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Platz gebunden, ohne diesen ist kein Gott allsichtig. Keiner sieht den gestohlenen Hammer oder gewahrt überhaupt den Diebstahl. Die Götter können die Kraft jedes anderen Wesens niederzwingen, wenn sie sich in ihre Asenkraft werfen (Hym. 31). Der Gott vermag sich über seine Durchschnittsstärke zu erhöhen, wie unter den Menschen der Berserker. Aber es gibt auch eigentliche Wunder. Ein Wunder ist nach einer schönen Erklärung eine Unterbrechung oder Aufhörung der Naturgesetze. Ein Wunder ist die Runenerfindung Odins und die Herstellung der Runen, die Geburt Heimdalls von neun Müttern, die ungeheuerlichen Geburten Lokis, die Schöpfung selbst. In der eddischen Mythologie herrscht also nicht die grenzenlose Zügellosigkeit der Märchenphantasie. Es gibt feste Abzeichen der Klassen und feste Regeln für das Überschreiten der Schranken. Es gibt Dinge, die kein Gott ändern kann, und es gibt Mittel, die der Gott so gut wie der Mensch anwenden muß, um Wunder zu tun.

Das Leben der Götter spielt sich wie das der Menschen ab. Sie werden geboren, heiraten, zeugen Kinder und sterben. Ihre Speise ist Wildbret, Schweinespeck und Äpfel; nur Odin lebt vom Weine. Sie trinken Met, das uralte Lieblingsgetränk arischer Völker; sie wandern durch die Welt, fahren, reiten, laufen Schlittschuhe und benutzen Schiffe; sie schließen Blutbrüderschaft, schlafen, träumen, leiden menschlich, werden krank, wieder gesund und heilen selbst Krankheiten; sie kämpfen, üben Spiele und legen Wege an, zeigen den Weg, bauen Wohnungen, erleuchten ihre Säle, schmieden, brauen, fangen Fische, versammeln sich zum fröhlichen Trunk, spielen Schach und erzählen sich Geschichten.

Ihre Gestalt ist das Idealbild körperlicher Schönheit. Helle Farbe an Haut, Haar und Auge galt den Germanen für schön und edel. Der schönste Gott, Baldr, leuchtet vor Schönheit, und ein überaus weißes Gras heißt Baldrs Braue. Die göttlichen Frauen, Gerd und Idun, haben die weißesten. Arme, mit deren Glanz sie Luft und Meer erfüllen. Gleich dem irdischen Häuptling und König ist der Himmelskönig durch Fülle des Haupthaares ausgezeichnet, das lang hernieder

wallt, ein stattlicher Bart bedeckt die Brust. Thor ist ein kräftiger Mann mit rotem Barte, schön und anmutig von Aussehen ist auch Loki. Sigurd, der mit all seinen Schätzen prächtig auf Grani daherreitet, wird für einen von den Göttern gehalten (Vols. S. 26). Als einige Isländer im Waffenschmucke zum Kriege gingen, waren sie so wohl angetan, daß die Leute meinten, die allerbabenen Asen wären gekommen (Landn. III 10). Für König Sigurd, den Jerusalemfahrer, wurden im Jahre 1111 von Kaiser Alexius Spiele im Hippodrom veranstaltet. Dort sind mancherlei Begebenheiten, die Asen, Wölsungen und Gjukungen angebracht, welches alles aus Kupfer und Erz mit so vieler Kunst gegossen ist, daß es sich ausnimmt, wie wenn alles lebendig wäre, und wie wenn es Leute wären, die an dem Spiele teilnähmen" (FMS VII 83). In den Bronzefiguren, mit denen Kaiser Konstantin die Rennbahn geschmückt hatte, fanden die Nordleute also ihre Götter und Helden wieder, nur viel schöner dargestellt und so, wie wenn sie lebten.

Die Wanen.

