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dem der Tempel erbaut werden müsse. Denn dass Herodes hier eine alttestamentliche Grundstelle und zwar Haggai 2, 7 -9 vor Augen hat, ist schon früher dargelegt worden (vgl. Hengstenberg, Christol. III, 237). Die Juden erwarteten den Neubau ihres Tempels von ihrem Messias (Ezech. 40, 3) und bezogen die Stelle des Haggai, die von der grösseren Herrlichkeit eines neuen Tempels zur Zeit des Friedens, den der Herr geben werde, handelt, auf die messianische Zeit. Herodes will diese messianischen Erwartungen, die ihm höchst unbequem seyn mussten, hier dadurch vernichten, dass er die Weissagung des Haggai auf sich und seine Regierung bezieht, sie so mit Bewusstseyn umdeutend und parodirend. Wie es ihm darauf ankam, die Aufmerksamkeit des Volkes von den messianischen Weissagungen abzulenken und ihre Erfüllung nachzuweisen, oder wo es möglich war eine specielle Weissagung in ihrer Anwendung auf seine Zeit zu vereiteln, zeigt sich auch in anderen Fällen.

So erzählt die babylonische Gemara (nach Lightfoot, horae II, 512), dass Herodes beim Antritt seiner Regierung von dem Synedrium ein Gutachten über Deut. 17, 15 gefordert und alle, die diese Stelle für ihn als Edomiter ungünstig gedeutet, getödtet habe. Der lakonische Bericht des Talmud lautet: Dixit Herodes: quis est, qui interpretatur haec verba „regem in te statuas e medio fratrum tuorum?" Rabbini. Surrexit atque occidit omnes Rabbinos relicto solo Bava ben Buta, quem consuleret.

Dass dieser Mann, der uns als ein im Grunde seines Herzens durchaus profaner Heide erscheint, der nur soweit religiös war, als es ihm politisch klug scheinen musste, da so entschieden dazwischen fuhr, wo auch nur der leiseste Anschein einer wirklichen Besorgniss wegen der Zukunft des Messias vorhanden war, erklärt sich leicht aus dem Argwohn, dass die ihm feindliche Priesterpartei leicht einen schriftgemässen Messias veranstalten und ihm gegenüber stellen könnte: dann auch aus dem bösen Gewissen, das ihn seit der Ermordung seiner Gattin Mariamne fortwährend ängstigte. Wir rechnen dahin die Ermordung des Eunuchen Bagoas (Antl. 17, 2, S. 4). Die Pharisäer hatten dem Kaiser den Eid nicht leisten wollen und waren von Herodes deshalb mit Strafe belegt worden. Diese zahlte für sie des Herodes Schwägerin, des Pheroras Gattin, dem die Pharisäer dafür verhiessen, die Herrschaft werde von des Herodes Nachkommen auf seine Familie übergehen. Herodes erfuhr dies und liess von den Pharisäern die Schuldigen hinrichten; ausser seinem Liebling Carus auch noch den Eunuchen Bagoas. Denn er tödtete von seinen Hausgenossen alle, welche dem beitraten, was die Pha

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risäer sagten. Erhoben aber war Bago von ihnen, dass er sollte ein Vater und Wohlthäter genannt werden des nach ihrer Verheissung aufzustellenden Königs. Denn ihm sollte alles untergeben werden und würde jener ihm Kraft geben zur Ehe und zur Erzeugung eigener Kinder." 1) -- Ob Herodes wohl wirklich die Erfüllung von Jes. 56, 3-5 an Bagoas fürchtete? Es wird kaum zu entscheiden seyn: jedenfalls aber war diese Weissagung der Pharisäer, die jenen in so nahe Beziehung zum Messias setzte denn dies war der König aus des Pheroras Geschlecht, der solche Wunder thun konnte für Herodes Grund genug, den Pheroras aus dem Wege zu räumen. Es kam ihm alles darauf an, die Aufmerksamkeit des Volkes von den messianischen Hoffnungen abzulenken und die Erfüllung der messianischen Weissagungen, wo möglich, in seiner Person nachzuweisen. Und so hatte er es auch wirklich erreicht, dass eine ihm ergebene Partei im Volke (vielleicht identisch mit seinen Hoftheologen, den Herodianern, die je nach der Stellung des Fürsten einmal als Pharisäer, das andere Mal als Sadducäer oder Boethusen erscheinen) ihn als den Messias betrachtete. Vgl. H. Grotius, de verit. rel. chr., Amst. 1709, S. 247 und Isaac Vossius (de or. syb. III.), quomodo vaticinia de Christo attributa fuerint Herodi.

