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densgenossen gemacht hat (Röm. 5, 12), so soll die Versöhnung alle wieder zu Gottes Kindern und Erben machen (Joh. 3, 16; Röm. 5, 18). Waren sie durch die trennende Gewalt der Sünde allesammt zu Feinden Gottes und unter einander geworden, so sollen sie durch die im Evangelium Allen angebotene Versöhnung Alle wiederum zum Frieden mit Gott und unter einander kommen (Röm. 5, 1. 10; Eph. 2, 14 nach Joh. 14, 27; Apg. 10, 36). Die Gemeinschaft an diesem Evangelium schlingt um Alle, denen sie gewährt ist, das Band einer Einheit im Geiste (Eph. 4, 3), vereinigt sie gliedlich zu einer Körperschaft, deren Haupt Christus ist (Röm. 12, 5), und macht sie als Jünger Eines Meisters (Matth. 23, 8), wie als Kinder Eines Vaters (V. 9; Eph. 4, 6), alle zu Brüdern (Matth. 23, 8). Dabei ist sie als Gemeinschaft der intensivsten Lebensregungen: des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung (Eph. 4, 2. 4. 5), dieser besten Gaben des Geistes (1 Kor. 13), die denkbar innigste, zur fortwährenden Erfüllung der hohenpriesterlichen Fürbitte Jesu für die unmittelbar ihm gegebenen, wie für alle durch ihr Wort an ihn glaubenden Seinen dass sie durch ihn in Gott Eins seyn sollen (Joh. 17, 9. 20 f.).

Ihres Centrums Mitte aber liegt nach allen bisher überblickten urkundlichen Aussagen nicht in ihr, sondern im Evangelium. Erst von und aus diesem und durch dieses empfängt sie alle genannten Vorzüge. Diese Wahrheit kann nicht stark genug betont werden, weil sie von folgenschwerster Bedeutung ist. Nach langer Vergessenheit sie wieder ans Licht gezogen und auf den Leuchter gestellt zu haben, ist das Verdienst des evangelischen Protestantismus, besonders der deutschen Kirchenreformation. 1)

Vermöge ihrer Umfassungs- und Einigungskraft, wie kraft ihres Ursprungs und ihrer Erhabenheit, hat die Gemeinschaft am Evangelium das Eigenthümliche, dass sie alle Scheidewände und Trennungen auf niederen Gebieten aufzuheben, hingegen alle in der Oekonomie der Schöpfung und Weltregierung beruhenden Verbindungen zu durchdringen und ihnen solchenfalls die ihr selbst eigenen Eigenschaften, namentlich ihre Innigkeit und Festigkeit, mitzutheilen vermag, ohne davon ihrerseits etwas einzubüssen.

Schon auf ihren Vorstufen begegnen uns ähnliche Erscheinungen geistiger Chemie. Nach einem bekannten Ausspruch Cicero's kann dauernde Freundschaft nur unter

1) Vgl. „Die Gemeinschaft am Evangelio." Friedens- u. Bundespredigt über Philipp. 1, 3 ff. Freiberg 1866.

Guten bestehen. Israels Volksthum steht nach längst erfolgtem Zerfall seines Staatswesens nun ins vierte Jahrtausend unüberwunden von den schrecklichsten Verfolgungen, ungebrochen durch Unterdrückung, unaufgelöst durch Zerstreuung unter alle Völker; keineswegs nur wegen consequent unvermischt erhaltener leiblicher Abstammung, sondern weil es ein Gewächs aus übermenschlichem Saamen, aus Gottes Gesetz und Verheissung, die als unauflöslicher Kitt es zusammenhalten, so viel von letzterer noch zu erfüllen rückständig, und so viel von ersterem nach dem Fall des aaronitischen Priesterthums und des jerusalemischen Nationalheiligthums übrig ist und jeder Zeitenwandlung trotzt. Was Israel selbst in der Zerstreuung vor Auflösung bewahrt, und was jeden Juden mit dem andern bis an die Enden der Erde in einer Geistesgemeinschaft erhält, die weit über die leibliche Volksverwandtschaft und Volkseinheit geht und nur des Uebergangs in die vorbehaltene höhere Gemeinschaft am Evangelio harrt

während die zehn Stämme, wenn nicht etwa bei den Karenen 1), vergebens gesucht werden, nachdem sie nicht nur der Vermischung, sondern vor dieser dem Heidenthum durch Abfall vom Glauben an die Göttlichkeit des väterlichen Gesetzes verfielen —, das ist die erhaltende Macht des göttlichen Wortes (Ps. 19, 8); und zwar nicht blos des göttlichen Urtheils nach dem Gesetz (5 Mos. 4, 27): dass Israels Zerstreuung nach seines wahren Messias Verwerfung allen Völkern der Erde zum Zeugniss darüber dienen soll (Matth. 24, 14), sondern auch der dadurch unerschütterten göttlichen Gnadenverheissung seiner endlichen Errettung (Röm. 11, 26), da Gottes Gaben und Berufung ihn nimmer gereuen (V. 29), wenn es auch aus der ersten in die letzte Stelle, der Zeit, nicht. dem Range nach, in der Gemeinschaft der Völker am Evangelium rücken soll (Matth. 20, 16). Daher kann es nicht untergehen, so lange die Welt steht, sondern wird vom Allmächtigen für jene Stelle aufbewahrt, worin es am Ende der Tage vor dem Weltenrichter erscheinen wird, wenn vor Ihm alle Völker versammelt werden (Matth. 25, 32).