Allgemeine Charakteristik. Mythus vom Wanenkrieg. Während Norwegens rauhe, gewaltige Gebirgsnatur den. Thorsmythen das eigentümlich starre, kampfreiche Gepräge aufdrückt, schuf die liebliche Natur Dänemarks das lichte Göttergeschlecht der Wanen.,,Seeland ist hochberühmt ob seiner Fruchtbarkeit" (Ad. Br. IV), Saxo preist es wegen seines hervorragenden Reichtums an Lebensbedürfnissen als den weitaus schönsten Teil Dänemarks (5), und noch heute ist Seeland die blühendste Provinz Dänemarks. Von hier aus drang die Verehrung der Wanen in die lachenden, fruchtbaren Gefilde von Schonen, Götaland, und weiter nördlich in das eigentliche Schweden nach Uppsala. In der geschichtlichen Zeit des Nordens repräsentiert der Wane Frey diese ganze Götterdynastie, Freyskult und Wanenkult ist im wesentlichen dasselbe. Früh kam seine Verehrung nach Norwegen;

Herrmann, Nordische Mythologie.

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ein Freystempel wird bei Drontheim erwähnt (Flt I403 ff.), und Frösön im Jemtland zeigt, daß dort ein Hauptplatz für seine Verehrung war. Als die Nordleute Islands Schnee- und Eiswelt aufsuchten, gründeten sie auch dort ein Stätte Uppsalir mit einem Tempel des Frey, und diese Stelle war besonders heilig (Vigagl. S. 19). Aber überall bewahrten die Wanen ihr der Natur des Landes entsprechendes Wesen: Sie segnen milde waltend Acker und Aue, Wild und Weide mit Regen und Sonnenschein, sie vertreten die wohltätigen Stimmungen der Luft und berühren sich mit den Elben. Odin und Thor sind gewaltiger, aber auch gewaltsamer, sie sind fortwährend in Ränke, Händel, Bündnisse und Frauenräubereien verwickelt; den Wanen haftet etwas eigentümlich Weiches, Liebliches an. Ihre Mythen spielen vorzugsweise im Frühling: der Begiun wie die Ausbeute der Schiffahrt und des Fischfanges, der Segen des Feldbaues und der Weiden hängt von ihnen ab, sie sind die Bringer und Geber des Reichtums. Njörd wohnt in Noatun (Schiffsstätte d. h. Hafen) und wird bei Seefahrt und Fischfang angerufen; denn er gibt guten Wind dem Schiffer und rechtes Wetter dem Fischer. Als Gott der zeugenden und belebenden Naturkraft in der Sommerhälfte des Jahres, deren Weben man im Sonnenstrahl und Windeswehen, in dem Erblühen und in der Vermehrung von Pflanzen, Tieren. und Menschen wahrnahm, ward Frey-Fricco im Tempel zu Uppsala, mit einem ungeheuren männlichen Gliede versehen, dargestellt (Fricco, an. *Fridki, Frikki, Koseform zu Namen. wie Fridfrodi, Fridleif u. a.? oder Verwechselung mit Frigg?); und darum wurde er bei Hochzeiten angerufen (Ad. Br. IV 26, 27). Sie schützen Handel und Schiffahrt; mit den Schiffen und Kaufleuten sind Gold und köstliche Kleinodien zu ihren Verehrern gekommen, und gerade auf den dänischen Inseln hat man zahlreiche antiquarische Goldfunde gemacht. Weltweisheit und Zauberkunst, ein Hang zu üppigem, dem Sinnengenusse geneigtem Leben, aber auch Mut und männliche Entschlossenheit sind den Wanen eigen. Als lichte, sonnige, freundliche, heitere und reiche Gottheiten bezeichnet sie ihr Namen Wanen, d. h. die Glänzenden, Schönen.

Durch Handel und Schiffahrt ward ihre Verehrung nach England hinübergetragen. Wann ihre Einwanderung in die skandinavischen Länder geschah, entzieht sich unserer Kenntnis; wenn Thor in dieser Zeit im Norden der Hauptgott war, d. h. bevor der Odinsglaube eingeführt oder allgemein anerkannt wurde, so stellten sich die Anhänger der Wanenreligion friedlich zu den Verehrern Thors, und für Schweden ist dieser ruhige Götteraustausch wohl verständlich; ihnen, den Bewohnern der fruchtbaren Ebene, war Thor nicht wie den Norwegern der Riesenbekämpfer, sondern der Gott des Gewitters, des Gewitterregens und darum der Fruchtbarkeit (Ad. Br. IV 26 ; s. u. Thor). Anders aber ward es, als der Wodans-Odinskult eindrang, geraume Zeit vor 800, später jedenfalls als der Wanenkult; da war ein Zusammenstoß zwischen der Wodansund der Wanenreligion, d. h. zwischen ihren Anhängern unvermeidlich. Von diesen Kämpfen erzählt die mythische Überlieferung des Nordens (Vol. 21-24; Gg. 23; Sks. 1; Yngl. S. 4):

