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wachsen und welche Wandlungen von Personen und Doctrinen, von Stürmen und Regenschauern wie von Windstillen und Sonnenblicken haben seine Entwicklung bedingt! In dankbar - freudiger Rückerinnerung an jene Vorlesungen nahmen wir deren vorliegende neuste Declaratio solida in die Hand, nicht voruehm - gedankenlos darin blätternd, sondern ihren Gang vom Alpha bis zum Omega aufmerksam begleitend. Vieles, vieles ist ganz anders geworden, theils durch einfache Addition oder Subtraction, theils durch intensive Multiplication oder extensive Division; aber alle Discrimina rerum haben doch das specifische Sonst nur geklärt und zur männlichen Reife gebracht, nicht abgestossen noch verändert. Näber den Inhalt betreffend, besteht das Buch in einem somatischen und einem pneumatischen Theile, die nach der Regel Mens sana in corpore sano verbunden, eine organische Wechselwirkung auf einander üben. (Bei de Wette z. B. ist das schon anders: da findet sich statt des pneumatischen Elementes ein dominirendes psychisches, durch welches das somatische unvermeidlich zum blos sarkischen herabgedrückt und so seines naturmässigen Einflusses auf jenes beraubt wird.) Als somatischen Bestandtheil fassen wir begreiflicherweise das Positive, das historisch Gegebene. In die Augen springend ist hier zunächst allerdings die reichhaltige, genaue Angabe der einschlägigen älteren, neuern und neusten Literatur, wodurch der Leser auf allen nur irgendwie in nähern Betracht kommenden Punkten zur nähern Information befähigt und angeleitet wird, sowie die reiche Fülle von Quellenbelägen für jedes bedeutendere Datum. In dieser Hinsicht (das dürfen wir unbedenklich aussprechen) gewährt das Buch den Stoff und Ersatz einer ganzen isagogischen Bibliothek, wenigstens für die Kreise, denen es hauptsächlich bestimmt ist. Wodurch sich nun aber diese Isagogik von ihren Schwestern (soviel uns bekannt, von allen neueren) wesentlich unterscheidet, das ist der pneumatische Bestandtheil: der in ihren Adern pulsirende evangelische Protestantismus lutherischer Reformation, der sich von der historischen Ueberlieferung wohl leiten und bestimmen, nicht aber imponiren und präoccupiren lässt, vielmehr aus seiner eigenen unveräusserlichen Natur, der christlichen, heraus an dem traditionellen Materiale unbefangene Kritik übt, fabelhafte Auswüchse wegschneidend, patristische Vorurtheile berichtigend, altergraue Widersprüche, Dunkelheiten und Schwankungen erläuternd, aus Sand und Spreu die Wahrheitskörner sammelnd. Erst dadurch wird dem an sich todten Ueberlieferungsstoffe das rechte Leben zugeführt, erst dadurch wird er für die heutige Christenheit werthvoll und fruchtbringend gemacht. Dadurch, durch dies ihr pneumatisches Wesen, tritt aber auch die ,,Isagogik" in durchgreifenden Gegensatz wie zum romanistischen Köhlerglauben, der

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sich auf St. Hieronymi Gelehrsamkeit, so zum rationalistischen Traumdeuterglauben, der sich auf Bruno Bauer's,,Wissenschaft" versteift. Unberauscht von jenen Conservations- und diesen Destructionsideen geht die ,,Isagogik" ihren selbstständigen Weg, den Weg der nüchternen Besonnenheit, welche für die Stimme der kirchlichen Vergangenheit ein offenes Ohr und empfänglichen Sinn, für die Stimme der theologischen Gegenwart ein unermüdlich bereitwilliges Aufmerken, jedoch für keine von beiden, sondern lediglich für die evangelische Wahrheit, ein gesenktes Haupt und gebeugtes Knie hat. Auf Grund des Evangeliums hat sich die,,Isagogik" mit den patristischen