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hältniss gegen einander, wie wir diese theils historisch sonsther kennen, theils in Verbindung mit dem, was ausdrücklich angegeben ist, psychologisch zu entdecken vermögen."

Herodes I. hatte nach mancherlei Aenderungen in seinem letzten Willen den Archelaus, seinen Sohn von der Samariterin Malthace, zu seinem Nachfolger in der Königswürde und dessen Bruder Herodes (Antipas) zum Tetrarch von Galiläa und Peräa eingesetzt: Philippus (Sohn der Kleopatra) erhielt als Tetrarchie Gaulonitis, Trachonitis, Batanea und Panias. Nachdem Archelaus des Vaters Begräbniss besorgt, nahm er sogleich von seiner Würde Besitz, entsagte jedoch vorläufig dem Königstitel, bis vom Augustus die Bestätigung des Testamentes des Herodes eingetroffen wäre. Indess suchte er das Volk für sich zu gewinnen, versprach ihm eine mildere Regierung als die seines Vaters gewesen, suchte es durch freundliche Anreden zu locken und ihm von der Aufrichtigkeit seiner Gesinnung dadurch einen Beweis zu geben, dass er die von seinem Vater gefangen Gehaltenen losgab und die Steuern und Zölle verringerte. Ehe er aber wegen seiner Bestätigung nach Rom reisen konnte, entstanden in Jerusalem Tumulte durch die Forderung einer Partei, welche Rache für die einst von Herodes 1. beim Sturm auf den goldnen Adler am Tempelthor Getödteten und einen neuen Hohenpriester verlangten. Archelaus, dem alles darauf ankam, das Volk gerade jetzt gutwillig und ruhig zu erhalten, suchte die Aufrührerischen durch Güte zu beruhigen, obwohl er ihren Wunsch nicht erfüllen könne, ohne offenbar ungerecht zu handeln. Seine Abgesandten an den Haufen liess man jedoch nicht zu Worte kommen, und um den Aufstand der immer grössere Dimensionen annahm und bei dem Zusammenströmen des Volkes zum Passah leicht gefährlich werden konnte nicht weiteren Umfang gewinnen zu lassen, liess Archelaus endlich, nachdem er alle Mittel der Güte erschöpft, den Aufstand mit Waffengewalt unterdrücken, wobei es zu einem grossen Gemetzel im Tempel kam. Hierauf reiste er nach Rom und erlangte von Augustus, wenn auch vorläufig nicht den Königstitel, doch die Hälfte des ganzen Reiches (Idumäa, Judäa und Samaria) mit dem Versprechen auch der Königswürde sobald er sich erprobt hätte.

So war Archelaus Herr1) von Judäa, als an Joseph in

1) Matthäus gebraucht in 2, 22 das allgemeine Wort ßaoiheveir, statt des speciellen „Vierfürst seyn.“

Aegypten der Befehl erging, nach dem Lande Israel zurück zu kehren, und er sich nun entscheiden musste, in welcher Provinz desselben er seinen Aufenthalt nehmen wolle. Die Verschiedenheit im Charakter der beiden Brüder, des Archelaus - dessen Provinzen dem zurückkehrenden Joseph die zunächst gelegenen waren und des Herodes (Antipas) in dessen Land er seinen Wohnsitz wählte, war gross. Freilich scheint bei dem, was wir bis jetzt von des Archelaus Mässigung erzählt, die Furcht des Joseph vor ihm unbegründet. Sehen wir ferner auf die Anklagen des Archelaus von seinem Vetter Antipater (Salome's Sohn), um ihm die Bestätigung von Augustus zu hintertreiben und sie dem Herodes Antipas zuzuwenden (Antt. 17, 9, §. 5), so sind diese Anklagen so nichtssagend, dass man wohl einsieht, die Gegner des Archelaus müssen in diesem Falle nichts von Bedeutung gegen ihn vorzubringen vermocht haben. Ehe jedoch die theilweise Bestätigung des Testamentes durch Augustus erfolgte, kam eine Gesandtschaft der Juden in Rom an, um von Augustus die Erlaubniss zu erbitten, nach ihren eigenen Gesetzen zu leben, d. h. ihn um Errichtung der alten Theokratie unter der Prokuratur des syrischen Statthalters und um Vertreibung der Idumäer zu bitten (Antt. 17, 9, §. 1 ff.). Um ihr Ziel zu erreichen, häufen sie die Anklagen wegen des vielfachen Unrechts, das sie von Seiten der Idumäer zu erleiden gehabt hätten alle ihre Anklagen gehen aber gegen Herodes 1. oder gegen seine Familie im Allgemeinen: gegen Archelaus wissen sie nur das Eine vorzubringen, die Niedermetzelung der 3000 Mann im Tempel, die oben erwähnt ist. Dies geschieht aber mit solcher Heftigkeit, dass wir daraus ersehen, wie sehr. Archelaus durch diese eine That das Volk gegen sich aufgebracht hatte. Die späteren Thaten des Archelaus zeigen, mit welchem Recht das Volk aus seiner Vergangenheit nichts Gutes für die Zukunft erwarten zu können glaubte. Seine Rücksichtslosigkeit gegen jüdische Sitten und Gebräuche brachte es so weit, dass Augustus ihn auf eine neue Anklage der Juden nach Rom beschied, dort seiner Würde entsetzte und nach Vienna in Gallien verbannte (Antt. 17, 13, §. 1. 2).

