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kommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater, wie er hatte geliebet die Seinen, so liebte er sie bis ans Ende.

Und nach dem Abendeßen, da schon der Teufel hatte dem Juda Simonis ins Herz gegeben, daß er ihn verriethe, wußte JEsus, daß ihm der Vater hatte Alles in seine Hände gegeben, und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging: stand er vom Abendmahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Darnach goß er Waßer in ein Becken, hob an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, damit er umgürtet Joh. 13, 1-5.

war.

Es ist eine wunderbare Geschichte, wie Christus den Jüngern mit seinen eigenen Händen die Füße gewaschen habe nach dem leßten Abendmahl, darüber nicht allein wir Menschen, sondern auch die Engel im Himmel sich billig verwundern und mit sonderlicher Lust dem ewigen, allmächtigen Sohn Gottes in diesem Werk zusehen und zuhören. Denn wir nicht wähnen sollen, als wäre uns an dieser Historie nicht viel gelegen, dieweil sie allein von St. Johannes im 13. Capitel beschrieben, von den andern. drei Evangelisten aber ausgelassen worden: sintemal Johannes eben darum diese Geschichte so fleißig aufgezeichnet, dieweil dieselbige von den andern übergangen war. Denn er zulegt sein Evangelium verfaßet und gemeiniglich dasjenige aufs fleißigste beschrieben, was von Matthäus, Markus und Lukas entweder mit wenig Worten gerühret, oder aber gar nicht gemeldet. Derwegen sollen wir uns

diese Historie des Fußwaschens sonderlich laßen befohlen sein.

Aus obigen Worten lernen wir nun erstlich, mit was Gedanken der HErr JEsus über dem leßten Abendmahl sei umgegangen, da er jezt bald sich zu diesem Werk bereiten wollte. Denn als er nun das Osterlamm mit seinen Jüngern gegeßen und darauf sein heiliges Abendmahl eingesetzt hatte, so hat er bei sich bedacht und erwogen, daß jezund die Stunde vorhanden, da zwar sein Leiden würde angehen, aber zu einem seligen Ende würde auslaufen, sintemal er durch den Tod aus dieser Welt zum Vater in seine Herrlichkeit eingehen sollte. Drum hat er das Joch nicht von sich geworfen, noch sich durch einigen Zufall, auch durch Judä Verrätherei nicht bewegen laßen. Nein, mit nichten! Sondern gleich wie er die Seinen angefangen zu lieben, also hat er sie auch bis ans Ende geliebet und aus sonderlicher Liebe gegen Gott und gegen uns das Werk seines Leidens vollzogen. Daraus wir denn zu be herzigen haben, daß sich unser allerliebster Heiland freiwillig und herzlich für uns zum Opfer dargestellet. Denn ob er wohl gewußt, daß die Stunde seines Todes vorhanden und ihn Judas durch Eingebung des Teufels verrathen und auf die Schlachtbank zu opfern beschloßen hat, so hat er doch nicht ausreißen, noch dem Tode ent= fliehen wollen aus großer inbrünstiger Liebe, die ihn gleich als mit Banden gefaßet, daß er der Marter und des Todes willig und gerne erwartet, damit unsere Erlösung nicht allein angefangen, sondern auch zum erwünschten Ende ausgeführet würde. Das heißt: „Er liebte die Seinen bis ans Ende." Solches gibt uns aber den kräftigen Trost, daß sich Christus unser annimmt bis zum seligen

Ende. Denn gleichwie er das große Werk unserer Erlösung nicht bei seinem ersten Anfang allein gelaßen, sondern zu Ende ausgeführet hat: also will er auch sein Gnadenwerk, welches er in der heiligen Taufe durchs Wort und Sacrament in uns angefangen, gnädiglich zum seligen Ende ausführen. Derhalben schreibt St. Paulus an die Philipper Cap. 1, 6.: „Ich bin desselbigen in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag JEsu Christi.“

Zum Andern sehen wir hier die unbegreifliche Demuth des HErrn JEsu. In den heißen Morgenländern ist dieser Gebrauch gewesen, daß, wenn einer einen lieben Gast bekommen, er ihm mit wohlriechenden Waßern die Füße gewaschen hat, ehe man sich zu Tische sezte. Also that Abraham den drei Männern als seinen Gästen im Hain Mamre, desgleichen Lot, und Abigail den Gesandten Davids. Es war auch gewöhnlich bei den Kindern Israel, daß, wenn sie sollten vornehme Zusammenkünfte und Mahlzeiten halten, als sonderlich das Osterfest mit dem Osterlamm war, so wuschen und reinigten sie sich zuvor ganz und gar. Darum bedurften sie hernach nicht mehr, als des Fußwaschens, weil sie in den heißen Morgenländern barfüßig gingen, daher auch nachher Christus spricht: „Wer gewaschen ist, darf nicht denn die Füße waschen, sondern er ist ganz rein."

Dieweil nun aber Christus solcher Gewohnheit hier auch nachlebet und solches Fußwaschen an seinen Jüngern vornimmt, so beweiset er eine Demuth, darob sich Himmel und Erde verwundert. Davon schreibet recht also Simon de Cassia: „Sehet da die Zeichen der allertiefesten Herablaßung, daß die göttliche Majestät sich zu den Füßen der

Apostel herabbeuget und Gott vor Menschen knieet, die Heiligkeit vor den Sündern, die Gerechtigkeit vor den Ungerechten, die Unsterblichkeit vor den Sterblichen, der Schöpfer vor dem Geschöpf, die Sonne vor den Sternen, das Licht vor der Finsternis, der Tag vor den Stunden. Auf den Knieen wäscht ihnen die Füße der König aller Könige und HErr aller Herren, so daß keiner Creatur Herablaßung so groß sein kann, daß nicht die des Erlösers größer wäre."

Gebet.

O lieber HErr JEsu, wie tief ist deine Demuth, daß meine Zunge dieselbe nicht aussprechen und mein Herz deine Niedrigkeit nicht genugsam begreifen kann. Wie inbrünstig ist auch deine Liebe! Ja freilich, wie du die Deinen geliebet hast, also liebst du sie bis ans Ende. Das beweisest du hier in der That. Fürwahr, du bists, von dem Moses mit Verwunderung sagt: Sehet, wie hat der HErr die Leute so lieb! Ich bin darum gewiß, daß mich von deiner süßen Liebe kein Teufel noch Tod scheiden kann und daß du das gute Werk, das du in mir angefangen hast, auch bis auf deinen Tag vollführest; denn deine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit und deine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die dich fürchten. Ach hilf, daß ich dich wiederum von ganzem Herzen und bis ans Ende liebe. Amen.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.
Du HErr des Himmels und der Erden,
Woher kommt diese Knechtsgestalt?
Wie seh ich dich so niedrig werden?
Wie äußert sich jezt die Gewalt,
Die sonst die ganze Welt umschließt,
Da du ein HErr der Herren bist?

Der Meister wäschet seine Jünger
Und machet ihre Füße rein,

Die doch viel tausendmal geringer
Und dieser Ehr nicht würdig sein.
Wo schreib ich diese Demuth hin,
Vor der ich ganz erstaunet bin?

Doch das war nur ein Vorspiel dessen,
Was dich noch niedriger gemacht.
Wer kann die Demuth recht ermeßen,
Die dich auch gar ans Kreuz gebracht?
Dort goßest du nur Wasser ein,
Hier mußte Blut vergoßen sein.

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