Autoritäten liebreich verständigt, mit den Koryphäen der neuern,,Wissenschaft", namentlich der modernsten Tendenzkritik, radical auseinandergesetzt, dies ist, kurz gesagt, ihr eigenthümlicher Charakter. Wenigstens einige bedeutsame Principien jener Verständigung wie dieser Auseinandersetzung wollen wir, wie sie uns gerade in die Hände laufen, bemerklich machen. Gegen die pseudowissen. schaftlichen Unächtheitserklärungen des N. T.'s wird geltend gemacht: „Der Geist unserer Evangelien, der Charakter Jesu und der Apostel darin, der Geist der Apostelgeschichte und der apostolischen Briefe, hat gar nicht ersonnen werden können wenigsten zu nur illusorischem Zwecke (der Betrüger wäre noch zu suchen, der das unantastbar Heiligste zu fingiren vermochte), am wenigsten von einem Schulgenossen, einem Juden oder Heiden unter christlichem Namen, des 2ten Jahrhunderts ohne ächt historische Grundlage, so erhaben ist er über alle anderen zeitlich literarischen Erscheinungen und so tief eingreifend zugleich in die beglaubigte Geschichte Jesu Christi und der Apostel." (S. 74.) Ferner: Wenn das N. T. mit seiner unermesslich beglaubigten Geschichtlichkeit nicht ächt und beglaubt ist, so kann noch unendlich weniger die Rede seyn von historischer Aechtheit und Glaubwürdigkeit irgend welcher anderen altkirchlichen Schriften und Combinationen, die, wenn dem N. T. sein geschichtliches Recht genommen wird, wie alle Geschichte und geschichtliche Bezeugung mit jenem in ein Nichts zusammen sinken müssen." Sind die neutestamentlichen Bücher nicht ächt und historisch beglaubt mit dieser Wolke von Zeugen, welcher kirchengeschichtliche Scribent sollte es dann wohl seyn? Hat die zernagende und zerfressende Kritik die Autorschaft eines Paulus, Petrus, Johannes vernichtet, wie sollte sie von der eines Ignatius, Irenäus, Clemens, Origenes, Eusebius u, s. w. etwas übrig lassen wenn nur eben erst einmal ihr Zahn sich auch an sie gesetzt hat? Dürfen aber billiger und consequenterweise auch die Genannten nichts gelten, wenn ein Paulus, Petrus, Johannes nichts gilt: woher dann all das kirchenhistorische Wissen, das einen Paulus, Petrus, Johannes

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vernichtiget zu haben meint?" (S. 75.) Demnach liefe also die ganze moderne Tendenzkritik zuletzt doch nur auf eine grosse petitio principii hinaus, und wäre einem Münzmeister zu vergleichen, dessen Goldwage und Probirstein niemals untersucht, somit auch niemals als richtig befunden, und doch als normativ angenommen wurden. Für den „, wirklich apostolischen" Ursprung der Bücher des N. T.'s wird auch jener protestantische Hauptgrund. satz geltend gemacht: „Der Beweis für die Göttlichkeit des Christenthums, der mit unverlöschlichen Zügen und unverleugbarer tiefster Innerlichkeit jedem Glaubenden ins Herz geschrieben ist, und mit grossartigster Gewissheit historisch sich in zwei Jahrtausenden dargestellt hat, ist zugleich auch ein Beweis für die Aechtheit seiner Urkunden." (S. 92.) Hierher gehören auch die schlagenden Expositionen S. 97-101, die wir, ihres Umfangs we gen, leider nicht wörtlich mittheilen können; nur ihr Schluss stehe hier: Kein Product alter classischer Literatur kann nur entfernt so gesichert erscheinen in Betreff seiner Authenticität, als unsere neutestamentliche Literatur es ist." Wer unter solchen Umständen die Aechtheit eines philologischen Classikers bestreiten wollte, seinen kritischen Tact, sein historisches Gewissen würde un theologische Wissenschaft zu würdigen wissen." Ferner: Will man in übergrosser Gelehrsamkeit statt des Hellen fürs Dunkle, des