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Sohne Helgi Gottlos: sie glaubten nur an ihre eigene Kraft und mochten nicht opfern (111, II). Die Lossagung von den Göttern war also so häufig, daß daraus ein besonderer Beiname gebildet wurde, gottlos"; nicht im Sinne moralischer Verworfenheit, sondern nur der Gelöstheit vom Götterglauben. Ein anderer gab „aus eigenem Antriebe“ d. h. ohne etwas vom Christentum zu wissen, das Opfern auf (V). Olaf Tryggwason sagte von einem Isländer: Mehr scheint er auf eigene Kraft und Stärke zu bauen, als auf Thor und Odin" (Laxd. 40). Ein anderer glaubt nicht an Götzen oder Teufel, sondern nur an seine eigene Macht und Stärke (F. M. S. II K. 200). Wieder ein anderer verachtet die Götzen seines Vaters, bevor er vom Christentum etwas erfährt (a. a. O. 201). Auf die Frage nach seinem Glauben antwortet einer: „er sei der Meinung, er habe wohl gar keinen Glauben (a. a. O. 235). Sigmund Brestisson, der Fürst der Färöer, glaubt nur an seine Macht und Stärke (Fär. S. 321). Der Isländer Finnbogi erwidert auf die Frage des Kaisers zu Byzanz, an wen er glaube: „Ich glaube an mich selbst" (Finnb. S. 19). Hrafnkel hält es für eine Torheit, an Götter zu glauben (Hrafn. S. Freysg. 24). Von mythischen Zeugnissen seien erwähnt: König Hrolf und seine Kämpen verehrten nicht Götter, sondern glaubten an ihre Macht und Stärke (Hrolfs S. Kr. 48). Nicht Odin, der böse Geist", sondern das Schicksal waltet über jedes Mannes Leben (a. a. O. 46). Ketil glaubte nicht an Odin und führte einen Spruch im Munde: Niemals hab ich Odin verehrt, dennoch hab ich lang gelebt" (Ketils S. hängs 5). Odd gewöhnte sich nicht an das Opfern, denn er glaubte an seine Macht und Stärke; ekelhaft erschien es ihm, vor Stöcken oder Steinen herumzurutschen (Qrv. Odds S. 1. 2).

Quellen der nordischen Mythologie.

Einheimische literarische Zeugnisse.

Für die Kenntnis der nordischen Mythologie ist die älteste Skaldendichtung darum so wichtig, weil sie das Alter und die Echtheit der von ihr behandelten oder gestreiften Hauptmythen sicher beweist; das, worauf sie anspielt, kann nicht im späten Mittelalter künstlich nach christlichen Vorlagen zusammengeschweißt sein. Ihre poetischen Bilder und Umschreibungen sind wie die der Eddalieder aus der Mythologie, der Natur und dem Leben entnommen. Ohne Kenntnis der Mythen und Sagen ließ sich weder dichten noch die Dichtung genießen. Die Dichtkunst wird z. B. bezeichnet mit Kwasis Blut, Zwergenschiff, Zwergenmet, Riesenmet, Suttungsmet, Odinsmet, Asenmet, Vaterbuße des Riesen,

Odröris Flut, Fang und Fund und Bürde und Gabe Odins (Sk. 3).

Die späteren Skalden, zumal nach Einführung des Christentums, haben an Stelle des lebendigen Bildes das verbrauchte, farblose gesetzt, die tote Kenning, die schließlich ganz zur gelehrten Spielerei ausartete. Von ihrer Sucht, in der Kenntnis mythologischer Dinge zu glänzen, ist kaum ein Eddalied verschont geblieben; fast überall ist das alte einfache Lied durch ihre Hinzufügungen aufgeschwellt, entstellt und miẞverstanden. Man hat treffend bemerkt, daß der Kenningsstil, eine Musivarbeit aus Metaphern, sich fast nirgends zum zusammenhängenden Bilde runde: er zeige nicht Überschuß an sinnlichem Sehvermögen, sondern eine gewisse Stumpfheit der Phantasie, schon darum sei die beliebte allegorische Auslegung der Mythen unmöglich. Die Anwendung dieser Umschreibungen ist eine fortwährende Bilderjagd, sie gibt Rätsel, deren Auflösung den Verstand schärft, die aber keine Nahrung für den übrigen Menschen enthalten.

