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weißeste Schnee seinen Namen hat. Bard ist also unzweifelhaft riesischer Abkunft und überdies bei dem Bergriesen Dofri erzogen, dem Gebieter des Dovrefjeld in Norwegen. „Die Leute meinten, daß er in einen Ferner Islands eingegangen sei und dort eine große Höhle bezogen habe; denn das war mehr seine Art, in Höhlen zu sein als in Häusern, weil er in den Höhlen des Dofri auferzogen war. Er war an Wuchs und und Stärke den Unholden ähnlicher als den Menschen. Er wurde darum Bard Snäfellsase genannt, weil die auf dem Vorgebirge Wohnenden an ihn glaubten und ihn für ihren anzurufenden Gott hielten; manchen zeigte er sich als ein sehr kräftiger Schutzgeist" (S. 57). Die Zauberin Busla beschwört Trolle, Alfen, Zaubernornen und Bergriesen, daß sie die Hallen König Hrings verbrennen; hassen sollen ihn die Reifriesen, wenn er ihren Willen nicht tut (FAS III 205). Das sind die dürftigen Spuren eines Riesenkultes, und es ist auffallend, daß sie alle bereits christlicher Zeit angehören. Es scheint, daß dieser Kultus erst aufgekommen ist, als der alte Asenglauben ins Wanken geriet. Jedenfalls ist es unberechtigt, aus der späten Erzählung von Bard, dem Asen des Snäfell, den Schluss zu ziehen, dass das Wort Ase nicht. Gott bedeute, sondern Halbgott, einen zur Apotheose ge. langten Menschen.

Luftriesen.

Die Riesen, die in den Göttermythus eingreifen, werden nur kurz ihrem Namen und Wesen nach aufgezählt; eine Ausnahme wird aus praktischen Gründen nur mit Fenri gemacht. Im allgemeinen beschränkt sich die Darstellung auf die alten Quellen, da die wichtigsten Züge der Volkssage bereits bei der allgemeinen Charakteristik verwertet sind.

Als die ältesten Bewohner Norwegens gelten die Riesen, Fornjots Geschlecht. Sein Stammbaum wird gern als ein Beispiel mythischen Schaffens herangezogen, ist aber in Wahrheit ein mythisches Zerrbild, nicht naive Naturbeseelung, son

dern bis ins kleinste durchgeführte Mythenallegorie auf Grund etymologischer Deutung.

Ein König hieß Fornjot, er herrschte über Jötland, d. h. Finnland und Kvenland östlich vom finnischen Meerbusen. Er hatte drei Söhne, Hle, Logi und Kari. Der erste, auch Ægi genannt, waltete über das Meer, der zweite über das Feuer, der dritte über die Winde. Nach dem einen Bericht ist Karis Sohn Jökul (Eisberg, Gletscher), Vater des Königs Snä (Schnee), und dessen Kinder waren Thorri, Fönn (Schneehaufe), Drifa (Schneewirbel) und Mjöl (Schneestaub). In dem andern Berichte wird Karis Sohn, der Vater Snäs des Alten, Frosti (Frost) genannt, von Snä aber nur der Sohn Thorri angeführt. Thorri hatte zwei Söhne, Nor und Gor und eine Tochter Goi. Er war ein großer Opfermann und hielt jedes Jahr um Mittwinter ein Opferfest, Thorrablot, und davon hat der Monat Thorri seinen Namen bekommen. Dieses Mittwinteropfer hatte zum Zwecke, von den Göttern reichlichen Schnee und gute Schneebahn zu erreichen: denn davon hing bei den Einwohnern von Kvenland der Jahresertrag ab. Nun verschwand Goi plötzlich. Thorri opferte, um Nachrichten von der Verlorenen zu bekommen, und dieses Opfer hieß man dann Goiopfer (Góiblót). Indem Nor und Gor ihre abhanden gekommene Schwester aufsuchen, unterwirft jener sich Norwegen, das von ihm den Namen erhält, Gor sucht die Küsten und Inseln der Ostsee ab; von Nor stammen die Gebieter des norweg. Festlandes, von Gor die Seekönige. Nor findet seine Schwester, die von einem Fürsten Hrolf geraubt ist, der auf dem Kjölengebirge haust. Ein Zweikampf zwischen beiden bleibt unentschieden, in einem gütlichen Vergleich erkennt Hrolf die Oberherrschaft Nors an (FAS IIзw, 17′′.; Flt. I 21, 219).