Klaren fürs Unklare, des Bekannten fürs Unbekannte, vielmehr dies für jenes zur Basis der Erforschung machen, so ist das wenigstens weder historisch noch vernünftig." (S. 108.) Gegen die Ansicht, das N. T. sei ein Mythus, wird u. A. bemerkt, ,,dass es ja gar nicht von Menschen hätte ersonnen seyn kön. nen, deren Keiner so kündlich Grosses nur zu ersinnen vermochte, vielmehr ersonnen seyn müsste von Teufeln, um 18 Jahrhunderte hindurch das Lebensmark der ganzen Christenheit durch solche Lüge zu nähren, um 18 Jahrhunderte lang in einer Welt der Sünde und des Todes erleuchtete Erkenntniss, heiliges Leben und freu diges Sterben durch solche Lüge zu wirken, um das eigene Satansreich durch solche Lüge zu stürzen: fürwahr eine Consequenz, die in die Wahrheit um- und überschlägt." (S. III f. Dies einzige Argument reicht schon vollständig zur Widerlegung eines Renan, Strauss und Consorten hin.) Ferner: ,,Von Mythen kann vernünftigerweise da nicht die Rede seyn, wo ein Zeitgenosse, ein Augen- und Ohrenzeuge und Theilnehmer Verfasser war, und die ganze Ausbildung und Anwendung einer neutestamentlichen Mythologie überhaupt ist nur Erzeugniss dogmatischen Vorurtheils und historisch kritischer Ueberreiztheit." (S. 155.) Ferner in Betreff der Evangelienharmonie, nach Thiersch: Die Apostel hatten Wichtigeres zu thun, als eine tagebuchähnliche Chronik zur Befriedigung aller zukünftigen Zweifler und Kritiker zu veröffent

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lichen." (S. 216.) Ferner: ,Es verräth doch in der That einen Mangel entweder an historischem Blick, oder an psychologischem Tacte, die kanonischen Evangelien hinsichtlich ihrer äusserlich historischen Legitimation mit den akanonischen, oder hinsichtlich ihrer innern Beschaffenheit mit den apokryphischen zusammenstellen zu wollen.... Wenn dennoch neuerlich die Hypothese Eingang gefunden hat, dass die kanonischen Evangelien erst nach und aus den akanonischen entstanden oder hervorgetreten seien... und dass die kanonischen und jene apokryphischen Evangelien Einem und demselben Geiste wunderhaft ausschmückender Tradition, nur gradweise verschieden, ihre Entstehung verdanken, so hat diese Hy. pothese sich bereits selbst gerichtet." (S. 250.) Ferner:,,Sollte es der neuesten Kritik, welche vorhandene Unterlagen zu ignoriren, nicht vorhandene zu schaffen so trefflich versteht, schwerer werden, ein positiv Vorhandenes umzudeuten, als überhaupt aus Nichts ein ungeheures Etwas zu machen, wenn doch eben historische Negativa, wie Affirmativa, ihr überhaupt blos Bedeutung haben als Würfel speculativ aprioristischer Decrete?" (S. 257.) Ferner: „Die Glaubwürdigkeit der Apostelgeschichte daran geben, um nicht eine erste und zweite Gefangenschaft Pauli zu Rom annehmen zu müssen, können und mögen wir nicht. Das „, sanguinische Vorurtheil" von der Glaubwürdigkeit jener grundlegenden Kirchengeschichte hat durch das historische Zeugniss zweier Jahrtausende auch in uns zu feste Wurzel geschlagen." (S. 355.) - Doch genug der Citate. Für besonders wichtig in jetziger Zeit halten wir noch den Abschluss der Geschichte des Kanons (S. 594); es erhellt u. A. daraus, mit welcher eigenmächtigen Willkür ein Hengstenberg und mancher Andere die ächt apostolische Grundlehre, von der Rechtfertigung allein durch den Glauben, nach dem zweifelhaften Jakobibriefe zu corrigiren sich anmasst. Auch auf den Schluss des Ganzen verweisen wir namentlich jene ängstlichen Glaubensgenossen wie jene superheiligen Feinde, welche an unserer,,kindesschwachen" Zeit wirklichen oder erheuchelten Anstoss nehmen und es