Die Notiz über den Grund der Wahl von Nazareth zum Wohnort des Joseph entspricht also genau den damaligen Verhältnissen und dem was das Volk vom Archelaus erwartete. Vielleicht wurde Joseph gerade mit der Nachricht von jenem Blutbade im Tempel überrascht, als er von Aegypten kommend sich dem jüdischen Gebiete näherte, und mit durch diesen Vorgang dessen Ursache gewiss von den erbitterten Juden sehr entstellt wurde bewogen, sich nicht nach Ju

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däa, sondern nach Galiläa zu wenden. Auch war wir die Rückkehr der hl. Familie um einige Zeit später setzen müssten das Land Judäa während der Abwesenheit des Archelaus in Rom in die grenzenloseste Verwirrung gerathen: es ging unter dem römischen Prokurator Sabinus so wild im Lande zu, dass es später dem damaligen Statthalter von Syrien, Varus (durch die Hermannsschlacht uns näher bekannt) nur mit Mühe und nach langen Kämpfen gelang, die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Von dieser Zeit sagt Josephus (Antt. 17, 10, §. 8): „,Ganz erfüllt war Judäa mit Räuberbanden, und wenn irgend Jemand Anhänger erhielt, so warf er sich zum König auf und betrieb das Verderben des gemeinen Wohles." Im Gegensatz dazu hatte sich Galiläa freier von solchen Wirren erhalten und schon dies hätte den Joseph bestimmen müssen, diese Provinz dem Lande Juda vorzuziehen wozu noch der Charakter des Herodes Antipas kam, der ihn unter specieller göttlicher Fügung (Matth. 2, 23) bestimmte, den Ort Nazareth zu seinem Wohnsitz zu erwählen.

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Der Herr von Galiläa nämlich war damals nach des Herodes letztem Willen (Antt. 17, 8, §. 1) und des Augustus Bestimmung (9, §. 4) Herodes Antipas, den wir kurz Herodes (II.) nennen. Er war ein Sohn des Herodes 1. von der Samariterin Malthace, und vermählt mit einer Tochter des König Aretas von Arabien. Auf einer Reise nach Rom kehrte er bei seinem (Halb-) Bruder Herodes Philippus, einem Sohn der Mariamne II. Simonis ein. Dieser war vermählt mit ihrer beider Nichte Herodias, geboren in der Ehe seines Bruders Aristobul mit dessen Cousine Berenice, der Salome Tochter1), und war verschieden von dem Luc. 3, 1 erwähnten Tetrarchen Philippus, einem Sohn des Herodes I. von der Kleopatra von Jerusalem. Jener war Privatmann und von seinem Vater enterbt, weil seine Mutter um die gegen Herodes I beabsichtigte Vergiftung gewusst hatte. B. J. 1, 30, §. 7. Ewald glaubt aus dem Umstande, dass Marcus diesen Herodes in 6, 17 Philippus nennt, darauf schliessen zu dürfen, dass Marcus ihn, den Privatmann, mit dem Vierfürsten verwechselt habe, sowie dass sich bei Matthäus und Lucas eine Correktur des Marcus finde (Gesch. d. V. Isr. V, 47). Seine Angabe, dieser Privatmann Herodes sei ein (ächter) Bruder des Tetrarchen Herodes Philippus gewesen und so wäre auch dieser in die Sache verflochten worden, was jene Verwechselung leicht begreifen lasse, beruht jedenfalls auf einem Irrthum. Der Tetrarch war nach Antt. 17, 1, §. 3; B. J. 1,

1) Herodias war also eine Schwester des Königs Agrippa I.

