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Aus der Hauptstadt und Italien wurden die Reizmittel der Kehle hergeschleppt, von beiden Meeren her rauschten die Landstraßen. Die Befehlshaber der Städte wurden durch den Aufwand der Gesellschaften rein ausgeschluckt (exhausti), und die Städte selbst zu leeren Wüsten (vastabantur). Aber während Vitellius schwelgte, bereitete ihm der schlaue, besonnene, tapfre und höchst habsüchtige Vespasian, ein General vom alten Schrot (antiquis ducibus par, Ilist. 2, 5), der die ganze Römerwelt von den schottischen Hochlanden bis nach Arabien gesehen hatte, schnellen Untergang. Das Heer der Rheinlande hatte sein Lager unter den Mauern von Cremona, das Lager ward von Vespañians Truppen, der selbst noch im Orient war, erstürmt, und gleich darauf die Stadt Cremona mit ihren hohen Stadtmauern, ihren Felsthürmen und eisernen Thorriegeln erobert, von mehr als 40000 Feinden angefüllt, die aus römischen Bürgern, Verbündeten und Ausländern bestanden, und verschiedene Sprachen, Sitken, Leidenschaften und Rechtsbegriffe hatten, sie ward, eine Scene von Mord, Raub und schrecklicher Unzucht, und brannte mit allem Heiligen und Gemeinen gänzlich nieder. Ein solches Ende hatte Cremona 286 Jahr nach ihrer Erbauung 276). Durch Staatsraub und Bürgerblut errang Vespasian die Krone des Augustus, sein treuer Gehülfe war der Statthalter Syriens, Lucinius Mucianus, ein weltfluger, fügsamer, freundlicher, ehrsüchtiger, anmaßender, wollüstiger, rüstiger und tapferer Mann, dessen Leben vor Aller Augen so rühmlich, als im Geheimen schäntlich war 277). Um mächtige Heere gegen die Rheinarmeen des Vitellius auszurüsten, und auf den Beinen zu halten, bedurfte es unermeßlicher SumNichts erschöpfte die Völker so sehr, als die erpreßten Steuern, die Mucianus die Sehnen des Bürgerkriegès nannte, bei ihrer Auflegung kam Recht und Wahrheit nicht in Betracht, sondern nur die Gütermasse, durch Angeberei ward die Ausraubung aller Reichen erleichtert. Dies war schwer und unerträglich, ward aber durch die Nothwendigkeit des Kriegsbedarfs entschuldigt. Dieselben Staatslasten, die der Bürgerkrieg erzeugte, dauerten auch im Frieden fort. Vespasian zeigte sich bei Empfang der Krone eben nicht sehr abgeneigt, die Ungerechtigkeiten in Besiz zu nehmen. Als das Glück ihm mitspielte (indulgentia fortunae), und böse Lehrer ihn umgaben, da lernte und wagte er 278). Vespasian brachte der Gottheit ohne Bild und Tempel auf Carmel ein Opfer, als verborgene Hoffnungen seinen Geist beschäftigten, und der Priester Basilides beschaute das Ingeweid. Was Du vorhast, Vespasian, sprach der Priester, es sei was es will, du magst ein Haus erbauen, oder deine Landgüter weitern, oder deine Dienerschaft vermehren, dir ist ein großer Siz gegeben, ungeheure Landmarken, viele Menschen 279).

men.

276) Hist. 3, 26-34. 277) Hist. 1, 10. 278) Hist. 2, 84. 2, 78.