Auch die Eddalieder sind das Werk von norwegischisländischen, aber uns unbekannten Skalden. Im Gegensatze zur skaldischen Poesie ist die eddische mehr volkstümlich, in freieren Metren und in einfacherer Sprache verfaßt. Über ihr Alter und ihre Heimat besteht unter den Forschern wenig Einheit. Daß sie von norw. Kolonisten in Britannien, den Orkneys, Hebriden und Shetlandsinseln gedichtet seien, ist wohl ausgeschlossen; die Heimat der meisten Lieder ist Norwegen, einiger Island, weniger auch Grönland. Über ibr Alter läßt sich nur sagen, daß sie zu sehr verschiedenen Zeiten, zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert verfaßt sind. Datierungen auf das Jahr sind wenig geglückt, oft schwanken die Ansichten um mehr als 100 und 200 Jahre. Ist z. B. richtig, daß die Niblungensage in ihrer jüngern Gestalt bereits gegen Ende des 9. Jahrhunderts durch norw. Wikinger nach Irland verpflanzt sei, so setzt man die ältere Schicht der Eddalieder zu spät an. Niedergeschrieben und ge

sammelt sind sie frühestens um die Mitte des 12. Jahrhunderts, wahrscheinlich erst zwischen 1240 und 1250. Den

ursprünglichen Namen dieser Liedersammlung kennen wir nicht. Der Titel „Edda" gebührt nur Snorris Buch über die nordische Götterlehre und Skaldenkunst. Das Wort wird als ,,Buch von Oddi" erklärt: Snorri habe den Baustoff seines Werkes in Oddi vorgefunden und nach ihm sein Buch ,,Buch von Oddi" genannt; andere erklären es als ,,Poetik"; die frühere Deutung,,Urgroßmutter" ist allgemein aufgegeben: die Sammlung erzähle wie das Großmütterchen am Spinnrocken jüngeren Geschlechtern Lieder und Sagen aus längst verklungenen Zeiten. Die noch heute übliche Benennung,,ältere Edda“ ist nur insofern richtig, als die sogenannte jüngere oder prosaische Edda des Snorri einige Lieder anführt oder voraussetzt, als Ganzes aber ist die Liedersammlung jünger als Snorris Buch.

Unter den Eddaliedern steht,,der Seherin Weissagung" (Voluspá) im Mittelpunkte des Streites. Die einen setzen sie ins 9., andere in die Mitte des 10. Jhd. unter Eirik Blutaxt, in die wilde Gärungszeit, wo das Christentum in Norwegen zwar schon eingedrungen, aber nirgends vollkommen zum Durchbruche gekommen war; noch andere lassen sie kurz vor 1000 auf Island entstanden sein, als eine Mischung heidnischer und christlicher Anschauungen. Wie man das Gedicht als eine Übertragung der alexandrinischen Oracula Sibyllina und deshalb als wertlos für die nordische Mythologie hingestellt hat, so hat man von anderer Seite aus die Echtheit der eddischen Kosmogonie und des Gedichtes,,die Weissagung der Seherin" angegriffen. Die Quellen der eddischen Kosmogonie sollen in der Genesis und in dem platonischen Timäus liegen, die beide wiederum auf der babylonischen Weltschöpfungslehre beruhen. ,,Der Seherin Weissagung" soll im zweiten Viertel des 12. Jhd. in der von Sämund gestifteten Schule zu Oddi im Südwesten Islands gedichtet und eine Stilübung des hochgebildeten Theologen Sämund sein, der sich daran erfreute, einen großartigen, fremden, religiösen Inhalt, das heiligste christlichste Thema von der Heilsgeschichte der Menschheit, von der Schöpfung bis zum Sündenfalle, in die mythengetränkte, dunkle Sprache heidnischer

Weissagung zu übertragen; d. h. das Gedicht ist die frivole Spielerei eines isl. Theologen.

