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Nacht fährt mit Hrimfaxi, der die Erde mit seinen Gebißtropfen betaut; Tag hat den Skinfaxi, von seiner Mähne erglänzt Luft und Erde (Gg. 10).

Fenri und seine Sippe.

Ein an. Rätsellied fragt:,,Wer ist der Gewaltige, der über die Erde hin zieht? er verschlingt Seen und Wald; den Windzug fürchtet er, aber Männer nicht, und nimmt mit der Sonne den Kampf auf". Die Antwort lautet: „Das ist der Nebel; seinetwegen sieht man das Meer nicht; aber er macht sich sogleich davon, wenn der Wind kommt, und die Menschen. können ihm nichts anhaben; er vernichtet den Schein der Sonne" (FAS I464). Das ist zwar kein Mythus vom Nebel, und mit der ausgesprochenen Lösung des Rätsels schwindet die scheinbare Persönlichkeit des finstern Unbekannten, aber die Schilderung paßt Zug für Zug auf das Ungetüm, von dem am Ende der Tage der Himmelsgott (Odin) und die Sonne verschlungen werden sollen, den Fenriswolf. Die Vorstellung des,,verschlingenden" Nebels führt zum Bilde des riesenhaften Wolfes hinüber, und aus dem die Sonne verdunkelnden Nebel konnte leicht der Dämon der winterlichen Mächte der Finsternis werden. Aus dem Meere oder dem Sumpfe (an. fen steigt der Nebel auf, und darum wurde das Ungeheuer Fenriswolf genannt, oder allgemein nach seiner Raubtiernatur,der raubgierige Wolf" (an. fengi,,Beute, Raub").

In der letzten Hälfte des 9. Jahrh. begegnet bei den Skalden zuerst die Vorstellung, daß Loki,,des Wolfes Vater" sei (Hlg. 8), den er mit der wilden Riesin Angrboda,,,die Schadenbotin" zeugte (Lok. 10; Hym. 23; Hyndl. 42; Gg. 34); Hel und die Midgardsschlange sind des Wolfes Geschwister. Ostwärts in dem endlosen, wilden und furchtbaren Walde, der den Wohnsitz der Menschen umgibt, d. h. bei den Riesen, gebar eine unbekannte Alte dem Fenri Kinder, den Mondwolf Hati (,,der Hasser") und den Sonnenwolf Skoll (zu got. skadus,,Schatten"). Diese Fenris-Kinder sind also Lokis Enkel (Vol. 40; Grímn. 39; H. H. 140. 41; Gg. 12) und im Grunde dieselben mythischen Wesen wie Fenri. Wie

Herrmann, Nordische Mythologie.

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dieser selbst als Verschlinger der Sonne erscheint, so verfolgt auch das Untier in Wolfsgestalt, Skoll, die glänzende Göttin, und,,der Räuber des Gestirns" erwürgt sie. Er ernährt sich vom Fleische gefallener Männer und besudelt mit Blut den Sitz der Götter; so schnappt auch der graue Wolf Fenri selbst nach den Sitzen der Götter (Hkm. 20; Em. 6). Der andere Wolf Hati, der den Mond verschlingt, heißt darum auch Managarm (Mondwolf); auch er mästet sich vom Fleische gestorbener Männer und wird den Himmel mit Blut bespritzen: dann wird die Sonne ihren Schein verlieren. Daher ergibt sich die dringende Mahnung, die Leiber der Gefallenen nicht unbestattet auf freiem Felde liegen zu lassen und sie nicht den Wölfen und Raben zum Fraße oder der Verwesung preiszugeben; denn durch das Versäumen dieser heiligen Pflicht mästet man die beiden Scheusale. Die Verfinsterung eines Gestirns konnte man sich leicht als ein Verschlucktwerden durch ein Ungeheuer vorstellen, so erklärt sich leicht Fenris Wolfsgestalt und seine Verkörperung als des hereinbrechenden, gleichsam verschlingenden Dunkels. Der Mythus, daß die Sonne, bevor Fenri sie verschlingt, dereinst eine Tochter gebiert, die in der neuen Welt die Pfade der Mutter ziehen wird, beweist, daß die Nordleute glaubten, daß wenigstens bei totalen Verfinsterungen ein vollständiges Verschlingen und demgemäß auch eine Erneuerung des Gestirnes stattfindet. Der Mythus verschiebt den regelmäßigen Vorgang nur ans Ende der Welt, und die Erfahrung mochte die Nordleute gelehrt haben, oder wenigstens war es ihr Glaube, daß in den auf Sonnenfinsternisse folgenden Sommern das Wetter immer übelgesinnt“, unbeständig und unfreundlich war.

Nach dem Volksglauben erzeugt die Sonnenfinsternis ansteckende Krankheiten. Das Röten des Göttersitzes mit rotem Blute geht auf die öfter, besonders morgens und abends blutrot erscheinenden Nebensonnen; in Schweden, Norwegen und Dänemark hieß eine Nebensonne,,Sonnenwolf" (sólvarg, sólulv). Die schwedische Frau Sonne verfolgt ein Sonnenwolf, eine Vädersol (Nebensonne), und ihr Erscheinen bedeutet Hunger und Sterben. Nebensonnen das sind Lichtflecke um die