unerträglich finden, dass die heutige evangelischlutherische Kirche noch nicht ohne alles Tappen und Irren noch schlaftrunken erwachender Träumer" dasteht. Sie können sich, wenn sie wollen, über „die Kirche der Gegenwart und Zukunft" hier eines Bessern belehren. Summa: Wer sich das Buch gehörig angeeignet hat, der weiss nicht nur hinsichtlich des N. T.'s in allen isagogischen Gegenständen gründlich Bescheid, er ist auch wider die betreffenden Tagesirrthümer zu Schutz und Trutz mit tüchtigen theologischen Waffen gerüstet. Und selbst geübt nunmehr in den Kräften gegnerischer Rüstung" vermag er die feurigen Pfeile und listigen Anläufe der Widersacher ohne übergrosse Mühe auch auf wissenschaftlichem Wege abzuwehren. Für die

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künftigen Auflagen petitioniren wir um Wiederherstellung des uns und gewiss noch vielen Anderen von der Universität her geläufig und lieb gewordenen und jedenfalls doch wenigstens synekdo. chisch zutreffenden Titels der ersten Ausgabe: „Historisch kritische Einleitung in das N. T." [Str.] 7. Das neue Testament unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi nach der deutschen Uebersetzung D. Martin Luthers. Revidirte Ausgabe. Halle (Canstein'sche Bibel - Anstalt) 1867.

Bei der Wichtigkeit des Unternehmens, das uns hier vor Augen tritt, für die ganze deutsche evangelische Kirche betrachten wir es als unsre Aufgabe, bei der Recension dieses Werkes in gedrängter Kürze auf die Geschichte dieser Revision hinzuweisen, um die strenge Gewissenhaftigkeit und der deutschen Kirche geziemende Gründlichkeit hervorzuheben, mit welcher hier verfahren worden ist. Bekanntlich ging der Anstoss zu dieser Revision von dem bei Gelegenheit des Stuttgarter Kirchentages 1857 gefassten Beschlusse aus, die Canstein'sche Bibelanstalt solle das höchst nöthige Werk in die Hand nehmen. Nach längeren Vorarbeiten gab die Eisenacher Conferenz von 1863 normirende Grundsätze an, welche von der Weisheit und Besonnenheit dieser hohen Versammlung Zeugniss geben, namentlich heben wir als dankenswerth her vor, dass der Grundsatz ausgesprochen wurde, es seien jene Sprachformen der Luther'schen Ausgabe von 1545, die massgebend bleiben muss, welche unserer Zeit völlig fremd geworden sind, nicht mehr zu gebrauchen; der Grundtext diene bei der Wahl zwischen verschiedenen Lesarten zur Entscheidung, eine Berichtigung des Textes trete nur ein, wo das richtige Schriftverständniss sie unumgänglich fordert und dann möglichst aus dem Sprachschatze der Lutherbibel. Zur Ausführung dieser Beschlüsse wirkten die Kirchenbehörden von Preussen, Hannover, Sachsen und Württemberg mit, wir bedauern es, dass Bayern seine Betheiligung ablehnte, doch hat auch dieses Land eine bedeutende, gediegene Kraft ge stellt, indem der tüchtige Kenner der Luthersprache, Dr. Frommann in Nürnberg, unter Beirath des Prof. Rud. v. Raumer in Erlangen den sprachlichen Theil übernahm und an der Schlusssitzung sich betheiligte. Je 2 Referenten hatten einzelne Theile des neuen Testamentes übernommen und Prediger Mönckeberg hatte die höchst mühsame Arbeit, eine tabellarische Uebersicht der wichtigsten Varianten der bedeutendsten Bibelausgaben zusammenzustellen, ausgeführt, was den einzelnen Referenten ihre Aufgabe bedeutend erleichtern musste. Diese einzelnen Bearbeitungen circulirten nun bei sämmtlichen Referenten, worauf dieselben im October 1865 zu einer Conferenz zusammentraten, der im April 1866 eine zweite folgte. Die Verhandlungen nahmen einen so günstigen Verlauf,

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