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Mundilföri oder -fari wird als ,,Beweger der Weltachse" erklärt, der die drehende Bewegung der Himmelskörper bewirkt und leitet, der den Himmel regiert. Der Name könnte also eine von der Bewegungsursache aus aufgefaßte Vorstellung des Himmelsgottes sein und mit Tius-Odins Beinamen Hjarrandi verglichen werden: gemeint ist der Polarstern, um den sich, wie um einen Spielmanu, der nächtliche Sternentanz" dreht, wie F. v. Spee sagt, uralte Naturanschauung erneuernd. Mundilföri kann aber auch der Schutzgewährende, der Vormund oder Erzieher sein, und ein solcher ist Mundilföri als Vater von Sonne und Mond. Dann aber ist die Gestalt rein allegorisch, gehört nicht der lebendigen Mythologie an, sondern ist eine spät entstandene Abstraktion, ohne bestimmte Anschauung und Begründung im Volksglauben. Man wollte den beiden Kindern, die den Sonnen- und Mondwagen lenken, einen Vater geben und wußte ihn nicht weiter zu charakterisieren und zu benennen, als daß er eben Vater sei. Ganz jung ist die Fortsetzung:

Sol wurde mit einem Manne namens Glen (Glanz) vermählt. Doch die Götter zürnten wegen dieses Übermutes und setzten sie an den Himmel. Sie ließen Sol die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne ziehen, die die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog, um die Welt zu erleuchten (Sk. 24).

Der Erzähler ist der alten Anschauung schon entfremdet, er trennt darum das Symbol von der Naturerschei nung. Die Soune als Weltkörper ist von den Göttern aus den Flammen der Feuerwelt geschaffen und fährt in einem von Rossen gezogenen Wagen über den Himmel, nur fehlt dem Wagen die Lenkung. Ein Mensch nennt seine Kinder Sonne und Mond, diese Vermessenheit erzürnt die Götter, die stets darauf bedacht sind, die Schranken zwischen ihnen und den Menschen aufrecht zu erhalten, sie nehmen die Tochter und setzen sie an den Himmel als Lenkerin des Sonnenwagens. An die Stelle des Mythus ist eine erklärende Bearbeitung getreten, die alles Wunderbare ausscheidet und an die Stelle der mächtigen Götter gewöhnliche Zauberer, an die Stelie der ewigen Weltordnung ganz gemeine menschliche Motive setzt.

Nach isl. Volksglauben kann man, wenn man gut acht gibt, sehen, daß der Mond einem menschlichen Antlitze gleicht mit Stirn, Nase, Augen, Mund u. s. w.; dasselbe ist von der Sonne zu sagen, doch sieht man es an ihr nicht ebenso deutlich, weil sie glänzender und schöner ist. Volkstümliche Anekdoten suchen die Flecken oder schattigen Vertiefungen im Lichte des Vollmondes, sowie die beiden Mondphasen, den abnehmenden und zunehmenden Mond zu erklären. Nach deutscher Sage soll es ein Holzdieb sein, der am Sonntag während der Kirche Waldfrevel verübt habe und zur Strafe in den Mond verwünscht sei: da sieht man ihn, die Axt auf dem Rücken, das Reisholzbündel bald in der Hand, bald gleichfalls auf dem Rücken. Im Märchen nehmen die vier Besitzer des Mondes je ein Viertel bei ihrem Tode mit ins Grab, so daß der Mond schließlich völlig verschwunden ist. K. H. M. Nr. 175). Beide Erzählungen sind im Norden miteinander verknüpft:

Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Voll. mond. Er hob die beiden Kinder Bil (die Abnehmende) und Hjuki (der zu Kräften kommende ?) von der Erde zu sich empor, als sie von dem Brunnen kamen; Widfinn hieß der Vater dieser Kinder, die den Mond begleiten, wie man dies von der Erde aus sehen kann. Bil wird auch zu den Göttinnen gerechnet (Gg. 35). Unerklärt bleibt in diesem eddischen Märchen, ob Mani die beiden Kinder raubte, und ob diese eine Schuld begangen hatten.

Tag und Nacht.