Dies war des Herodes Stellung zu dem erwarteten Messias, als die Magier nach Jerusalem kommen und nach dem Kinde fragen, das einst der Juden König werden solle. Es ist hier ganz gleichgültig, ob sie sich direkt an den königlichen Hof wendeten in Erwartung, dass das wunderbare Kind, dessen Geburt die Sterne begrüssten, ein Prinz der herrschenden Familie seyn würde, oder ob Herodes die Sache erst durch seine Späher erfuhr. Die Magier kehrten wohl bei ihres Gleichen ein, denn sie mussten das Kind für allbekannt in der Stadt halten. So erfährt es mit Herodes auch die ganze Stadt zugleich und deshalb kam es für Herodes nun darauf an, auf möglichst sichere Weise das Kind zu beseitigen. Der einzige Weg hierzu zu gelangen war Heuchelei schlug die List fehl, so blieb die offene Gewalt und zuletzt der Rekurs an Augustus immer noch übrig. Herodes ruft deshalb alle schriftkundigen Männer zusammen, um zu erkunden ,,wo Christus geboren werden müsse.“ Dass der

1) Zu notiren ist, dass danach die Pharisäer in der Stelle Jes. 56, 5 " gegen die Accente mit verbanden und übersetzten: „einen guten Namen von Söhnen und Töchtern", während schon in der Uebersetzung der LXX die masorethische Auffassung der Worte sich findet.

neue König der Messias wäre, steht dem Herodes also von vornherein fest. Die messianischen Erwartungen des judischen Volkes waren durch ihre damalige politische Lage so fieberhaft geworden, dass jede aussergewöhnliche Erscheinung sogleich mit dem Messias in Verbindung gesetzt wurde. Ob Herodes dem Ausspruch der Gelehrten Glauben schenkte, beruht auf sich er musste jedenfalls wissen, wo er einen etwaigen messianischen Concurrenten zu suchen hatte, dessen Spur die Magier verloren hatten. Um die Zeit werden die Schriftgelehrten von Herodes gar nicht befragt: hätten diese den Magiern insoweit geglaubt, der Messias sei bereits in ihrem Lande geboren, so hätten sie gewiss ihrem Interesse und ihrer Feindschaft gegen Herodes entsprechender gehandelt und diesen auf eine falsche Spur gebracht oder doch so lange mit ihrer Antwort gezögert, bis sie selbst den Messias vor des Herodes Freundschaft gesichert hatten. So geben sie diesem aber unbesorgt den richtigen Ort an, in der Ueberzeugung, dass die Magier mit ihrem Stern sich in der Zeit geirrt, da ja die Weisen in Israel noch nichts von der Geburt des eignen Messias wüssten, vor dem ja auch noch Elias auftreten müsse!

Auf ihre Antwort hin lässt nun Herodes die Magier zu sich rufen und zwar heimlich, um von ihnen die Zeit des Aufgangs jenes Sternes zu erfahren.

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Das war nur nöthig," sagen da unsere Gegner, „ wenn Herodes bereits fürchtete, die Magier würden nicht mehr zu ihm zurückkehren: dann aber würde er ganz andere Mass regeln ergriffen haben." Herodes ist aber doch noch etwas schlauer als unsere klugen Gegner. Wie? wenn ihn die Schriftgelehrten wissentlich oder unwissentlich in die Irre geführt hätten? Freilich, er konnte sich selbst überzeugen, dass die Stelle so im Micha stand: das aber war für einen Mann wie er war, und da er wohl Grund genug gehabt hätte an der Aufrichtigkeit der Schriftgelehrten zu zweifeln, nicht Sicherheit genug, und während er die Magier nach Bethlehem sendet, liess er gewiss durch seine im ganzen Lande zerstreuten Spione überall nachforschen, ob irgendwo in der bestimmten Zeit ein Kind unter besonders auffallenden Umständen geboren sei: denn die Zeit der Geburt, die er von den Magiern erkundet, musste ihm gewisser seyn als die Bestimmung des Ortes in einem alten Orakel. Jener Gedanke war für Herodes Grund genug die Magier heimlich auszuforschen äusserlich that er gewiss, als zweifele er gar nicht an der Angabe der Schriftgelehrten, und entliess die Magier, dass es sogleich nach der heimlichen Unterre

dung geschehen, sagt der Bericht nicht'), mit der Bitte, ihm den Erfolg ihres Zuges mitzutheilen, den er freilich im voraus zu wissen glaubte. Denn wir haben hier die Alternative, ob Herodes dem Ausspruch der Magier und Rabbinen, der sich ergänzte, glaubte oder nicht glaubte. Im ersten Fall, oder wenn er selbst ungewiss und schwankend war, wie weit er jenen glauben dürfe, hatte er gewiss zur selben Stunde Späher nach Bethlehem gesendet, das Kind zu erkunden, aber seine sorgfältigsten Nachforschungen waren vergeblich gewesen: später neue Boten mit den Magiern zu senden war also kein Grund; er konnte diese, seiner Meinung nach gewiss düpirten Leute ruhig ziehen lassen und sich mit dem Versprechen ihrer Rückkehr begnügen. Dass er dies wirklich erhalten, zeigt das innuise (v. 16), auch hatten die Magier ja gar keinen Grund an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln, da er das Kind für sie wirklich hatte erforschen lassen. Glaubte aber Herodes den Magiern und Schriftgelehrten auch soweit nicht, dass er eiligere und gründlichere Nachforschungen in Bethlehem anstellen liess, als er von den Magiern erwarten durfte, so konnte er diese erst recht ruhig ziehen lassen, und indess Nachforschungen in Jerusalem und in seiner nächsten Nähe anstellen lassen, da die oben besprochene Weissagung der Pharisäer den Verdacht auf die Familie des Pheroras lenken musste.