Als daher

279) Hist

nach der Eroberung Cremonas von allen Enden günstige Nachricht einlief, und Boten sogar im Winter zur See nach Cäsarea kamen mit der Nachricht vom Tode des Vitellius; da ließ der glückliche Flavier eilig die schnellsten Schiffe mit Korn beladen, vertraute sich dem winterlichen Meere an, und landete zu rechter Zeit, als nur noch für zehn Tage Lebensvorrath in den Speichern der Hauptstadt war. Aber kein Capitolium war zu Nom. Seine erste Sorge ging auf die Erbauung eines neuen. Die Scher des Ingeweids mahnten an, den Schutt des vorigen Heiligthums nach den Marschsümpfen zu bringen, und den Tempel auf demselben Plaze zu errichten, es sei der Wille der Götter nicht, die alte Form zu verändern. Am 21sten Juny des Jahres 70, an einem heitern Tage, ward der Bauplaz des Tempels ganz mit Gebinden und Kränzen ausgestattet. Nun traten Soldaten, die glückliche Namen hatten, mit Glückszweigen hinein. Hierauf beñezten die Jungfrauen der Vesta, von Knaben und Mädchen noch lebender Eltern begleitet, den Boden allenthalben (perluere) mit Wasser von Bächen, Quellen und Flüssen. Als dies geschehen war, flehte der Prätor Helvidius Priscus, nachdem der Hohepriester Plautus Elianus, der vor ihm herging, ein Suotaurilopfer zur Reinigung des Bauplazes dargebracht, und das Ingeweid auf den Nasen gelegt hatte, Jupiter, Juno und Minerva, und die waltenden Reichsgötter an, das begonnene Werk zu segnen, und ihre Wohnungen, die menschliche Frömmigfeit angefangen habe, durch göttliche Hülfe zu erheben, danach aber rührte er die Gebinde des Grundsteines und der Seile an. Jezt griffen die übrigen Magistratspersonen, und die Priester, die Rathsherren und Nitter, und mit ihnen eine Menge Volks eifrig und froh allzumal den großen Stein, und zogen ihn an seine Stelle. Vielerwärts bei den Grundlagen warf man rohe Stücke Silber und Gold, und ungeläutertes Metallerz hinein, so wie es aus der Erde kommt. Denn die Jngeweidbeschauer warnten, das Werk nicht durch einen Stein oder Gold zu entweihen, das zu etwas Anderm bestimmt gewesen sei. Die Höhe des Gebäus ward ebenfalls bestimmt, und hiezu allein gab der religiöse Glaube den Wink. Dies soll der prachtvollen Größe des vorigen Heiligthums gemangelt haben, das eine solche Menge Menschen faßte 280). So sehr hing der römische Mensch an Form und an Geformel, kein Wunder, daß aus dem Christenthum das Papstthum ward. Es sei der Wille der Götter nicht, die alte Form zu verändern. Aber der Gott des Universums sprach: Ich will die alte Form verändern, und die Götter des Nömerreichs sollen nicht mehr sein, vom Adler bis zum Höllenhund. Da fingen fie an zu altern, und nahmen Jahr für Jahr ab, denn sie waren Menschenwerk, und starben endlich, wie die Menschen alle, und wurden begraben

280) Hist. 4, 51. 52. 53.

in der Zeit, die Alles begräbt. Denn der unsterbliche Christus, Gottes reiner Gedanke Wahrheit, der von der unschulcigen Jungfrau geboren ward, war im Römerstaat gewesen, gekreuziget, gestorben und begraben, aber wieder auferstanden, und sein Geist, der Geist der Wahrheit, und daher der Feind der Götterwelt, der nachblieb, als Christus die irdische Hülle abwarf, drang nach und nach als Sieger durch das ganze Römerreich. Auf der römischen Erde ging es, wie im römischen Himmel. Die Priesterorden, die Sibylle, die Jungfrauen der Vesta, die Priesterinnen, die Bauchseher, die Vogelschauer, die Chaldäer, die Druiden, die Altäre und Blutopfer, Alles ging unter bis auf den Namen. Denn Christus hatte einst gesprochen: Und es werden Zeichen geschehen an der Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird den Leuten bange sein, und werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden.“ Und die Zeichen geschahen an den Göttern des römischen Himmels, an den Herren der Welt, es waren gräßliche Zeichen, die Zeichen des Unterganges, die römische Menschheit saß in Angst und Bedrängniß vom irischen bis an das schwarze Meer, die See und ihre Wogen um Germaniens Länder brausten und rauschten von Flotten, die zum Krieg ausgingen gegen die Römerwelt, und von der Ostsee und der Nordsee her zogen große Kriegsscharen zu Lande nach allen Theilen vom südlichen Europa. Da verschmachtete die römische Menschheit vor Furcht vor dem hereinbrechenden Unglück, und sahen mit Unruhe auf die Dinge hin, die kommten sollten, es waren unerhörte Dinge, denn auch die Kräfte, die der Himmel gibt, der Geist des Christenthums, waren in großer Bewegung, der freie Gedanke, den der Welterlöser anregte, kämpfte den religiösen Kampf mit dem Aberglauben und Knechtssinn des Kaiserstaats, die mächtigen Völker von Nordgermaniens Seeländern den politischen, das ganze europäische Römerreich ward erobert, und das kaiserliche Rom nahm ein Ende.

