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Das, was wir als den Mittelpunkt der apostolischen Verkündigung anzusehen haben, ist der unmittelbare Zugang zu dem Vater, den wir durch Christum wiedergewonnen haben, nachdem wir durch unsere Schuld in das Verderben gezogen waren, wie es sich in der Gottlosigkeit d. i. in dem Seyn ohne Gott darstellt. Der Apostel Verkündigung reiht sich um den Ausspruch des Herrn: „Ich bin der Weg und die Wahrheit. und das Leben; Niemand kommt zum Vater, denn durch mich" (Joh. 17, 3). Die Apostel erblicken in dem Menschen, wie er ohne den Erlöser dahingeht, den intellectuell und ethisch so tief Gesunkenen, dass des Menschen Weisheit eitel Thorheit, des Menschen Streben eitel Sünde geworden ist. Der natürliche Mensch vernimmt nach ihnen nicht, was des Geistes Gottes ist, und kann es nicht vernehmen, weil es ihm als eitel Thorheit gilt (1 Cor. 2, 14), und wiederum ist ihnen alles Denken des Unwiedergebornen Feindschaft wider Gott, weil er sich dem Gesetze Gottes nicht unterwerfen kann (Röm. 8, 7). In diesem Elende nun kommt zu uns Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, und bietet uns in seiner Person auf der einen Seite dar die Versöhnung mit dem Vater (2 Cor. 5, 19. 20), sowie das Wachsthum in aller geistlichen Vollkommenheit (Eph. 4, 12. 13), auf der andern Seite alle Schätze der Weisheit und der Erkenntniss, die in ihm verborgen liegen (Col. 2, 3). Er bietet uns aber alles dieses so dar, dass wir es nicht abgesondert von ihm empfangen, sondern dass wir durch die innigste Lebenseinigung mit ihm von der Verdammniss als die um seinetwillen Gerechtfertigten frei werden (Röm. 8, 1) und durch ihn, den Lebensfürsten, das Licht der Welt, intellectuell und ethisch immer höher emporgehoben werden (Joh. 1, 4). In den Herrn müssen wir uns demnach einpflanzen lassen, um als die Reben an ihm, dem Weinstocke, zu reichem Fruchtbringen durch ihn ausgestattet zu werden (Joh. 15, 1 ff.), um als Glieder an seinem Leibe durch die Kräfte, die von ihm als dem Haupte ausgehen, zu wahrer Gesundheit und wahrer Thätigkeit gefördert zu werden (Col. 2, 11). Weil so Christus die einzige Ursache des Heils der ohne ihn verlorenen Menschheit ist, als Anfänger und Vollender ihrer Seligkeit und Heiligkeit sich ihnen darbietet, so ist damit menschliches Thun ausgeschlossen und es bleibt für den Menschen nur das Ergreifen dessen übrig, was ihm in Christo geboten wird. Diese ergreifende Thätigkeit des Menschen aber, durch die er sich dem Herrn mit seinem ganzen Innern entgegenstreckt und Frieden und Förderung in der Gottseligkeit bei ihm sucht, ist der Glaube, der demnach im Gegensatze zu den Wer

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ken unsre Aufgabe ist (Röm. 4, 5), und dem durch den ergriffenen Herrn die Werke dann folgen müssen (Gal. 5, 6). Doch auch dieser Glaube kann nicht durch den Menschen, den vom Herrn abgewandten, selbst gewirkt werden, sondern er ist das Werk des heiligen Geistes, ohne den wir nimmer zu Christo kommen (1 Cor. 12, 3). Des Christen ganzes Leben nun muss ein Glaubensleben seyn, und nur, wenn er in ihm steht, hat er das Heil in dem Herrn, der ihm in Wort und Sacrament fasslich zur innigsten Lebenseinigung wieder und wieder entgegentritt, ihm durch solche Verbindung mit sich das selige Bewusstseyn der Gotteskindschaft schenkt (Röm. 8, 16), ihm den unvermittelten, selbsteignen Zugang zu dem Vater eröffnet (Eph. 2, 18) und sich nebst dem Vater ihm zum bleibenden Heilsbesitze gibt (Joh. 14, 23). Solche apostolische Heilsverkündigung schliesst also auf der einen Seite alles jüdische oder pelagianisirende Wesen aus, nach welchem Menschen mit ihrem Thun ohne den mit seiner lebendigen Thätigkeit Alles durchdringenden Heiland die Ursache des Heiles seyn sollen. Sie benimmt uns den Wahn, dass wir in unserm natürlichen Zustande den Himmel uns erringen könnten, ja, sie schliesst selbst unsre Mitwirkung bei Beschaffung des Heiles aus, will nicht die eine Hälfte dem Herrn, die andre Hälfte uns überlassen wissen, sondern schreibt auf ihr Panier das Wort: „Es ist in keinem Andern Heil, ist auch kein Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden, denn der Name Jesu" (Ap. - Gesch. 4, 12). Die apostolische Verkündigung wehrt aber auch dem Wahne, als vermöchten andre Menschen zu unserm Heile Etwas beizutragen, die sich zwischen uns und unsern Heiland drängen möchten, die durch ihr Thun gewissermassen gnaden wirkende Helfer des Herrn bei der Beschaffung unsrer Seligkeit seyn wollen, die einen Theil der Ehre Christi, welche doch diesem allein gebührt, für sich in Anspruch nehmen möchten, und lehrt uns, dass Christus unmittelbar durch Wort und Sacramente zu uns tritt, uns Leben und Seligkeit als unsern unveräusserlichen Besitz selbst entgegenträgt, für einen Jeden unter uns sich also fassbar macht, dass wir ihn jederzeit als den Segenspender in unserm Herzen spüren mögen (vgl. Röm. 8, 6 ff.). Die apostolische Verkündigung wehrt sodann auf der andern Seite allem heidnischen oder magischen Wesen, nach dem Gott als der rein physisch Wirkende, ohne menschliche Vermittelungen mit seinem Heile auf uns Eindringende und mit diesem Heile uns nothwendig Erfüllende gedacht wird. Der Mensch muss wohl bereitet seyn, wenn er der Gnade des Herrn theilhaftig werden will, muss von der Energie