Die tiefgehendste Trennung, welche das Evangelium vorfand und durch seine neubildende Gemeinschaftskraft zu überwinden angefangen, war und ist eben die zwischen Juden und Heiden. Ihre Ueberwindung gehört zu seinem ausgesprochensten Inhalt, laut der Weissagungen Jesu: „, Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen" (Matth. 8, 11);

1) Siehe das Baseler Missions - Magazin 1866. Zeitschr. f. luth. Theol. 1869. I.

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„Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselbigen muss ich herführen und sie werden meine Stimme hören, und wird Eine Heerde und Ein Hirte werden" (Joh. 10, 16). Welche langwierigen Geisteskämpfe der Selbstüberwindung dies Eins werden den Getrennten beiderseits gekostet, bezeugen die paulinischen Briefe, parallel mit seinem in der Apostelgeschichte gemeldeten Eintritt. Sie entsprachen der Bitterkeit seines Mittels und Zeichens, des Kreuzes, woran der gute Hirt sein Leben für Beide gelassen, um aus Beiden Eins zu machen (Eph. 2, 14-16). So sind die weiland Ferngewesenen nahe geworden durch das Blut Christi (V. 13). Dieser Zweck seiner Leiden, das Lamm Gottes für die Sünde der ganzen Welt zu werden (Joh. 1, 29) 1), war eins mit dem seines Evangeliums, zu verkündigen den Frieden (Apg. 10, 36) Fernen und Nahen (Eph. 2, 17), da in allerlei Volk, wer Gott fürchtet und recht thut (nach Gerechtigkeit strebt Matth. 5, 6 und sich um sie thätig bemüht), zur Aufnahme in das Reich seiner verzeihenden Gnade und erfüllenden Wahrheit ihm angenehm ist (Apg. 10, 35). „Denn Jesus sollte sterben für das Volk, doch nicht für das Volk (Israel) allein (welches Kaiphas bei seiner Sentenz über ihn im Sinne hatte), sondern dass er die Kinder Gottes, die zerstreuet waren, zusammenbrächte" (Joh. 11, 51 f.). „Durch ihn" nun haben wir alle Beide" - die Ferngewesenen gleich den Nächstberufenen ,,den Zugang in Einem Geiste zum Vater; nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Hausgenossen, erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist" (Eph. 2, 18 ff.). Nichts ist hiernach müssiger, als erst noch den Anfang dieser Einigung der Getrennten zu Einer Heerde unter Einem Hirten von der Zukunft zu erwarten, da von dieser nur ihr Fortgang und ihre Ausdehnung, ihre Vollendung aber nicht vor dem Ende der Tage zu erwarten ist. Nichts müssiger, als im Fortbestehen oder Hinzukommen untergeordneter Unterschiede (der Völker und Confessionen der Christenheit) eine Negation oder Wiederaufhebung des Bandes zu erblicken, welches alle derartigen Unterschiede nicht äusserlich, sondern innerlich permanent umschlingt. Dies Band ist das Evangelium, welches vermöge seiner Göttlichkeit sie insgesammt tief unter sich hat und vermöge

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1) Nach Hebr. 9, 12 (ra) und V. 14 (nach richtigerer Lesart: alwrwr) singt man in dem bekannten Kirchenliede richtiger: ,,der du trugst" als: „der du trägst die Sünden der Welt." Was Johannes der Täufer zukünftig und im Geiste gegenwärtig sah, ist geschehen, vergangen und ewig giltig.

seiner höheren Einigungskraft sie fortwährend überwindet. Auf das Geständniss der Eitelkeit aller Versuche, ihm irgend ein anderes zu substituiren, werden wir schliesslich, wie in der Wirklichkeit stets und überall, so auch im Ring unserer Beleuchtung der Gemeinschaft am Evangelium, von allen Seiten zurückkommen müssen.