2.

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Auswanderung der Gotten. Noch eher als mit Neros Flucht und Tod die Familie des Weltverderbers auf dem Kaiserthron endete, zeigten sich in dem Theil des eigentlichen Germaniens, der südlich von der See und Niederelbe liegt, ungewöhnliche Bewegungen unter den einzelnen Völkerschaften, die Vorzeichen der großen Züge, die hernach erfolgten. Von den beiden Rheinarmeen, die aus 8 Legionen bestanden, und deren Zweck nicht so sehr war, Gallien zu zügeln, als gegen Einbrüche aus Osten und Norden zu decken, durfte schon im Jahre 14 am wenigsten die Armee des Niederrheins weggenommen werden, aus Furcht vor solchen Ein

brüchen 281). Von dem heftigen Kriege zwischen Arminius und Marboð, der von den Semnones und Longobarden in Holstein bis zu den Völkern am Erzgebirg reichte, und mit der Flucht Marbors zu den Markmannen in Westböhmen endete 282), handeln wir an einem andern Orte, weil hier zunächst nur von den Völkergährungen zum Aufbruch gegen römische Länder die Rede ist. L. Domitius, der im Jahre 25 starb, war zur Zeit des Augustus, als Tiberius das Oberkommando' auf den germanischen Feldzügen hatte, mit einem Heer über die Elbe, natürlich nicht über die Niederelbe, gedrungen, und weiter in Germanien hineingekommen, als irgend einer vor ihm 283). Schon während der ersten Kaiserdynastie dienten viele Germanen beim römischen Militär, Flavius und Arminins selbst 284), Chaufen 285), die Batavier und ihre Nachbaren, die Caninefaten, auf derselben Insel zwischen dem alten Rhein und der Waal, dem nachherigen Holland 286), die Mattiaci, die ebenso wie die Bewohner Bataviens unter der Bedingung der Militärpflichtigkeit den Nömern unterworfen waren 285), ferner die Sugambern, deren Urheimath nördlich vom Rhein

281) Ann. 1, 36. Et si omitteretur ripa, invasurus hostis. Vergl. 4, 5. Ilist. 4, 73. 282) Ann. 2, 44. 45. 46. Vergl. German. cap. 39. 40. 42. Ueber die Longobarden nördlich von der Elbe sich Strabo lib. 7. p. 446. 283) Ann. 4, 44. Freilich war L. Domitius auch in dem gefürchteten Theil Germaniens gewesen (Ann. 1, 63), aber in den Ländern nördlich von der Niederelbe nicht. Den Beweis gibt Strabo lib. 7, p. 451. 284) Ann. 2, 9. 10. 285) Ann. 1, 60; 2, 17. 286) Ann.

2, 8. 11; 4, 73. Ueber das Landgebiet der Batavier fieh Ann. 2, 6; Ilist. 4, 12. Ueber die Wohnsize, Herkunft, Sprache und Volksart der Caninefaten Hist. 4, 15. Ueber die Militärpflichtigkeit der Bewohner Bataviens Hist. 4, 12. 14; German. cap. 29. Im Vorbeigchen will ich nicht verschweigen, daß der Volksname Caninefates, dessen Singular Caninefas ist, eine arge römische Verstümmelung mit sich herumträgt. Ein germanischer Volksname mit einem griechischen Nominativ und Genitiv! Daffelbe ist in Orcas, Orcadis der Fall. 287) Germ. cap. 29. Ueber die Verbrennung von Mattium, dem Hauptort der Katten, durch Germanicus fieh Ann. 1, 56. Einen Wink über das Gebiet der Mattiaci in gebirgichter Gegend gibt Ann. 11, 20. 288) Eine fugambrische Cohorte im römischen Dienst Ann. 4, 47. Ungefehr Arnheim-gegenüber ging Cäsar zum ersten Mal über den Rhein, an dem gegenüberliegen= den Ufer wohnten die Sugambern, nach Cáes. B. G. 4, 16. 18; 6, 35. Nach Cäsars Bericht an der lezteren Stelle sezten 2000 fugambrische Neiter 30,000 Schritt unterhalb seiner Brücke über den Rhein, und drangen über die Nordgrenze der Eburones (vielleicht das jezige Burs · ren hat noch den Namen behalten), welche an die Menapii grenzten, nach lib. 6, 5, womit lib. 4, 4 zu vergleichen ist, weil hier ebenso wie bei Strabo lib. 4. p. 296 von Besizungen der Menapier am nördlichen Rheinufer gesprochen wird. Strabos Sugambern grenzen an die Menapier, nach lib. 7 p 446 an das Meer, welche Angabe falsch ist, wenn nicht die Zuyder Zee gemeint ist. Unter Kaiser Augustus wurden die