Wie Sonne und Mond, so sind auch Tag und Nacht zu göttlichen Wesen erhoben. Dem ungeübten Blick ist es natürlich, Sonne und Tag unabhängig voneinander zu denken; denn oft ist Tag, während die Sonne nicht sichtbar ist, und der Tagesschein ist, namentlich in Norwegen und Island, oft während der ganzen Nacht am Himmel zu sehen, wenn auch schwach und unbestimmt. Weil aber nach germ. Vorstellung die Nacht dem Tage voranging, so ist die Nacht als die Mutter des Tages gedacht.

Nor. Nörfi oder Narfi hieß ein Riese, der in Jötunheim wohnte. Seine Tochter, die schwarze, dunkle Nott (Nacht) war in erster Ehe mit

Naglfari vermählt, in dritter Ehe mit Delling (oder Dögling) aus dem Asen-Geschlechte; beider Sohn war Dag (Tag); der war licht und glänzend wie sein Vater (Gg. 10). Nott, die Tochter des Nor, heißt „Nacht“ bei den Menschen (Alv. 30/1). Der freundliche Delling ist Vater des Dag, und Nott ist gezeugt von Nor (Vafþr. 25).

Jötunheim liegt im Osten und Norden; aus diesen Gegenden kommt die nächtliche Dunkelheit über die Erde, dort wohnt deshalb der Urheber des nächtlichen Dunkels, der riesische Vater der Nacht. Narfi ist auch ein Sohn Lokis, der von seinem Bruder Wali, den die Götter in einen Wolf verwandelt haben, zerrissen wird, und mit dessen Gedärmen dann Loki gefesselt wird. Lokis Sohn und der Vater der Nacht sind kaum voneinander verschieden, sie sind Dämonen des einbrechenden nächtlichen Dunkels.

Der Name des ersten Gatten der Nacht, Naglfari, kehrt auch bei dem Schiffe wieder, auf dem beim Weltuntergange die Zerstörer daherfahren. Naglfar ist das größte Schiff, das Muspells Söhne besitzen (Gg. 43). Es ist aus den Nägeln gestorbener Menschen verfertigt, und deshalb soll man niemand mit unbeschnittenen Nägeln sterben lassen; denn jeder, der das tut, fördert dadurch sehr die Vollendung des Schiffes Naglfar, von dem Götter und Menschen wünschen, daß es spät fertig werde (Gg. 51). Besteht zwischen dem ersten Gatten der Nacht und dem Schiffe, das, aus den Nägeln der Toten erbaut, am Weltende die Riesen herbeifährt, ein Zusammenhang? Zunächst ist klar, daß dadurch die ungeheure Ferne und das langsame Zustandekommen des Weltendes ausgedrückt werden soll: bis ein solches Schiff aus schmalen Nägelschnitzen der Leichen zusammengesetzt wird, verstreicht lange, lange Zeit, und sie leidet noch durch die warnende Vorschrift Aufschub, allen Toten die Nägel zu schneiden. Ähnlich ist die Vorstellung des Berges der Ewigkeit, dem alle hundert Jahre ein Vogel nur ein Sandkorn zuträgt. Dieser märchenhafte Zug wird sonst nirgends für das Schiff Naglfari vorausgesetzt und ist ihm angedichtet, als man seine ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand. Mit der nordischen Sitte, in ein Schiff gelegte Tote zu verbrennen oder