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Zu welcher Innigkeit andererseits schon bestehende Verbindungen erst durch diese Gemeinschaft erhoben werden, dafür haben wir das leuchtendste Muster ebenfalls bereits auf den Anfängen des Christenthums. Wie viel inniger, als es nicht nur durch gleiche Abstammung, sondern selbst durch Mosis göttliches Gesetz möglich gewesen, verband das Evangelium seine ersten Bekenner! Zu welcher Einmüthigkeit (Apg. 1, 14. 15; 2, 1; 4, 24), welche selbst von der Einmüthigkeit seiner erbittertsten Gegner (Apg. 7, 56) nicht zu durchbrechen war! Auch nach beträchtlicher Vermehrung der Zahl (Apg. 2, 41; 4, 4; 6, 7), wenngleich allerdings vorerst auf gleichem Boden der genannten äussern und innern Vorbereitung, war der Menge der Gläubigen Ein Herz und Eine Seele" (Apg. 4, 32), und selbst Zerwürfnisse, herrührend aus verschiedener Nationalität der Juden und Judengenossen (Apg. 6, 1) oder aus verschiedener Ansicht vom Verhältnisse des Gesetzes zum Evangelium (Apg. 15, 1 f.), glichen sich, Dank der festgehaltenen Gemeinschaft am letzteren, bald aus (Apg. 6, 2 ff.; 15, 7 ff., besonders V. 11). Es verband sie ihr evangelischer Glaube zu einer über alle Standes- und Vermögensunterschiede (Apg. 4, 34) sich erhebenden Bundesgenossenschaft, ähnlich dem Seelenbunde des gläubigen Königssohnes Jonathan mit dem glaubensstarken Hirten David (1 Sam. 18, 1. 3) zu einer Zeit, wo des Letztern Salbung dem Einen und ihre hohe Bedeutung als Salbung zur Königswürde dem Andern, dem Gesalbten selbst, noch ein Geheimniss war, ohne durch dessen Offenbarung (19, 18; 20, 13) geschwächt werden zu können (20, 16 f. 41 f.).

Beide Wirkungen, Ueberwindung trennender Unterschiede und Verinnigung anderweiter Verbindungen, könnten im Gefolge der Glaubensgemeinschaft am Evangelium nicht seyn, ginge von diesem nicht eine befreiende Kraft aus (Ev. Joh. 8, 3136; Gal. 5, 1). Durch diese verhilft es seinen Genossen zu jener Ueberwindung, wie zu dieser Verinnigung, indem es sie aus dem Geistesbann trennender Unterschiede erlöst und jede andere Verbindung von den Hindernissen befreit, die der Innigkeit derselben im Wege stehen.

Einige weitere Beispiele mögen diese nur zu oft über

sehene Wahrheit 1) ins Licht setzen und die vorigen unterstützen.

Der älteste und engste, von der Schöpfung des Menschen als Mann und Weib herrührende Bund unter Menschen, der Ehebund, übertrifft zwar durch Anhänglichkeit der darin Verbundenen an einander sogar die der Kinder an ihre Eltern (1 Mos. 2, 24); zum ersten Beweise, dass Wahlverwandtschaft sogar über Blutsverwandtschaft geht, weil das, was den Menschen zum Menschen macht, nicht das ihm mit niedern Geschöpfen gemeinsame Blut, sondern der gottverwandte, denkende, wollende, frei und zur Freiheit geschaffene Geist ist. Dennoch und eben deshalb hat der Ehebund anerkanntermassen erst im Christenthum seine bis zur Unauflöslichkeit gesteigerte Innigkeit erlangt (Ev. Matth. 19, 6). Er hat dies jedoch nicht nur durch die im Evangelium wieder zur vollen Geltung gebrachte Einigungskraft des Schöpferwillens (V. 4), verbunden mit der wiederhergestellten Freiheit des Wahlrechts, sondern zugleich durch die im Evangelium vollzogene wahre Emancipation und wiederhergestellte Ebenbürtigkeit des Weibes mit dem Manne, als gleicher Miterbin der freimachenden Gnade des Lebens (1 Petri 3, 7), unbeschadet der göttlichen Eheordnung, wonach der Mann des Weibes Haupt, also nicht Tyrann, sondern seines Leibes Heiland, und das Weib dem Manne unterthan seyn soll, aber nicht als Sklavin, sondern freiwillig, da das Verhältniss christlicher Ehegatten unter einander sein Vorbild an dem Verhältnisse zwischen Christo und seiner Gemeinde hat (Eph. 5, 23 ff.). Denn dadurch wird es, befreit aus den Fesseln thierischer Fleischlichkeit und gesetzlichen Zwangs, die der heidnischen und alttestamentlichen Ehe eigen, erhoben zur Innigkeit hingebendster Fürsorge von der einen, wie hingebendster Treue von der andern Seite, erhoben zur Innigkeit gegenseitiger freier Liebe (Eph. 5, 25. 29. 32 f.).

Einen nicht minder hervorragenden Einfluss hat die gemeinschaftbessernde Kraft des Evangeliums bekanntlich auf das Verhältniss zwischen Herrschaften und Dienenden ausgeübt. Sie hat beide Theile einander innerlich genähert, hat die unmenschliche Härte des einen und den Sklavenstand

1) Ihre gebührendere, tiefer angesetzte und durchgreifendere Geltendmachung würde z. B. den Schriften von Bunsen and Guizot, namentlich den Méditations des Letzteren sur l'essence de la religion chrétienne (1864) und sur l'état actuel de la relig. chrét. (1866) um so grösseren Werth verleihen, je näher sie ihnen lag und je disponirter dazu ihre Verfasser waren, wenn nicht gerade ihr staatsmännischer Standpunkt die innere Erfassung erschwert hätte.

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