in Geldern war 289). Auch im Jahre 65, als die weitreichende Verschwörung gegen Nero ausbrach, und der Kaiser, je ängstlicher er ward, mit immer mehr Schuzwachen sich versah 290), ja sogar die Hauptstadt und ihre Nachbarschaften, sammt der Tiber und dem angrenzenden Meer in eine Art von Belagerungszustand versezte, treffen wir zu Rom bei den kaiserlichen Leibwachen zu Fuß und zu Pferde Germanen an, auf deren ausländische Treue der Tyrann sich verließ 291). Schon im 1sten Jahr des Kaisers Tiberius, also im Jahr 14, als Germanicus noch nicht in Germanien gewesen war, finden wir ein römisches Standlager und eine römische Zwingburg im Lande der Chaufen 292), diese römische Eroberung fällt demnach in die Zeit des Augustus. Auf dem ersten Feldzug des Germanicus gegen die Germanen disseits der Weser im Jahre 15 versprachen die Chauken ihm Hülfstruppen 293), und die Ems war der Versammlungsort der römischen Armee 294). Eben vor seiner zweiten Expedition gegen die Germanen disseits der Weser oder gegen die Cherusker und ihre Verbündeten, ließ er die ganze Militärlinie zwischen Els und dem Rhein neu verstärken 295), auf dieser Expedition selbst wird die Flotte auf der Ems hingelegt, und das römische Heer marschirt durch friedliches Land bis an die Weser 296), auf beiden Expeditionen kommen die Truppen, die den Seeweg gehen, durch friedliche Länder. Die Frisen waren seit Drusus unter der Bedingung der Steuerpflichtigkeit den Römern unterworfen, wenigstens Frisia minor d. i. die Halbinsel west= lich von der Zuyder-Zee. Het Vlie hatte eine Zwingburg, deren Besazung, die aus Römern und römischen Bundesgenossen bestand, und ziemlich bedeutend war, die Meeresküsten unter Aufsicht hielt 297). Schon im Jahre 15 wird ein römischer Statthalter der Frisen erwähnt 298), Namens

Sugambern von Tiberius unterjocht Ann. 2, 26. In folgenden Zeiten ward Geldern von den Franken erobert, und Doesburg an der Yssel war der Siz eines Frankenfürsten. Sieh Greg. Turon. 2, 9. Bischof Remigius von Rheims redet den Frankenkönig Hludwik Sicamber an. Greg. Turon. 2, 31. Ueber die Verpflanzung des sugambrischen Volks nach Gallien sieh Tac. Ann. 12, 39. 290) magis magisque pavido Nerone, quanquam multiplicatis excubiis semet sepsisset Ann. 15,57. 291) quibus fidebat princeps quasi externis. Ann. 15, 58. Auch Tibe rius hatte schon bei seiner Thronbesteigung eine germanische Leibwache, Ann. 1,24. 292) Ueber das Lager sieh Ann. 1, 38. Ueber die Zwingburg bei Elsfleth in Oldenburg an der Weser (castellum Alisonem) Ann. 2, 7. Wahrscheinlich war das Lager neben der Zwingburg. Diese Zwingburg halte ich für verschieden von dem Castell, das Drusus Germanicus im Jahre 743 U. C. baute, wo Lupias und Elison zusammenfließen. Sieh Dio Cassius lib. 54, cap. 33. 293) Ann. 1, 60. 294) Ann. 1, 63. 295) cuncta inter castellum Alisonem ac Rhenum novis limitibus, aggeribusque permunita. Ann. 2, 7. 296) Ann. 2, 8. 297) castello cui nomen Flevum: et haud spernenda illic civium sociorumque manus litora Oceani praesidebat. Ann. 4, 72. 298) Ann. 1, 60.

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