Der etymologische Mythus will einmal den Namen Norwegen erklären (= Weg des Nor), und dann die beiden Monatsnamen Thorri und Goi. Norw. Gjö ist der Spurschnee, d. h. der weiche Schnee, in dem die Spuren des Wildes leicht wahrzunehmen sind; Goi ist also der bei aufsteigender Sonnenwärme aufgeweichte, Thorri der trockene, hartgefrorene Schnee. Die eine Sippe trägt also Namen, die in irgend einer Weise Schnee bedeuten, der andere Zweig dieser dürren genealogischen Allegorie ist eine nackte Personifikation des Windes. Nor, dessen Streifzug zur Aufsuchung seiner Schwester aufgeschoben wird, bis die Winterkälte eintritt, ist der Nordwind; Gor ist der Bläser, der Wind, Kari die durch den Wind bewegte Luft. Der Erzähler hat Fornjot als den Vorbesitzer, den vormaligen Inhaber des Landes aufgefaßt, der über Jötland geherrscht habe, und deswegen Jötland neben Finnland und Kvenland

eingesetzt (For-niótr.) Neuere Gelehrte deuten ihn als den „Vor-Jüten", d. h. einen von den alten Einwohnern, vor der Zeit der Jüten und denken an Jütland als die Heimat des,,Mythus"; andere als den Opfergenießer (fórn-niótr). Nun nennen die Skalden den Wind Brecher, Verderber, Hund, Wolf des Waldes, des Segels oder des Schiffszeuges, Baumfäller, Fornjots Sohn oder Verwandter, Bruder des Ægi und des Feuers: ,,mit Schneegestöber begannen Fornjots häßliche Söhne“, heißt es bei einem Skalden (Sk. 25). Ein an. Rätsel läßt den verdunkelnden Nebel allein vor dem Sohne Fornjots (dem Winde) fliehen (FASI 475). Es liegt daher nahe, auch in Fornjot eine Benennung des Windes zu sehen, und mit gutem Grunde hat man ihn als den alten Heuler, den alten Sturm erklärt. (*Forn-piótr). Von Finnland her, wo König Fornjot herrscht, kommen die kalten Nordwinde nach Skandinavien, Finnland ist für den alten Windriesen das passende Königreich.

Dreihundert Jahre ist König Snä alt und wird darum der Alte genannt; die Helden der Menscheit wünschen sich seine Lebensdauer, das Alter des greisen, ewigen Gebirgsschnees (FAS II).

Der norw. Jarl und spätere König in Schweden Sturlaug sendet seinen Pflegebruder Frosti (Frost) aus, um der blondgelockten Tochter Mjöl des Finnenkönigs Snä einen Runenstab mit Liebeswerbung in den Schoß zu werfen. Voll Sehnsucht eilt sie dem Brautwerber voraus, daß er ihr nicht folgen kann. Da spricht sie: „Du bist sehr saumselig, mein Frosti, aber fasse mich nur unter dem Gürtel." So fahren sie rasch im Winde dahin zu Jarl Sturlaug (FAS III 634). Der Dänenkönig Snio (Snä) liebt die schöne Tochter des Schwedenkönigs. Im Bettlergewande naht ihr sein Bote und singt ihr leise, leise zu: „Snio liebt dich!" Kaum hörbar flüstert sie zurück: Ich liebe ihn wieder und bestimmt als Zeit ihrer heimlichen Zusammenkunft mit Snio den Beginn des Winters. Da gibt sie vor, in stiller Einsamkeit baden zu wollen. Snio naht ihr und führt sie rasch rudernd auf seinem Schiffe von dannen (Saxo 281). Dänische Chroniken machen Snio zum Hirten des Meerriesen Hle auf der Insel Hlesey (Läsö im Kattegat). Als König empfängt Snio von einem Riesen ein paar Handschuhe; als er sie anzieht, kriechen so viele Schlangen und Würmer aus ihn n hervor, daß er ganz von ihnen verzehrt wird (Script. rer. dan. I 225 u. 89).

Von Drifa, der Tochter des Finnenkönigs Snio des Alten, ist früher erzählt, wie sie ihren Verlobten durch eine

Mare töten läßt (Yngl. S. 13). Frosti, Jökul und Gust (Sturm) sind Gefolgsmannen des Riesen Geirröd und spielen eine wenig rühmliche Rolle (FMS III 186; s. u. Thor-Geirröd).

Wasserriesen.

