne Gefahr auf dem wilden und unbekannten Meer zu leiden, von Asien, oder Afrika oder Italien nach Germanien gehen, wo die Gegenden häßlich find, wo die Luft rauh ist, und wo es wüst und`trübe aussieht, als nur ein solcher, der in diesem Lande geboren wäre?" Die jezige sogenannte civilifirte Welt, die in der That mit fremdartigen Stoffen schon ungeheuer vermischt ist, und sich vor ihrer eignen Unansehnlichkeit zu schämen scheint, will im Allgemeinen genommen nicht viel von den äußern Unterscheidungsmerkmalen der Völker mehr wissen. Dies ist be sonders in den protestantischen Theilen des Festlandes der Fall, nicht sehr in England und Schottland, wo der Mensch noch mehr die einfache Wahrheit liebt. Tacitus war als Römer ein sehr kluger Mann, und weil man ihm als Römer boch gerne glaubt, so wird man auch gewiß nicht bestreiten, was er an einer Stelle in dem Leben seines Schwiegervaters sagt 5). An dieser Stelle, wo er von den Völkern Brittaniens spricht, heißt es: „Die Beschaffenheit ihres Aeußern ist mannichfach, und daraus folgen die Beweise für ihre Herkunft. Denn das brandgelbe Haar und die großen Gliedmaßen des Volks von Caledonia bezeugen die germanische Abkunft 6)." Die Beweisstellen in der Germania und im Leben des Agricolas für die Eigenthümlichkeit des germanischen Volks werden noch durch sehr viele andre in den sogenannten Klassikern bestätigt, welche Stellen diejenigen wissen werden, die Gelehrte heißen. Aber der beste Beweis von allen ist die Erfahrung. So weit als zu irgend einer Zeit die Wandrungen des großen germanischen Volks gegangen find, so weit auch trifft man die eigenthümlichen Spuren des germanischen Geschlechts an. Es ist der Segen des Himmels, der über diesem Volk gewesen ist, daß es zahllos ward, wie die Sterne am Himmel, und ganz Europa mit seiner Art erfüllt, ja sich verbreitet hat bis zu allen Enden der Erde. Wir haben's hier indeß zunächst mit dem Volk der nordgermanischen Ebne zu thun, von woher alle bekannten germanischen Wandervölker gekommen sind, nemlich die Belger, die Schotten Irlands, die Kimbern, die Gotten, die Pichten, die Franken, die Wandalen und Bur

menta.

*) Vit. Agric. cap. XI. Habitus corporum varii: atque ex eo argu6) Unter Caledonia, versteht Tacitus die schottischen Küstenstrecken zwischen Drum Alban und Duncansbay Head, oder zwischen dem Fluß Spey in Murray und dem Pentlandfirth. Er sezt die Caledonier im nördlichsten Theil Großbrittaniens den Siluren im südlichen entgegen. Ueber Caledoniens Grenzen sieh Ricardi, Monachi de Situ Britt. lib. I, 6, 51. Dieser Mönch war ein außerordentlicher Mann in feiner Zeit, sein Geschmack und sein Urtheil find unvergleichlich. Sein Werk muß mehr studirt werden, als bisher geschehen ist.

gunder, die Gründer Englands u. s. w. Die eigenthümlichen Unterscheidungsmerkmale des nordgermanischen Menschen habe ich in der „erklärenden Einleitung" angegeben, und ihre Wahrheit wird man überall im großbrittanischen Reich deutlich vor sich sehen, besonders aber in folgenden Gegenden: in Fingal und in der Grafschaft Werford, wie in der Nachbarschaft von Larn, auf North Uist und in Ness auf Lewis, in Shetland, Orkney und Caithness, in Cromarty, Murray, Buchan nnd Forfar, in Fife, Hadtingtonshire und Wigton in Galloway, ferner in ganz England, insonderheit aber in ganz Ostengland, am meisten in Norfolk und Suffolk, in Cumberland, besonders in den Bergthälern, in Westmoreland und Lancashire, in Anglesey und South Wales, in allen Landschaften an der Thames, in Kent und Suffer u. s. w., endlich im Bessin und Cotentin in der Normandie. Am schönsten zeigt sich der nordgermanische Mensch noch diesen Tag in dem Angel, dem Nordfrisen und dem Westfrisen, in dem Bewohner von Haddingtonshire und auf Nes in Lewis. im nordwestlichen Lancashire und in Westmoreland, im südlichen Kent und in Oftangeln, in Berk- und Orfordshire, in Worcester, Derby und Nottingham, so wie in der eigentlichen Normandie 8).