Unhistorisch aber ist es, zu behaupten, ein so reich begabtes Volk wie die Germanen hätten keine in Mythen gefaßte Vorstellungen von Gottheit, Welt und Menschheit gehabt. Unhistorisch ist es, statt dessen eine aus allen möglichen Quellen zusammengeronnene mittelalterliche, christliche Tradition als den Körper von dem anzunehmen, was uns an Mythen überliefert ist. Geradezu abenteuerlich ist die Vorstellung, daß ein Priester des 12. Jhd., ein Schulvorsteher, ein Bücherwurm und doch zugleich ein Dichterfürst, ein Dante und Boccaccio in einer Person, auf die seltsame Idee verfallen sei, die christliche Lehre in der angegebenen Weise zu profanieren. Was von der angeblichen Genialität der Skalden gesagt ist, die die Eddamythologie geschaffen haben sollen, gilt Zug für Zug auch für die Tätigkeit Sämunds. Sämund müßte der gelehrteste Mann des Nordens, seiner Zeit, des Mittelalters überhaupt gewesen sein. Er verband nicht nur Stücke des Wissens aus den entlegensten Gebieten, er besaß ein großartiges, einziges Kombinationsvermögen, ihm waren seine Kenntnisse präsent wie keinem der Kirchenväter. Bei jeder Strophe, ja bei jedem Vers ist ihm all sein Wissen gegenwärtig gewesen und hat er die seltensten, wie die gewöhnlichsten Stücke davon ineinander gefügt und bis zur Unkenntlichkeit ineinander verflochten. Und trotz dieser monströsen Gelehrsamkeit muß dieser Sämund ein unbegabter Mensch gewesen sein! Denn er wußte überhaupt nicht, was er wollte. Mit treffender Ironie hat man gesagt: Ist der Seherin Weissagung" eine ,,Summe der christlichen Theologie", dann ist sie das schlechteste und albernste Gedicht der Weltliteratur. Sämund war aber auch ein schlechter Christ. Denn er hat die christlichen Heilswahrheiten doch wieder so sehr mit heidnischem Unglauben versetzt, daß sie im besten Falle nur schädlich wirken konnten, und er hat die christlich-katholische Religion mit einer Respektslosigkeit behandelt, die während des ganzen Mittelalters unerhört ist.

Allgemein neigt man zu der Annahme, daß „,der Seherin Weissagung" unter indirekter Beeinflussung des Christentums entstanden ist; ihr Inhalt versteht sich nur aus einem noch lebendigen, wenn auch nicht mehr in voller Kraft entfalteten Volksglauben,

Als das Verständnis der alten Dichtung immer mehr erlosch, und man die mythologischen Ausdrücke vielfach rein schematisch anwandte, ohne sich ihrer ursprünglichen Bedeutung noch recht bewußt zu sein, verfaßte Snorri Sturluson, der Herodot und Thucydides des Nordens, den Entwurf eines Handbuches, um die skaldischen heidnischen Umschreibungen zu erklären, seine Edda. Er war herangebildet auf dem Gehöfte zu Oddi in der historischen Schule seines Großvaters Sämund und befaßte sich schon in früher Jugendzeit mit dichterischen Versuchen (geb. 1178, † 1241). Manches aus der alten Göttervorstellung und Sage wird ihm selbst dunkel gewesen sein, und darum sammelte er alles, was er zum Verständnisse der alten Dichtung auftreiben konnte. Ursprünglich mag dieser Entwurf nur für seine Umgebung bestimmt gewesen sein, später wurde es zu einem systematischen Handbuch umgearbeitet. Er ermahnt die jungen lernbegierigen Skalden,,,das Buch zum Zwecke der Ergötzung zu verstehen, die Geschichten nicht der Vergessenheit anheimzugeben oder für unwahr zu erklären und die alten Kenninge, an denen die Hauptskalden ihr Gefallen gehabt hätten, aus der Skaldschaft zu entfernen; als Christenleute solle man freilich nicht glauben noch beweisen wollen, daß es so gewesen wäre" (Sk. 1).

Sein skaldisches Handbuch besteht aus drei Teilen: Die Gylfaginning (Täuschung des Gylfi; Gg.) ist eine systematische Übersicht über den alten Glauben in Form einer Gespräches; als Wegweiser diente ihm dabei das Eddalied der Seherin Weissagung". Der schwedische König Gylfi hat von der Weisheit und Macht der Asen gehört und beschließt, die Wahrheit dieses Gerüchtes zu erproben. In einen alten Mann verwandelt, geht er nach Asgard und hat hier ein Gespräch über die Entstehung der Welt und die Geschicke der Götter mit drei Personen: Har, Jafnhar und Thridi (der Erhabene, Gleicherhabene, der Dritte). Gylfis Rolle besteht darin, Fragen zu stellen und einzelne, meist humoristisch

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