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Sonne herum

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werden im südlichen Island nicht selten gesehen. Wenn zwei Nebensonnen dort gleichzeitig gesehen werden, jede auf einer Seite der Sonne, die andere vor, die andere hinter ihr, so sagt man die Sonne sei in Wolfsnot (úlfakreppa), oder es werde der Sonne voraus- und nachgefahren", und beide Redensarten beziehen sich auf die Wölfe Skoll, der die Sonne, und Hati, der den Mond packen wollte. Zuweilen spricht man auch von einer Gilafahrt und nennt die Nebensonne, die vor der Sonne hergeht, Gill (= gildir, Wolf?"). Das soll schlechtes Wetter bedeuten, wenn nicht zugleich eine Nebensonne der Sonne folgt, und letztere Nebensonne wird dann ,,Wolf" genannt; daher stammt das Sprichwort: Selten ist Gill zu etwas gut, wenn nicht der Wolf hinterher fährt. Dem König Heidrek legt Gest der Blinde (Odin) das Rätsel vor: ,,Deute mir das Wunder, das ich draußen sah vor Dellings (des Vaters des Tages) Türen (d. h. am hellen, lichten Tage)? Es leuchtet den Leuten über alle Lande, und Wölfe streiten sich stets darum." Heidrek rät das Rätsel richtig:,,Das ist die Sonne; sie beleuchtet alle Länder, scheint über alle Menschen; aber Skoll und Hati heißen die zwei Wölfe; es läuft der eine vor, der andere hinter der Sonne" (FAS I468). Die Röte am Himmel deutet auf folgendes großes Sterben. Man hat an die Schilderung bei Dickens erinnert: ,,Die Sonne färbte die Landschaft rot, und es schien, wie wenn dieses Rot zum Himmel emporstiege, so wie man es von schändlich vergossenem Blute sagt" (Unser gemeinsamer Freund).

Während der Herrschaft von Licht und Tag ist der Dämon des Dunkels vom lichten Himmels- und Tagesgotte Tius-Ty getötet oder bei Beobachtung der wiederkehrenden Naturerscheinung in eine finstere Höhle gebannt, wobei aber der Gott selbst in seiner Macht geschwächt wird. Fenri ist bei den Göttern aufgezogen, soll aber seiner gefährlichen Größe und des von ihm drohenden Unheils wegen gefesselt werden; Ty allein wagt die mit Hilfe der Zwerge verfertigte, unsichtbare Fessel ihm anzulegen, büßt aber dabei seine Hand ein, die er dem Wolfe verpfändet hat. Dem gefesselten Ungeheuer,

das die Götter in einer unterirdischen Höhle bergen, wird der Rachen noch durch ein Schwert gesperrt, Geifer rinnt aus seinem Maule, das ist der Schaumfluß Wan. Dort liegt er bis zum Untergange der Götter (Lok. 38-41; Gg. 34).

Als die Vorstellung vom Weltuntergange mehr und mehr in die Form eines erbitterten Kampfes der Riesen und Götter umgeschmolzen wurde, ward der gefesselte Wolf für den Fall seines Freiwerdens ein gefürchteter Feind der Götter und der von ihnen bisher geschützten Menschen. Sein Freiwerden ward zu einem feindlichen Ansturm auf die bisherige Weltordnung. Wild reißt und zerrt der Wolf an seiner elastischen Kette, entsetzt gewahrt seine Umgebung, die Helbewohner, seine wachsende Wut, vom Reißen an der Fessel erbebt rauschend die Weltesche Yggdrasil, die Fessel dehnt sich und streckt sich, und der Fenriswolf ist frei (Vol. 47). Laut bellt der Höllenhund Garm vor Freude über das Loskommen des Wolfes und ermuntert Fenri und die Mächte der Hel, zum Angriff vorzugehen. Mit geöffnetem Rachen stürmt der Wolf einher, seine Kiefern klaffen vom Himmel bis zur Erde, und so verschlingt er den Himmelsgott. Odins Sohn aber, der schweigsame Widar, rächt den Vater und tötet das Ungeheuer, indem er mit seinem Fuße ihm in den Unterkiefer tritt. Die Rache tritt sofort ein, denn eine Sonnenfinsternis dauert nur einige Zeit und pflegt für den Menschen mit dem Gedanken an die baldige Wiederkehr des Lichtes verbunden zu sein. Dieser Mythus besagt dasselbe wie der, daß die Sonne, ehe Fenri sie frißt, eine Tochter gebiert (Vafþr. 47). Das Aufreissen des Rachens durch Widar erinnert daran, daß gewissermaßen die Sonne einen freien Ausweg gewinnen sollte, durch den sie ihrem Gefängnisse entrinnen könnte.

Die Ansicht, daß der am Himmel von den Göttern mit geheimnisvollem Band gefesselte und zum beständigen Aufsperren der Kiefern genötigte Wolf ursprünglich das Sternbild,,Wolfsrachen" (ulfs keptr) in der Nähe der Milchstraße ( des Schaumflusses Wan) bedeute, von dem die Götter Unheil für sich und die Welt besorgten, wenn es auf die Welt herabstürzte, verdient Beachtung. verdient Beachtung. Zugegeben muß

werden, daß ein am Himmel befindliches Sternbild einem Wolfe mit leuchtenden Augen und aufgesperrtem Rachen sehr wohl verglichen werden konnte. Die Vorstellung, daß Gestirne aus der Klasse der Fixsterne am Weltuntergange ihren festen Platz verlieren, bot die Möglichkeit einer Anknüpfung an die Ragnarökmythen. Aber auch diese Erklärung muß den am Himmel in Ketten gelegten Fenriswolf zuletzt mit dem die Sonne verfolgenden Wölfen gleichsetzen und den Wolf in die Schar der Götterfeinde einreihen mit der Begründung, daß er von dem Wunsche beseelt ist, für die Schmach so langer Fesselung an den Göttern Rache zu nehmen.

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