Anzunehmen, dass Gott den Tyrannen mit Blindheit geschlagen, so dass er gar nicht daran gedacht habe, den Magiern Begleiter mitzugeben (Calvin), oder sich (mit Olshausen) darauf zu berufen, dass in der Geschichte aller Zeiten und Gegenden unbegreifliche Vergesslichkeiten vorkommen, die nur zeigen, dass eine höhere Hand die Geschichte bildet," oder (mit De Wette) anzunehmen, Herodes habe bei einer für ihn so schrecklichen Kunde seine gewöhnliche Umsicht verloren, was ihm ganz unähnlich und seinem sonstigen Charakter widersprechend wäre, scheint uns bei dem ganz einfachen und natürlichen Verlauf der Geschichte und besonders bei dem Fehlen jeder (sonst so nahe liegenden) Erwähnung einer besonderen göttlichen Intervention von Seiten des Evangelisten nicht nöthig.

Man erhebt aber ferner Bedenken gegen die Ausführung des Mordes an den Kindern zu Bethlehem, und weiss so Vieles anzuführen, was eine solche That als unhistorisch nachweise. Wie konnte der bei aller Grausamkeit doch kluge He

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1) B. Bauer freilich weiss, dass dies „die einzige Gelegenheit, wo er die Magier spricht", gewesen sei (S. 110).

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rodes so ins Blinde hinein wüthen, da er doch leicht erfahren konnte, dass jenes Kind nicht mehr in Bethlehem sich befand?" Dies ist der Einwand, den einer dem anderen nachspricht, ohne zu untersuchen, ob der bei aller Grausamkeit doch kluge Herodes" nicht noch blinder gewüthet hat. Was zuerst die Behauptung betrifft, dass der Knabe nach dem Besuch der Magier nicht unbekannt bleiben konnte, so liegen unsern Gegnern wohl die 3 Könige der christlichen Tradition mit zahlreichem Mohrengefolge im Kopf. Die Begrüssung des Kindes im Stall durch die Hirten und Magier braucht trotz Luc. 2, 18 bei der Menge des Volkes, das in Bethlehem anwesend war, nicht allgemein bekannt geworden zu seyn: war dies aber dennoch geschehen und auch die Flucht des Kindes im ganzen Dorf bekannt zur Zeit, als die Sendlinge des Herodes kamen das Kind zu tödten, so lag es denn doch auch für einen, der nicht den argwöhnischen Charakter des Herodes hatte, gar zu nahe, diese Angaben für leere Ausflucht der ihm meist feindlich gesinnten Juden anzunehmen; um so mehr da der, auf den sie das Verderben abzuleiten suchten, nur durch zufällige Reise Bethlehemit geworden war, während die Weissagung des Micha auf eine in Bethlehem wohnende Familie zu führen schien. Die ansässigen Familien in Bethlehem und seinem zugehörigen Gebiete liessen sich leicht controliren und nur auf ihre Kinder konnte Herodes es absehen, als er, um auf jeden Fall sicher zu gehen, jenen Mord befehl gab. Vorausgesetzt, der Ausspruch der Schriftgelehrten war richtig, so konnte der Messias ihm gar nicht entgangen seyn und die Massregel des Herodes wird ganz mit Unrecht (auch noch von Hase) eine unsichere" genannt. Fälschlich beruft man sich dabei auf den Erfolg, denn die göttliche Voraussicht hatte es so geordnet, dass Christus zwar in Bethlehem geboren, aber doch kein bethlehemitisches Kind Eine Vertauschung des Kindes, um die Zahl complet zu erhalten, hätte nur von der pharisäischen Partei ausgehen können, die kaum früher bei der Hand seyn konnte als des Herodes Späher, denen dies (wenn das Kind einmal bekannt geworden war) nicht hätte entgehen können.

war.

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Man hat die Zahl der Kinder oft sehr hoch angeschlagen, um diese That des Herodes als recht entsetzlich darzustellen: in dem kleinen Bethlehem kann die Zahl der männlichen Kinder unter 2 Jahren nicht so gar gross gewesen seyn. Doch hierauf hätte auch Herodes schwerlich Rücksicht genommen: wenn er nur überzeugt war, dass er auf diesem Wege zu seinem Ziele käme, hätte er hunderte von Kindern hinschlachten lassen. Was anders kann man wohl von einem Manne

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