4.

Jezt ein Wort über die Grenznachbaren der Nordgermanen. Die Hauptgrenze der großen nordgermanischen Ebne ist das Meer, das großartigste Element des Erdkörpers, die Mutter, alles Todten und alles Lebendigen, die Ursache alles Kräftigsten und Mächtigsten, der ewige Zeuge von Dänemarks Ruhm und Thaten, der stolze Träger englischen Glücks von Baffin's Bay bis nach Sidney. Die ganze Westgrenze der

7) Die Beweisstellen für diese Behauptung stehen bei Caesar, Livius, Sueton, Florus, Ammianus, Strabo, Agathias, Procop, Geograph. Rav., Salvian, Jornandes, Gildas, Beda, IV Magift., Galfrid von Monmouth. *) Von allen Völkerschaften der ganzen großen Germania find die Angeln und Frisen, die Gründer Englands, die vorzüglichsten, sowol äußerlich als innerlich. Sie haben den schönsten Wuchs, die reinfte Hautfarbe, den hellsten Verstand und das zarteste Herz. Sie find von jeher das reinlichste und betriebsamste Volk gewesen, und diese großen Eigenschaften, das Erbtheil von unsern Küften, findet man in dem eigentlichen England in hohem Maße wieder. Die frisischanglische Schönheit spricht sich im Körperbau und besondes in der Form und Farbe des Angesichts des englischen Frauenzimmers noch aufs feinste und edelste aus. Die frisischenglische Gesichtsform ist durchweg länglicher, der Wuchs höher, die Farbe heller und frischer, die Nase länger, und mehr gestreckt und fein gebildet, die Form der Ankeln und Füße ebenmäßiger und gefälliger, als bei den Nachbarvölkern, z. B. den Saren. Diese Bemerkungen find aus Erfahrung genommen, und keiner darf sie. bestreiten, dem diese Erfahrung nicht vergönnt ist.

nordgermanischen Menschheit ist das freie Meer mit seinen Ausgängen zur Kunde der ganzen Erde. Die Ostgrenze ist gleichfalls Meer, aber ein beschränktes, das ostwärts auf finnische und slawische, südwärts auf slawische Küsten fällt. Im Süden grenzten die Nordgermanen oder die Germanen der Seelande an die mit Kelten vermischten Belgier, ferner an das aus vermischter Bevölkerung: bestehende Germanien vor den großen nordgermanischen Völkerzügen während des christlichen Zeitalters, endlich an Slawen, im Norden aber an Finnen und Lappen. — Das ganze germanische Volk liebt die Ebne vorzugsweise, man trifft es in seinen Urfizen in der Ebne an, und bei seinen Gründungen in fremden Ländern hat es sich am liebsten, und daher fast immer in Ebnen angesiedelt. Dasselbe ist der Fall mit der nordgermanischen Bevölkerung auf dem skandinavischen Continent gewesen, denn man findet diese dort ausschließlich - an den Küsten und Küstenstrecken außerhalb der Hochgebirge, der am meisten gebirgichte Theil ist von der schwarzhaarigen Race bewohnt.

5..