Die Asen mißhandeln die zauberkundige Wanengöttin GullweigFreyja, indem sie sie mit Geren stechen und dreimal verbrennen. Die Wanen fordern Genugtuung, sie verlangen Bußzahlung oder Gleichstellung mit den Asen. Die Asen halten Rat und überlassen die Entscheidung den Waffen; denn sie hoffen, die friedlichen Gegner leicht und schnell besiegen zu können. Nach altgermanischem Brauche schießt Odin in das Heer der Wanen als symbolisches Zeichen für die Opferweihe alles Feindlichen. Aber die wägende Klugheit siegt über die wägende Kraft: die Asen erleiden eine empfindliche Niederlage, und die kriegskühnen Wanen behaupten die Walstatt. Aber ihre Weisheit macht sich auch bei den Friedensverhandlungen geltend. Sie sehen ein, daß sie den gewaltsamen Gegnern auf die Dauer nicht gewachsen sind; sie ziehen es daher vor, sich mit ihnen zu einem Götterstaate zu verbinden, in dem beide Parteien gemeinschaftlich den Opferzins empfangen sollen. Durch einen Geiselaustausch wird der Friedensschluß besiegelt: Frey und Njörd werden in den Kreis der Asen aufgenommen, während Höni und Mimi nach dem Wanenheim geschickt werden; für Mimi schicken die Wanen dann Kwasi, den Klügsten in ihrem Gebiete.

Der dichterische Bericht in die Sprache der Wirklichkeit übertragen, bedeutet: Der Mythus von der Gegnerschaft der Mächte der Unterwelt, der Finsternis und des Todes und der himmlischen Wesen verschmolz mit dem Zusammenstoße der einwandernden Wodansreligion und der Wanenreligion. Aus

dem natürlichen, elementaren Gegensatze wurde ein sittlicher: die einseitig auf Kampf und Sieg bedachten Asen verachteten die heitern Freuden der Wanen, ihren zuweilen zügellosen Lebensgenuß; die rauhen Odinsverehrer haßten den üppigen Dienst der liebes- und goldkräftigen Freyja: „,hirnverrückenden Zauber trieb sie, stets war sie die Wonne bösen Weibsvolkes." Vor allem aber standen sich in den Asen und Wanen zwei grundverschiedene Lebens- und Weltanschauungen gegenüber. Kein Volk war mehr davon überzeugt, daß Wissen Macht ist, als die Germanen. Der Grundgedanke der ganzen germanischen Mythologie ist die Macht. Die Wanengötter sind ein Ausdruck für die Macht der Natur, eine Personifikation der Zeugungskraft des Lebens; Wodan aber ist, sozusagen, mehr anthropomorphisiert: er ist die zur Göttlichkeit gesteigerte Kraft und Macht des Menschen, nicht die leibliche, sondern die geistige Überlegenheit. Geistiges Wissen und Können muß der haben, der die Welt beherrschen will, und er, der Runengewaltige, der Gott aller geistigen Anstrengung überhaupt, überragte mit der Fülle seines Wissens unendlich die rohen. Zauberkünste der Wanen, die vielfach unter finnischem Einflusse standen (s. u. Kultus, Weissagung und Zauber a. E.). Der Kampf der Wodans- und der Wanenreligion, d. h. der Bekenner derselben wird zu einem Kampfe der Götter. Mit Mord und Brand dringen die Wodansdiener in das Land der Wanenverehrer ein und bringen den Kultus ihres geistesgewaltigen Gottes nach Dänemark und dann nach Schweden. Aber die Anhänger der Wanen erzwingen sich Anerkennung, behaupten das gewonnene Gebiet und teilen mit den Asen jetzt Opfer und Tribut, d. h. in mythologischer Sprache: die Wanen werden unter die Asen aufgenommen: die Entsendung von Frey und Njörd als Geiseln zu den Asen ist nur der mythische Ausdruck für die geschichtliche Tatsache, daß der Kultus dieser beiden Götterdynastieen in Skandinavien als vollkommen gleichberechtigt angesehen wurde. Die Vermutung darf gewagt werden, daß der Mythus von Odin, der Mimi sein Auge verpfändet, gleichbedeutend ist mit der Überlassung Mimis an die Wanen, d. h. er ist ein Zeugnis dafür, daß die

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