des Glaubens durchdrungen seyn, welcher das Ungöttliche zurückstösst und sehnsüchtig ausschaut nach der Fülle Dessen, welcher der unendlichen Leere des geistlich Armen eben durch diese Fülle ein Ende machen soll (vgl. Mt. 11, 12). Ohne den Glauben kein Christus, ohne sehnsüchtiges Ausstrecken der geistlichen Hand nach dem himmlischen Reichthume kein Besitz dieses Reichthums. Wie nun steht es in dieser Hinsicht mit dem Katholicismus? Da begegnen uns überall pelagianische und magische Züge. Was das heilsbedürftige Individuum anlangt, so fehlt jene tiefere Auffassung der menschlichen Sündhaftigkeit, nach welcher der Kern des Menschen durch die Sünde afficirt ist, nach welcher alles Ringen des Sünders nach Befreiung von seinem sündigen Wesen ohne Erfolg bleibt, alle Anstrengung des Menschen nach Erlösung ihn nur weiter abführt von dem Erlöser. Nach katholischer Lehre ist auch der natürliche Mensch noch zur Vollbringung von positiv Gutem fähig, indem durch den Sündenfall nur die dona superaddita, die dem eigentlichen Wesen des Menschen beigegebenen Heilsgüter, verloren gegangen, dieses Wesen selbst aber nur geschwächt, der freie Wille nicht genommen ist. Demnach wirkt der Herr Christus nicht Alles in Allem in dem Menschen, sondern er hat nur den grössern Theil des Heilswerkes in dem Herzen zu vollbringen, während der Mensch ihm mitwirkend zur Seite steht. Ja, nach der Ergreifung der Gnade durch den Menschen ist dieser so weit gekräftigt, dass er nicht nur die göttlichen Gebote, wie sie Alle verbinden, erfüllen kann, sondern sich durch Befolgung von s. g. evangelischen Rathschlägen überschüssige Verdienste, merita superabundantia, zu erwerben vermag, welche im Stande sind, Anderer Mängel zu decken. Was sodann die Heilsvermittelung anlangt, so übernehmen nach katholischer Lehre auch in dieser Hinsicht Menschen, was dem Herrn Christus allein zukommt. Da ist es nicht der lebendige und allgegenwärtige Christus, welcher zu den Seinigen selbst für und für, wenn auch durch Vermittelung menschlichen Thuns, herantritt, um ihnen in der Gemeinschaft mit sich das Leben zu geben, sondern er hat seine Macht und seine Gnaden einer menschlichen Anstalt, der Kirche und ihren Dienern durch den ihnen unverlierbar gegebenen heiligen Geist zum beliebigen Schalten mit diesen Gütern abgetreten, ist selbst vollständig zurückgetreten, gleichsam suspendirt. Der persönliche Christus ist zu einem Abstractum, zu einem Schatze von Gnade geworden, der Heilsbesitz wird nicht mehr in der Herz und Sinn erneuernden Einwohnung des Herrn in uns gesehen, sondern in dem Antheile an jenem Gnadenschatze, aus welchem dem