Was die Urbewohner des skandinavischen Kontinents betrifft, deren Entstehung vielleicht vor Griechen, Römern und Germanen gewesen ist, ja selbst vor dem Keltenstamm Westeuropas, der sich einst von Trafalgar bis nach Cape Wrath erstreckte, so sind für diese besondre Forschung keine andern Zeugnisse vorhanden, als bloße Gründe der Wahrscheinlichkeit. Daher dürfen wir hier auch keine festen Behauptungen aufstellen, sondern nur mit Andeutungen uns begnügen. Wenn Cornelius Tacitus der Verfasser der Germania gewesen ist, so können wir kaum daran zweifeln, daß schon vor ungefehr 1800 Jahren die Finnen wie die Wenden in ihren jezigen Sizen wohnten 9). Derselbe Verfasser erwähnt an derselben Stelle die Sarmaten, oder den großen Slawenstamm, woraus das eigentliche russische Reich besteht, zwischen Wolga und der Ostsee, und zwischen dem schwarzen Meer und den Seen östlich vom Golf von Finnland. Er ist indeß zweifelhaft, ob er die Wenden, d. i. die Ostseeslawen zu den Sarmaten rechnen soll oder nicht, weil er die charakteristischen Unterscheidungsmerkmale der Slawen von andern Völkern nicht kannte, und ich will hier etwas nicht unberührt lassen, weil Gewicht darauf zu legen ist, daß einer der glaubwürdigsten fränkischen Chronisten, der Presbyter Frodoardus von Rheims, der im Jahre 966 starb 10), die Slawen, mit welchen die sächsischdeutschen Kaiser zu kämpfen hatten, überall Sarmaten nennt. Doch aus jenem lezten Kapitel der Germania erhellet klar, daß ihr Verfasser die Wenden und die Finnen für Nachbaren der Sarmaten, oder der eigentlichen Russen hielt, worin er den richtigen Blick

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9) Germ. cap. XLVI. 1o) Frodoardi Chron. s. a. 966,

hatte, weil dies sich auch noch jezt durch die Erfahrung bewährt. Unter den Finnen, die er erwähnt, sind zunächst wol die Finnen von Finnland, die jezt schon mit Nordgermanen stark vermischt sind, in Folge des dänischen Heldenalters, zu verstehen, weil von diesen Finnen die Römer am ersten Kunde haben konnten, nicht so leicht von Finnmarken am Eismeer. Freilich sind die Lappen, was die Nace angeht, mit den Finnen nah verwandt, allein es ist keine zu gewagte Muthmaßung, wenn man annimmt, daß einst der ganze Landstrich zwischen dem Golf von Finnland und dem Eismeer ununterbrochen in grader Richtung von wirklichen Finnen bewohnt gewesen ist. Man muß die Karte vor sich haben, um dieses genauer zu prüfen, und um beobachten zu können, daß die Lappen, welche, natürlich in uralter Zeit, höchst wahrscheinlich aus dem jezigen nordgermanischen Schweden oder dem eigentlichen Schweden vertrieben, von diesem leztern Theil des skandinavischen Festlandes an bis an das Eismeer wohnen, nachdem sie in jener Urzeit augenscheinlich mitten durch die Finnen sich nordostwärts ihren Weg gebrochen haben. Wäre nun diese Muthmaßung richtig, wie sie es wirklich zu sein scheint, so könnten wir die Finnen und Lappen unzweifelhaft für Urbewohner des skandinavischen Kontinents halten. Es ist indeß noch eine andre Thatsache hier nicht zurückzuhalten, die wenn auch nur ein sehr geringes Licht auf die Urgeschichte dieses Theils von Europa werfen kann. Eben so nemlich wie die Schweden, die ebensowol als die Frisen und Angeln, die Saren, die Jüten, die Norweger, die Dänen im engern Sinn und die Gotten die Merkmale der nordgermanischen Menschheit tragen, natürlich in der Urzeit denn schon der Verfasser der Germania 1) fennt sie jenseit des Meers in ihren jezigen Sizea in einem civilisirten Zustande, und berührt an einer andern Stelle 12) eine aus ihrem Urlande Schweden 13), nemlich aus dem südlichen Theil, ausgewanderte Kolonie Gotten in der Nähe von Rügen — sich immer weiter nach Norden hin auf in der Nichtung des Grenzgebirges ausbreiteten, und die ganze Westküste des bottnischen Meerbusens, grade weil sie Flotten hatten, occupirten, so drangen auch die Norweger, von den 11) German. cap. XLIV. Er erwähnt des echtnordgermanischen Seeschiffs, oder der großen Seejollen mit scharfem Schnitt hinten und vorne, wie man noch in Orkney und Shetland, an Schottlands, Irlands und Ostenglands Küsten, auf Man, in Bretagne, an der Loire und in der Normandie sehen kann. Sie haben gewöhnlich 2 Masten, einen tiefstechenden Kiel, Rahsegel und eine beträchtliche Breite, sie sind geklinkt und stark gebaut. Die Postjolle über den Pentlandfirth bedarf 5-6 Seeleute. An derselben Stelle deutet der Verfasser der Germania ein wichtiger Wink mit Rücksicht auf unsere Geschichte — auf die schwedische Seemacht in so alten Zeiten hin: Suionum civitates, ipso in Oceano, classibus valent. 12) Germ. cap. XLIII. 13) Jordan. de reb. Getic. cap. 4.