28, §. 4 Sohn der Kleopatra, dieser Herodes aber ein Sohn der Mariamne Simonis nach B. J. l. c.; Antt. l. c. und 18, 5, §. 1. Die Verwechselung bei Ewald beruht wohl darauf, dass noch ein zweiter Privatmann Herodes von Josephus erwähnt wird, welcher ein ächter Bruder des Philippus war (Antt. 17, 1, §. 3; B. J. 1, 28, §. 4) aus der Kleopatra; der jedoch mit dem Gemahl der Herodias nicht identificirt werden kann (Antt. 18, 5, §. 1). Um diese beiden Herodes zu unterscheiden, gibt Marcus l. c. dem einen den Beinamen Philippus. Wir haben keinen Grund, den Marcus deshalb eines Irrthums zu beschuldigen, da Herodes diesen Namen sehr gut daneben führen konnte, ja sehr wahrscheinlich noch einen anderen Namen führte, zum Unterschied von seinen Brüdern. Vgl. über die Herodiani binomines unten bei Herodes Agrippa I. — Die Angabe von Ewald, dass es nur einen Sohn des Herodes I. gegeben, der diesen Namen allgemein geführt, findet also ihre Beschränkung durch die Thatsache, dass es zwei,,Herodes" gab, den einen von der Kleopatra, den anderen von der Mariamne Simonis (bei Marcus auch Philippus genannt). A. Stap (dessen études historiques wir noch weiter unten nennen müssen) meint in seiner sixième étude S. 349-70, die Evangelisten hätten unter Philippus den Tetrarchen verstanden; mais par un bonheur singulier les évangelistes avaient négligé de specifier la qualité de leur Philippe: ils ne lui avaient pas donné son titre de tétrarque. Zugegeben aber, es hätte zwei Philippus gegeben, so würde der Evangelist durch die Beziehung auf den unbekannten Privatmann eine Kenntniss verrathen, qu'un généalogiste de profession pouvait seul avoir et que très - certainement il ne possédait pas. Und das Resultat dieser Exegese, die mit masslosester Arroganz alle Weisheit für sich beansprucht 1), ist: qu'il y ait eu un ou deux Philippe dans la maison hérodienne, les évangelistes n'en connaissent donc que seul, le tétrarque, auquel ils donnent à tort Hérodias pour femme.

Herodes II. wird von Leidenschaft gegen Herodias ergriffen und bietet ihr heimlich die Ehe an. Herodias geht hier

1) Er sagt u. A.: Les harmonistes dans leur empressement à défendre l'Ecriture ont fait preuve d'une légèreté singulière: ils ont perdu de vue l'évangile de Luc et n'ont accordé à ceux de Mallhieu et de Marc qu'une attention beaucoup trop superficielle. Dies neben der Thatsache, dass Stap alle seine Weisheit aus Volkmann's Artikel (Theol. Jahrbb. 1846) genommen hat, dessen écho de ce côté-ci du Rhin er sich (S. 357) selbst nennt. Nur einmal ruft er erfreut aus: cette vue m'est particulière (S. 569)!

Zeitschr. f. luth. Theol. 1869. I.

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auf ein und es wird zwischen beiden verabredet, sie solle zu ihm kommen sobald er aus Rom zurückgekehrt seine jetzige Gemahlin entlassen habe. Diese jedoch vorher davon unterrichtetentfloh zu ihrem Vater, der eine Streitigkeit mit Herodes benutzte, ihm den Krieg zu erklären. Herodes verlor bier eine Schlacht und Tiberius gab nun dem Statthalter von Syrien Vitellius Befehl, den Herodes zu unterstützen, als des Tiberius Tod und die Thronbesteigung des Cajus (Caligula) diesen Zug vorläufig aufschob.

Caligula erhob nun den in Rom gefangenen Bruder der Herodias mit Namen Agrippa zum Könige und gab ihm die Gebiete seines Oheims Philippus (der indess gestorben) und des Lysanias als Königreich. Herodias, die ihn einst im Elend unterstützt hatte, vermochte es nicht zu ertragen, dass er nun im Range über ihr stehen sollte, und trieb ihren Gemahl an, nach Rom zu gehen, um dort auch vom Caligula den Königstitel zu erbitten. Herodes bezeigte dazu sehr wenig Lust, liess sich aber überreden und reiste mit Herodias nach Rom. Hier aber kam ihm Agrippa zuvor und erreichte es bei Caligula, dass dieser den Herodes absetzte und nach Gallien verbannte (nach Lugdunum), wohin ihn seine Gemahlin begleitete. Er starb später in Spanien, wenn so die Angabe des B. J. 2, 9, §. 6 sich mit Antt. 18, 7, §. 2 vereinigen lässt.,,Diese Strafe verhängte Gott über die Herodias, weil sie so ihren Bruder beneidet, und über den Herodes, weil er dem leichtsinnigen Geschwätz eines Weibes gefolgt hatte." So weit Josephus über Herodes II. in Antt. 18, 5, §. 1-3; 7, §. 1. 2. Aus den Details bei Josephus ersehen wir, dass er ein friedliebender, unselbständiger, wollüstiger und verschwenderischer (Antl. 18, 4, §. 5) Mann war.

Betrachten wir nun hierzu das, was uns die Evangelien von diesem Manne berichten, und zwar zuerst die Berührungen, die unser Heiland mit ihm, seinem Landesherren, hatte : Christus und Herodes II. Ausser Matth. 2, 22 sind es noch die Stellen Marc. (6, 14) 8, 15; Luc. 9, 7; 13, 31; 23, 7, die wir hier zu berücksichtigen haben.

Zuerst die Stelle Marc. 8, 15: hier warnt Christus seine Jünger vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes. Was ist der Sauerteig des Herodes?

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Das Wort Sun wird bei der parallelen Erzählung dersel ben Begebenheit in Matth. 16, 6 von der ,,Lehre" der Pharisäer und Sadducäer gesagt, wie dies dort in V. 12 ausdrücklich erklärt wird. In der Parabel Matth. 13, 31 wird ferner das Himmelreich mit der un verglichen und dasselbe Wort in Luc. 12, 1 erklärt durch die Worte: tis kotiv væóxqı015.

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