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Einzelnen nach Gutdünken der Priester mitgetheilt wird, oder welcher ihm nach Gutdünken der Priester verschlossen bleibt. ,Christus hat der Kirche gegeben, zu haben das Leben in ihr selber; keineswegs aber ist es das Werk des heiligen Geistes, die Gläubigen schon hier auf Erden zu dem selbstregierenden und ewig lebenden Haupte der Kirche zu führen. Die Kirche wird unwillkürlich zur Incarnation Gottes, und zwar zu einer gegenwärtigen, lebeusvollen, während die Incarnation Christi zu einer leblosen Vergangenheit wird" (Dorner). Indem so der Lebenspender selbst dem Sünder ferne bleibt, ist keine Heilsgewissheit im Herzen möglich, der Einzelne muss in dieser Hinsicht lediglich dem Worte der Priester glauben, und um in irgend welche, wenigstens mittelbare Verbindung mit dem Herrn zu kommen, bedarf es der Heiligen und der Maria als der Fürsprecher bei dem in unnahbarer Höhe thronenden Christus. Diese Passivität Christi in der katholischen Kirche zeigt sich denn sonderlich in der Idee von dem Messopfer, in welchem durch den Priester Christus immer aufs neue Gott dargebracht werden soll, damit in dieser Darbringung, also durch menschliches Thun, den Sündern Gnade erworben werde, in welchem demuach so recht zur Anschauung gebracht wird, wie die Vorstellung einer beständigen Speisung des gläubigen Herzens durch die Heilskräfte des lebendigen, bei uns Wohnung machenden Herrn der katholischen Kirche verloren gegangen ist. 1) — Und zu diesen pelagianischen gesellen sich dann manche magische Züge in dem katholischen Lehrgebäude. Es soll die Taufe die Wirkung haben, urplötzlich den Menschen also umzugestalten, dass die Folgen des Sündenfalles für sein Herz aufgehoben und ihm im Wesentlichen derselbe Zustand wiedergegeben werde, wie ihn der Mensch bei der ersten Schöpfung gehabt habe. Es soll bei den Sacramenten als Voraussetzung ibrer segensreichen Wirksamkeit der geängstete und zerschlagene Geist, so wie der lebendige Glaube an den Herrn nicht erforderlich seyn, sondern sie sollen, wenn nicht geradezu ein dem Heile widerstrebender Sinn auf Seiten des Empfangenden vorhanden ist, ex opere operato d. i. lediglich vermöge ihrer Mittheilung an den Menschen diesem das Heil zueignen. Es soll für die Frucht des Messopfers nicht einmal die Anwesenheit derer, für welche es dargebracht wird, erforderlich seyn, sondern die Intention des Priesters genügen, um auch den Gestorbenen die Segnungen desselben zuzuwenden. Es sollen durch äusserliche Berührung mit geweihten Gegenstän

1) Dorner a. a. O. II, S. 338–341.

den Segnungen auf den Berührenden überströmen u. dg. m. So wird denn im katholischen Lehrbegriffe auf der einen Seite ausschliesslich das menschliche Thun hervorgehoben und dadurch das göttliche Thun für uns wesentlich beeinträchtigt, auf der andern Seite wiederum Alles auf die göttliche Productivität gestellt, während die menschliche Receptivität als Factor des Heils verkannt wird. Eine völlige Durchdringung aber der Menschheit von der Gottheit, wie sie für das religiös gestimmte Gemüth wesentliches Bedürfniss ist, findet sich im Katholicismus nicht. Durch solche Anschauungen, wie sie im Laufe der Zeiten in ihr Platz griffen, entfernte sich die katholische Kirche immer weiter von den Grundgedanken der heiligen Schrift, und es bedurfte, sollte der Zusammenhang mit der apostolischen Zeit nicht ganz verloren gehen, solcher Männer, welche in kräftiger Reaction gegen die verkehrte Richtung der Kirche immer wieder auf das Eine hinwiesen, was noth ist, und so die Nothwendigkeit der Zurückleitung des kirchlichen Stromes in das rechte Bett zum Bewusstseyn brachten, wie diese Zurückleitung durch die Reformation geschehen ist.

Solchen Dienst haben nun eben die Mystiker der Kirche geleistet. Wir haben oben bei Beleuchtung des Begriffes der Mystik es nachgewiesen, dass es dem Mystiker um eine Erfassung der Gottheit im Centrum seiner Persönlichkeit zu thun ist, dass er nicht zufrieden ist mit den blos äusserlichen Berührungen der Gottheit, wie sie sich in bestimmten Vehikeln uns fassbar macht, sondern dass er Gott im innersten Kämmerlein seines Herzens als den Heiligkeit, Leben und Seligkeit auf ihn Ueberströmenden spüren, dass er Gott in seiner ganzen Herrlichkeit mit dem Auge seines Geistes schauen will. Damit ist nun einerseits gegeben, dass die Mystik ihrem ganzen Wesen nach gegen allen Pelagianismus protestirt. Es soll ja nicht der thuende Mensch seyn, der sich durch die Mannichfaltigkeit seines Schaffens in den Himmel zur Ergreifung der Seligkeit schwingt, sondern es ist der Gott schauende, der Gott seiende Mensch, der in dem zur höheren Ruhe kommt, was ihm bei diesem Schauen, bei diesem Hören von aussen, von Gott her entgegengetragen wird. Und ebenso ist es nicht Anderer Thun, sei es nun das der Priester, sei es das der Heiligen und der Maria, das der Mystiker zu seiner Beseligung sucht, sondern er selbst will das Object seiner Seligkeit erfassen, er selbst den Himmel in sein Herz herabziehen, er selbst es erfahren, dass dieser ist wahrhaft der Heiland der Welt, Christus" (Joh. 4, 42). Und das haben wir denn auch durch die ganze Geschichte

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