Einen hübschen Einblick in die Entstehung der Wasserriesen gewährt die isl. Überlieferung: Ein Mann sah einen Riesen oben am Gestade sitzen, der die Füße baumeln ließ, so daß sie die Brandung berührten, und so oft er sie zusammenschlug, entstand ein Seegang. Er sprach diese Weise: ,,Ich war dabei, als der Fels vom Berge fiel, aus dem hohen Himmel der Bergriesen. Wenige Bergriesen machen größere Stürme auf dem Meere, auf der befreundeten Erde; das Hautwaschen tut mir wohl" (Landn. II).

In die Herrschaft des Wassers teilen sich Ægi, der Wassermann schlechthin, wie sein Name sagt, Mimi, der Herrscher der Binnengewässer, unergründlich weise wie sein Element selbst, und Njörd, der Gott des ruhigen, den Verkehr begünstigenden Meeres. Egi ist zwar ein Riese, aber harmlos wie ein Kind. Er ist bei den Göttern in Asgard zu Gaste, ladet sie selbst zu sich ein und braut für sie Bier. Wie der Saal des kriegerischen Odin von Schwertern erleuchtet war, so ist es Egis unterirdische Halle von blankem Golde, das auf den Estrich getragen wird. Seine Diener Eldi (Feuer) und Funafeng (Funkenfang) haben wohl für die Beleuchtung zu sorgen. Losgelöste und dann selbständig gewordene Eigenschaften Egis sind Hle und Gymi. Da nach Hle, dem Sohne Fornjots, die Insel Hlesey, Läsö in Kattegat, benannt ist, liegt die Annahme nahe, daß Egi auf Jütland und dem westlichen Norwegen unter diesem Namen verehrt wurde (Sk. 1, 23). Hle wird als der Deckende, Gedeckte, Schattige, Dunkele erklärt (an. hlé) oder als der Laute, das laut brausende Meer (*HlewaR.). Das langsam, ruhig dahinflutende Meer bezeichnet Egis anderer Name Gymi (Skírn. 6; Gg. 37). Bei den Skalden heißt das Meer sein Herdplatz, das Branden der See sein Lied; Gymis Seherin (Wölwa) ist ein Beiname

der Ran, Egis Gemahlin; also sind Gymi und Egi eine Person. Wohl verschieden von diesem Gymi ist Gymi, der Gemahl der Örboda, deren Kinder Beli, der Brüller, und Gerd sind, um die Frey wirbt. Gerd ist trotz ihrer glänzenden Schönheit sicherlich keine Wasserfrau, und Beli kann ebenso gut ein Windriese wie ein Meerriese sein.

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Während Egi kein furchtbares, wildes Wesen ist, verkörpert die düstere Gestalt seines Weibes Ran, schon nach ihrem Namen,,die Räuberin" (aus Rahana), die wilde, grausame, habgierige Natur der See. Neuerdings wird Rán Radn als ,,die über das Meer Herrschende" gedeutet (rápa; schwed. sjörå; isl. sió-ráp). Der schwed. Volksglaube Kennt Bergsrå, Skogsrå und Sjörå (elfische Geister, die im Berge, Walde und Wasser herrschen). Das Meerweib herrscht über alle, die im Meere umkommen, wie Ran die Ertrunkenen mit einem Netze auffängt. Fischer opferten ihr Geld und Speise und erhofften davon großen Vorteil. Einige Gewässer und Wälder waren so sehr unter der Herrschaft dieser Geister, daß alle Arbeit für vergeblich galt, wenn man sich ihre Huld nicht zu verschaffen wußte. Jedenfalls ist Ran junge, nordische Schöpfung und an die Stelle der alten, im Volksglauben fortlebenden elementaren Wassergeister getreten. In ihr ist die Todesseite der Meergottheit herausgekehrt, während von Egis Antlitz diese düsteren Schatten entfernt sind. Aus ihrer Ehe mit Egi entsprangen neun Töchter (Sk. 23, 58). Wie diese sind auch die neun Mütter Heimdalls Verkörperungen der wilden brandenden Wogen (Hyndl. 35-38); sie tragen zwar andere Namen, aber sind schwerlich von den Egistochtern zu trennen. Ob die Neunzahl aus dem dreimaligen Dreischlage der See zu deuten ist, bleibt zweifelhaft. Nach altem Seemannsaberglauben folgen stets drei große Wellen dicht aufeinander; die erste der drei Wellen ist immer die größte, die neunte aber übertrifft alle anderen an Wucht und Größe. Neun Meernixen begegnen auch sonst (Beowulf 575; FAS III); während die hohen Gottheiten in der Dreizahl auftreten, werden die unteren göttlichen Wesen neunzählig genannt. Das Heulen und Brausen der erregten Meereswogen Herrmann, Nordische Mythologie.

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