den Wellen zu überlassen, steht die Angabe jedenfalls in keinem Zusammenhange. Auch die Deutung des Namens ..das zwischen Leichen fahrende" oder ,,das Totenschiff", auf dem die Totengespenster heranrücken, erklärt die Verknüpfung mit dem seltenen Bau des Fahrzeuges nicht genügend, abgesehen davon, daß eher der Name Naglafar zu erwarten wäre (nagl=vézus, venoós). Naglfar ist das „Nagelfahrzeug“. Die nordischen Seefahrer verzierten ihre Schiffe gern mit blanken Nageln, und so kann Naglfar das mit Nägeln beschlagene Schiff bezeichnen. Man erblickte in den Sternen glänzende Nägel, die am Firmament eingeschlagen seien. Schwäbischer Aberglaube hält die Sterne für die Köpfe silberner Nägel, die das Himmelsgewölbe zusammenhalten, und der Philosoph Anaximenes vertritt dieselbe volkstümliche Ansicht, daß die Sterne wie Nägel am ehernen Himmelsgewölbe befestigt seien. Der Himmel ist mit Sternen besetzt, wie das Schiff mit glänzenden Nägeln. Das langsame stetige Vorrücken des Himmels vergleicht sich der ruhigen, unaufhaltsamen Fahrt eines Schiffes, und so konnte man den Sternenhimmel wohl als Schiff ansehen und Naglfari zum Gatten der schwarzen Nacht machen. Da nach nordischer Vorstellung die Welt durch Wasser und Feuer zu grunde geht, die heiße Lohe aber bis an den Himmel leckt, so ist der Gedanke nicht wesentlich kühner zu nennen, daß auch die Meereswogen so hoch schlagen und den Sternenhimmel mit ihrer Flut davontragen: das flottgewordene Schiff benutzen dann die Feinde der Götter zum Angriffe. Die Deutung des Schiffes Naglfar als eines Sternenbildes, entsprechend der des gefesselten Fenriswolfes, läuft auf dasselbe hinaus. Als spätere Zeit das Naturbild nicht mehr verstand, dachte man bei dem Nagelschiffe nicht mehr an goldene oder silberne Nägel, sondern an Nägel des menschlichen Körpers und gelangte so zu der wunderlichen Vorstellung eines aus unbeschnittenen Nägeln Verstorbener erbauten Fahrzeuges.

Eine dritte Ehe endlich geht die Nacht mit Delling oder Dögling ein. Delling,,der Glänzende“, „Leuchtende“, vom Geschlechte der Asen, ist licht und schön, also eine

lichte Erscheinung während der Nacht, mit der er vermählt ist. In der Frühe öffnet er die Tore seines Vorhauses und entsendet seinen Sohn, den Tag: dann am hellen, lichten Tage kann jeder offenbar und deutlich die sichtbaren Dinge wahrnehmen (Hov. 159; FAS 1468). Er ist wie Heimdall der Gott des Frühlichtes, seinem Namen und Wesen nach ihm nahe verwandt, vielleicht sogar dieselbe Person. Dögling, wie andere Lesarten haben, ist der dem Morgentau Entsprossene, also ebenfalls der Gott der Morgendämmrung (Sk. 62).

Mit der Nacht erzeugt nach alter schöner Vorstellung Delling den Dag (den Tag): so ist vielleicht auch der lichte Dioskur Baldr der Sohn des durchleuchtenden Himmels mit der Nacht. Auch Swipdag ist ein Sonnengott und vermutlich gleichfalls der Sohn der Nacht, die sterben mußte, indem sie dem Tage das Leben gab. Der Tages- und Sonnengott ist der Spender aller Wohltaten, des Erntesegens, der Fruchtbarkeit und der Vater des Menschengeschlechtes. Wie die Menschen Heimdalls Söhne genannt werden, so jubelt die nach langem Schlafe von Sigurd erlöste Brynhild:

Dem Tage Heil und des Tages Söhnen,

Der Nacht und der Tochter [Erde] demnächst!
Sehet auf uns mit segnenden Augen

Und gebet uns Sitzenden Sieg" (Sigrdr. 3; Am. 62).

Die Parallelität von Tag und Nacht, Tagessöhnen und Tochter der Nacht, zeigt, daß der Tag als göttliche Persönlichkeit aufgefaßt ist.

Wie man sich Tag und Nacht von Sonne und Mond unabhängig dachte, so haben Tag und Nacht ihre eigenen Pferde und Wagen.

Skinfaxi (Leuchtmähne) oder Glad (der Heitere) heißt das Roß, das den schimmernden Tag an jedem Morgen den Menschen bringt; den Helden scheint er der Hengste bester, stets flammt ihm das Mähnenhaar (Vafþr. 12. 14; Gg. 15; Sk. 55). Hrimfaxi aber (Reifmähne) oder Fjörswartni (der Schwarze) heißt der Hengst, der den herrlichen Göttern täglich die Nacht herniederbringt; allmorgentlich träufeln ihm Tropfen vom Beißstahl, davon kommt in die Täler der Tau.

Die prosaische Wiedergabe umschreibt diese Strophen: Allvater nahm Nacht und Tag und setzte sie an den Himmel; er gab ihnen zwei Pferde und zwei Wagen, auf denen sie um die Erde fahren.

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