Küstenstrecken des Skagerracks und der Nordsee her, hier durch alle Flußgebiete von Langfjeld und Dofrefjeld und eroberten alles Land zwischen den langen südlichen Fortsezungen des Kjölengebirgs, dort jenseits von Langfjeld, Dofrefjeld und den Kjölen am Nördmeer hin bis hinauf nach Finmarken. Diese Andeutung gewinnt auch dadurch an Werth und Wahrscheinlichkeit, daß man am häufigsten die finnischlappische Race in den skandinavischen Hochgebirgen findet. Dies sei genug über die Urbewohner des skandinavischen Kontinents.

6.

Die Sprache eines Volks gehört zu seinen größten Unterscheidungsmerkmalen, weil in ihr die Eigenthümlichkeit seines Geistes außerordentlich stark hervortritt, und eben dasselbe ist der Fall bei dem Einzelmenschen. Es ist nothwendig an diesem Orte ein Wort von der Sprache der nordgermanischen Menschheit zu sagen, aber schwer, in der Kürze mit Wahl und Gründlichkeit. Eine gründliche Behandlung dieser Sprache sezt eine tiefe Kenntniß der nordgermanischen Geschichte und eine genaue Bekanntschaft mit den Dialekten aller nordgermanischen Völker voraus, jene war bisher noch nicht der Fall, diese in mangelhaftem Grade. Zu einer tiefern Einsicht in das eigenthümliche Wesen der nordgermanischen Sprache, als es bisher den Gelehrten möglich war, ist das Studium des Nordfrisischen, des reinsten, lebendigen Ueberbleibsels aus dem nordgermanischen Alterthum, dann außer dem Isländischen und Altdeutschen, worin unstreitig Rask, Finn Magnussen und Jacob Grimm die größten Gewährsmänner sind, des Breitschottischen, besonders in Orkney, Buchan und Forfar, und des Breitenglischen, z. B. in Cumberland, Yorkshire, in der Westhälfte von Mittelengland, besonders in deren südlichem Theil, ferner des Litthauischen und Livischen und des Flandrischen, endlich des Gottischen im Wulfila, des Altenglischen im Beowulf und der englischen Chronik, und des Normannischen im Noman de Nou das wichtigste Bedürfniß der Geschichtsforscher und Filologen. Von der Sprache und von der Beschaffenheit des Aeußern irgend eines Volks und Volksstammes läßt sich mit unumstößlicher Gewißheit auf seine Verwandtschaft oder Nichtverwandtschaft mit einem andern schließen. Das Nordfrisische, meine Muttersprache, worin sich besonders das Gefühl außerordentlich tief ausspricht, ist von allen nordgermanischen Dialekten dem Altenglischen und dem Englischen, sowol in der Bezeichnung des Begriffs durch die Form, als auch in Bau und Aussprache, am nächsten verwandt, und hieraus geht die geschichtliche Wahrheit hervor, das die Nordfrisen, die Westhälfte des großen Angelnstammes, einen Hauptantheil an der Gründung Englands hatten, und die große Aehnlichkeit des nordfrisischen Menschen an Wuchs und Gesichtsform, in Haar-, Haut- und Augenfarbe mit dem

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